War der Sündenfall von Gott geplant?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
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Halman
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#181 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Halman » Do 28. Jan 2016, 00:45

Pluto hat geschrieben:Relevant ist was in der Bibel steht, oder willst du da etwa widersprechen?
Von größerer Relevanz ist, was im biblischen Grundtext steht. Dazu hatte ich mich HIER kurz geäußert.
Hierbei sollte man bedenken, dass die Bibel Gottes Wort in Menschen Schrift ist, also von Menschen für Menschen geschrieben wurde. Ferner sollte man bedenken, dass das hebräisch-jüdische Gottesbild verschieden vom abendländischen Denken ist und uns daher bis zu einem gewissen Grad "fremd" erscheinen muss.

Daher scheint es mir naheliegend, die jüdische Position hierzu einzubeziehen. Als Vertreterin dieser Perspektive verweise ich auf Annette M. Boeckler (Dozentin für Liturgie am Leo Baeck College in London):
Die Eifersucht, von der die Bibel in Bezug auf Gott spricht, ist nicht egoistisch motiviert und nicht materialistisch begründet. Es geht nicht darum, mehr haben zu wollen oder seinen Besitz bedroht zu sehen, es geht nicht um Neid. Es geht um das Gefühl der Leidenschaft und Liebe, um die Angst, seinen Partner eventuell verlieren zu können, um die Bereitschaft, alles daran zu setzen, dass eine Beziehung nicht zerstört wird.
Diese Beziehung lässt sich nur in Bezug auf die JHWH-Monolatrie verstehen, denn nicht nur Israel war Bundespartner (altes Bundestestament), sondern auch JHWH, welcher für Israel und den Bund eifert. Dieses eindringliche und emotinoale Bild sollte Israel auf lebendige Weise die Bedeutsamkeit des mosaischen Bundes einprägen (insbesonders des Dekalogs).
Es geht nicht um theologische Abstraktion, sondern um konkretes menschliches Nachempfinden. Dies wird besonders deutlich beim Propheten Hosea, der eine Ehe einging, welche provozierte:
Zitat aus Hos 3:1 gem. der NeÜ:
1 Jahwe sagte zu mir: "Geh noch einmal hin und liebe eine Frau, die einen Liebhaber hat und im Ehebruch lebt. Denn genauso liebt Jahwe die Israeliten, obwohl sie sich anderen Göttern zuwenden und Opferkuchen aus Rosinen mögen."
Auf diese Weise sollten die Israeliten verstehen, welche Provokation ihr Götzendienst für GOTT darstellte.

Das Substantiv קִנְאָה (qin’āh) kann mit „Eifer“ oder „Eifersucht“ wiedergeben werden. In Exodus 20:5 wird das damit verwandte Adjektiv קַנָּא (qannā’) in Verbindung mit אֵל ('el = GOTT) gebraucht, wodurch der "Gottesname" אֵל קַנָּא ('el qannā') entsteht. Dieser drückt ein „entflammt sein" Gottes um Israel aus.
Um diesen Gedanken besser zu verstehen, verweise ich auf Pauli Worte an die urchristliche Gemeinde im antiken Korinth, welche er selbst gegründet hatte.
Zitat aus 2. Korinther 11:
2 Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Novas
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#182 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Novas » Do 28. Jan 2016, 00:58

Thaddäus hat geschrieben: Es gibt den Geist, weil der Mensch Geist hat und ihn geschichtlich (als Mythen, als Religionen, als Philosophien, als Literatur, als Naturwissenschaft etc.) hervorbringt. Gleichzeitig ist dieser objektive Geist auch etwas, das sich selbst erkennen will.

