Samantha hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Das Blut symbolisert die Seele im Sinne von Leben und daher geht es m. E. nicht um Hygiene, sondern um die Heiligkeit des Lebens.
Sobald aber eine Bluttransfusion im Notfall verweigert wird, wird das Leben als wertlos behandelt und das wichtige Gebot der Nächstenliebe mit Füßen getreten.
Genau diesen fundamentalen Kritikpunkt vermag ich nicht zu entkräften.
Um dies deutlicher herauszustellen greife ich mal auf das erste asimov'sche Robotergesetz zurück.
Zitat aus
Robotergesetze:
§1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
Nun übertrage ich dies auf Christen*:
Ein Christ darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
*
Natürlich ließe sich diese Ethik auch auf Menschen verallgemeinern.
@alle User
Was haltet ihr von diesem ethischen Gebot? Würdet ihr sagen, dass dies für Christen verbindlich ist? (Mir ist sehr wohl bewusst, dass dieses Gebot absolut verstanden durchaus problematisch ist, z.B. wenn es notwendig erscheint, einen Menschen zu bestrafen. In meiner neun Funktion als Moderator könnte ich (rein hypthetisch) veranlassen, dass ein User vom Adminsitrator eine Sanktion erhält. Wäre dies ein Verstoß gegen obige Ethik?
Daher könnte man die Muss-Vorschrift in eine Soll-Vorschrift abändern:
Ein Christ soll kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird. (Soll-Vorschriften wurde mir mal so erklärt: Soll ist Muss mit Ausnahme. Dies heißt, dass die Ausnahme sehr gut begründet werden muss und i.d.R. die Soll-Vorschrift anzuwenden ist.)
Wenn nun ein Artz den hippokratischen Eid verletzt, verletzt er damit nicht auch die Liebesbote Gottes? Und wenn er das Leben des Patienten gefährdet, verletzt er damit denn nicht auch die Heiligkeit des Lebens?
Nun lass uns annehmen, dass eine Bluttransfusion das biblische Verbot des Blutes tangiert. Lass uns ferner von der Situation ausgehen, dass die Transfusion medizinisch notwendig erscheint, um eine konkrete Gefahr für das Leben des Patienten zu vermeiden. In so einem Fall geraten die Gebote miteinander im Konflikt.
Dies ist in Rechtssystemen nichts ungewöhnliches, ein Beispiel wäre hierfür das deutsche Grundgesetz. Nur Artikel 1 GG ist absolut, alle anderen Grundrechte sind relative Teile eines Grundrechtssystems. Dies liegt daran, dass sich die Grundrechte gewissermaßen selbst ins Wort fallen und so begrenzen. Meine Meinungs- und Religionsfreiheit endet dort, wo dies die Grundrechte anderer tangiert. Daher wäre es grundfalsch, die Grundrechte isoliert als absolute Grundrechte zu interpretieren, dies würde in logischer Konsequenz die Würde des Menschen aushebeln, der ja eben durch die Grundrechte entsprochen werden soll.
Wenn nun Gebote, Weisungen oder Grundsätze miteinander in Konflikt geraten, kommen wir nicht umhin, abzuwegen.
Das Blut versinnbildlich in der Bibel das Leben. Daher bedeutet der Becher Rotwein im Abendmal auch Jesu Leben. Schon im Brandopferkult der alten Israeliten spielte das Blut der Tiere eine besondere Rolle.
Beim ersten Passah bestrichen die Hebräer ihre Türpfosten mit Lammblut (ein Vorbild für das Blut und somit Leben des Lammes Gottes, Christus).
Das Leben ist heilig, insbesondere das menschliche Leben, welcher im [Schatten]Bilde Gottes geschaffen wurde. Ein menschliches Leben zu gefährden ist m. E. gem. der jüdischen/christlichen Ethik unvertretbar.
Der hier vorliegende Konflikt hat die Besonderheit, dass es um den selben Grundgedanken geht, nämlich die Heiligkeit des Lebens. Die Heiligkeit des Blutes ist davon abgeleitet.
Dadurch, dass ein Tier ausgeblutet wird, bestätigt der Mensch, dass Gott Geber des Odems ist und repektiert die Heiligkeit des Lebens (so wie David, als er das Wasser auf die Erde wie Blut ausgoss, weil es unter Lebensgefahr seiner drei Gefährten beschafft wurde). Sich nicht des Blutes zu enthalten offenbart nach meinem biblischen Verständis eine Respektlosikeit vor der Heiligkeit des Lebens.
