Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Philosophisches zum Nachdenken
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Scrypton
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#361 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Scrypton » Mi 27. Feb 2019, 21:01

closs hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 19:12
Stromberg hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 17:35
Die hätten nur Knochen finden müssen
Haben sie aber nicht
Du weißt also, was Menschen vor 5.000 Jahren nicht mal zufällig entdeckt haben könnten? :lol:
Ahja, sag mal an woher du das wissen willst. Bin schon ganz gespannt. ^.^

Ohnehin: Wie kommst du von Globuli zu Dinosaurier?
Kannst du den Zusammenhang, der da irgendwie in deinem Kopf wohl existieren mag, erläutern?

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Andreas
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#362 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Andreas » Mi 27. Feb 2019, 22:05

closs hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 20:16
Konkret: Die HKM könnte nie zum Ergebnis kommen, dass Jesus göttlich ist, bzw. die Bibel so interpretieren, als sei er göttlich - auch wenn er es ontisch ist.
Was soll das heißen? "...auch wenn er es ontisch Ist." Ist Jesus ontisch göttlich, oder nicht? Wenn das keiner wissen kann, ist dein Satz nonsens, weil weder Jesu ontische Göttlichkeit noch seine ontische Nichtgöttlichkeit dann ein Kriterium dafür ist, dass eine Exegese nach der historisch-kritischen Methode Jesus als göttlich oder nichtgöttlich interpretieren müsse - einfach weil die Ontologie bei der Interpretation von Texten völlig wurscht ist. Die historisch-kritischen Methode eignet sich ausschließlich dazu Texte zu untersuchen. Es ist keine Methode um das Sein zu ergründen, damit Philosophie, Metaphysik zu betreiben, oder Gottes ontologische Wirklichkeit zu beweisen oder zu widerlegen.

Du glaubst das aber wirklich, was du da über die HKM sagst. Ich kann es einfach nicht fassen, wie leicht sich Menschen Indoktrinieren lassen. Entweder betrifft das nun mich, oder dich. Es ist dir bestimmt ein Leichtes, mir eine HKM-Exegese eines Evangeliums zu zeigen oder zu benennen, die Jesus darin nicht als göttlich interpretiert. Wir werden sehen, ob du deine Behauptung wenigstens mit einem einzigen Beispiel einer solchen Exegese auch belegen kannst, oder nicht. Ich glaub dir das erst, wenn du mir ein solches Exemplar präsentierst. Ich hab nämlich schon einige solcher HKM-Exegesen von Evangelien gelesen, aber mir ist noch keine untergekommen, die den Text so ausgelegt hätte, als sei Jesus darin nicht göttlich dargestellt.

JackSparrow
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#363 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von JackSparrow » Mi 27. Feb 2019, 22:16

closs hat geschrieben:
Di 26. Feb 2019, 21:10
Nee - andersrum. - Für ihn war prinzipiell nicht per Wahrnehmung/Wissenschaft klärbar, ob "Wirklichkeit" in der Natur (Res extensae) oder in der Vorstellung des Ich stattfindet.
Das sind doch nur pseudophilosophische Wortspielchen. Einen Elefanten kann ich mir sowohl vorstellen als auch im Zoo betrachten.

Die Aktionspotenziale für Elefant Typ 2 entstammen der Retina. Die Aktionspotenziale für Elefant Typ 1 entstammen dem im Frontal- und/oder Temporallappen angesiedelten episodischen Gedächtnis. Der beobachtete Elefant wird im Langzeitgedächtnis abgespeichert, der vorgestellte Elefant wird aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen.

Es existiert somit keinerlei einleuchtender Grund, wieso man den Elefanten im Zoo ebenfalls als eine Vorstellung bezeichnen sollte.

Würdest Du einen Unterschied zwischen "Wirklichkeit" und "das, was der Fall ist" sehen?
Vor meinen Augen befindet sich mein iPad. Da es also offenbar auf meine Retina eingewirkt hat, halte ich es nicht für völlig falsch, mein iPad als "wirklich" zu bezeichnen.

Aber natürlich ist sowohl die Wirklichkeit als auch die Aussage, dass es der Fall ist, lediglich ein philosophisches Konstrukt. Solche Begriffe muss ich mir nämlich erst mal ausdenken, bevor ich die These aufstellen kann, dass da auch mein iPad dazugehört. Es ist ja nicht so, dass Wirklichkeiten oder Fälle irgendwo als Objekte draußen rumfliegen und man nur zur richtigen Zeit hingucken muss, damit man eins erblickt.

