Guten Morgen zusammen!
Erstmal danke Bastler für diese lehrreiche Zusammenfassung mit Kommentar zu dem Hiobsbuch, ich kann mich deinen Ausführungen ganz anschließen. Aber ich würde zu dieser Diskussion über die "Teufelswette" auch noch einen weiteren Aspekt hinzufügen.
Dafür zitiere ich die Wette nochmal:
Hiob 1,6-12;NEÜ hat geschrieben:
6 Eines Tages kamen die Söhne Gottes6, um sich vor Jahwe einzufinden. Unter ihnen war auch der Satan7.
7 Da sagte Jahwe zum Satan: "Wo kommst du her?" - "Ich habe die Erde durchstreift", erwiderte der Satan, "und bin auf ihr hin und her gezogen."
8 Da sagte Jahwe zum Satan: "Hast du auf meinen Diener Hiob geachtet? Auf der Erde gibt es keinen zweiten wie ihn. Er ist mir aufrichtig und vollständig ergeben. Er fürchtet Gott und meidet das Böse."
9 Der Satan erwiderte Jahwe: "Ist Hiob etwa umsonst so gottesfürchtig?
10 Du beschützt ihn doch von allen Seiten, sein Haus und alles, was er hat! Du lässt ja all sein Tun gelingen, und seine Herden breiten sich im Land aus.
11 Versuch es doch einmal und lass ihn alles verlieren, was er hat! Ob er dir dann nicht ins Gesicht hinein flucht?"
12 Da sagte Jahwe zum Satan: "Pass auf! Alles, was er hat, ist in deiner Hand. Nur ihn selbst taste nicht an!" Da entfernte sich der Satan aus der Gegenwart Jahwes.
Nach dem Satan mit den übrigen Engeln vor Gott tritt, führen Satan und Gott erstmal einen normalen Dialog über das Handeln Satans und offenbar wird das Satan eine Art Ankläger-Rolle inne hat (V. 8). Statt aber auf Gottes Frage zu antworten, kommt Satan mit einer Gegenfrage in Form einer These, ob Hiobs Frömmigkeit auf Gott zurückzuführen ist, statt auf seine eigene Widerstandskraft. Das bestärkt Satan in dem er jetzt Gott anklagt, dass Gott Hiob und sein Besitz beschützt und ihm deshalb kein Unrecht geschieht (9-11).
An dieser Stelle finde ich Gottes Reaktion interessant, wie reagiert Gott auf Satans Anklage? Gott hätte als Allmächtiger den Satan allwissend belehren können und das ist es was wir (Menschen) von Gott in dem Fall erwarten. Aber Gott gebraucht hier gar nicht seine Allmacht, stattdessen geht er auf den Satan ein, dass Satan Hiob unschuldig bestrafen soll (V. 12).
Jetzt die Frage: warum gebraucht Gott nicht einfach seine Allmacht, sondern er beschränkt sich in seinem Handeln auf der Engel und unser Niveau? Die Antwort finden wir in dem nächsten Dialog:
Hiob 2,3;NEÜ hat geschrieben:Da sagte Jahwe zum Satan: "Hast du auf meinen Diener Hiob geachtet? Auf der Erde gibt es keinen zweiten wie ihn. Er ist mir aufrichtig und vollständig ergeben. Er fürchtet Gott und meidet das Böse. Und noch immer hält er an seiner Rechtschaffenheit fest. Du hast mich aufgereizt, ihn ohne Grund zu verderben."
Gott gibt dem Satan Kenntnis darüber das Satan "Gott aufgereizt hat den Hiob grundlos zu verderben". - Ich verstehe es so, dass Gott deshalb von seiner Allmacht nicht Gebrauch machen will, weil er dem Satan seine Thesen an seiner eigenen Erfahrung aufzeigen will, dass er, der Satan, Unrecht hat. Und für mich ist diese Handlungsweise Gottes in dem Fall als Belehrung für den Satan einleuchtend, weil wir kennen es doch selbst, dass wir lieber auf Ratschläge von Leuten hören, die das zuvor selbst erlebt haben als von Klugscheißern, die sich zwar theoretisch mit Problemen auskennen, aber selbst nicht solche Probleme durchlebt haben. Und genauso sehe ich Gott an dieser Stelle, der nicht als "Klugscheißer" handelt, indem er dem Satan einfach - durch seine Allmacht - voraussagt, dass er Unrecht hat, sondern auf seine Anklagen und Thesen eingeht. In dieser märchenhaften Erzählung kann ich mich also durchaus mit dem Satan identifizieren, der etwas bezweifelt, aber dann von Gott eine Belehrung an einem praktischen Beispiel erhält.
Nun haben wir zwar den Punkt mit Gott und Satan beleuchtet, aber was bringt diese Lektion für den Satan nun dem Hiob? - Er ist ja schliesslich der Leidtragende, nicht der Satan. - Bei der Frage verweise ich auf Bastlers Beiträge. Für das Leid des Menschen in der Welt ist zwar auch Gott mitverantwortlich, aber die Gründe bleiben uns verborgen. Aber von der Theodizee-Frage mal abgesehen, kann man auch noch etwas anderes daraus lernen.
Durch diese "Teufelswette" kann man sehen, wie catholic bereits sagte, das Gott kein einseitiger Dispot ist, der mit sich nicht reden lässt. Er lässt mit sich reden (Gespräch Satans) oder auch anklagen (virtuelles Gericht Hiobs). Jetzt könnte man einwenden das Hiob bei dem Gespräch mit Gott ein auf den Deckel erhalten hat um Gott doch als Diktator darzustellen, aber ich finde diese Betrachtung trifft es nur halb, weil Gott dem Hiob neben seinem Tadel auch zugesprochen, dass Hiob im Recht gewesen ist, daraufhin folgte dann Hiobs Belohnung. Letztlich kann man daraus ableiten das Gott zwar autoritär auftreten kann und tut, aber zu einem Dispoten kann man ihn nicht degradieren.