Alle geistigen Bemühungen des Menschen drehen sich letztlich darum, sich selbst als geistiges Wesen zu begreifen. Ganz offensichtlich versucht also der Geist, sich in allen diesen geistigen Bemühungen der Menschheit, selbst zu begreifen

So sehe ich das. Schon im alten Ägypten gab es Vorstellungen der Auferstehung, eine Mythologie und Ikonographie, die teilweise bis ins Detail der christlichen Bildsprache entspricht.
Darüber spricht beispielsweise Eugen Drewermann in seinem Buch "Ich steige hinab in die Barke der Sonne. Alt-Ägyptische Meditationen zu Tod und Auferstehung in Bezug auf joh 20/21". Die ägyptische Mythologie ist geprägt von einer Metaphorik des Lichts, es gibt das Motiv der Himmelfahrt eines göttlichen Menschen, als Verwandlung in Licht und Erhöhung zu den Sternen.
Die christliche Bildsprache knüpft an einer universellen Sprache der Bilder an, die das geistige Erbgut aller Menschen ist. Die frühen Christen griffen diese Bilder auf, um die Verklärung und Erhöhung Christi in Worte und Bilder fassen zu können - nach dem grausamen Kreuzestod, der als eine Niederlage, gar Verfluchung des Gekreuzigten durch Gott verstanden wurde - nun kehrt sich diese Sichtweise um: der Glaube an den Tod wird mit dem Glauben an das Leben beantwortet und das Kreuz wird zum Symbol der Hoffnung.


Im Letzten geht es nämlich um die Liebe. Denn nur die Liebe kann Leben schenken, kann retten. Das Leiden hat zwar keinen Wert in sich, ist meistens nichts als zerstörerisch, aber es gibt Augenblicke, in denen man unbegreifliches Leid auf sich nimmt, um der Liebe treu zu bleiben. Die Texte im Neuen Testament, die das Leiden zu verherrlichen scheinen, feiern in Wirklichkeit die Liebe Gottes, der um des geliebten Menschen willen in der vollkommenen Hingabe bis zum Äußersten geht. Daran erinnert uns Johannes ausdrücklich: „Es gibt keine größere Liebe, als sein Leben für die Freunde zu geben“ (Johannes 15,13).

Im Satz „Christus hat für uns gelitten“ (1 Petrus 2,21) beispielsweise ist es das „Für uns“, worum es im letzten geht, die Gegenwart der Liebe. In seinem Sohn hat Gott das Menschsein angenommen und dabei aus Liebe den letzten Platz erwählt. So ist das Kreuz Ausdruck einer vollkommenen Solidarität (vgl. Philipper 2,6-8). Und wenn Paulus schreibt, daß er die Leiden Christi teilt ( z. B. 2 Korinther 1,5; Philipper 3,10; Kolosser 1,24), bringt er damit seine Sehnsucht zum Ausdruck, sich in der Nachfolge Jesu ohne Einschränkungen für die anderen zu verausgaben. Weil Christus die Leiden unseres Menschseins aus Liebe auf sich genommen hat, können diese Leiden nicht mehr als verdiente Strafe oder blindes und absurdes Schicksal erfahren werden, sondern als eine Begegnung mit der Liebe und als ein Weg zum Leben.


Brief aus Taizé 2004/3
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Magdalena61
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#183 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Magdalena61 » Do 28. Jan 2016, 01:09

JackSparrow hat geschrieben: Der HERR ist eifersüchtig.
ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott 2Mo20:5
Und die Manieren des Apostels Paulus lassen ebenfalls wünschen übrig:
2. Kor. 11,2(GNB): Wache ich doch ebenso eifersüchtig über euch wie Gott selbst. Ihr seid für mich wie eine Tochter, die ich für einen Mann bestimmt und mit ihm verlobt habe...
:)

JackSparrow hat geschrieben:Eifersucht ist eine Sünde.
Nicht alle Bibelausgaben übersetzen in 2. Mose 20,5 mit "eifersüchtig".