Aus meiner Sicht ist beides falsch - denn Du sagst damit, dass der Mond ohne unsere (meinetwegen naturwissenschaftliche) Beobachtungen gar nicht existenz wäre - meinst Du das?
Ich sage ausdrücklich nicht, dass der Mond nicht existiert, wenn niemand hinschaut. Ich sage, dass dies streng empirisch betrachtet niemand jemals wissen kann.

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Scrypton
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#364 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Scrypton » Mi 27. Feb 2019, 22:31

Andreas hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 22:05
closs hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 20:16
Konkret: Die HKM könnte nie zum Ergebnis kommen, dass Jesus göttlich ist, bzw. die Bibel so interpretieren, als sei er göttlich - auch wenn er es ontisch ist.
Was soll das heißen? "...auch wenn er es ontisch Ist." Ist Jesus ontisch göttlich, oder nicht? Wenn das keiner wissen kann, ist dein Satz nonsens, weil weder Jesu ontische Göttlichkeit noch seine ontische Nichtgöttlichkeit dann ein Kriterium dafür ist, dass eine Exegese nach der historisch-kritischen Methode Jesus als göttlich oder nichtgöttlich interpretieren müsse - einfach weil die Ontologie bei der Interpretation von Texten völlig wurscht ist. Die historisch-kritischen Methode eignet sich ausschließlich dazu Texte zu untersuchen. Es ist keine Methode um das Sein zu ergründen, damit Philosophie, Metaphysik zu betreiben, oder Gottes ontologische Wirklichkeit zu beweisen oder zu widerlegen.
Gut auf den Punkt gebracht.
Unser closs reitet schon seit Jahren auf dem Irrtum herum, man müsse die Analyse und Interpretation der biblischen Texte auf der Annahme bauen, dass sein darin erklärter "Held" (ich meine Jesus) "ontisch" eine "Göttlichkeit" inne hat.

Dass das völliger Unfug ist will er nicht verstehen, obwohl er widersprüchlich akzeptiert, bei anderen Schriften in welchen andere Gottheiten und andere "Helden" vorkommen nicht so zu verfahren wie er es speziell bei der Bibel so gerne hätte....

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#365 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » Mi 27. Feb 2019, 23:06

Andreas hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 22:05
Ist Jesus ontisch göttlich, oder nicht?
Glaubenssache. - Nach meinen persönlichen Vorannahmen, die so und so begründbar sind und die spirituell teilbar sind, ist Jesus ontisch göttlich - aber das WEISS ich doch nicht. Deshalb heißt es doch "Glaube".

Andreas hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 22:05
Wenn das keiner wissen kann, ist dein Satz nonsens, weil weder Jesu ontische Göttlichkeit noch seine ontische Nichtgöttlichkeit dann ein Kriterium dafür ist, dass eine Exegese nach der historisch-kritischen Methode Jesus als göttlich oder nichtgöttlich interpretieren müsse
Richtig - aber das ist kalter Kaffee. - Untersucht wird allein nach anthropogenen = hermeneutischen Vorannahmen, die sehr unterschiedlich sein können. - Redlichkeit aller vorausgesetzt (was ich tue), sagt dann jeder "Mir scheinen meine hermeneutischen Vorannahmen am plausibelsten zu sein für das, was ich rausfinden will - ich tue auf Arbeitsebene so, als seien sie deckungsgleich mit der ontischen Wirklichkeit".

Damit es keine Missverständnisse gibt: "Weil ich an die Göttlichkeit Jesu glaube UND unter diesem Aspekt forschen will, sind meine Vorannahmen dementsprechend". - Ein anderer sagt "Weil ich den Text wie einen normalen antiken Text untersuchen will und kein Interesse an spirituellen/geistigen Fragen habe, sind meine Vorannahmen (anders) dementsprechend."

