SilverBullet hat geschrieben:Halman hat geschrieben:welche Prämissen wären geignet und welche nicht?
Grundsätzlich würde ich sagen, dass Voraussetzungen keinen Anlass zum Aufstellen einer Frage bieten dürfen, für die bisher keine Antwort gefunden wurde.
Hängt dies nicht von der Qualität der Voraussetzungen ab? Wenn es sich hierbei um Vermutungen handelt, greift der Fragesteller nicht auf Wissen zurück. Handelt es sich aber um gesichertes Wissen, dann hat er eine solide Grundlage.
Als Beispiel verweise ich auf die
2. Postulate der Speziellen Relativitätstheorie.
SilverBullet hat geschrieben:Dies widerspricht bereits deiner Feststellung, dass Gläubige mit dem Wort "Gott" eher ihre Voraussetzung nennen würden, als "Atheisten", denn exakt für das Wort "Gott" kann nicht beantwortet werden, um was es gehen soll
=> als Voraussetzung nicht verwendbar.
Ich sehe den Glauben an Gott auch eher als Konklussion, denn als Prämisse.
SilverBullet hat geschrieben:Analog verhält es sich auch, wenn man die "gesamte materielle Welt" ausschliesst und einfach eine "Intelligenz" als Ausgangspunkt für "die Erschaffung der Welt" postuliert.
- Was soll „Intelligenz“ sein und wie kann "sie" ohne materielle Grundlage vorkommen?
- Worum geht es beim "Erschaffen der Welt" - wird Materie überhaupt "erschaffen" - was ist Materie?
=> als Voraussetzung nicht verwendbar.
Auch hier liegt der Fehler meiner Meinung nach darin, dass die Konklussion mit den Prämissen verwechselt wird. Die "Intelligenz" sollte als Konklussion aus Prämissen folgen.
Unter Materie versteht man alles, was Raum ausfüllt und Masse besitzt.
Da wir uns hier auf die Welt und Materie beziehen, also beobachtbare Phänomene, empfielt es sich, empirische Daten zu erheben und daraus Prämissen für die Bildung einer Klonkussion abzuleiten. So lässt sich die zunehmende Rotverschiebung der Galaxien beobachten.
Setzt man die Allgemeine Relativitätstheorie (ART) als Prämisse (natürlich wurde die ART logisch hergeleitet), dann kann man auf die Expansion des Raumes und somit einem Anfang des Universums schließen.
Physikalische Daten legen eine extreme Feinabstimmung der Naturkonstanten nahe. Diese Feinabstimmung empfehle ich als Prämisse zu setzen.
Die nächste Prämisse ist die, dass das Universum gem. den Messdaten der Weltraumsonde PLANCK vor ~ 13,82 Milliarden Jahren anfing.
Um zu ergründen, worum es beim Erschaffen der Welt geht, ist zu klären, was der Begriff
Erschaffen bedeutet. Die Frage lautet: Was ist
Erschaffen. Damit wird der Begriff
Erschaffen zum Phänomen.
Damit ist offenbar ein Handeln gemeint, welches die schöpferische Tätigkeit einer Person voraussetzt, bspw. eines Künstlers. Der Begriff impliziert bereits Intelligenz.
Wenn also ausgesagt wird, dass die Welt erschaffen wurde, drückt dies aus, dass die Welt von mindestens einem intelligenten Erschaffer erzeugt wurde. Dies impliziert bereits die Idee eine machtvollen Intelligenz (mächtig und intelligent genug, um Schöpfer des Universums sein zu können), welche unabhängig vom Universum existiert (da sie sonst nicht Schöpfer des Universums sein könnte).
Mit "Welt" ist in diesem Zusammenhang nach meiner Kenntnis das ganze Universum gemeint. (Es könnte sich aber auch lediglich auf die Erdenwelt beziehen. Dies müsste ggf. geklärt werden.)
Ich stimme Dir darin zu, dass ein Weltenschöpfer nicht einfach als Prämisse/Postulat gesetzt werden darf, weil sich dann logischerweise die Frage erhebt, warum man dies tut. Ein Schöpfergott sollte meines Erachtens als Konklussion aus Prämissen folgen.
