Claymore hat geschrieben: ↑Di 26. Feb 2019, 12:28
Im gewissen Strömungen des Buddhismus wird gelehrt, dass das Universum eine “Illusion†ist. Vielleicht gibt es irgendwo in Taiwan einen Wissenschaftler, der diese Vorstellung komplett verinnerlicht hat. Der steht morgens aber auch auf und geht ins Labor.
Richtig - das ist ganz die Linie von Descartes: Beide Wissenschaftler würden dasselbe rausfinden. - Davon abgesehen: Auf DIESER Ebene kann man diskutieren - aber so weit sind wir hier im Forum doch längst nicht. - Hier wird immer noch Teil und Gegenteil gleichzeitig behauptet:
1) Wirklichkeit ist objektiv/ontisch.
2) Wirklichkeit hängt von Wahrnehmung ab.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 26. Feb 2019, 12:28
Jedenfalls müssen wir das präzisieren.
Ja - aber erst, wenn wir Teil 1 halbwegs eingetütet haben.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 26. Feb 2019, 12:28
180°-Drehung von einem Absatz zum anderen?
Nee - gegenüber Leuten, die Teil und Gegenteil gleichzeitig behaupten, sollte man erst mal betonen, dass folgendes gleichzeitig NICHT geht:
1) Wirklichkeit ist objektiv/ontisch.
2) Wirklichkeit hängt von Wahrnehmung ab.
Denkt man eine Liga höher, stellt man fest, dass Descartes recht hat, wenn er meint, dass man SELBST das eine vom anderen nicht unterscheiden kann. - Aber jetzt kommt die Wende, wieso meine Aussagen NICHT eine 180°-Wende ist - nämlich der Glaubensentscheid, dass - religiös und cartesianisch gesat - Gott uns nicht verarschen will und uns deshalb nicht res extensae vorgaukelt, die nicht "echt" sind.
Mit anderen Worten: natürlich ist auch MEINE Argumentation hermeneutisch geerdet - in MEINEN hermeneuitischen Vorannahmen, die im wesentlichen über die Linie Platon - Christentum definiert sind. - Anders gesagt: Ich könnte mit meinen Behauptungen unrecht haben, wenn - im Sinne von Descartes - Gott uns verarschen wollte.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 26. Feb 2019, 12:28
Thomas von Aquin hat geglaubt, dass die Welt von Gott ex nihilo geschaffen wurde: “Materie ist Produkt des Geistesâ€
War Thomas von Aquin Idealist?
Bitte nicht.
Nein - umgekehrt: Idealismus ist eine Teilmenge dessen, was seit Platon und Christentum geistig abgebildet wird.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 26. Feb 2019, 12:28
Es bedeutet nur, dass die Rechtfertigung für Erkenntnis im denkenden Subjekt liegt.
Naja - so gesehen wäre ALLES an Erkenntnis subjektivisitsch, weil jegliche, auch religiöse Erkenntnis über das Subjekt geht - das müsste man präzisieren.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 26. Feb 2019, 12:28
“Subjektivistisch†ist ein philosophischer Fachbegriff, dessen Bedeutung du offensichtlich nicht kennst
Solche Begriffe machen nur dann Sinn, wenn man sie präzisiert im Sinne unseres berühmten "sensu". - Meinst Du "sensu Protagoras" oder "sensu Descartes" oder "sensu Kant" oder "sensu Husserl"?
Claymore hat geschrieben: ↑Di 26. Feb 2019, 12:28
Dennoch hat Thomas von Aquin nichts in Richtung “die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten†akzeptiert.
Richtig - descartes ebenfalls nicht - und Kant unterm Strich auch nicht (wik): "Die Dinge an sich seien <lt. Kant> unerkennbar, da sie immer schon innerhalb subjektiver Wahrnehmungskategorien – nämlich Raum und Zeit – erscheinen. Kant ist dabei ein Vertreter eines generellen Subjektivismus: Als die erkenntnisbildende Instanz betrachtet Kant nicht das empirische Einzelsubjekt, sondern das Denken als solches, wie es der Gattung Mensch wesensmäßig zukomme.
Das heißt in meiner Übersetzung: Natürlich müssen sich "Dinge an sich" nicht nach unserer Erkenntnis richten, schon weil sie ontisch unerkennbar für uns sind. - Man muss sich also glaubend ausliefern: "Wir glauben, dass Gegenstände sich nicht nach unserer Erkenntnis richten". - Heidegger sagt es etwas eleganter und - wie ich meine - allgemeingültig:
„Das Sein ist die Voraussetzung für das Seiende“ <= Ohne ontisches Sein keine Wahrnehmung desselben>
„Das Sein kommt auf der Ebene des Seienden ohne ein Seiendes nicht vor.“ <das geht in die Richtung: " "Die Dinge an sich seien <lt. Kant> unerkennbar, da sie immer schon innerhalb subjektiver Wahrnehmungskategorien – nämlich Raum und Zeit – erscheinen."
„Daher ist das Sein zwar das Nächste, weil es im Umgang mit der Welt immer schon vorausgehend und mitgängig ist; andererseits erweist es sich als das Fernste, da es als Unthematisches nie explizit wird.“ <= ohne ontisches Sein keine Wahrnehmung desselben - aber auch umgekehrt: "Wenn ontisches Sein da ist, aber per hermeneutischen Vorannahmen nicht thematisierbar ist, ist es fern - aber es ist nicht NICHT". ---- Genau das ist das Problem des (westlichen) 21. Jh.: "Wir haben unser eigenes per UNS rechtfertigendendes, geschlossenes System - deshalb gibt es Gott als Entität nicht". - Richtig wäre: "Es gibt ontisches Sein nicht NICHT, weil wir es systemisch ausschließen, sondern dieses ontische Sein ist einfach nur "fern".
Claymore hat geschrieben: ↑Di 26. Feb 2019, 12:28
was ist daran bitte “per Entscheidung aufgrund von Unwissenâ€?
Oooch - jetzt müssten wir darüber reden, welches "Wissen" Du meinst? "Sensu was?" - Kleine Denkhilfe: Wissenschaftlich nennt man "Wissen" das, was im Rahmen eines Modells (!) mit Beobachtungen übereinstimmt. - Meinst Du DAS?
Descartes/Kant/etc. meinen damit, dass es Grenzen der Vernunft/der menschlichen Wahrnehmung (auch geistiger) gibt. - Descartes "weiss" (?) logisch, dass er nicht wissen kann, ob seine äußere Existenz "echt" ist oder nur Vorstellung. - kant "weiss (?)", dass das unverzichtbare "Ding an sich" für seine Wahrnehmung unerkennbar ist.
Ergo: Man richtet sich ein, indem man sagt: Ich vereinbare (mit mir oder anderen), dass die Res extensae "echt" sind/"das Ding an sich" der Ausgangspunkt allen Seins ist (der Spur nach formuliert). - Gegenansatz wäre: Das Sein ist an sich energetisch und materiell und kommt aus sich selbst (Quanten-Vakuum) - Geist ist Ableitung von materie. ---- natürlich sind Descartes und Kant nicht identisch - aber auch hier sollten wir erst mal die Grund-Hausaufgaben machen und die GROSSEN Unterschiede zur heutigen Zeit sehen (die balken im Auge), bevor wir in eine differenzierte Betrachtung (kleine und große Spreißel im Auge) gehen.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 26. Feb 2019, 12:28
Deine Beiträge weisen darauf hin, dass du von der europäischen Geistesgeschichte wirklich nicht die geringste Ahnung hast.
unnötig - das entspricht nicht Deinem ansonsten recht passablem Niveau.