Andreas hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 22:05
Es ist dir bestimmt ein Leichtes, mir eine HKM-Exegese eines Evangeliums zu zeigen oder zu benennen, die Jesus darin nicht als göttlich interpretiert.
Moment: Natürlich wird berücksichtigt, wenn irgendwo steht, dass Johannes als Verfasser an Jesus als Gott glaubte - aber darum geht es nicht. Es geht um die hermeneutischen Vorannahmen der Untersuchenden - und diese müssen ALLE, wenn sie diszpliniert bleiben wollen, so tun, als sei es ein "normaler" antiker Text. - Ein gläubiger HKM-ler sagt dazu, dass der historisch(-methodische/kritische) Jesus dem geglaubten Jesus im Weg stünde - beide beißen sich.

um Deine Frage zu beantworten: ALLE disziplinierten HKM-Arbeiten betrachten aus Sicht des Untersuchenden Jesus NICHT als göttlich - selbst wenn die Untersuchenden gläubig sind. - Alles andere wäre wissenschaftlich disziplinlos. - Es ist EIN (säkularer) Ansatz.

Andreas hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 22:05
Ich hab nämlich schon einige solcher HKM-Exegesen von Evangelien gelesen, aber mir ist noch keine untergekommen, die den Text so ausgelegt hätte, als sei Jesus darin nicht göttlich dargestellt.
Merkst Du was? - Du wechselst von Untersucher-Sicht zur Verfasser-Sicht - das muss man aber unterscheiden. --- Konkret: Jesus wird aus dem Mund der Verfasser selbstverständlich in der HKM als göttlich dargestellt - aber er wird aus Sicht der Untersucher nicht als göttlich verstanden - das gälte als wissenschaftlich unprofessionell.

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#366 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » Mi 27. Feb 2019, 23:12

JackSparrow hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 22:16
Einen Elefanten kann ich mir sowohl vorstellen als auch im Zoo betrachten.
Du bist nicht an der Sache dran. - Damit ist gemeint, dass Du nicht wissen kannst, ob es "echt" ist oder eine Vorstellung, wenn Du einen Elefanten im Zoo betrachtest.

JackSparrow hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 22:16
Es existiert somit keinerlei einleuchtender Grund, wieso man den Elefanten im Zoo ebenfalls als eine Vorstellung bezeichnen sollte.
Du steigst ein, NACHDEM alles schon erledigt ist - das ist ein Grundproblem moderner Denkweisen: philosophische/spirituelle Retardierung.

konkret: Auch Deine Beobachtungen zur Retina können "echt" oder nur Vorstellung sein. - Damit löst Du nur dann etwas, wenn Du so spät einsteigst, dass es schon wieder eine Beleidigung ist, überhaupt darüber nachzudenken.

JackSparrow hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 22:16
Ich sage, dass dies streng empirisch betrachtet niemand jemals wissen kann.
Richtig - und genau deshalb sage ich, dass "ontisches Sein" nicht ein empirie-abhängige Größe ist, sondern in sich selber Existenz ist. Und genau damit stoße ich auf für mich immer wieder unverständlichen Widerstand.

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#367 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Andreas » Do 28. Feb 2019, 00:29

closs hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 23:06
Glaubenssache. - Nach meinen persönlichen Vorannahmen, die so und so begründbar sind und die spirituell teilbar sind, ist Jesus ontisch göttlich - aber das WEISS ich doch nicht. Deshalb heißt es doch "Glaube".
Genau. Deswegen ist Jesu ontische Göttlichkeit oder Nichtgöttlichkeit bei einer Exegese völlig belanglos, weil kein Glaube einen ontischen Nur-Menschen Jesus zur ontischen Göttlichkeit erheben und kein Glaube einen ontisch göttlichen Jesus zum ontischen Nur-Menschen degradieren kann. Es spielt bezüglich der ontischen Wirklichkeit Gottes oder Jesu keine Rolle mit welcher Vorannahme jemand an das Markusevangelium herangeht.

Am besten macht ein Exeget also seinen Job ohne jede Vorannahme bezüglich der ontischen Wirklichkeit Jesu, halt so wie er es im Studium an der Uni auch gelernt hat. Nirgends wird gelehrt, dass ein Exeget bei seiner Arbeit mit der HKM von der Nichtgöttlichkeit Jesu ausgehen müsse - es sei denn, du kannst mir das irgendwie aus dem Lehrmaterial von Universitäten belegen.
closs hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 23:06
Richtig - aber das ist kalter Kaffee. - Untersucht wird allein nach anthropogenen = hermeneutischen Vorannahmen, die sehr unterschiedlich sein können. - Redlichkeit aller vorausgesetzt (was ich tue), sagt dann jeder "Mir scheinen meine hermeneutischen Vorannahmen am plausibelsten zu sein für das, was ich rausfinden will - ich tue auf Arbeitsebene so, als seien sie deckungsgleich mit der ontischen Wirklichkeit".
Das sind völlig haltlose Behauptungen. Belege, Belege, Belege.

