Ich kenne es so von evangelischen und katholischen Theologen, die es ihrerseits so in der Theologie-Ausbildung gelernt haben. - Und vergiss nicht: Ev./kath. Theologie erkennt ja auch die ET als Gestaltungsform der Schöpfung vollumfänglich an.Münek hat geschrieben:Dass beispielsweise die Paradiesgeschichte oder die Sintflut eigentlich "Chiffren" für "was weiß ich" sein sollen, wird im Christentum wo und von wem offiziell vertreten?
Allerdings predigt man das nicht, weil man befürchtet, dass "das Publikum" meinen könne, "Historie" stünde für "real" und "Chiffre" stünde für "irreal". Man kann sich leicht vorstellen, dass irgendein einfaches Gemüt beim Hören des Wortes "Chiffre" meint "Ach - dann isses ja gar nicht echt". - Dass die öffentliche Wahrnehmung da nicht viel weiter ist, mag man erkennen, wenn man Fernseh-Serien kennt mit Titel "Wahrheit oder Mythos".
Damit meint man offen oder unterschwellig oder bewusst oder unbewusst, dass "Mythos" das Gegenstück zu "Wahrheit" sei - man kommt also gar nicht darauf, dass "Wahrheit" per "Mythos" vermittelt werden könne - dieser Weg ist per Präjudikation bereits abgeschnitten. - Und schon wären wir wieder im Feld der materialistischen Unterwanderung geistiger Dinge - einfach mal so ein "Wahrheit ODER Mythos" in die Gesellschaft reinschlendern, so dass sich als Normalität festsetzt, geistige Wahrheit könne nur historische Wahrheit sein.
Und in diesem Kontext fängt man als Pfarrer (außer wahrscheinlich in einer Studentengemeinde) erst gar nicht an, sein Kirchenvolk mit Differenzierungen zwischen "Historie" und "Chiffre" durcheinander zu bringen. - Denn wie sollte das ohne eigens anberaumtes Seminar gelingen, wenn die Mainstream-Öffentlichkeit diesbezüglich generalstabsmäßig verwirrt wird? - Die predigenden Pfarrer, die ich dazu befragt habe, haben entsetzt abgewunken ("zu großes Fass"/"das braucht Generationen"/"wir brauchen Lösungen zu bestehenden Problemen und keine neuen Probleme"/etc.).
Aber selbstverständlich glaubt kein Pfarrer, dass die Sintflut genau SO stattgefunden hat, wie es in der Bibel steht, sondern ein geistiges Zeichen gesendet wird, für das eine (irgendwann mal tatsächlich stattgefundene) Flut als Erzählrahmen dient.