closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Wenn etwas plausibel ist, dann bietet es immer auch eine beste rationale Erklärung.
Wer sagt das?
Das gehört zur Bedeutungserklärung des Begriffs "Plausibilität". Vielleicht sollest du geglegentlich einfach einen Duden oder ein Lexikon zur Hand nehmen.
closs hat geschrieben:
Stelle Dir vor, es gäbe eine göttliche Vernunft über der unseren - da könnten ganz andere Sachen plausibel sein.
Das hatten wir ja alles schon. Es ist betrüblich, dass du immer wieder den gleichen fehlerhaften Gedanken vorträgst, offenbar in der Hoffnung, er würde irgendwann korrekt.
1. Ich kann mir als MENSCH "göttliche" Vernunft nur innerhalb der Grenzen meiner eigenen menschlichen Fantasie, Vorstellungskraft und Vernunft vorstellen. Was sollte das also bringen?
2. Wenn Katzen Pferde wären, könnte man mit ihnen die Bäume hochreiten.
3. Auch für Gott gilt ¬(A ∧ ¬A). Es gibt keine Möglichkeit für ihn, diese wahre Aussage zu einer falschen zu machen. (Er könnte mich allenfalls in dieser vernünftigen Einsicht
täuschen, wäre dann aber ein bösartiger Gott, ein deus malignus. Da nach christlichem Verständnis die Vernunft uns Gott aber gerade ebenbildlich macht, sollte dieser Fall für dich ausgeschlossen sein.

)
Also nein: Weder kann ich mir eine göttliche
Vernunft vorstellen, für die ganz andere Sachen plausibel sind als für mich, noch kann göttliche Vernunft eine andere Vernunft sein als die meine (sonst ist sie nämlich keine
Vernunft).
closs hat geschrieben:Bist Du Dir eigentlich bewusst, dass Du wichtigen Begriffen wie eben "rational" und jetzt "nachvollziehbar" als absolute Größen besetzt - als würde unser Status darüber entscheiden, was "rational" und was "nachvollziehbar" ist, VERBINDLICH für alle definieren könnte?
Es ist gerade der Sinn einer Defintion, einen Begriff für alle verbindlich inhaltlich zu definieren. Warum sollte man ansonsten überhaupt etwas definieren wollen?
closs hat geschrieben:... mir geht es um Verabsolutierung von Weltanschauungen, manchmal auch Methoden und Perspektiven.
Offenbar erkennst du nicht, dass du genau das mit deiner eigenen tust.
closs hat geschrieben:
Und genau das ist ja der wunde Punkt, den ich auch bei der HKM sehe, WENN sie weltanschaulich (...) eingespannt wird.
Die HKM ist an keine Weltanschauung gebunden. Sie arbeitet mit bestimmten Methoden, und wenn man die richtig anwendet, sind die Ergebnisse plausibel, weil nachvollziehbar, stimmig und darum überzeugend.
closs hat geschrieben:Was ist Vernunft? - Kant hat dazu viel gesagt - sehr Schlaues zudem. - Aber auch er kann nur Maßstab sein im Rahmen der menschlichen Vernunft-Möglichkeiten.
Da Menschen Menschen sind, können sie grundsätzlich in keinem anderen Rahmen als dem
menschlicher Vernunft-Möglichkeiten denken.
closs hat geschrieben:
Und auch hier: Was wäre, wenn es eine göttliche Vernunft ÜBER der unseren gäbe?
"ÜBER" kann in dieser Aussage nur soviel bedeuten wie: "Super-Vernünftig", also noch 10 000mal vernünftiger als es ein Mensch je sein kann. Der höchste je gemessene IQ liegt um die 200, glaube ich. Gott hätte dann einen IQ so um die 2 000 000.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Die Ablehnung der Evolutionslehre durch Kreationisten ist rational innerhalb ihrer fundamentalistischen Glaubenslogik, aber sie ist nicht plausibel, weil die Evolutionstheorie eine der bestbestätigten naturwissenschaftlichen Theorien ist, die es überhaupt gibt. Usw.
Davon abgesehen, dass ich den (Kurzzeit-) Kreationismus ablehne, ist es schon wieder eine weltanschauliche Einstreuung Deinerseits, wenn Du meinst, dass Naturwissenschaft eine letztlich verbindliche Instanz sei.
Ja, ich meine in der Tat, dass die Evolutionstheorie die beste Erklärung für die Entstehung der Arten ist, also sehr plausibel ist. Nicht einmal ein simpler Vaterschaftstest ist ohne ihre Annahme denkbar.
closs hat geschrieben:Deshalb vermische ich nie Daseins-Sachen und spirituelle Sachen - beides interferiert nicht.
Wenn deine "spirituellen Sachen" nichts mit Daseins-Sachen zu tun haben, dann sind erstere offenkundig irrelevant.
closs hat geschrieben:für mich ist etwas "plausibel", wenn es innerhalb seines Systems nachvollziehbar und logisch widerspruchsfrei ist.
Nein, Plausibilität bedeutet innerhalb jedes "Systems" Nachvollziehbarkeit und logische Widerspruchsfreiheit. Wenn sie das in irgend einem System nicht bedeutet, dann handelt es sich offensichtlich nicht mehr um Plausibilität.
closs hat geschrieben:ist die Auferstehung nach Daseins-Maßstäben nicht plausibel - aber vielleicht nach göttlichen Maßstäben.
Wenn Gott vernünftig ist, dann ist auch für ihn eine leibliche Auferstehung unpausibel. Urteilt er nach anderen Maßstäben, handelt es sich offensichtlich nicht um einen Maßstab der Vernunft.
closs hat geschrieben:Welchen Sinn macht es, ein Geschehen, das in seiner göttlichen Natur für unsere Maßstäbe unplausibel sein muss, nach eben unseren Maßstäben der Plausibilität zu beurteilen?
Weil Plausibilität ein menschlicher Begriff ist, der von Menschen definiert wird.
closs hat geschrieben:
Das läuft heraus auf den Satz "Es ist unplausibel, dass Pinguine nicht fliegen können, also ist ein Pinguin kein Vogel".
Nein, es ist plausibel, dass Pinguine nicht fliegen können, denn sie haben zum Fliegen keine für ihr Gewicht ausreichend großen Flügel. Will man wissen, warum sie verkümmerte Flügel haben, muss man sich ihren evolutionären Stammbaum in Bezug auf die Erfordernisse ihrer Umwelt anschauen.