closs hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 23:06
Damit es keine Missverständnisse gibt: "Weil ich an die Göttlichkeit Jesu glaube UND unter diesem Aspekt forschen will, sind meine Vorannahmen dementsprechend". - Ein anderer sagt "Weil ich den Text wie einen normalen antiken Text untersuchen will und kein Interesse an spirituellen/geistigen Fragen habe, sind meine Vorannahmen (anders) dementsprechend."
Du kannst das halten, wie du willst und irgendein anderer auch. Aber jemand der mittels HKM arbeitet, darf ein Interesse an spirituellen/geistigen Fragen haben - haben sie auch alle. Oder hast du schon mal eine Exegese des Markusevangeliums von einem Atheisten gesehen, die den Text so verbiegt, dass sämtliche Göttlichkeit einfach aus der Deutung verschwindet? Falls ja, bitte ich um eine entsprechende Quelle. Die Deschners, Kubitzas und Co. machen keine Auslegungen von Evangelien - und sie wissen auch warum.

Die Aussageabsicht des Markusevangeliums "Jesus ist Gottes Sohn", ist, wie sie ist und lässt sich nicht durch beliebige Vorannahmen beliebig um- oder wegdeuten, weil auch als normaler antiker Text gelesen, die Aussage des Markusevangeliums ist: "Jesus ist Gottes Sohn." Was der Leser oder Exeget dann glaubt oder nicht glaubt, ist eine ganz andere Sache.

Heilige Schriften werden nun mal geschrieben um Menschen zum Glauben zu bringen - und zwar besonders diejenigen Menschen, die noch nicht oder etwas anderes glauben.
closs hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 23:06
Moment: Natürlich wird berücksichtigt, wenn irgendwo steht, dass Johannes als Verfasser an Jesus als Gott glaubte - aber darum geht es nicht. Es geht um die hermeneutischen Vorannahmen der Untersuchenden - und diese müssen ALLE, wenn sie diszpliniert bleiben wollen, so tun, als sei es ein "normaler" antiker Text. - Ein gläubiger HKM-ler sagt dazu, dass der historisch(-methodische/kritische) Jesus dem geglaubten Jesus im Weg stünde - beide beißen sich.

um Deine Frage zu beantworten: ALLE disziplinierten HKM-Arbeiten betrachten aus Sicht des Untersuchenden Jesus NICHT als göttlich - selbst wenn die Untersuchenden gläubig sind. - Alles andere wäre wissenschaftlich disziplinlos. - Es ist EIN (säkularer) Ansatz.
Sorry, das sind alles praxisferne und daher falsche Behauptungen. Belege das doch bitte, bitte mal mit irgendetwas.

Das Markusevangelium ist doch nicht geschrieben worden, um Historikern den historischen Jesus zu präsentieren. Du unterstellst falsche Adressaten.
Es ist eine Heilige Schrift, eine religiöse Propagandaschrift, die Gott sei Dank, in diesem Sinne bestens "funktioniert" hat und keine Geschichtsdokumentation die in diesem Sinne deshalb auch nicht "funktioniert" hat. Du unterstellst eine falsche Aussageabsicht.

Der Verfasser des Markusevangeliums hat sich nicht darum bemüht, den historischen Jesus zu vermitteln, sondern hat mit Hilfe seines fiktiven Jesuses, das Wesen des göttlichen Jesus beschrieben, an den er selbst geglaubt hat. Nur so ist es überhaupt möglich anderen Menschen den eigenen Glauben zu vermitteln. Das sind von mir belegbare Erkenntnisse historisch-kritischer Exegese, die ich auch schon hier belegt habe - und zwar mit Zitaten aus der Fachliteratur der Autoren die genau diese Methode praktizieren. Also bitte: endlich mal Belege, Belege, Belege und keine haltlosen Behauptungen mehr.