SilverBullet hat geschrieben:Du hast auf "closs" verwiesen. Wie steht es um die Überlegung, dass "Geist" eine Art „Grundlage“ sein soll, weil „es ja generell möglich sein soll“, dass ein Mensch etwas ist, das sich komplett täuscht und nur beim Sich-Selbst-Erkennen unmissverständlich richtig liegen kann, wobei der Körper als "handelndes Subjekt" ausgenommen werden darf.
- Was soll dabei "Geist" sein?
- Zum Durchführen der Relativierung von "Welt" und "Körper" wird eine Überblicksposition vorausgesetzt („closs“ nennt dies „Vogelschau“). Wo ist abgeklärt, ob diese "Position" überhaupt einnehmbar ist?
=> als Voraussetzung nicht verwendbar, schon gar nicht für ein Weltbild. (Trotzdem wurde fleissig an der Metaphysik gestrickt)
Folgert man, dass unser Universum eine Schöpfung ist, dann muss es sich beim Schöpfer um eine Entität handelt, die mit nichts vergleichbar ist, was wir bereits kennen. Denn sie muss ja "vor" der Schöpfung und somit unabhängig von ihr bestanden haben. Dieses unbekannte Phänomen könnte man "Geist" nennen.
Die Idee, dass der Mensch dualistisch aus Geist und Körper, geschaffen ist, lässt sich meiner Meinung nach daraus nicht logisch herleiten. Die Empirie spricht dafür, dass wir Menschen Körper sind, die Raum einnehmen und Masse besitzen und somit aus Materie bestehen. Hier sehe ich keine Notwendigkeit "Geist" im supernaturalistischen Sinne einzubeziehen.
Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass es sich beim Wort
Geist um ein Polysem handelt.
SilverBullet hat geschrieben:Generell verwendet die Philosophie gerne die Formulierung "es ist denkbar dass...".
Da sie darauf viele Folgerungen aufbaut, bedeutet dies, dass eine umfassende "Gültigkeit des Denkens" vorausgesetzt wird.
Wie soll das funktionieren können und wo, wann, wie und durch wen, wurde abgeklärt, dass dies auch so ist?
Es ist denkbar, dass im Jahre 1947 Außerirdische in Roswell gelandet sind. Daraus folgt nicht, dass dem auch so ist.
Wie kommst Du auf die Idee, dass die Philosophie so wäre, wie Du es beschreibst?
SilverBullet hat geschrieben:Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen Taschenspielertrick, denn "es ist denkbar dass..." ist keine Formulierung eines Fachexperten, der quasi sofort mit der Realisierung beginnen könnte, sondern die Aussage von Menschen, die keinerlei Einblick haben und eigentlich gar keine "Vermutungsrichtung" angeben dürften.
Philosophen arbeiten ganz sicher nicht mit dem von Dir beschriebenen Taschenspielertrick.
SilverBullet hat geschrieben:Das interessiert die Philosophie aber immer nur sekundär: die "fehlerhaften Voraussetzungen" werden erst sehr spät "korrigiert", wobei es keine wirkliche Korrektur ist, sondern eher nur ein Nicht-Mehr-Für-Ganz-So-Relevant-Halten.
Wie kommst Du darauf?
SilverBullet hat geschrieben:Auf dieser Basis hat sich die "offizielle" Philosophie sehr stark an die Resultate der Naturwissenschaften anpassen müssen, wobei es aber immer noch Vertreter der anderen "Richtungen" gibt.
Natürlich orientieren sich Philosophen an die Erkenntnisse anderer Fachgebiete. Allerdings erfordert jede wissenschaftliche Arbeit auch eine erkenntnistheoretische Systematik (oftmals eine Methodik, wie die naturwissenschaftliche und die literaturwissenschaftliche) und die Erkenntnistheorie ist ein Zweig der Philosophie. Ebenso die Wissenschaftestheorie. Auch die formale Logik ist Teil der Philosophie.