Halman hat geschrieben:Genau, bei uns. Im sunnitischen Islam gilt sie nicht und bei den Zwölfer-Schiiten Irans auch nicht
Genau, bei uns gilt die Religionsfreiheit und diese gilt universal für alle Menschen. Das deutsche Grundgesetz (GG) sichert die Religionsfreiheit in Art. 4 Absatz 1, 2: „(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.“ „(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.“
Novalis hat geschrieben:Was spricht eigentlich dagegen, auch mal nach den Berührungspunkten des christlichen und muslimischen Glaubens zu fragen, was sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten?
Halman hat geschrieben:Die Unterschiede sind fundamental
Zweifellos gibt es Unterschiede, aber sie sind nicht fundamental, fundamental sind die Gemeinsamkeiten. Schon alleine deshalb, weil Muslime menschliche Wesen sind. Diese menschliche Dimension verbindet uns über alle religiösen Glaubenssysteme hinweg. Religion kann auch menschenfeindlich ausgelegt werden, aber sie enthalten auch Prinzipien der Toleranz. Der Koran bejaht Pluralität und Glaubensfreiheit beispielsweise mit der Sure 10/99: „Und wenn dein Herr es gewollt hätte, wären alle auf Erden allesamt gläubig geworden. Willst du etwa die Leute zwingen, gläubig zu werden?“ – mit anderen Worten: Glaube kann nicht erzwungen werden und basiert, vergleichbar mit einer Liebesbeziehung, auf Freiheit, auf einer freiwilligen Herzensentscheidung des ganzen Menschen.
Ich stimme diesen Worten des Philosophen Alexander Grau zu:
http://www.cicero.de/berliner-republik/ ... -mir/58740„Im Grunde machen unsere hoch einfühlsamen Islamversteher denselben Fehler wie die blindwütigen Islamkritiker: Sie gehen davon aus, dass es einen wahren, eigentlichen Islam gibt und einen falschen oder verfälschten. Das aber ist naiv.
Nicht der Islam gehört zu Deutschland, sondern Menschen islamischen Glaubens
Die drei monotheistischen Religionen sind bekanntermaßen Buchreligionen. Sie gründen auf heiligen Schriften. Doch Tanach, Bibel und Koran sind hoch literarische Texte. Sie haben nicht die eine, wahre Bedeutung. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist Vieldeutigkeit – anders etwa als bei Gebrauchsanweisungen – schon in ihnen angelegt, in ihren sprachlichen Bildern, ihren Metaphern, ihren mehrdeutigen Bezügen. Dass verschiedenen Autoren über einen längeren Zeitraum an ihnen gearbeitet haben – auch am Koran –, macht die Sache nicht einfacher.
Zudem liegen zwischen der Entstehungszeit und unserer Gegenwart 3000, 2000 oder 1400 Jahre. Selbst das Verständnis spätantiker Religionstexte (Koran) ist durch diese kulturelle Differenz hoch problematisch – auch für Arabisch Sprechende.
Kurz und gut: Es gibt so viele Interpretationen des Korans wie es Leser gibt. Bedeutungen von Texten, auch von religiösen Texten, entstehen im Kopf. Sie sind nicht an ein Buch, an Papier oder an Druckerschwärze gebunden.
Doch das Gerede von „dem“ Islam ist nicht nur aus textwissenschaftlichen Gründen unsinnig. Es offenbart vor allem eine zutiefst kollektivistische und antipluralistische Auffassung von Religiosität. Religionen sind keine amorphen Gebilde, in denen der Einzelne namenlos aufgeht – auch wenn Konservative oder Fundamentalisten das gerne so hätten. Eine Religion existiert und lebt immer nur in jedem Einzelnen. Nicht der Islam gehört zu Deutschland, sondern Menschen, die islamischen Glaubens sind.
Dass nun ausgerechnet die gutmeinenden Vertreter des Westens sich einer antiindividualistischen Redeweise bedienen, lässt tief blicken. Soweit also ist man den konservativen Religionswächtern schon auf den Leim gegangen. Kein gutes Zeichen.
[…] Die Integration einer Religion in eine pluralistische Gesellschaft kann nur gelingen, wenn ihre Anhänger sie als eine spirituelle Haltung auffassen, die eine Vielzahl von Deutungen und Lebensweisen zulässt.
Zur TafsÄ«r (ØªÙØ³ÙŠØ±) gehört auch die Abrogation (نسخ nasch) mekkanischer Verse durch medanesische Schwertverse (z.B. Sure 9, Verse 5, 29 u. 111).
Akzeptiere doch mal, dass es verschiedene Lesarten einer Religion geben kann, auch wenn das Fundamentalisten nicht akzeptieren wollen. Willst Du dir an diesen ein Beispiel nehmen? Im Koran finden wir auch solche Sätze: “Wenn jemand einen Menschen tötet – es sei denn für das Töten eines anderen Menschen oder für das Hervorrufen von Gewalttat im Land – so soll es für ihn sein, als hätte er die ganze Menschheit getötet.“ (Al Maidah, Sure 5, Vers 33) - jemanden ohne wahren (d.h. nachvollziehbaren) Grund zu töten, ist also eine unsagbar schwere Sünde. Dennoch gibt es ein Recht auf Selbstverteidigung, wie zum Schutz von Leib und Leben. Im Koran steht dazu: „Erlaubnis (sich zu verteidigen) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah“ (22:40)
Das ist schon mal eine klare Einschränkung.
Mohammed trat nicht nur als Prophet auf, sondern vor allem auch als Feldheer
Auch Moses war ein Prophet, Feldherr, Gesetzgeber und Führer seines Volkes. Ebenso gibt es einige Gewaltpassagen in der Bibel. Wie gehst Du damit um? So gesehen sitzen wir alle im selben Boot. Wir alle tragen die Verantwortung eine menschenfreundliche Auslegung von Religion zu bestärken. Oder eben - und das ist die andere Alternative - Religion ganz hinter uns zu lassen. Wenn Religion zur Ursache von Hass und Feindseligkeit wird, obwohl es ihre Aufgabe ist die Herzen der Menschen zu erleuchten und zu vereinen, dann wäre es eine wahrhaft religiöse Tat, sie zu lassen.
Halman hat geschrieben:Beim christlichen Glauben steht die Liebe im Zentrum, beim Islam die Unterwerfung. Genau dies bedeutet nämlich das Wort Islam
Dann zeige mal deine Liebe im Umgang mit Muslimen

Liebe ist also auch für Muslime sehr wichtig