In Sachen Kommunikation war dir der Autor des Markusevangeliums um Lichtjahre voraus. Er schaffte es immerhin, seinen Glauben Milliarden Menschen zu vermitteln - und das mit äußerst wenigen, gut gewählten Worten - im Vergleich zur Masse deiner 36273 Beiträge hier, mit denen du hier meines Wissens keinen einzigen Anhänger für deine obskure "Theologie" gewinnen konntest.
closs hat geschrieben:
Mi 27. Feb 2019, 23:06
Merkst Du was? - Du wechselst von Untersucher-Sicht zur Verfasser-Sicht - das muss man aber unterscheiden. --- Konkret: Jesus wird aus dem Mund der Verfasser selbstverständlich in der HKM als göttlich dargestellt - aber er wird aus Sicht der Untersucher nicht als göttlich verstanden - das gälte als wissenschaftlich unprofessionell.
Was für ein Quatsch. Theologiestudierenden soll also beigebracht werden, dass sie das Göttliche in der Bibel nicht göttlich verstehen, damit sie gute Pastoren werden. Belege das, wenn du kannst.

Es ist doch gerade ein Ziel der Untersucher mit der historisch-kritischen Methode, den Text des Verfassers so zu interpretieren, wie der Verfasser seinen Text verstanden haben wollte - und eigene Interessen oder eigene Vorannahmen eben durch diese Methode möglichst aus dem Prozess der Auslegung herauszuhalten. Die historisch-kritische Methode verfolgt das Ziel, als Anwalt der Texte und ihrer Autoren zu fungieren und nicht als Anwalt irgendwelcher theologischer oder säkularer Vorannahmen die irgendjemand hat oder nicht hat. Das habe ich dir schon mehrfach hier mit Zitaten aus der entsprechenden Fachliteratur belegt.

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Andreas
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#368 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Andreas » Do 28. Feb 2019, 01:15

Klappentext zu: Schenke, Ludger: Das Markusevangelium. Stuttgart 2005 hat geschrieben:Ludger Schenke

Das Markusevangelium

Gut vierzig Jahre nach dem irdischen Wirken des Jesus von Nazaret erzählt der Autor Markus die Ereignisse um Jesus nicht, um im "objektiven" Sinn Historie zu erzählen, sondern als "fundierende Geschichte" (Jan Assmann). Als solche gibt sie Antwort auf die Frage, welche Bedeutung das einmalige Leben und Wirken des Menschen Jesus für die Leser hat. Das was in Galiläa einstmals wie erzählt geschehen ist, soll auch den Lesern widerfahren. Erst wenn es dazu kommt, ist das erzählte Geschehen an sein Ziel gekommen und erneut Wirklichkeit geworden, was sich damals ereignet hat. Es geht im Markusevangelium also um Erinnerung als Vergegenwärtigung. Durch die Erzählung entsteht Jesu "Welt" neu, in die der Leser eintreten kann.

Das Markusevangelium ist als bewusst gestaltete Erzählung voll rätselhafter Züge aufzufassen. Den vom Erzähler vermittelten Kommunikationsvorgängen im Text ist nachzugehen und die Aufmerksamkeit auf die Kommunikation zwischen dem Text (Autor) und den Lesern zu lenken.

Professor Dr. Ludger Schenke lehrt Neues Testament an der Universität Mainz.

closs
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#369 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » Do 28. Feb 2019, 09:49

Andreas hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 00:29
Deswegen ist Jesu ontische Göttlichkeit oder Nichtgöttlichkeit bei einer Exegese völlig belanglos
Nur dann, wenn man "Exegese" rein technisch meint und auf inhaltliche, spirituelle Fragen verzichtet. Kann man.

Andreas hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 00:29
Es spielt bezüglich der ontischen Wirklichkeit Gottes oder Jesu keine Rolle mit welcher Vorannahme jemand an das Markusevangelium herangeht.
Doch - weil genau die wesentliche Vorannahme betrifft: Lese und interpretiere ich, als sei Jesus göttlich oder nur menschlich.

Andreas hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 00:29
Das sind völlig haltlose Behauptungen. Belege, Belege, Belege.
Soll ich Dir jetzt was von Ast bis Gadamer zum Thema "Hermeneutik" zusammenschreiben? mache ich wahrscheinlich NICHT, weil das viel Arbeit. Außerdem bringt das nichts, wenn es keine Klarheit über Grundlagen gibt - dazu EIN Wik-Zitat: "In der Antike und im Mittelalter diente die Hermeneutik als Wissenschaft und Kunst der Auslegung (Exegese) grundlegender Texte, besonders der Bibel und Gesetze. In der Neuzeit weitete sich ihr Anwendungsbereich aus. Sie entwickelte sich zu einer allgemeinen Lehre von den Voraussetzungen und Methoden sachgerechter Interpretation und zu einer Philosophie des Verstehens"

Praktisch umgesetzt: Was ist DEINE Philosophie des Verstehens, wenn Du Dir das Markus-Evangelium greifst? Und um beim Thema zu bleiben: Was ist "Wirklichkeit": "Das, was Jesus ontisch IST" oder "das, wozu Du auf Verstehensebene greifst, um ein bild von Jesus zu haben"? - Beide Antworten sind möglich - es ist eine reine Definitionsfrage.

