Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Rund um Bibel und Glaube
SilverBullet
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#711 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von SilverBullet » Mo 8. Apr 2019, 09:22

“PeB“ hat geschrieben:Wenn man die Grundidee einer Wissenschaft (materiell-objektive Erkenntnis hat Vorrang vor subjektiv-ideeller Erkenntnis) vertritt, ist man ein Wissenschaftsideologe. Ich meine das gar nicht abfällig, sondern bin sogar der Meinung, dass das methodisch notwendig ist.
Das ist nicht korrekt, denn Wissenschaft ist kein Ding, das für sich selbst steht.

Wissenschaft ist Suchaktivität, die elementar deshalb stattfindet, um kommuniziert zu werden.
D.h. die Kommunikation ist das Entscheidende, das festlegt, dass Zusammenhänge vorliegen müssen.
Jeder Mensch kann sich nach Lust und Laune seine Weltideen zusammenstellen. Sobald er aber darüber kommuniziert, ist „man kann es halt nicht kommunizieren“ der Beweis, dass einfach nichts geliefert wird.

Sobald beim Forscher nur ein Verdacht vorhanden ist, zu dem er nichts weiter liefern kann, als seine Neigung, diesen Verdacht aufzustellen, sind wir bereits weg von Wissenschaft, wenn der „Forscher“ diesen Verdacht klang heimlich unter den Tisch fallen lässt und so tut, als würde er „ein Etwas“ kommunizieren können.

Exakt hiergegen verstossen Theologie (gesteuert durch Religion) und Philosophie grundlegend.

“PeB“ hat geschrieben:Man sollte nur wissen: die Tatsache, dass eine Wissenschaft methodisch bestimmte Erkenntnisse nicht erbringen kann, bedeutet nicht, dass es diese nicht gibt.
Die Tatsache, dass (noch) nichts gefunden wurde, bedeutet, dass lediglich ein Verdacht vorliegt, der maximal als Verdacht kommuniziert werden darf.

Aus diesem Grund halte ich Technik für die beste Bestätigung von Wissenschaft, denn ab dann reden wir nicht mehr über „wir denken, dass es so ist“ und „wir haben noch nichts Gegensätzliches gefunden“, sondern „wir haben es im Griff“ und „wir können es anwenden und nutzen“.
(das „Hintergrundwissen“ kann immer noch falsch bzw. „grobmotorisch einfach“ sein, aber irgendetwas muss auch korrekt bzw. ausreichend sein)

Man darf dies gerne auf Begriffe wie „Evolution“ und „Urknall“ anwenden, denn tatsächlich stufe ich es persönlich nahe bei „Verdacht“ ein.

Wenn man es auf „Gott“ und „Geist“ anwendet, also auf Wörter zu denen keinerlei Zusammenhänge geliefert werden können (ausser den Luft- und Körperzusammenhängen -> also falsche Zusammenhänge), dann sehe ich noch nicht einmal die Möglichkeit, dies als Verdacht einzustufen, denn der eigentliche Verdacht lautet eher „weil wir etwas nicht erklären können, könnte es da doch noch irgendwas/irgendjemand geben, das/der `unser Rätsel` einfach so macht“, also weit weg von der Berechtigung über benannte Objekte zu sprechen.
Deshalb stehen diese Wörter eher für Fragen (Motto: „wer oder was soll dies und jenes machen können?“)

PeB
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#712 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Mo 8. Apr 2019, 12:45

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 09:22
“PeB“ hat geschrieben:Wenn man die Grundidee einer Wissenschaft (materiell-objektive Erkenntnis hat Vorrang vor subjektiv-ideeller Erkenntnis) vertritt, ist man ein Wissenschaftsideologe. Ich meine das gar nicht abfällig, sondern bin sogar der Meinung, dass das methodisch notwendig ist.
Das ist nicht korrekt, denn Wissenschaft ist kein Ding, das für sich selbst steht.
Ich meinte mit "Ideologie" aber eher den zwingend notwendig standardisierten und vereinheitlichten Methodenkatalog einer Wissenschaft, der nicht willkürlich sein kann.

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 09:22
Die Tatsache, dass (noch) nichts gefunden wurde, bedeutet, dass lediglich ein Verdacht vorliegt, der maximal als Verdacht kommuniziert werden darf.
Ist das nicht wertend?
Ich habe es jedenfalls (als Wissenschaftler) immer so gehandhabt, dass ich das (Noch-)Nicht-Wissen genauso kommuniziert habe: nach derzeitiger Forschungsstand...etc.

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 09:22
Aus diesem Grund halte ich Technik für die beste Bestätigung von Wissenschaft, denn ab dann reden wir nicht mehr über „wir denken, dass es so ist“ und „wir haben noch nichts Gegensätzliches gefunden“, sondern „wir haben es im Griff“ und „wir können es anwenden und nutzen“.
(das „Hintergrundwissen“ kann immer noch falsch bzw. „grobmotorisch einfach“ sein, aber irgendetwas muss auch korrekt bzw. ausreichend sein)
Das funktioniert daher so gut, weil die Technik sich zu 100% im objektiven, materiellen Universum abspielt. :)
Mit den Geschichts- Literatur- und Sozialwissenschaften ist es nicht so einfach: da ist ein Großteil des Forschungsgegenstanden subjektiv nicht-materiell - eben "geistes-"wissenschaftlich; in den Köpfen der Akteure. Das ist die Schwierigkeit, über die wir hier reden: die Naturwissenschaften können einen reproduzierbaren Beweis erbringen, die Geschichtswissenschaften nicht.

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 09:22
Man darf dies gerne auf Begriffe wie „Evolution“ und „Urknall“ anwenden, denn tatsächlich stufe ich es persönlich nahe bei „Verdacht“ ein.
Genau das, was ich oben gesagt habe: diese beiden Begriffe sind (natur-)historische Begriffe. Die Theorien sind plausibel und nachvollziehbar, aber sie sind nicht beweis- und reproduzierbar (die Vergangenheit ist per se nicht reproduzierbar und somit ist auch keine Aussage über die Vergangenheit im streng naturwissenschaftlichen Sinn beweisbar).

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 09:22
Wenn man es auf „Gott“ und „Geist“ anwendet, also auf Wörter zu denen keinerlei Zusammenhänge geliefert werden können (ausser den Luft- und Körperzusammenhängen -> also falsche Zusammenhänge), dann sehe ich noch nicht einmal die Möglichkeit, dies als Verdacht einzustufen, denn der eigentliche Verdacht lautet eher „weil wir etwas nicht erklären können, könnte es da doch noch irgendwas/irgendjemand geben, das/der `unser Rätsel` einfach so macht“, also weit weg von der Berechtigung über benannte Objekte zu sprechen.
Du kannst es so einstufen. Aber mit der gleichen Berechtigung kann Jemand anderes es anders einstufen, weil: nix Genaues weiß man nicht. ;)

Ich komme auf meine selbst erschaffen Welt "PeBonie" zurück:
https://4religion.de/viewtopic.php?f=11 ... 20#p367331
Dort gibt es drei Wissenschaften:
- die Linienwissenschaft kann mit ihrer Methodik behaupten: die Welt ist ein schwarzes Gitternetz.
- die Flächenwissenschaft dagegen entsprechend ihrer Methodik behaupten: die Welt ist aus weißen Quadraten zusammengesetzt.
- die Punktewissenschaft stellt wiederum nach ihren Methoden fest: die Welt besteht aus schwarzen Punkten, die miteinander verbunden sind.

