Kann Gott schuldig sein?

Rund um Bibel und Glaube
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sven23
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#241 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von sven23 » So 23. Nov 2014, 08:29

Bastler hat geschrieben: Ich halte diese Projektionsneigung dagegen für einen der wichtigsten Hinweise auf Gott.
Da hat uns Gott eine Neigung eingebaut, damit wir nach ihm suchen. Energiespender dieser Neigung ist das Sehnen nach einem Schutz, den die Welt nicht in der erwünschten Qualität geben kann.

Ich denke, wir sind bei solchen Betrachtungen immer in der Gefahr, Ursache und Wirkung zu verwechseln. Tiere müssen auch Leid erdulden, allerdings haben sie nicht die Fähigkeit zur Selbstreflexion. In diesem Punkt ist Hirnleistung Fluch und Segen zugleich. Segen, weil wir uns die Welt kognitiv erschließen können, Fluch, weil wir auf die Frage, warum es Leid gibt, keine befriedigende Antwort finden.
Gott ist sozusagen der Ausweg aus diesem Dilemma. Dabei scheint es für Gläubige keinen Unterschied zu machen, ob er wirklich existiert oder nicht. So lange sie leben, "existiert" er in ihrer Vorstellung.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#242 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von sven23 » So 23. Nov 2014, 08:33

Hemul hat geschrieben: Klar lässt Gott das Unglück über Unbelehrbare kommen, was hättest du denn anderes gedacht? :roll:

Hiob war doch nicht unbelehrbar, im Gegenteil, trotzdem hatte er die A-karte

Hemul hat geschrieben: Friede Freude Eierkuchen musste ganz wo anders suchen. ;)

Wo denn? Dann gehn wir besser da hin :lol:
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Bastler
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#243 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Bastler » So 23. Nov 2014, 08:39

Der erste biblische Schöpfungsmythos ist kein Mythos, sondern ein Hymnus, vielleicht sogar ein Liedtext.
Man zählt ja auch "morning has broken" nicht zu den Mythen, obwohl es sich um ein Schöpfungslied handelt.

Die Umgangsweise mit solchen Liedern ist ein wenig seltsam.
Wahre Könner filtrieren aus "morning has broken" ein Wissen heraus!
Das Wissen darum, wie der Gesang Archaeopterix geklungen hat!
Erstaunlich!
"blackbird has spoken like the first bird"

Ah! Die Amsel hat gesungen, wie der erste Vogel?
Also hat der Archaeopterix (naja ... immerhin eine ganz gute Näherung an den ersten Vogel)
geklungen, wie eine Amsel! Heureka!

Ob Cat Stevens beim Dichten (oder beim Textklauen) ausgerechnet eine Lehrstunde in Paläontologie dachte,
halte ich für bezweifelbar.
Eigentlich wollte er doch ausdrücken,
wie ihn die Neuschöpfung eines sonnendurchstrahlten, taufeuchten Morgens im Klang der Amseln ins Herz gedrungen ist:
Dass das Sonnenlicht nicht vom sky leuchtet,
sondern sunlit from heaven.

Deswegen halte ich morning has broken
für die bislang beste Übersetzung des biblischen Schöpfungshymnus.
Und kein vernünftiger Mensch kommt auf die Idee,
aus diesem Hymnus
evolutionstechnische und evolutionstechnische Details
an den Haaren herbeizuziehen.

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sven23
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#244 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von sven23 » So 23. Nov 2014, 08:41

closs hat geschrieben:Es ist in der Tat richtig, dass man in der Bibel nicht immer sicher sein kann, wer spricht, wenn es heisst: "Und Gott sprach". -

Eigentlich schon. Wie wärs mit dem Verfasser der Texte? :lol:

closs hat geschrieben: "So wie ich, Gott, bei Babel und Noah den Reset-Knopf gedrückt habe, wenn es wieder einmal zu tolle war, so werde ich auch in Zukunft Finsternis schaffen, damit Ihr mal kapiert, was überhaupt Licht ist".

Die Menschheit ist kein Gerät, das man mal eben so resetet. Auch halte ich es für unglaubwürdig, daß die Menschheit früher um so viel schlechter oder verdorbener war als heute, das sind Mythen.
Nein, hier geht es vielmehr um die altbekannte Drohkulisse, die aufgebaut wird, um Gläubige bei der Stange zu halten.
Und wenn Gläubige kuschen und sich unterwerfen, dann profitiert auch ein Herrscher und die Priester davon, denn sie stehen ja angeblich in besonderer Verbindung zu diesem Gott.
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sven23
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#245 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von sven23 » So 23. Nov 2014, 08:44

Bastler hat geschrieben: Am Besten: Man lässt nicht nur alles Furchtbare an Gott weg,
sondern auch noch alles Furchtbare, was in der Welt geschieht.

Aber diese Friede-, Freude- und Eierkuchentaktik
ist langweilig und wenig glaubwürdig.

Im Gegenteil, man sollte darüber reden, wie das Leid zu einem angeblich gütigen und liebenden Gott paßt. Folgt man closs, ist Gott selbst ein Mitverursacher von Leid, weil es angeblich heilsnotwendig ist. Eine ziemlich gräßliche Vorstellung.
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#246 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Bastler » So 23. Nov 2014, 08:46

sven23 hat geschrieben:
Bastler hat geschrieben: Ich halte diese Projektionsneigung dagegen für einen der wichtigsten Hinweise auf Gott.
Da hat uns Gott eine Neigung eingebaut, damit wir nach ihm suchen. Energiespender dieser Neigung ist das Sehnen nach einem Schutz, den die Welt nicht in der erwünschten Qualität geben kann.