Andreas hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 00:29
Aber jemand der mittels HKM arbeitet, darf ein Interesse an spirituellen/geistigen Fragen haben
Über die bande vielleicht - meinetwegen: "Paulus bezeichnet sich als spirituell, als muss ich seine Spiritualität aus wissenschaftlicher Sicht thematisieren".

Andreas hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 00:29
Oder hast du schon mal eine Exegese des Markusevangeliums von einem Atheisten gesehen, die den Text so verbiegt, dass sämtliche Göttlichkeit einfach aus der Deutung verschwindet?
Nein - s.o. ---- Ich spreche von der EIGENEN Spiritualität, die methodisch nicht sein darf - das Objekt Spiritualität darf sein (genauso wie man Voodoo distanziert untersuchen kann).

Andreas hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 00:29
Die Aussageabsicht des Markusevangeliums "Jesus ist Gottes Sohn", ist, wie sie ist und lässt sich nicht durch beliebige Vorannahmen beliebig um- oder wegdeuten
Richtig - ich denke aber, unser Missverständnis ist gelöst: Unterschied "Text-Verfasser und Text-Untersuchender".

Andreas hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 00:29
Heilige Schriften werden nun mal geschrieben um Menschen zum Glauben zu bringen - und zwar besonders diejenigen Menschen, die noch nicht oder etwas anderes glauben.
Richtig - aber das interessiert nicht die HKM. - Wenn Du mit Deinem Auto nach Jerusalem fahren willst, interessiert das den SChrauber nicht.

Andreas hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 01:15
Das Markusevangelium ist doch nicht geschrieben worden, um Historikern den historischen Jesus zu präsentieren.
Richtig - deshalb spreche ich der HKM doch ab, die Texte substantiell alias spirituell beurteilen zu können. - Sie können sie historisch-kritisch beurteilen - und wenn sie Glück haben, entspricht das dann dem Historisch-Ontischen.

Andreas hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 00:29
Die historisch-kritische Methode verfolgt das Ziel, als Anwalt der Texte und ihrer Autoren zu fungieren und nicht als Anwalt irgendwelcher theologischer oder säkularer Vorannahmen die irgendjemand hat oder nicht hat. Das habe ich dir schon mehrfach hier mit Zitaten aus der entsprechenden Fachliteratur belegt.
Gutes Beispiel dafür, was Fachliteratur ist: Pro-Domo-Literatur. - Natürlich wird ein Hardcore-Hkm-ler seine Vorannahme-Sicht als ontische Sicht verkaufen wollen ("Wir präsentieren den wahren Jesus - wenn Ihr abweicht, habt IHR ein Problem") - kann man Zitate finden. - Aber Pro-Domo-Literatur verkennt, dass sie selber "Anwalt irgendwelcher theologischer oder säkularer Vorannahmen, die irgendjemand hat oder nicht hat, ist.

Das gilt übrigens auch für Ratzinger - nur: Er WEISS es - er WEISS, dass es anders nichts geht. - Deshalb spricht er von "Glaubensentscheid". - Im Grunde ist das wissenschaftliche Pendant dazu "Modell mit Vorannahmen x". - Der Unterschied: Bei Ratzinger ist es lebenslang gemeint, ein Wissenschaftler kann Modelle und Vorannahmen nach Belieben ändern.

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#370 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Andreas » Do 28. Feb 2019, 10:11