Interdisziplinär können sie sogar noch weiter kommen:
- sie definieren beispielsweise das Naturgesetz der rechten Winkel, die in dieser Welt wohl regelmäßig vorkommen.
- der Linienwissenschaftler erklärt dem Punktewissenschaftler, dass dessen Verbindungslinien letztlich zu einem Gitternetz führen, während
- der Punktewissenschaftler insistiert, dass die Linien letztlich in Punkte aufgelöst werden können.

Neuerdings hat sich auf PeBonia eine neue Wissenschaft etabliert. Ein Forscher namens Quant hat die Pixelwissenschaft ins Leben gerufen, denn er hat gefunden, dass letztlich die gesamte Welt aus Pixeln - Lichtpunkten - besteht, die unterschiedliche Zustände annehmen können.

Aber trotz aller Bemühungen können die Wissenschaftlich aus der Beobachtung des Beobachtbaren keine darüber hinaus gehenden Antworten geben.
Keiner dieser Wissenschaftler kann aus der Beobachtung dieser Welt heraus eine Aussage darüber treffen, dass ein "übernatürliches" Wesen namens PeB diese Welt geschaffen hat. Diese Information lässt sich aus der Beobachtung von deren Welt nicht erschließen.

Wenn Jemand auf PeBonia solches Wissen erlangen soll, dann muss ihm dieses Wissen von mir selber offenbart werden.
Und so habe ich es dann auch getan: ich habe den Leuten von PeBonia von mir erzählt. Einige haben meine Angaben (mit ihren eigenen Worten) in ein großes Buch mit dem Titel "Blabla" geschrieben und verbreiten es weiter. Daraus ist eine Religion entstanden.

Aber was ist passiert: die Wissenschaftler lehen es ab, weil sie diese wahrheitsgemäßen Angaben von mir aus ihrer Beobachtung der Welt nicht rückschließen können.

Nun sind die Bewohner von PeBonia verunsichert.
Was soll ich als Schöpfer denn nun tun, um sie zu überzeugen?
;)

SilverBullet
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#713 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von SilverBullet » Mo 8. Apr 2019, 14:32

“PeB“ hat geschrieben:Ich meinte mit "Ideologie" aber eher den zwingend notwendig standardisierten und vereinheitlichten Methodenkatalog einer Wissenschaft, der nicht willkürlich sein kann.
Das „nicht Willkürliche“ ist lediglich das Sicherstellen eines Produktes in Form von korrekten Zusammenhängen, die kommuniziert werden können, so dass ein Anderer etwas damit anfangen kann.

“PeB“ hat geschrieben:Das funktioniert daher so gut, weil die Technik sich zu 100% im objektiven, materiellen Universum abspielt
Siehst du, das ist genau der Fall von dem ich spreche.
Du hast den Verdacht, dass es noch „etwas Anderes“ geben könnte, als die Welt, über die wir sprechen können.
Anstatt es so darzustellen, schränkst du meine Aussage ein.
Für eine Einschränkung fehlt dir aber jegliche Grundlage.

Schränk nicht meine Aussage ein, sondern kümmere dich um deinen Verdacht.

“PeB“ hat geschrieben:Mit den Geschichts- Literatur- und Sozialwissenschaften ist es nicht so einfach: da ist ein Großteil des Forschungsgegenstanden subjektiv nicht-materiell - eben "geistes-"wissenschaftlich; in den Köpfen der Akteure. Das ist die Schwierigkeit, über die wir hier reden: die Naturwissenschaften können einen reproduzierbaren Beweis erbringen, die Geschichtswissenschaften nicht.
Das ist nicht korrekt, denn wir reden hier nicht über Theologie und nicht über Philosophie, sondern über Sachgebiete, die Zusammenhänge liefern und sehr wohl auch den Weg zum Zusammenhang präsentieren können. All dies ist „das Produkt“.
Wichtig ist, dass man die Art der Zusammenhänge klar benennt und nicht so tut, als hätte man ganz „andere Zusammenhänge“ vorliegen.
Dies funktioniert nicht, wenn man erst gar nicht weiss, worum es geht -> „Gott“, „Geist“, „Qualia“ usw.

Auf Basis unseres Themas hier sollten wir letztlich natürlich „den Umgang mit Texten“ betrachten.

Welche Zusammenhänge können in einem derartigen Sachgebiet herauskommen?
Eigentlich sehr einfach: Zusammenhänge rund um die Aktivitäten von Autoren – mehr nicht.

Der Übergang von „ein Autor hat geschrieben, dass…“ zu „damals gab es…“ ist höchst gefährlich und enorm kritisch zu sehen.
Forschung, die so etwas macht, muss als Produkt mehr liefern, als nur eine Textquelle.
Mehrere unabhängige Textquellen sind schon etwas besser, aber immer noch nicht wirklich gut.
Fundstücke erhöhen weiter die Qualität, aber nur für die Anteile, die sich auch um diese Fundstücke drehen. Schliesst man aus „Teil A stimmt“ -> „also stimmt auch Teil B“, ist dies schon wieder kein gutes Produkt.

Das Produkt einer guten Wissenschaft muss für einen „Anwender“ funktional einsetzbar sein.
Kann eine Forschung nur sehr ungenau arbeiten, dann muss das Produkt die Zusammenhänge der Ungenauigkeit eindeutig wiedergeben.
Das ist unglaublich schwer, denn Menschen zieht es viel lieber zu spannenden Geschichten hin, als zu ständigem „man weiss dies nicht und man weiss jenes nicht“. Da verliert man sehr schnell das Interesse, aber wenn man als „Forscher“ dieses Interesse „künstlich“ bedient (durch Aussagen, die man eigentlich nicht machen kann), geht die Funktionalität verloren.

Theologie und Philosophie sind Bereiche bei denen die Funktionalität verloren geht. Sie bedienen das Geschichten-Interesse.

“PeB“ hat geschrieben:Aber mit der gleichen Berechtigung kann Jemand anderes es anders einstufen, weil: nix Genaues weiß man nicht.
Die Berechtigung würde sich aus dem Liefern von Zusammenhängen ergeben, aber genau das findet nicht statt.

“PeB“ hat geschrieben:Wenn Jemand auf PeBonia solches Wissen erlangen soll, dann muss ihm dieses Wissen von mir selber offenbart werden.
Und so habe ich es dann auch getan: ich habe den Leuten von PeBonia von mir erzählt. Einige haben meine Angaben (mit ihren eigenen Worten) in ein großes Buch mit dem Titel "Blabla" geschrieben und verbreiten es weiter. Daraus ist eine Religion entstanden.

Aber was ist passiert: die Wissenschaftler lehen es ab, weil sie diese wahrheitsgemäßen Angaben von mir aus ihrer Beobachtung der Welt nicht rückschließen können.

