Ist Evolution von Gott gesteuert?

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
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#91 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von Scrypton » Mi 2. Jul 2014, 19:22

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Wie soll das ohne unseren 5 Sinnen durchzuführen sein?
Es gibt eine Menge an Dingen, die man geistig wahrnimmt - ob das die Bibel, Shakespeare, Bach oder der Partner ist.
Da irrst du dich aber.
Die biblischen Inhalte nimmst du über die Augen wahr (bzw. in Blindenschrift über den Tastsinn) - Bach wiederum über das Gehör, usw. usv.

Diese werden dann zwar "im Kopf" interpretiert, doch wahrgenommen werden diese Dinge alleine über die 5 Sinne und nicht anders.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Na also.
Aber Vereinbarung ist immer Setzung.
Dann schlage ich vor, du schlägst bei Wikipedia (oder dem Duden) das Wort "Vereinbarung" auf.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Doch, durch intersubjektive Untersuchung/Bestätigung.
NACHDEM man entsprechende Setzungen gemacht hat
Definiere Setzung und wir werden sehen, dass du falsch liegst.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Des weiteren sollten wir bei der üblichen Definition von "Wissen" bleiben
Konstruktivistisch kann man das - per Vereinbarung.
Alles andere ist so, wie es Humpty Dumpty macht.
Nämlich sinnfrei.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Kann man drehen und wenden wie man will; gebracht hat es nichts.
Was müsste passieren, dass es "etwas bringt"?
Eben genau das: Dass es nachträglich keine Sünder mehr gibt.
Andernfalls die Aktion schlecht sinnlos war, etwas durchzuziehen, was im Nachhinein wieder ebenso endet wie die Ausgangslage war.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Heute wie damals gab und gibt es Sünder und auch jene, die es nicht erkennen und bekennen. Also?
Also wissen wir, dass geistige Dinge nicht evolutionär zu verstehen sind im Sinne eines Fortschritts.
Doch - denn vor sagen wir 100.000 Jahren war der Mensch geistig noch auf einer ganz anderen Stufe. Und wenn wir noch weiter zurück gehen, ist zwischen uns und dem Tier kein Unterschied mehr festzustellen.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Womit meine Frage aber noch nicht beantwortet wurde.
Es gibt keinen phylogenetischen Fortschritt in geistigen Dingen
Begründung?

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Die Beobachten sprechen eindeutig dagegen.
Welche Beobachtungen?
http://www.tagesspiegel.de/wissen/evolu ... 60300.html

closs hat geschrieben:Allerdings: Es kann auch hier sein, dass der Begriff "Geist" unter materialistischen Gesichtspunkten ganz anders definiert wird wie unter transzendenten Gesichtspunkten.
Nun, man setzt eben nur in transzesdenten Gesichtspunkten das Postulat, der Geist wäre unabhängig von der Materie. Auch dazu gibt es weder stichhaltige Begründungen noch ein starkes Indiz, welches dafür spricht.
Es wird eben behauptet und als gegeben verstanden. Mehr ist das nicht.

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#92 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von Scrypton » Mi 2. Jul 2014, 19:34

closs hat geschrieben:Begründungen gibt es zum transzendenten Ansatz seit Jahrtausenden.
Da verwechselst du was; denn Behauptungen sind keine Begründungen, auch dann nicht, wenn diese mit weiteren Behauptungen versucht werden zu begründen. :)

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben: bisher liegt nichts vor, was uns zeigen könnte, dass es authentisch ist in diesem Bezug.
Im naturwissenschaftlichen Sinn liegt nichts vor - kann es gar nicht.
Auch allgemein nicht; andernfalls: Nur zu! ^^