Doch was soll der rechtschaffene Christ tun, wenn er bspw. als Arzt dieses Gebot beachten will, aber dafür das Leben des Patienten gefärden müsste? Ist denn das Symbolisierte nicht höher einzustufen als das Symbol?
Jeder entscheide selbst. Ich will nur zum nachdenken anregen.
Samantha hat geschrieben:Nach biblisch-christlichem Verständnis führte das mosaische Gesetz und die Propheten zu Jesus hin, womit alle messianschen Verheißungen erfüllt wurden.
Die Gesetze mussten dann nicht mehr eingehalten werden? Wozu gab es denn vorher solche strengen Gesetze? Steinigungen entbehren aller Nächstenliebe, galten vorher als richtig und später als falsch. Also widerspricht Jesus dem Gesetz, dass sich demnach als falsch erwies.
Ich denke, dass das mosaische Gesetz auch dem bronzezeitlichen Kulturkreis des nahen Ostens Rechnung trug. Dieses Gesetz verhindertete maßlose Willkür und milderte die Blutrache. Es wurde einem Nomaden- und Hirtenvolk verkündet, welches sesshaft werden und einen Staat gründen sollte.
Jesus hebt die Ethik auf ein höheres und sensibleres Niveau.
Samantha hat geschrieben:Was Blut und Leben angeht: Christen sollen sich des Blutes enthalten und dürfen das Leben nicht antasten.
Das kann so nicht richtig sein. Das Leben wurde oft angetastet, es wurden Menschen und Tiere getötet.
Tiere durften nicht aus Spaß oder zum Sport abgeschlachtet werden. Im mosaischen Gesetz gibt es bereits erste Tierschutzgebote. Der Mensch als Omnivore ernährt sich natürlicherweise auch vom Fleisch der Tiere. Laut Prof. Ruth Lapide soll der Mensch aber nur wenig und mäßig Fleisch verzehren, nur so viel notwendig ist.
Wenn ein Tier geschlachtet wurde, sollte die Schlachter das Blut auf die Erde ausgießen und mit Staub bedecken, um so der Heiligkeit des Lebens, sogar von Tieren, Respekt zu zollen.
Bereits Noah und seiner Familie wurde geboten, nicht das Blut von Menschen zu vergießen, wie es Kajin (Kain) getan hatte, als er seinen Bruder Habel (Abel) erschlug. Begründet wurde dies von Gott mit Verweis darauf, dass er den Menschen in seinem Abbild (Schattenbild) erschaffen hatte. Damit wird in der Genesis dem Menschen Würde zuerkannt und es ist dem Menschen unwürdig ermordet zu werden.
Im mosaischen Gesetz wird zwischen Totschlag und Mord differnenziert. Das sechste Gebot ("Du solllst nicht morden!") verbietet das mörderische Blutvergießen. Eine Tötung wird damit nicht zwingend ausgeschlossen.
Samantha hat geschrieben:Und falls es so nicht gemeint war, sollte die Erwähnung des Blutes auch keine wörtliche Beachtung finden. Außerdem: was ist am Blut heilig? Durch das Blut können Krankheiten übertragen werden - wäre es heilig, müsste dies doch ausbleiben. Vielleicht wurde das Blut in der Bibel erwähnt, weil damals Riten in Verbindung mit Blut stattfanden.
Wenn Blut Krankheiten übertragen kann, dass bedeutet dies lediglich, dass dies für Bluttransfusionen eine mögliches Risiko darstellt.
Ist denn das Leben eines Menschen etwa unheilig, weil er krank ist? Ganz und gar nicht. - Da Blut ist in der Bibel ein Sybol für das Leben und ich denke, ein passendes.
Das hebräische Wort für Seele lautet
néphesch [× Ö¶×¤Ö¶×©×] und meint ein Wesen, in dem Odem ist - ein „Atmender“ (Mensch und Tier), oder die Person oder das Leben an sich. Da der Sauerstoff wie auch die Nahrung über das Blut zu allen Körperzellen transporiert wird, hängt das Blut mit der Atmung und der Zellatmung zusammen.
Der Begriff
néphesch unterscheidet nicht zwischen Luft- und Speiseröhre, womit "Seele" in diesem Sinne die Gesamtheit dessen umfasst, was für das Aufrechterhalten der Seele (des Lebens) notwendig ist. Das, was über die Luft- und Speiseröhre dem Leib zugute kommt, wird über das Blut transporiert. Blut bedeutet Leben und symbolisiert es daher auf passende Weise.
Die Bibel enthält viel Symbolsprache und Metaphorik. Im Falle von Blut für Leben handelt es sich um relativ einfache Metaphorik.