Nun sind die Bewohner von PeBonia verunsichert.
Was soll ich als Schöpfer denn nun tun, um sie zu überzeugen?
Du hast als „Schöpfer“ eine Welt samt Lebewesen (bis ins kleinste Detail) mit der Absicht erschaffen, dass sich die Lebewesen mit dir befassen werden, hast aber übersehen, dass du die Interaktion der Lebewesen mit ihrer Welt auf eine konkrete Weise stattfinden lässt, während sie zu dir keine Interaktion einnehmen können?

Wenn du die Welt entwerfen konntest, warum hast du dann nicht auch gleich die Interaktion mit deinen Geschöpfen entworfen?

Was war los, hast du geschlafen oder ging es dir nicht gut?

PeB
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#714 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Mo 8. Apr 2019, 16:19

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 14:32
“PeB“ hat geschrieben:Das funktioniert daher so gut, weil die Technik sich zu 100% im objektiven, materiellen Universum abspielt
Siehst du, das ist genau der Fall von dem ich spreche.
Du hast den Verdacht, dass es noch „etwas Anderes“ geben könnte, als die Welt, über die wir sprechen können.
Anstatt es so darzustellen, schränkst du meine Aussage ein.
Für eine Einschränkung fehlt dir aber jegliche Grundlage.
Man kann es auch anders ausdrücken (und eigentlich muss man das sogar):
Du hast den Verdacht, dass es nichts "Anderes“ gibt, als die Welt, die wir wissenschaftlich erklären können.
Anstatt es so darzustellen, schränkst du meine Aussage ein.
Für eine Einschränkung fehlt dir aber jegliche Grundlage.

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 14:32
Schränk nicht meine Aussage ein, sondern kümmere dich um deinen Verdacht.
Und wenn du dich dann noch um deinen Verdacht kümmerst, könnten wir vielleicht sogar auf dieser Basis zusammenkommen. :)

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 14:32
“PeB“ hat geschrieben:Mit den Geschichts- Literatur- und Sozialwissenschaften ist es nicht so einfach: da ist ein Großteil des Forschungsgegenstanden subjektiv nicht-materiell - eben "geistes-"wissenschaftlich; in den Köpfen der Akteure. Das ist die Schwierigkeit, über die wir hier reden: die Naturwissenschaften können einen reproduzierbaren Beweis erbringen, die Geschichtswissenschaften nicht.
Das ist nicht korrekt, denn wir reden hier nicht über Theologie und nicht über Philosophie, sondern über Sachgebiete, die Zusammenhänge liefern und sehr wohl auch den Weg zum Zusammenhang präsentieren können. All dies ist „das Produkt“.
Bitte erläutere das.
Ich sage lediglich, dass die Nicht-Naturwissenschaften methodisch keine naturwissenschaftlichen Beweise liefern können. Der Grund dafür ist eine fehlende Naturgesetzmäßigkeit hinsichtlich menschlichen Handelns. Menschliches Handeln ist individuell-subjektiv geprägt und folgt keiner nachvollziehbaren Naturgesetzlichkeit.
Worin siehst du ein Problem mit dieser Aussage?

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 14:32
Wichtig ist, dass man die Art der Zusammenhänge klar benennt und nicht so tut, als hätte man ganz „andere Zusammenhänge“ vorliegen.
Dies funktioniert nicht, wenn man erst gar nicht weiss, worum es geht -> „Gott“, „Geist“, „Qualia“ usw.
Du hast folgendes Problem - wenn wir schon von "Einschränkung" (siehe oben) reden:
du schränkst die menschliche Erkenntnisfähigkeit auf die naturgesetzlich vorgegebene Erkenntnis ein und tust so als sei die Wissenschaft die einzig gültige Erkenntnisbeschafferin. Was die Wissenschaft nicht erkennt (oder eines Tages womöglich zu erkennen glaubt), ist nach deiner Vorgabe also nicht existent.
Wie kannst du das sagen?
Noch einmal:
a)der menschliche Verstand ist nach naturalistischer Vorstellung nicht geschaffen, um die Welt insgesamt zu erkennen, sondern um in ihr überleben zu können. Deshalb hat der menschliche Verstand nur einen begrenzten Erkenntnishorizont. Diesen begrenzten Erkenntnishorizont zum Maß aller Dinge zu stilisieren und zu behaupten, über diese verstandesmäßige Erkenntnis gäbe es nicht weiter zu erkennen, ist ähnlich wie die Sicht der Made im Kuhfladen, für die der Kuhfladen die Welt ist.

b) Ausgehend von einem Gottesverständnis, gemäß dem wir als Abbild Gottes geschaffen wurden, kann ich allerdings auch einen Verstand voraussetzen, der über das reine (naturalistische) Überleben hinausgeht und in der Lage ist, die Welt (hinter der Fassade) zu erkennen.

Mit anderen Worten: aus naturalistischer Sicht besitzt du überhaupt nicht die physischen Voraussetzung zu einer allumfassenden Erkenntnis. Aus religiöser oder philosophischer Sicht aber schon. Was sagt uns das jetzt über die Wahrscheinlichkeit einer Wirklichkeit, die über die Realität hinausgeht? ;)

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 14:32
Theologie und Philosophie sind Bereiche bei denen die Funktionalität verloren geht. Sie bedienen das Geschichten-Interesse.
Nein.
Du sägst an dem Ast, auf dem du sitzt:
du benutzt deinen einzigartigen, großartigen SilverBullet-Verstand (ganz ernsthaft und freundlich gemeint) dazu, die Disziplinen zu verwerfen, die dir erst bestätigen können, dass du einen einzigartigen, großartigen SilverBullet-Verstand besitzt. (denn die Naturwissenschaft kann das nicht bestätigen).
Dadurch reduzierst du dich selber auf eine pure naturalistische Existenz, die eigentlich gar nicht in der Lage sein kann, derartige Frage zu stellen.

Theologie und Philosophie sind NICHT Bereiche bei denen die Funktionalität verloren geht. Sie bedienen NICHT NUR das Geschichten-Interesse.

Sondern sie besitzen eine andere Funktionalität und beantworten andere Fragestellungen, die aber von dir (aus naturalistischer Sicht) lediglich nicht anerkannt werden.

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 14:32
“PeB“ hat geschrieben:Aber mit der gleichen Berechtigung kann Jemand anderes es anders einstufen, weil: nix Genaues weiß man nicht.
Die Berechtigung würde sich aus dem Liefern von Zusammenhängen ergeben, aber genau das findet nicht statt.
Das "Liefern von Zusammenhängen" ist die subjektive Interpretation von Einzelfaktoren, die in Beziehung gesetzt werden.
Werde doch mal konkreter.
Wie sieht dein streng wissenschaftlicher Beweis der Nicht-Existenz Gottes aus?

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 14:32
Wenn du die Welt entwerfen konntest, warum hast du dann nicht auch gleich die Interaktion mit deinen Geschöpfen entworfen?
Hab ich doch. Ich habe ihnen doch von mir erzählt.
Soll ich weiter eingreifen?
Oder soll ich die PeBonianer als vernunftbegabte, autonome Wesen mit einem freien Willen akzeptieren und respektieren, dass sie sich selber entscheiden, welche Erkenntnis sie gerne annehmen möchten?
Ich denke, Letzteres werde ich tun. Ich muss keine PeBonianer erschaffen, um sie dann anschließend an Marionettenfäden zu leiten.