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Uneinigkeit besteht in (deinen) weiteren (sowie willkürlichen) zusätzlichen Setzungen
Ich kann nicht erkennen, dass ich mehr setzen würde, als es der Naturalist tut.
Doch, natürlich.
Denn ebenfalls wie der "Naturalist" nimmst du selbstverständlich an, dass ich und dieses Forum keine Projektion von dir sind.
Nun kommst du aber an und setzt darauf noch weitere Dinge (weitere Seins-Ebenen) und darin wiederum setzt du, dass ein allmächtiges Geisteswesen (Gott) zu finden ist. Du setzt also durchaus erheblich mehr Dinge HINZU, die weder nötig noch zwingend sind und oft auch nicht plausibel, außer für jenen natürlich, der diese willkürlichen Zusatz-Setzungen ebenfalls setzt.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Das steht nicht zur Diskussion, da davon (plausibler Weise) auszugehen ist.
Auch "plausibel" ist Ausdruck INNERHALB eines Systems. - Du hast recht in der Logik des materialistischen Systems.
Und in welchem System hast du objektiv Recht?
Wenn du jetzt sagst, in geistigen oder transzesdenten Dingen, dann liegst du falsch. Das trifft z.B. auch auf die Buddhisten zu. Im Gegensatz zu dir jedoch gehen diese NICHT von einem göttlichen oder gottesähnlichen Wesen oder überhaupt einer geistigen Intelligenz aus. Daraus ist zu folgern, dass du auch in diesem System weder plausible noch richtige Aussagen triffst, sondern nur innerhalb jenes Systems, das du dir persönlich ausgemalt hast.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Wir sollten uns darauf einigen, die Definitionen eines Duden zu verwenden
Im gegebenen Fall ist das nicht ausreichend, weil auch der Duden eine Mainstream-Veranstaltung ist - in anderen Worten: Begriffe werden so dargestellt, wie sie in einer Zeit verstanden wird - und nicht, was sie eigentlich bedeuten.
Erstens: Natürlich muss man sich an jene Begriffsdefinitionen halten, die heute gelten, schließlich leben wir im "Heute" und nicht in der Vergangenheit. Zweitens bedeuten sie immer genau das, was die Definition hergibt. Was der eine oder andere Begriff damals bedeuted haben mag, ist dahingehend nicht mehr relevant, wenn man diese Begriffe heute nutzt.
Für jene Begriffe, die damals eine andere Bedeutung hatten, gibt es für eben diese "alte Bedeutung" auch heute einen "neuen" Begriff, der dann zu verwenden ist.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Damit implizierst du, dass das, was du postulierst, der Fall ist.
Nein - man hat zwar viele Anhaltspunkte, dass dem so ist
Welche?
Auch hier: Es zu behaupten ist zu wenig.

closs hat geschrieben:
Darkside hat geschrieben:Also letzten Endes nur "persönliche Erfahrungen".
Dialektik und Logik
Über Logik lässt sich ein Gott nicht erschließen.
Viel eher unlogik, sofern nicht beantwortet werden kann, woher Gott kommt. Die Antwort "seit Ewigkeiten, weil Zeitlos" kann nicht gelten, da eben dies auf alles andere ebenfalls übertragen werden kann, was einen Gott dann ebenfalls wieder nichtig erscheinen lässt.

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#93 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Mi 2. Jul 2014, 20:08

Darkside hat geschrieben:Diese werden dann zwar "im Kopf" interpretiert, doch wahrgenommen werden diese Dinge alleine über die 5 Sinne und nicht anders.
Rein mechanisch werden diese Dinge natürlich über die Sinne wahrgenommen - deshalb sind diese Hilfsmittel im Dasein doch da. - Aber die eigentliche Wahrnehmung ist doch die geistige Wahrnehmung - das, was Du als "Interpretation" bezeichnest.

Das Ohr nimmt (meintetwegen) Quinten, Quarten und Oktaven wahr - das ist nichts außer Lärm. - In diesen Harmonien aber im einen Fall nichts Besonderes und im anderen Fall geistige Offenbarungen zu erkennen, hat nichts mit dem Hör-Sinn zu tun.

Darkside hat geschrieben:Dann schlage ich vor, du schlägst bei Wikipedia (oder dem Duden) das Wort "Vereinbarung" auf.
"Eine Vereinbarung ist eine bindende Verabredung" (wik). - "Wir setzen eine bindende Verabredung als Arbeitsgrundlage" - Konstruktivismus pur - oder nicht?