closs hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 09:49
Nur dann, wenn man "Exegese" rein technisch meint und auf inhaltliche, spirituelle Fragen verzichtet. Kann man.
Exegese ist ein terminus technikus und bedeutet "Auslegung von Schriften" - den du permanent falsch verwendest. Diese falsche Anwendung hast du von Münek und Sven "gelernt".
closs hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 09:49
Doch - weil genau die wesentliche Vorannahme betrifft: Lese und interpretiere ich, als sei Jesus göttlich oder nur menschlich.
Falsch und deshalb kannst du es auch nicht anhand von Fachliteratur belegen. "Deine HKM" hat mit der ontischen HKM der Wirklichkeit an Universitäten nichts zu tun. Ich habe dir das hier schon mal anhand von Fachliteratur belegt und kopiere es dir sogar noch hierher, aber nach 3 Tagen Aufenthalt in Müneks, Svens und Plutos Gehirnwaschmaschine, weißt du halt wieder nichts mehr davon:
----------------------------------------
closs hat geschrieben:In diesem Fall: Was bedeuten die Quellen, wenn Jesus
a) nur Mensch war
b) auch göttlich war.
Das sind zwei Möglichkeiten, die vor 2000 Jahren gewesen sein können.
Das hatten wir doch einvernehmlich - also mit deiner Zustimmung - schon geklärt. :roll:

Frage: Was machen a) und b) für einen Unterschied bei der Beantwortung der Fragestellungen der HKM?

Historisch Kritische Methodenschritte
Nach Uwe Becker, Exegese des alten Testaments, dritte Auflage 2011, S. 8-9, von mir maximal komprimiert.
Prof. Dr. Uwe Becker ist evangelischer Theologe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lehrstuhl für Altes Testament.


Fragen nach der Textgeschichte

Textkritik
Was ist das für ein Text? Ausgabe des Druckes, sein Alter? Ausgehend von welchen Handschriften und deren Zuverlässigkeit? Nähe zur "Urfassung" und seine Entstehungszeit? Sprache hebr. aram. griech.?

Literarkritik
Eingebundenheit in größeren literarischen Zusammenhang? Text als Ganzes in sich selbst als Einheit verständlich? Spannungsbogen? Von einer Hand? Verarbeitete Quellen? Redaktionelle Bearbeitungen? Literarische Schichten?

Überlieferungsgeschichte
Mündliche Vorstufen? Anlass und Motivation der Verschriftlichung?

Redaktionsgeschichte
Werdegang bis zur Endgestalt des Textes? Motive und Intentionen der verschiedenen Redaktionsprozesse? Datierung der Redaktionsstufen in der Zeitgeschichte? Wachstum im Bezug zur Theologiegeschichte?

Fragen nach der Gestaltung der Texte

Formgeschichte
Textform bzw. Textgattung durch individuelle sprachliche Äußerung oder durch bestimmte Sprachkonventionen ausgestaltet? Lebenszusammenhang des Textes erkennbar?

Traditionsgeschichte
Geistige Heimat der Verfasser? Geistes-, theologie- oder religionsgeschichtliche Prägung ihrer Vorstellungswelt? Soziales Milieu der Verfasser? Angehöriger des Hofes, Priester, General, Rechtsgelehrter, Weisheitslehrer?

Antwort: Nicht den Geringsten
.........................................

closs hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 09:49
Richtig - ich denke aber, unser Missverständnis ist gelöst: Unterschied "Text-Verfasser und Text-Untersuchender".
Nein, ich habe dich nicht missverstanden sonder verstanden. Ich bin aber nicht mit deiner wirklichkeitsfremden Sicht der HKM einverstanden, weil deren "ontische" Wirklichkeit eine andere ist, als du sie darstellst.

closs hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 09:49
Soll ich Dir jetzt was von Ast bis Gadamer zum Thema "Hermeneutik" zusammenschreiben? mache ich wahrscheinlich NICHT, weil das viel Arbeit. Außerdem bringt das nichts, wenn es keine Klarheit über Grundlagen gibt - dazu EIN Wik-Zitat: "In der Antike und im Mittelalter diente die Hermeneutik als Wissenschaft und Kunst der Auslegung (Exegese) grundlegender Texte, besonders der Bibel und Gesetze. In der Neuzeit weitete sich ihr Anwendungsbereich aus. Sie entwickelte sich zu einer allgemeinen Lehre von den Voraussetzungen und Methoden sachgerechter Interpretation und zu einer Philosophie des Verstehens"
Hermeneutik ist ebenfalls ein terminus technikus - den du permanent falsch verwendest. Hermeneutik ist nicht dasselbe wie Exegese. Nach Gadamer ist ein Aspekt der Hermeneutik, dass sich ein Exeget des eigenen "Vorwissens" bewusst wird, damit er es von der Aussageabsicht des Autors überhaupt erst unterscheiden kann, damit er nicht seine Sicht in den Text des Autors hineininterpretiert. Nur so wird es möglich dem Autor dabei zuzuhören, was dieser sagen will.

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