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 14:32
Was war los, hast du geschlafen oder ging es dir nicht gut?
Ich respektiere die Entscheidungsfreiheit der PeBonianer. ;)

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Andreas
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#715 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Mo 8. Apr 2019, 20:16

Andreas hat geschrieben:
So 7. Apr 2019, 15:42
PeB hat geschrieben:
So 7. Apr 2019, 14:29
Andreas hat geschrieben:
So 7. Apr 2019, 11:41
Hier bist du für Gleichberechtigung der drei Theologischen Disziplinen der Theologie.
Und hier versuchst du jetzt wieder die Historische Theologie komplett aus "der Theologie" und in "die Geschichte" heraus zu drängen, und jetzt geht es dir doch wieder um Vorrangstellungen? Mir ist nicht klar, welchen Standpunkt du jetzt eigentlich vertrittst.
Nein, ich kritisiere die Vorrangstellung der Wissenschaft. Das ist vollständig kompatibel mit meiner Aussage, dass man sich auf Augenhöhe begegnen soll.

Welche Wissenschaft hat denn, wo und für wen eine Vorrangstellung vor wessen Theologie? Drück dich doch mal so aus, dass ich dich verstehen könnte.
Und jetzt antwortest du mir so darauf:
PeB hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 06:40
Darüber reden wir doch die ganze Zeit über!
In dem Fall, wenn Theologen sagen, es gebe kein Eingreifen Gottes in die Geschichte (egal ob im Allgemeinen oder im Einzelfall), weil die Geschichtswissenschaften dieses nicht feststellen können, dann ordnen sie sich den Geschichtswissenschaften unter.
Na und wenn es so wäre? Sollte man solche Theologen bei der Polizei anzeigen, oder was?

Ich versuchte dauernd zu differenzieren und du pauschalisierst in einer Tour alles wieder auf Schlagworte runter. Auf meine Fragen bist du in keiner Weise inhaltlich eingegangen. Schau dir doch an, wonach ich jeweils fragte, und was du jeweils geantwortet hast. "Die Theologie" ist halt was anderes als "die Theologen", und christliche Theologien gibt es viele und Geschichtswissenschaften gibt es auch viele - innerhalb und außerhalb der unterschiedlichen theologischen Fakultäten. Mit deinen unzulässigen Pauschalisierungen kommen "wir" inhaltlich nicht weiter.

Du hast ja ganz recht: hier werden eine Menge ganz verschiedener Sachen vermischt, die auseinander zu halten wären. Das scheint aber kaum jemanden zu interessieren, weil es anscheinend kaum noch jemandem auf die Bedeutung der Wörter ankommt, oder darum, dem anderen zuzuhören, was der eigentlich sagt oder fragt.

Das Gerede hier in diesem Thread ist eine einzige ideologische Soße in dem ein paar Schlagworte undefinierbaren Glaubens, undefinierbarer Theologie und undefinierbarer Wissenschaft herum dümpeln. Einigen geht es hier überhaupt nicht darum, im Dialog weiterzukommen. Anderen geht es mit Sicherheit nicht um einen konstruktiven Dialog, sondern um ihre ideologisch-polemische Freizeitgestaltung auf Stammtischniveau, und wieder anderen um anonym-vermummten rhetorischen Internet-Straßenkampf auf Hooligan-Niveau.

Was du gerade sagtest, stimmt aus mehreren Gründen faktisch nicht: Erstens, kann kein Theologe, kein Gläubiger Mensch, keine Kirche, kein Papst und auch nicht "die Bibel" oder irgendeine Wissenschaft Gottes Eingreifen in der Geschichte, Wunder, Prophetie oder übernatürliche Phänomene feststellen. Was auch immer du hier unter "feststellen" verstanden haben magst, über ein Behaupten göttlicher Offenbarungen, ein Fürwahrhalten und Nachplappern kommt das nicht hinaus. Muss es auch nicht, weil religiöser Glaube keine Feststellung von irgendetwas ist.

Zweitens beansprucht keine nicht-theologische geschichtswissenschaftliche Fakultät eine Autorität über Theologen. Es brächte also nichts, die theologischen Geschichtswissenschaften aus der Theologie heraus zu drängen, wie du das ja zugegebenermaßen mit der Historischen Theologie machen willst. Archäologische Erkenntnisse beispielsweise machen vor keiner Türe einer anderen Universität halt - auch nicht vor den Türen theologischer Fakultäten und selbst Kirchentüren sind heutzutage nicht mehr aus solchem Holz geschnitzt, dass sie dies vollbrächten.
Das sind die Fakten in der universitären Landschaft, deren Intention heute freie Wissenschaften sind - mal abgesehen von ethischen Normen der staatlichen Gesetzgebung.

Von Theologen die sich "unterordnen" kann einzig gesprochen werden, soweit es um eine Unterordnung unter die Kirchen, Konfessionen oder Glaubensgemeinschaften geht, die ihren Einfluss auf die theologischen Fakultäten an Universitäten ausüben. Diese dogmatische Autorität zum Zwecke der Unterordnung ihrer jeweils eigenen (!) Theologen wird je nach Kirche, Konfession oder Glaubensgemeinschaft in unterschiedlichem Maße durchgesetzt. An theologischen Fakultäten der Katholiken ist es anders als an den Evangelischen. Wer "zahlt" schafft hier an, und darum sind die theologischen Fakultäten als einzige Fakultäten nicht wissenschaftlich frei, sondern ideologisch gebunden und dürfen nicht unbeeinflusst forschen und lehren. Nur hier kannst du überhaupt davon sprechen, dass sich bestimmte Theologen "unterordnen" würden, weil es nur hier um Autorität und Macht geht.

Bei den freikirchlichen theologischen Fakultäten an Universitäten mit staatlicher Anerkennung liegt der Fall wieder etwas anders und ganz allgemein auf "die Theologen" betrachtet, ist es in Deutschland anders als in Amerika oder anderswo auf der Welt. Ein diesbezügliches Eingreifen Gottes ist auch hierbei nirgends, weder theologisch noch geschichtswissenschaftlich feststellbar.

Geschichtswissenschaftlich aber ist diese autoritäre Einflussnahme beispielsweise bei den Katholiken sehr wohl beispielhaft nachweisbar: Es gab das Spitzel und Denunziantentum in Form des Sodalitium Pianum und von 1910 bis 1967 mussten katholische Amtsträger den "Antimodernisteneid" ablegen. Das war aber ein autoritärer Griff ins Klo "der Theologie", den heute niemand mehr will. Ich nehme nicht an, dass du dich mit deinen Äußerungen hier für eine solche "theologische Methodik" einsetzt. Ich weiß nicht, ob du es gut findest, dass heutzutage Leuten wie Küng und Drewermann die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen wird.

Ich frage mich, was dich denn anginge, was die Katholiken da so treiben, da du dich zierst, dich selbst zu irgendeiner Glaubensgemeinschaft zuzuordnen und in keine Schublade gesteckt werden willst. Als Katholik ginge dich das was an, als "überkonfessioneller" Christ nicht, weil überkonfessionell eben nicht bedeutet, irgendeine Autorität über alle Konfessionen zu haben. Für wen du hier eigentlich sprichst ist mir immer noch unklar. Ich weiß nur, dass es "die Theologie" von der du dauernd pauschalisierend sprichst nicht gibt. Fakt ist: es gibt viele christliche Theologien und sie haben jeweils mehr oder weniger konkrete Namen und lassen sich bestimmten Zeiten und Strömungen zuordnen. Werd' mal konkret und argumentiere differenziert.