Darkside hat geschrieben:Definiere Setzung und wir werden sehen, dass du falsch liegst.
Beispielsweise eine feststehende Definition, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich vereinbart wird. - "Wir vereinbaren, dass wir das, was wir als natürliche Welt bezeichnen, nicht als Projektion, sondern als etwas verstehen, das unabhängig von unserer Wahrnehmung "der Fall ist".

Darkside hat geschrieben:Alles andere ist so, wie es Humpty Dumpty macht. Nämlich sinnfrei.
Nee - konstruktivistische Denkweise ist immer Ausdruck eines Status Quo - also abhängig vom konkreten, wissenschaftlich nachweisbaren Kenntnisstand - stellt "das, was der Fall ist", in Abhängigkeit von Wahrnehmung. Zu Ende gedacht hieße dies, dass "das, was der Fall ist" eine Variable ist.

Platonisch/christlich/ontologisch wird "das, was der Fall ist", als Konstante gesetzt - auch wenn es per Wahrnehmung nicht erreichbar ist.

Konkret: "Gott ist absolute Allmacht und Allpräsenz. Ohne diese Attribute gibt es keinen Gott. - Wir können ontologisch, dialektisch, logisch und per persönlicher Erfahrung mannigfache Belege finden, dass es diesen Gott gibt. Allerdings können wir ihn weder verifizieren noch falsifizieren, sondern nur plausibel erklären". - "Das, was der Fall ist", wäre hier eine Konstante, WENN es der Fall ist.

Der konstruktivistische Gegenentwurf wäre: "Nach heutigen Erkenntnissen ist Gott NICHT allmächtig - neueste Forschungen weisen aber darauf hin, dass er doch allmächtig sein könnte - wie's halt grad so läuft." - "Das, was der Fall ist, wäre hier von also der Wahrnehmung abhängige Größe - also eine Variable.

Darkside hat geschrieben:Dass es nachträglich keine Sünder mehr gibt.
Aber darum geht es doch nicht - es geht darum, dass der Mensch erkennt und bekennt, dass er im Dasein Sünder aus OBJEKTIVEN Gründen sein MUSS.

Darkside hat geschrieben:Doch - denn vor sagen wir 100.000 Jahren war der Mensch geistig noch auf einer ganz anderen Stufe. Und wenn wir noch weiter zurück gehen, ist zwischen uns und dem Tier kein Unterschied mehr festzustellen.
Dass es Fortschritte (im Rahmen der Evolution) bei zerebralen Fähigkeiten gibt, ist doch unbestritten. - Es geht hier aber um geistige Fähigkeiten.

Und schon sind wir wieder bei einem Definitions-Problem: Du meinst wahrscheinlich, dass "zerebrale Fähigkeiten" und "Geist" Synonyme wären - und wahrscheinlich gibt Dir die Definition der Zeit sogar recht. - Spirituell gesehen bedeutet Geist jedoch ausschließlich "Transzendenz-Fähigkeit" (egal ob volens oder nolens).

In diesem Sinne wissen wir nicht, ob der heutige Mensch transzendenz-fähiger, also geistiger ist als der Neanderthaler.

Darkside hat geschrieben:Begründung?
Erstens sagt das die fundamental-geistige Erkenntnis - zweitens reicht es, wenn man die letzten 5.000 Jahre Kulturgeschichte durchpflügt.

"Kognitive" und "geistige" Entwicklungen sind primär völlig unabhängig (zumindest im spirituellen Sinn). Du zitierst einen materialistisch/konstruktivistisch geprägten Artikel - da kann man den Unterschied zwischen "kognitiv/zerebral/etc." und "geistig" nicht sehen - aus programmatischen Gründen.

Darkside hat geschrieben:Es wird eben behauptet und als gegeben verstanden.
Stimmt - sowohl die naturalistische als auch die spirituelle Setzung ist eine Behauptung - "eine feststehende Definition, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich vereinbart wird". - Und jeder hat seine wahrnehmungs-mäßig gegebenen Gründe dafür.

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#94 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Mi 2. Jul 2014, 20:57

Darkside hat geschrieben:Da verwechselst du was; denn Behauptungen sind keine Begründungen
Man kann widerspruchsfrei die Existenz Gottes begründen und somit behaupten (= glaubensmäßig in den Raum stellen), dass es Gott gibt. - Man muss "Behauptung" und "Begründung" nicht auseinanderdividieren - das eine ist die Folge des anderen.