Alternativen: "ein eifernder Gott" (LUT); "ein leidenschaftlich liebender Gott" (GNB)--- offenbar steht da im Urtext ein Wort, dass eher mit "Eifer" und nicht mit "Eifersucht" übersetzt werden sollte. (Warum machen sie es dann?!)
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Novas
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#184 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Novas » Do 28. Jan 2016, 01:37

Magdalena61 hat geschrieben:); "ein leidenschaftlich liebender Gott" (GNB)---

Abgemacht ;) Das macht Sinn....

Novas
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#185 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Novas » Do 28. Jan 2016, 02:08

Magdalena61 hat geschrieben:Aber nein. Ich bin nur neugierig und mit den handelsüblichen Erläuterungen nicht wirklich zufrieden.

Diese Gehorsamspackung wird stark beworben-- es ist ja auch etwas Wahres dran: wenn der Mensch die von Gott gezogenen Grenzen nicht respektiert, kommt nichts Gutes dabei heraus

Ungehorsam gehört zum Reifeprozess jedes Menschen. Der Auszug aus Ägypten beschreibt einen Akt des Ungehorsams. Leichter wäre es gewesen Sklave zu bleiben. Jedes Kind muss ab und zu ungehorsam sein, um mündig zu werden.

Das gehört zur Selbstwerdung.

Wer Lust hat kann ja mal folgendes googeln:


Vortrag Univ. Prof. Dr. Wolfgang Langer:
„Heiliger Ungehorsam – um der Menschen
und um Gottes Willen“ -daraus ein Zitat:


Liebe als „Lebensprinzip" der Christen ist nicht (nur) eine Zusammenfassung, sondern eigentlich die Überwindung des „Gesetzes" (im Sinn einer Bestimmung meines Handelns
„von außen", und sei es von Gott her). Liebe kann nicht „geboten" werden. Sie ist nur
möglich als Selbstbestimmung in meinem Innersten (im „Herzen“) - die auf die zuvor
geschenkte Liebe Gottes antwortet. Was die Liebe „gebietet", kann auch nicht vor-
geschrieben werden - in Listen von Geboten und Verboten. Es ergibt sich aus der Situation,
in der ich mich jeweils befinde. Es ist die kreative Antwort auf die konkrete Herausforderung,
die in der Situation selbst liegt, wenn diese aus der Grundhaltung der Liebe kommt.5 Die Liebe als Prinzip kennt keine vorherigen Unterscheidungen zwischen dem was geboten, was erlaubt und was verboten ist. Wer liebt, handelt lebendig, phantasievoll, nicht nach Schema.
Das kann auch ungewöhnlich, gegen herrschende Konventionen sein.
Liebe kann nicht von außen her geboten werden, sie ist nur möglich als Selbstbestimmung von innen her im Herzen des Menschen. Das gibt es nicht ohne Selbstwerdung. Die Vertreibung aus dem Paradies deute ich deshalb als ein Bild für das Hinaustreten in das Personsein und den Weg der Selbstwerdung.

Die Welt wiederum ist (in meinen Augen) der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Wir sind hier, um körperlich, geistig und seelisch zu wachsen.

closs
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#186 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Do 28. Jan 2016, 07:57

Magdalena61 hat geschrieben:Freiwilliger Gehorsam- der Verzicht auf etwas Verlockendes- setzt entweder (schlechte) Erfahrungen (Wissen) oder aber eine super Vertrauensbeziehung zu demjenigen voraus, der das Tabu aufgestellt hat
Ja - und schlechte Erfahrungen kann man halt erst im Raum von gut und böse machen - und das ist das Paradies ja gerade NICHT.

Was das Vertrauen angeht: Hast Du Deinen Kindern mangelndes Vertrauen vorgeworfen, wenn sie beim heimlichen Naschen aus dem Marmeladen-Topf erwischt wurden?

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Savonlinna
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#187 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Do 28. Jan 2016, 10:31

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Weil es Deine persönliche Interpretation ist, die Du verabsolutierst.
Ist es etwas anderes, wenn man Relativismus verabsolutiert?
Verstehe Deine Antwort nicht.
Was ich sagen wollte: Du predigst Wasser und trinkst selber Wein.