Meine Ansage ist klar: ich war als Kleinkind evangelisch, wurde als Kind katholisch und bin in meinen Zwanzigern aus der kath. Kirche ausgetreten - was nicht heißt, meinen christlichen Glauben aufgegeben zu haben. Ich bin frei, nicht aufgrund meines Gehorsams dem Heiligen Vater auf dem Stuhl Petri gegenüber, sondern aufgrund meines Glaubens an den Vater im Himmel. Sämtliche kirchlichen Dogmen sind nicht bindend für mich - auch "dein" Wahrheitsdogma bezüglich der Bibel nicht, weil ich dir, so wenig Autorität über mich oder meinen persönlichen Glauben zugestehe, wie irgendeiner Glaubensgemeinschaft.

Falls es nicht dein persönliches Wahrheitsdogma ist, solltest du Ross und Reiter benennen, welcher kirchlichen Autorität DU dich da konkret unterordnest. Und komm mir jetzt nicht mit so 'nem WischiWaschiZeug wie "dem Christentum", "der Kirche", Gott, Jesu Gemeinde oder "die Bibel sagt ..." denn theologische Dogmen setzen Menschen in Kirchen- oder Glaubensgemeinschaften in die Welt und sind jeweils geschichtswissenschaftlich in Form von historischen Dokumenten nachweisbar. Dogmen sind nicht allgemeingültig, sondern immer nur für die Anhänger der weltlichen Institution, die diese Dokumente ausgestellt hat. Wenn du dich da irgendeiner Glaubensvereinigung zugehörig fühlst, dann sprichst du für diese Theologen dieser Glaubensvereinigung aber nicht für "die Theologen" der Welt.

So: das ist der eine Themenkreis, der sich auf Fakten und Tatsachen bezieht, soweit es hier um "Unterordnung" im universitären und kirchlichen Bereich ginge.

SilverBullet
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#716 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von SilverBullet » Mo 8. Apr 2019, 20:31

“PeB“ hat geschrieben: Man kann es auch anders ausdrücken (und eigentlich muss man das sogar):
…
Naja, für dieses „eigentlich muss man das sogar“ wirst du kaum Begründungen auftreiben können, denn ich habe nur gesagt, dass ich Technik für die beste Bestätigung von Wissenschaft halte, worauf du mit (Welt-)Einschränkung reagiert hast.
=> Offensichtlich hast du einen Verdacht, zu dem dir diese Einschränkung nützlich erscheint.
=> Es ist aber insgesamt dein Problem, hierzu Zusammenhänge zu liefern.

“PeB“ hat geschrieben:Und wenn du dich dann noch um deinen Verdacht kümmerst, könnten wir vielleicht sogar auf dieser Basis zusammenkommen
Dass ich Technik für die beste Bestätigung von Wissenschaft halte?
Das ist einfach, denn bei der Realisierung werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse mit realen Situationen kombiniert und müssen zu dem erwarteten Ergebnis führen. Ein vorliegendes Technikergebnis spricht dann für sich selbst.

“PeB“ hat geschrieben:Menschliches Handeln ist individuell-subjektiv geprägt und folgt keiner nachvollziehbaren Naturgesetzlichkeit.
Und wieso kann man dann menschliches Handeln beeinflussen bis hin zum Abschalten?
Das ist eine Naturgesetzlichkeit:
wirk auf bestimmte Gehirnbereiche ein und ein Mensch wird beeinflusst – in seiner Wahrnehmung, in seinen Überzeugungen, in seinen Reaktionen.

“PeB“ hat geschrieben:Du hast folgendes Problem - wenn wir schon von "Einschränkung" (siehe oben) reden
Nochmal, du hattest die Idee von Einschränkung.

“PeB“ hat geschrieben:du schränkst die menschliche Erkenntnisfähigkeit auf die naturgesetzlich vorgegebene Erkenntnis ein und tust so als sei die Wissenschaft die einzig gültige Erkenntnisbeschafferin.
Wie soll ich all dies gemacht haben, wo doch Wissenschaft kein handelndes Ding ist?

Ich habe nur gesagt, dass es bei einer Kommunikation (zum Zwecke des Erkenntnisaustausches) um das Liefern von Zusammenhängen geht und nicht um eine Geschichte, bei der nur so getan wird, als würde man über etwas reden.

“PeB“ hat geschrieben:Was die Wissenschaft nicht erkennt (oder eines Tages womöglich zu erkennen glaubt), ist nach deiner Vorgabe also nicht existent.
Wie kannst du das sagen?
Ganz einfach: ich habe es nicht gesagt.

“PeB“ hat geschrieben:der menschliche Verstand ist nach naturalistischer Vorstellung nicht geschaffen, um die Welt insgesamt zu erkennen, sondern um in ihr überleben zu können. Deshalb hat der menschliche Verstand nur einen begrenzten Erkenntnishorizont.
„Erkenntnishorizont“ ist problematisch, denn dies betrifft die grundsätzlichen Möglichkeiten Zusammenhänge an hand einer Konstellation der Gehirnzellen zu erfassen.
Da rate ich zur Vorsicht, denn das Gehirn ist enorm flexibel.
Nur wenn es nicht um Zusammenhänge geht, sind wir sofort aus dem Rennen, aber das wäre „Existenz ohne Wechselwirkung“.

“PeB“ hat geschrieben:Diesen begrenzten Erkenntnishorizont zum Maß aller Dinge zu stilisieren und zu behaupten, über diese verstandesmäßige Erkenntnis gäbe es nicht weiter zu erkennen, ist ähnlich wie die Sicht der Made im Kuhfladen, für die der Kuhfladen die Welt ist.
Du scheinst das Problem zu haben, dass du etwas kommunizieren möchtest, ohne Zusammenhänge liefern zu können, also erfindest du lieber Suggestionen über nicht ausreichende Erkenntnisse.
Das bringt dich in deiner Sache aber keinen Millimeter weiter.

“PeB“ hat geschrieben:Ausgehend von einem Gottesverständnis, gemäß dem wir als Abbild Gottes geschaffen wurden, kann ich allerdings auch einen Verstand voraussetzen, der über das reine (naturalistische) Überleben hinausgeht und in der Lage ist, die Welt (hinter der Fassade) zu erkennen.
Nein, denn für ein Verständnis, egal wovon, würdest du Zusammenhänge benötigen, aber genau diese fehlen dir ja -> kein „Gottesverständnis“.

Verstand setzt ein Wahrnehmungssystem voraus, das enorm flexibel reagieren und damit Zusammenhänge erfassen/aufbauen kann. Mit dem Gehirn (Nervensystem) wird dies vollständig abgedeckt.

Mit „Abbild“ möchtest du wohl irgendwo eine Art „Gehirn“ in anderen Welten verorten können.