Darkside hat geschrieben:Auch allgemein nicht
Auch hier wieder: es gibt genug Disziplinen, die dazu seit langer Zeit etwas zu sagen haben. - Im übrigen lässt der konstruktivistische Ansatz überhaupt keine Aussage über seinen Status Quo hinaus zu. Er kann sagen, dass ihm nicht Bekanntes irrelevant ist - aber nicht, dass ihm nicht Bekanntes nicht ist.

Darkside hat geschrieben:Nun kommst du aber an und setzt darauf noch weitere Dinge (weitere Seins-Ebenen) und darin wiederum setzt du, dass ein allmächtiges Geisteswesen (Gott) zu finden ist.
Eigentlich müssen wir da einen Schritt zurückgehen - dann lautet die (einzige) Setzung: "Wahrnehmung und 'das, was der Fall ist', sind autonom". - Diese Setzung ist (vermutlich) kein Axiom, sondern ein Dogma, weil es nicht falsifizierbar ist. Übrigens waren Augustinus und Descartes auch schon so weit..

Alles andere sind Schlussfolgerungen. Denn WENN Wahrnehmung und "das, was der Fall ist", autonom sind, MUSS man daraus schlussfolgern, dass alles andere daraus vereinbart werden muss - ob Du das dann Schlussfolgerungen oder Zusatz-Setzungen nennen willst, ist reine Geschmackssache.

EINE Schlussfolgerung wäre: WEIL Wahrnehmung und "das, was der Fall ist", autonom sind, vereinbaren wir (aus plausiblen Gründen), dass das, was wir mit unseren 5 Sinnen als Natur wahrnehmen, auch unabhängig von unserer Wahrnehmung "der Fall ist".

Eine andere Schlussfolgerung wäre: WEIL Wahrnehmung und "das, was der Fall ist", autonom sind, vereinbaren wir (aus plausiblen Gründen), dass das, was wir spirituell als Geist wahrnehmen, auch unabhängig von unserer Wahrnehmung "der Fall ist".

Beides ist weder verifizierbar noch falsifizierbar - in Folge der obengenannten Setzung der Autonomie von Wahrnehmung und "das, was der Fall ist".

Alle diese Schlussfolgerungen können falsch sind - eben aufgrund dieser Ur-Setzung. - Denn wir können per Wahrnehmung (und sonst haben wir nichts) prinzipiell nicht entscheiden, ob das, was wir als Natur oder als Gott wahrnehmen, Ergebnis einer Projektion ist oder nicht.

Darkside hat geschrieben:Und in welchem System hast du objektiv Recht?
Das ist nur aus Perspektive des Objekts entscheidbar.

Darkside hat geschrieben:Daraus ist zu folgern, dass du auch in diesem System weder plausible noch richtige Aussagen triffst, sondern nur innerhalb jenes Systems, das du dir persönlich ausgemalt hast.
Denkfehler: Was ICH mir ausmale, ist komplett irrelevant - relevant ist nur, was authentisch im Verhältnis zum Objekt steht - und das ist nur aus Perspektive des Objekts entscheidbar.

Darkside hat geschrieben:Für jene Begriffe, die damals eine andere Bedeutung hatten, gibt es für eben diese "alte Bedeutung" auch heute einen "neuen" Begriff, der dann zu verwenden ist.
Leider nein - es gibt so etwas wie eine Stammtisch-Hoheit in der Sprache - wer sich durchsetzt, hat gewonnen. Dies ist oft mit einer Umdeutung einer ursprünglichen Bedeutung verbunden.

Lösen kann man dieses Problem meines Erachtens nur mit erklärenden Attributen: "Geist" im Sinne der Spiritualität - "Geist" im Sinne der naturwissenschaftlichen Hirnforschung --- "Bildung" im humanistischen Sinne - "Bildung" im Verständnis des 21. Jh --- "Aufklärung" im Sinne des christlichen Abendlandes - "Aufklärung" im Sinne des Materialismus des 21. Jh --- etc.