Hemul
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#188 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Hemul » Do 28. Jan 2016, 11:24

Thaddäus hat geschrieben: Die von jedem halbwegs klaren Kopf erkennbaren Glaubensschwierigkeiten Hemuls z.B. entstehen ja nicht dadurch, dass er grundsätzlich gläubig ist, sondern wie er gläubig ist, - nämlich buchstäblich. ;)

Ich habe im Gegensatz zu Dir keine Glaubensschwierigkeiten. Und jeder halbwegs klare Kopf erkennt, dass Du eine eingebildete
hochnäsige Tucke bist-die zwar einen ordentlichen Tango schwofen kann-aber offensichtlich nix brauchbares beim Theologie-Studium gelernt hat. Traurig-traurig-traurig würde der olle Theo Lingen dazu nur sagen. :wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Pluto
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#189 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Pluto » Do 28. Jan 2016, 11:28

Hemul hat geschrieben:Ich habe im Gegensatz zu Dir keine Glaubensschwierigkeiten.
Verstehe...
Ist aus meiner Sicht auch kein Problem.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#190 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Hemul » Do 28. Jan 2016, 12:03

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Relevant ist was in der Bibel steht, oder willst du da etwa widersprechen?
Von größerer Relevanz ist, was im biblischen Grundtext steht. Dazu hatte ich mich HIER kurz geäußert.
Hierbei sollte man bedenken, dass die Bibel Gottes Wort in Menschen Schrift ist, also von Menschen für Menschen geschrieben wurde. Ferner sollte man bedenken, dass das hebräisch-jüdische Gottesbild verschieden vom abendländischen Denken ist und uns daher bis zu einem gewissen Grad "fremd" erscheinen muss.
Daher scheint es mir naheliegend, die jüdische Position hierzu einzubeziehen. Als Vertreterin dieser Perspektive verweise ich auf Annette M. Boeckler (Dozentin für Liturgie am Leo Baeck College in London):
Mir scheint es naheliegend mich hier nicht auf Menschen zu verlassen die den Gott der Bibel niemals persönlich kennengelernt
haben-sondern auf Menschen wie z.B. Moses der Gott ganz genau kannte. Und der schreibt diesbezgl. in 5.Mose 32:1-4 folgendes:
Das Lied Moses
1 Höre, Himmel, ich will reden! / Die Erde höre meinen Spruch! 2 Meine Lehre ströme wie Regen, / wie Tau sollen meine Worte fallen, / wie Regentropfen auf das Gras, / wie ein Guss auf welkes Kraut. 3 Den Namen Jahwes rufe ich aus: / Gebt unserem Gott die Ehre! 4 Der Fels: Vollkommen ist sein Tun, / ja, alle seine Wege sind recht! / Ein treuer Gott, der niemals betrügt, / gerecht und gerade ist er!
Allein diese Bewertung eines Mannes der seinen Gott "JHWH" ganz genau kannte lässt keine negative Eigenschaft wie z.B. die Eifersucht die unvollkommenen Menschen zu eigen ist-überhaupt zu . Nur Personen die den Gott der Bibel nicht richtig kennen versuchen seinen herrlichen Namen mit Schmutz zu bewerfen-dabei scheuen sie offensichtlich vor nichts zurück-gell Pluto?
https://de.wikiquote.org/wiki/Eifersucht
"Bewahrt Euch, Herr, vor Eifersucht, dem grüngeäugten Scheusal, das besudelt die Speise, die es nährt." - Shakespeare, Jago in Othello III,3
"Der Schmerz der Eifersucht ist deshalb so bitter, weil die Eitelkeit sich gegen ihn sträubt."
Und so ein Scheusal bringt man mit dem Gott der Bibel in Verbindung. :thumbdown:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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