“PeB“ hat geschrieben:Mit anderen Worten: aus naturalistischer Sicht besitzt du überhaupt nicht die physischen Voraussetzung zu einer allumfassenden Erkenntnis.
Nun, es gibt keinen Grund warum ich nicht verstehen sollte, wie ich prinzipiell funktioniere.
Damit lassen sich Wörter wie „Gott“, „Geist“ und auch „Abbild“ sehr gut in den Griff bekommen.

“PeB“ hat geschrieben:Aus religiöser oder philosophischer Sicht aber schon.
Das sind Behauptungen ohne jegliche Funktion.
Das ist nichts weiter als das Erzählen einer Geschichte – eine Form der „Unterhaltung“.

“PeB“ hat geschrieben:Was sagt uns das jetzt über die Wahrscheinlichkeit einer Wirklichkeit, die über die Realität hinausgeht?
Ohne Zusammenhänge fehlt der Anlass von „Wahrscheinlichkeit“ und von „über Realität hinausgeht“ zu sprechen.

Ist dir aufgefallen, das du mit „über … hinausgehen“ einen elementar körperlichen Vorgang zur Grundlage von irgendetwas Nicht-Körperlichem(?) machen möchtest?
=> das ist ein Beispiel für so eine Geschichte, die nur das Geschichten-Interesse abdecken soll.

“PeB“ hat geschrieben:du benutzt deinen einzigartigen, großartigen SilverBullet-Verstand (ganz ernsthaft und freundlich gemeint) dazu, die Disziplinen zu verwerfen, die dir erst bestätigen können, dass du einen einzigartigen, großartigen SilverBullet-Verstand besitzt. (denn die Naturwissenschaft kann das nicht bestätigen).
Wieso sollte die Analyse des Gehirns und der darin enthaltenen Möglichkeiten nicht etwas über die Denkmöglichkeiten des Menschen aussagen?
Allein die Optimierungen im Gehirn, basierend auf Anwendung/Einsatz, sind elementar beeindruckend.
Wir erkennen Objekte in derart wenigen Reaktionsschritten (innerhalb der Gehirnzellen), dass dies eine gigantische Technik zur Folge haben kann, wenn wir herausbekommen, wie es zu dieser Gehirnoptimierung kommt.

“PeB“ hat geschrieben:Dadurch reduzierst du dich selber auf eine pure naturalistische Existenz, die eigentlich gar nicht in der Lage sein kann, derartige Frage zu stellen.
„Reduzieren“ ist das völlig falsche Wort und es zeigt lediglich, welcher Anspruch in den religiös/philosophisch motivierten Geschichten transportiert wird (-> „über … hinausgehen“).

“PeB“ hat geschrieben:Theologie und Philosophie sind NICHT Bereiche bei denen die Funktionalität verloren geht.
Vielleicht liegst du hier richtig und man müsste eher sagen:
Theologie und Philosophie sind Bereiche in denen erst gar keine Funktionalität vorhanden ist (also geht nicht wirklich etwas verloren - ja, das klingt vernünftig).

“PeB“ hat geschrieben:Sie bedienen NICHT NUR das Geschichten-Interesse.
Sondern sie besitzen eine andere Funktionalität und beantworten andere Fragestellungen, die aber von dir (aus naturalistischer Sicht) lediglich nicht anerkannt werden.
Wie bei „Verständnis“ gilt:
„Antworten“ sind Zusammenhänge. Werden keine geliefert, liegt keine wirkliche Antwort vor.
=> Es werden die Zusammenhänge einer Geschichte geliefert (meistens Behauptungen über handelnde Unbekannte mit ganz viel Fähigkeit -> „über … hinausgehen“)

“PeB“ hat geschrieben:Werde doch mal konkreter.
Wie sieht dein streng wissenschaftlicher Beweis der Nicht-Existenz Gottes aus?
Beim Wort „Gott“ geht es nicht um eine Existenzfrage, denn das Wort „Gott“ ist selbst nur die Frage „wer oder was, soll all die behaupteten Aktionen durchgeführt haben bzw. die behaupteten Eigenschaften erfüllen können?“.

Um Existenz abzuklären, muss man eine konkrete Zusammenhangskombination aufstellen und für diese das wahrnehmungsunabhängige Vorkommen aufzeigen.

=> Beim Wort „Gott“ fehlt die Zusammenhangskombination, denn du lieferst sie nicht.
=> Ich muss leider noch darauf warten, dass du etwas auf den Tisch legst.

In den antiken Texten haben die Autoren von Luft/Wind/Hauch/Atem geschrieben.
Falls man dies als Zusammenhangskombination für „Gott“ verwendet, kann man es leicht falsifizieren, denn Luft/Wind/Hauch/Atem ist materiell bedingt und auf die Atmosphäre von Planeten beschränkt.

Einen „Luftgott“ möchtest du aber vermutlich nicht behaupten – nur was behauptest du an dessen Stelle?

“PeB“ hat geschrieben:Hab ich doch. Ich habe ihnen doch von mir erzählt.
Tja, du hast eine Welt erschaffen, aber bei der Interaktion scheiterst du. Plötzlich gehen dir die Möglichkeiten aus und du hast nur noch das Erzählen – naja, vielleicht entwirfst du das Ganze beim nächsten Mal etwas geschickter.

“PeB“ hat geschrieben:Ich respektiere die Entscheidungsfreiheit der PeBonianer.
Du respektierst vor allem deinen Konstruktionsfehler.

JackSparrow
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#717 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von JackSparrow » Mo 8. Apr 2019, 21:17

PeB hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 16:19
Mit den Geschichts- Literatur- und Sozialwissenschaften ist es nicht so einfach: da ist ein Großteil des Forschungsgegenstanden subjektiv nicht-materiell - eben "geistes-"wissenschaftlich;
Ich hatte schon lange den Verdacht, dass es sich bei "Geistes-Wissenschaft" um ein Oxymoron handelt.

Menschliches Handeln ist individuell-subjektiv geprägt und folgt keiner nachvollziehbaren Naturgesetzlichkeit.
Keiner für dich nachvollziehbaren Naturgesetzlichkeit, da es sich bei Verhaltensbiologie eindeutig um eine Naturwissenschaft handelt.

Was die Wissenschaft nicht erkennt (oder eines Tages womöglich zu erkennen glaubt), ist nach deiner Vorgabe also nicht existent.
Was die Wissenschaft nicht erkennt (oder eines Tages womöglich zu erkennen glaubt), kann auch von keinem Esoteriker, keinem Religionsanhänger, keinem Philosophen, keinem Erleuchteten, keinem Sektenführer, keinem Messias und keinem spirituellen Meister erkannt werden.

Die Gesamtzahl an Personen, die wahrheitsgemäß etwas über Dinge aussagen können, die die Wissenschaft nicht erkennt (oder eines Tages womöglich zu erkennen glaubt), konvergiert demnach gegen Null.

Diesen begrenzten Erkenntnishorizont zum Maß aller Dinge zu stilisieren und zu behaupten, über diese verstandesmäßige Erkenntnis gäbe es nicht weiter zu erkennen, ist ähnlich wie die Sicht der Made im Kuhfladen, für die der Kuhfladen die Welt ist.
Nehmen wir uns ein Beispiel an der Made.