Ich denke, wir sind bei solchen Betrachtungen immer in der Gefahr, Ursache und Wirkung zu verwechseln. Tiere müssen auch Leid erdulden, allerdings haben sie nicht die Fähigkeit zur Selbstreflexion. In diesem Punkt ist Hirnleistung Fluch und Segen zugleich. Segen, weil wir uns die Welt kognitiv erschließen können, Fluch, weil wir auf die Frage, warum es Leid gibt, keine befriedigende Antwort finden.
Gott ist sozusagen der Ausweg aus diesem Dilemma. Dabei scheint es für Gläubige keinen Unterschied zu machen, ob er wirklich existiert oder nicht. So lange sie leben, "existiert" er in ihrer Vorstellung.
Ich bin mir übrigens nicht einmal wirklich sicher, ob einige Tiere nicht eine Art tierisches Pendant zum Glauben haben - natürlich nicht reflektiert.
Vielleicht haben sie eine Art fest verdrahtetes Gefühl, dass alles - und zwar trotz allen Leids und aller Ungerechtigkeit - doch irgendwie "richtig" ist.

Für die meisten gläubigen Menschen spielt das tatsächliche Existieren Gottes - entgegen Deiner Vermutung - eine wichtige Rolle.
Nur wird diese Existenz Gottes nicht gewusst, sondern geglaubt.
An einen nichtexistenten Gott zu glauben, würde ihnen nicht viel helfen.

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#247 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von sven23 » So 23. Nov 2014, 08:55

Hemul hat geschrieben: Alle werden wie es immer schon war bevor "JHWH" sein Urteil vollstreckte, vorher gewarnt worden sein. Aber ob alt oder jung geht diese Warnung >(genau wie bei dir) u. wie es schon in der Vergangenheit war irgendwo entlang. Deshalb hält es Gott für gut und richtig, alles mit Stumpf und Stiel auszurotten. Oder glaubst du wirklich, er lässt sich immer und ewig von Münekis und Kinder
auf der Nase herumtanzen und beleidigen? :roll:

Ach so, wenn er gewarnt hat, dann ist es ja in Ordnung. :roll:
Seien wir alle froh, daß es diesen grausamen AT Gott nur in der Literatur und in den Köpfen einiger Verwirrter gibt.
Aber auch das kann schon schlimm genug sien, wie man an der ISIS sieht. Die picken sich die grausamen Stellen ihrer heiligen Schriften raus und setzen sie in die Tat um.
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#248 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Bastler » So 23. Nov 2014, 08:56

sven23 hat geschrieben:Folgt man closs, ist Gott selbst ein Mitverursacher von Leid, weil es angeblich heilsnotwendig ist. Eine ziemlich gräßliche Vorstellung.
Da geht es mir, wie closs: Ich finde diese Vorstellung überhaupt nicht grässlich.
Wenn jemand, der mir Leid zufügt, dies tut, um mir zum Heil zu verhelfen, dann kann ich ihm eigentlich nur dankbar sein.
Wie einem Arzt, der mich mit der Spritze sticht (aua!), um mich gesund zu machen.

Das Problem ist allerdings, dass ich den Zusammenhang von Spritze und Genesung kenne,
während Gott den Menschen scheinbar wahllos irgendwas zumutet,
ohne dass er sie nachvollziehbar aufklärt, wieso das nun zum Heil führen soll.
Den Zusammenhang solchen Leids zum Heil kann man folglich nicht kennen,
sondern man muss (als Gläubiger) darauf vertrauen.

Immer noch besser, als einen solchen Zusammenhang
von vornherein auszuschließen
und das Leiden als sinnlosen Wahnsinn zu betrachten,
der sich eben aus dem blinden Ablauf der Natur ergibt.

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#249 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von sven23 » So 23. Nov 2014, 09:01

closs hat geschrieben:Einige frühen Christen haben das anscheinend wirklich gemeint - Paulus auch. - Aber es gibt so viele Zitate dagegen (ein NT-Kenner hat sie mal hier eingestellt), dass man dies nicht als Grundlage des NT-Verständnisses herannehmen sollte. - Das mindeste, was man akzeptieren sollte, wäre, dass es komplett wurscht ist, ob es 30 oder 3000 Jahre dauert.

Das war sicher eines der Hauptargumente für Jesu Anhänger. Wer folgt denn einem Sektenführer, der das Heil in 3000 Jahren verspricht? Die Gefolgschaft rekrutierte sich aus Menschen, die mit der römischen Besatzung und ihrer eigenen Lebenssituation unzufrieden waren. Ein Verbesserung der Lebenssituation will man natürlich selbst noch erleben, was denn sonst? Deshalb war die Naherwartung fester Bestandteil des Heilsversprechens.
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#250 Re: Kann Gott schuldig sein?

Beitrag von Pluto » So 23. Nov 2014, 10:37

Hemul hat geschrieben:Hier hast du schon mehrfach eine Antwort bekommen.
Wo denn? ;)

Hemul hat geschrieben:Blubb... hindern dich offensichtlich auch weiterhin daran die logisch bibl. Erklärungen diesbezgl. zu akzeptieren u. anzuerkennen.
Welche wäre...? :roll:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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