Darkside hat geschrieben:Welche?
Ist mir zu mühsam, jetzt 5000 Jahre Geistes-Geschichte zu referieren - ich würde mich auch dabei verheddern. - Glaube mir: Es gibt in diesen 5 Jt. von China bis Europa serienweise Hinweise für eine geistige Existenz.

Darkside hat geschrieben:Über Logik lässt sich ein Gott nicht erschließen.
Über Logik und Dialektik geht das schon - ist meines Wissens auch schon oft passiert - ich denke da gerade an die "Phänomenologie des Geistes" von Hegel. - Aber "erschließen" ist eben nicht "wissen" im ontologischen Sinne, sondern - wie alles, was der Mensch macht - Wahrnehmung.

Darkside hat geschrieben:Die Antwort "seit Ewigkeiten, weil Zeitlos" kann nicht gelten, da eben dies auf alles andere ebenfalls übertragen werden kann, was einen Gott dann ebenfalls wieder nichtig erscheinen lässt.
Es ist scheiß-egal, was der Mensch für nichtig ansieht oder nicht - wir sollten uns mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass es Wahrnehmungs-Felder gibt, von denen wir nichts ahnen.

Insofern ist übrigens der Konstruktivismus sogar biblisch begründbar: Man soll sich kein Bildnis machen von Dingen, die für die menschliche Existenz nicht relevant sind.

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#95 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von Pluto » Mi 2. Jul 2014, 21:41

closs hat geschrieben:Das Ohr nimmt (meintetwegen) Quinten, Quarten und Oktaven wahr - das ist nichts außer Lärm. - In diesen Harmonien aber im einen Fall nichts Besonderes und im anderen Fall geistige Offenbarungen zu erkennen, hat nichts mit dem Hör-Sinn zu tun.
Oha!
Lärm als geistige Offenbarung. :o
Da dürfen wir auf die Erklärungen gespannt sein.
closs hat geschrieben:"Das, was der Fall ist", wäre hier eine Konstante, WENN es der Fall ist.
Ja, WENN... :?
closs hat geschrieben:Der konstruktivistische Gegenentwurf wäre: "Nach heutigen Erkenntnissen ist Gott NICHT allmächtig - neueste Forschungen weisen aber darauf hin, dass er doch allmächtig sein könnte - wie's halt grad so läuft."
Wenn die Prämisse falsch ist, darf man sich nicht wundern, wenn man falsche Schlüsse daraus zieht.
Richtig wäre: Nach heutigen Erkenntnissen, ist Gott nicht notwendig, um die Warhnehmung der Welt zu erklären.
closs hat geschrieben:"Das, was der Fall ist, wäre hier von also der Wahrnehmung abhängige Größe - also eine Variable.
Nicht die Wirklichkeit verändert sich, sondern unsere Warhnehmung davon. Und das ist auch richtig, denn nur in dem man bestehende Erkenntnisse verwirft oder modifiziert, kann man annehmen, dass man der Wahrheit näher gekommen ist.
closs hat geschrieben:es geht darum, dass der Mensch erkennt und bekennt, dass er im Dasein Sünder aus OBJEKTIVEN Gründen sein MUSS.
Was ist das für eine seltsame Gottesvorstellung, die davon ausgeht, dass Gott die Menschen mit dem Defekt der Sünde erschaffen hat, und seine Schöpfung dennoch als "gut" bezeichnet?
Dass es Fortschritte (im Rahmen der Evolution) bei zerebralen Fähigkeiten gibt, ist doch unbestritten. - Es geht hier aber um geistige Fähigkeiten.
Was bitte ist denn er Unterschied zwischen "geistig" und "zerebral"?
Spirituell gesehen bedeutet Geist jedoch ausschließlich "Transzendenz-Fähigkeit".
Woher weißt du, dass "Transzendenz" mehr als eine Illusion ist?
closs hat geschrieben:In diesem Sinne wissen wir nicht, ob der heutige Mensch transzendenz-fähiger, also geistiger ist als der Neanderthaler.
Das ist IMO ein Strohmann-Argument, dass spätestestens dann seine Relevanz verliert, wenn wi erkennen, dass es Transzendenz nicht gibt.
closs hat geschrieben:sowohl die naturalistische als auch die spirituelle Setzung ist eine Behauptung.
Der Unterschied zwischen der spirituellen und der naturalistischen Setzung ist, dass man in der Naturwissenschaft dogmatische Behauptungen am Ende einer Beweiskette bewusst meidet, in dem man falsifizierbare Annahmen oder Modelle an Stelle von Dogmen setzt.
Das ist auch der Grund warum die wissenschaftliche Methodik sich heute dem kritischen Rationalismus verpflichtet fühlt, und sich nicht auf Transzendenz verlässt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#96 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Mi 2. Jul 2014, 22:33