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Münek
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#718 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Mo 8. Apr 2019, 22:59

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 09:22
Sobald beim Forscher nur ein Verdacht vorhanden ist, zu dem er nichts weiter liefern kann, als seine Neigung, diesen Verdacht aufzustellen, sind wir bereits weg von Wissenschaft, wenn der „Forscher“ diesen Verdacht klang heimlich unter den Tisch fallen lässt und so tut, als würde er „ein Etwas“ kommunizieren können.
Die Dogmenbildung hat in der Tat NICHTS mit seriöser Forschung zu tun. Im Glaubenssandkasten heißt es nur mit himmelwärts gerichteten frommem Blick: "Backe backe Kuchen..."

Abgesehen von den altkirchlichen Kamellen - auf besonderes Unverständnis stießen und stoßen die katholischen Dogmen neuerer Zeit:

1. Unfehlbarkeit des Papstes (biblisch nicht gedeckt)
2. Unbefleckte Empfängnis Mariens (biblisch nicht gedeckt)
3. Leibliche Aufnahme Marias in den Himmel (biblisch nicht gedeckt).

Wer soll denn diesen propagierten Unsinn ernst nehmen? Kein Wunder, dass den Kirchen die Gläubigen in Scharen davonlaufen.

SilverBullet hat geschrieben:Exakt hiergegen verstossen Theologie (gesteuert durch Religion) und Philosophie grundlegend.
Würde Theologie nicht auf ihrem Wahrheitsanspruch bestehen, würde sie den Ast absägen, auf dem sie sitzt. Also erwarte von da keine Einsicht. Philosophie ist - da widerspreche ich Dir - wesentlich selbstkritischer als die Theologie...

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Thaddäus
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#719 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Thaddäus » Di 9. Apr 2019, 00:00

JackSparrow hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 21:17
Was die Wissenschaft nicht erkennt (oder eines Tages womöglich zu erkennen glaubt), kann auch von keinem Esoteriker, keinem Religionsanhänger, keinem Philosophen, keinem Erleuchteten, keinem Sektenführer, keinem Messias und keinem spirituellen Meister erkannt werden.
Ist DAS eine formulierte Erkenntnis der Wissenschaft?
Wenn ja, welcher?
Wenn nein, welchem der Genannten würdest du dich zugehörig fühlen? Dem Esoteriker, dem Religionsanhänger, dem Philosophen, dem Erleuchteten, dem Sektenführer, dem Messias oder dem spirituellen Meister?
Und kannst du mir erklären, weshalb das intellektuelle Niveau hier so unterirdisch ist, egal welche dümmliche ideologische Richtung eingenommen wird?

JackSparrow hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 21:17
Die Gesamtzahl an Personen, die wahrheitsgemäß etwas über Dinge aussagen können, die die Wissenschaft nicht erkennt (oder eines Tages womöglich zu erkennen glaubt), konvergiert demnach gegen Null.
Es gibt eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob Descartes genius malignus existiert oder nicht.

Das ist eine wahrheitsgemäße Aussage über einen Sachverhalt, den die Wissenschaft prinzipiell nicht erkennen kann. Denn Descartes wissenschaftlich-philosophischer Beweis, warum es einen solchen genius malignus nicht geben kann, könnte falsch sein, wie jeder andere Beweis oder Gegenbeweis falsch sein könnte. Dennoch gibt es eine eindeutige Antwort auf diese Frage, die jedoch wissenschaftlich und schon gar empirisch-wissenschaftlich unerkennbar ist.

Die Gesamtzahl an Personen, die wahrheitsgemäß etwas über Dinge aussagen können, die die Wissenschaft nicht erkennt, beträgt damit mindestens 1 Person (es sind aber faktisch weitaus mehr, vermutlich sind es praktisch die gesamte Weltbevölkerung, denn allein schon jeder, der wahrheitsgemäß erzählt, er habe gestern Nacht geträumt, macht eine wahrheitsgemäße Aussage, die die Wissenschaft nicht erkennen kann).

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#720 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Di 9. Apr 2019, 10:09

Andreas hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 20:16
Erstens, kann kein Theologe, kein Gläubiger Mensch, keine Kirche, kein Papst und auch nicht "die Bibel" oder irgendeine Wissenschaft Gottes Eingreifen in der Geschichte, Wunder, Prophetie oder übernatürliche Phänomene feststellen.
Da bin ich anderer Meinung.
Und hier solltest DU jetzt differenzieren. Wenn mit "feststellen" die wissenschaftliche Beweisführung gemeint ist, dann hast du recht. Wenn ich aber unter "feststellen" (so wie ich es tue) auch die persönliche Erfahrung subsummieren, dann hast du Unrecht. Ich behaupte: ich stelle das Eingreifen Gottes aus persönlicher Erfahrung (an mir und an der Welt) fest.
Wissenschaftlich beweisbar ist das nicht.
Ich hätte allerdings gerne eine Theologie, die mir dort zuspricht und die meine AUssage nicht dadurch verwässert, dass sie sich an eine wissenschaftliche Beweisführungsnotwendigkeit klammert. Kann ich hoffen?

Andreas hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 20:16
Es brächte also nichts, die theologischen Geschichtswissenschaften aus der Theologie heraus zu drängen, wie du das ja zugegebenermaßen mit der Historischen Theologie machen willst.
Ich will sie hier genauso wenig herausdrängen, wie ich die Naturgeschichte aus den Naturwissenschaften herausdrängen will. Ich bitte nur um saubere methodische Trennung - auch innerhalb der gleichen Fachrichtung. Naturgeschichte wie historische Theologie sind methodisch historische Disziplinen, die zwar naturwissenschaftliche bzw. theologische Sachverhalte beleuchten können, aber darauf eine methodisch-historische - und eben KEINE naturwissenschaftliche bzw. theologische - Antwort liefern.
Wenn also in der historischen Theologie eine Aussage getroffen wird, die der theologischen Aussage widerspricht, muss der Widerspruch eben aufgelöst werden (ohne dass die Theologie zur Geschichte oder die Geschichte zur Theologie wird) oder er muss eben so stehen bleiben.

Andreas hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 20:16
Archäologische Erkenntnisse beispielsweise machen vor keiner Türe einer anderen Universität halt - auch nicht vor den Türen theologischer Fakultäten und selbst Kirchentüren sind heutzutage nicht mehr aus solchem Holz geschnitzt, dass sie dies vollbrächten.
Konkrete Frage, daher auch die Bitte um eine konkrete Anwort (damit wir nicht so viel pauschalisieren):
Wenn Finkelstein in Jericho keine Mauern zur fraglichen Zeit finden kann, muss dann die theologische Aussage über den biblischen Fall von Jericho revidiert werden?
Oder sollte man nicht viel eher sagen: hier gibt es einen Widerspruch der AUssagen?

Andreas hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 20:16
Von Theologen die sich "unterordnen" kann einzig gesprochen werden, soweit es um eine Unterordnung unter die Kirchen, Konfessionen oder Glaubensgemeinschaften geht, die ihren Einfluss auf die theologischen Fakultäten an Universitäten ausüben.
Von Unterordnung unter die (Natur-)Wissenschaften kann in einem sehr allgemeinen Rahmen gesamtgesellschaftlich geredet werden; die Theologie ist sogar nur sehr peripher tangiert. Und das müsste sogar dringend geschehen. Das ist es, was ich als Wissenschaftsfolklore bezeichne: der gesellschaftliche Konsens darüber, dass die (Natur-)Wissenschaften uns die Welt in Gänze erklären können.
Meiner Meinung nach sehen wir die Folgen dieser folklore im Klimawandel, in der Atombombe, in der Umweltproblematik, im Hunger in der Welt etc.
Die rationalistisch intendierte gesellschaftliche Wissenschaftsfolklore verursacht all die Krisen, die wir zurzeit erleben.
Denn: die Summe aller Teile ist EBEN NICHT das Ganze. Was daran fehlt, ist das was nicht einberechenbar ist, um die Welt in die Zukunft zu extrapolieren. Da die gesellschaftliche Wissenschaftsfolklore aber den Anspruch erhebt, die Welt berechenbar in die zukunft zu extrapolieren - weil sie ja schließlich exklusiv alles erkläre - haben wir mit genau den oben genannten Krisen zu kämpfen.
Ich lasse die wissenaschaftlich arbeitenden Individuen hier ganz bewusst außen vor, weil es dort natürlich - differenzierbar - solche und solche gibt.

Andreas hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 20:16
Diese dogmatische Autorität zum Zwecke der Unterordnung ihrer jeweils eigenen (!) Theologen wird je nach Kirche, Konfession oder Glaubensgemeinschaft in unterschiedlichem Maße durchgesetzt.
Es geht mir gar nicht um diese oder jene theologische Dogmatik. Es geht mir um die grundsätzliche - und notwendige - Wissenschaftsdogmatik in Form von Axiomen.
Die Teilchenphysik akzeptiert grundsätzlich das Vorhandensein von Teilchen und ihren Eigenschaften und lässt diese "Dogmatik" nicht durch beispielsweise die Philosophie methodisch in Frage stellen.
Frage: gilt das auch für die Theologie?
Die Theologie ("Lehre von Gott") akzeptiert grundsätzlich das Vorhandensein von Gottesbelegen und Bibelaussagen und lässt diese "Dogmatik" nicht durch beispielsweise die Geschichtswissenschaften methodisch in Frage stellen?

Andreas hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 20:16
Ich frage mich, was dich denn anginge, was die Katholiken da so treiben, da du dich zierst, dich selbst zu irgendeiner Glaubensgemeinschaft zuzuordnen und in keine Schublade gesteckt werden willst.
Ich ziere mich nicht und habe darüber in anderen Zusammenhängen schon geschrieben. Ich habe mich hier weitgehend selber ausgeklammert, weil es nicht um mich geht. Aber wenn es dich interessiert...

Andreas hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 20:16
Meine Ansage ist klar: ich war als Kleinkind evangelisch,...etc.
Meine bekommst du hier:
Mein Vater war katholisch, meine Mutter evangelisch. Ich wurde evangelisch getauft und bin ohne jeden weiteren Kirchenbezug aufgewachsen. Ich bin nach wie vor Mitglied der rheinischen Landeskirche. Da ich selbst 8 Jahre lang Presbyter einer großen evangelischen Gemeinde (drei Kirchen, zwei Kindergärten...) war und den Betrieb von innen kenne, habe ich es - trotz teilweise kritischer Haltung gegenüber den Kirchen im Allgemeinen und meiner Kirche im Speziellen - immer abgelehnt aus der Kirche auszutreten. Denn ich halte nichts davon, einerseit keine Kirchensteuer bezahlen zu wollen, aber andererseits die Dienstleistungen der Kirche (Taufe, Heirat, Beerdigung) ganz selbstverständlich kostenlos in Anspruch zu nehmen.
Ich halte mich prinzipiell für un- oder überkonfessionell, weil ich das Prinzip der Kirchen als verfasste Religionsorgane ablehne. Das ist nach meiner Überzeugung nicht das, was Jesus gemeint hat - insbesondere in Bezug auf konfessionelle Streitigkeiten sage ich das.
Der letzte gottesdienst, den ich besucht habe, war ein katholischer. Ich habe als evangelisch getaufter Christ da überhaupt keine Berührungsängste (mehr). Mich hat kürzlich ein katholischer Geistlicher gefragt, ob er mich segnen dürfe. Selbstverständlich durfte er das. Auch ein Atheist darf mich segnen, wenn er das ehrlich meint und etwas Positives damit verbindet.
Reicht das dir aus?
Ansonsten frag bitte nach!

Andreas hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 20:16
Falls es nicht dein persönliches Wahrheitsdogma ist, solltest du Ross und Reiter benennen, welcher kirchlichen Autorität DU dich da konkret unterordnest.
Keiner kirchlichen Autorität.
In dieser Hinsicht sehe ich mich in der protestantisch-reformatorischen Tradition: sola fide - sola scriptura - sola gratia.
Ich bin auch nicht dogmatisch, sondern suche nach Antworten. Im Gespräche mit anderen ebenso wie im Zwiegespräch mit Gott oder in der Bibel. Ich hinterfrage dabei auch mich selbst und meine Ansichten (das macht mich für dich wahrscheinlich so wenig greifbar und griffig). Ich sehe mich in einer rationalistischen Tradition bei der Erkenntnis, dass wir wissen, dass wir nichts wissen; sprich: alle Erkenntnis ist nur vorläufige Erkenntnis.
Im Disput zwischen Wissenschaft und Glaube (ich bin ja sowohl Wissenschaftler als auch Gläubiger) neige ich eher zu Antworten, die ein "sowohl als auch" erwägen und lehne weitgehend Antworten im Sinne von "entweder oder" ab. Ich teile NICHT das rationalistische Weltbild einer widerspruchsfreien Welt, sondern bin der Ansicht, dass das Wesen der Welt vielmehr in ihren Widersprüchen liegt.

Die Frage, ob Weltschöpfung oder Urknall beantworte ich für mich ebenso mit "sowohl als auch" wie die Frage nach Schöpfungsablauf oder Evolution, sowie die Frage danach ob Jesus als Mensch starb oder unter uns lebt.

Widersprüche dürfen stehen bleiben, bis sie sinnvoll aufgelöst werden können. Enweder durch Erkenntnisse in dieser Welt oder einer zukünftigen jenseitigen.

Andreas hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 20:16
Und komm mir jetzt nicht mit so 'nem WischiWaschiZeug wie "dem Christentum", "der Kirche", Gott, Jesu Gemeinde oder "die Bibel sagt ..."
Okay?
Noch eine konkrete Frage mit der Bitte um deine konkrete Antwort:
welches Fundament liegt deinem Glauben zu Grunde?
KEIN "Wischiwaschi"-Fundament nach deiner Auffassung?

Andreas hat geschrieben:
Mo 8. Apr 2019, 20:16
So: das ist der eine Themenkreis, der sich auf Fakten und Tatsachen bezieht, soweit es hier um "Unterordnung" im universitären und kirchlichen Bereich ginge.
Du hast jetzt Vieles von mir gelesen, was ich vermeiden wollte, weil ich eigentlich keine Rolle spiele.

Was ich von dir bis jetzt weiß: du bist aus der Kirche ausgetreten. Du glaubst an einen Gott. Aber ich weiß nicht, warum. Denn "Wischiwaschi" lehnst du ab.

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