Pluto hat geschrieben:Lärm als geistige Offenbarung.
Nicht der Lärm ist die Offenbarung, sondern das, was über Hörbares vermittelt wird. - Eine Quart ist eine Quart - eine Quint ist eine Quint. - Eine Quart klingt in einem Strauss-Walzer anders als in einem Nocturne von Chopin - obwohl die Quart an sich physikalisch dasselbe ist. - Erst der geistige Zusammenhang, der durch Musik erfahrbar wird, macht den Unterschied.

Pluto hat geschrieben:Ja, WENN...
WENN das, was wir als Natur bezeichnen, unabhängig von unserer Wahrnehmung "der Fall ist", sind naturwissenschaftliche Aussagen Aussagen zu etwas, was der Fall ist. - Ja, WENN ... - Es ist immer das Gleiche.

Pluto hat geschrieben:Nach heutigen Erkenntnissen, ist Gott nicht notwendig, um die Warhnehmung der Welt zu erklären.
Nach heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, ist unter materialistischen/naturalistischen/existenzialistischen/konstruktivistischen Gesichtspunkten Gott nicht notwendig, um die Warhnehmung der Daseins-Welt zu erklären.

Pluto hat geschrieben:Nicht die Wirklichkeit verändert sich, sondern unsere Warhnehmung davon.
Das wäre zum Beispiel ein ontologischer Ansatz - Zustimmung.

Pluto hat geschrieben:denn nur in dem man bestehende Erkenntnisse verwirft oder modifiziert, kann man annehmen, dass man der Wahrheit näher gekommen ist.
Dito - das entspricht exakt der hermeneutischen Methode in den Geisteswissenschaften.

Pluto hat geschrieben:Was ist das für eine seltsame Gottesvorstellung, die davon ausgeht, dass Gott die Menschen mit dem Defekt der Sünde erschaffen hat, und seine Schöpfung dennoch als "gut" bezeichnet?
Der Mensch ist ja ohne "Sünde" geschaffen - "Sünde" ist im Kern nichts anderes als eine Chiffre für die Trennung des Menschen von Gott. - Die Trennung von Gott ist im Kern nichts anderes als eine Chiffre für die Notwendigkeit des Eigen-Bewusstseins des Menschen und den Schlussfolgerungen daraus. - Die Notwendigkeit des Eigen-Bewusstseins des Menschen ist im Kern nichts anderes als eine Chiffre für Transzendenz-Fähigkeit und spirituelle Erkenntnis-Fähigkeit des Menschen in Bezug auf seine Existenz.

Pluto hat geschrieben:Was bitte ist denn er Unterschied zwischen "geistig" und "zerebral"?
"Zerebral" beschreibt meines Wissens naturwissenschaftlich fassbare Eigenschaften des Gehirns. - "Geistig" beschreibt im spirituellen Sinne Transzendenz-Fähigkeit. - Zwei völlig unterschiedliche Ebenen.

Pluto hat geschrieben:Woher weißt du, dass "Transzendenz" mehr als eine Illusion ist?
Woher weisst Du, dass naturwissenschaftliche Beobachtungen mehr als eine Illusion sind? - Um uns unnötige Diskussionen zu ersparen: NIEMAND kann das wissen.

Pluto hat geschrieben:Das ist auch der Grund warum die wissenschaftliche Methodik sich heute dem kritischen Rationalismus verpflichtet fühlt, und sich nicht auf Transzendenz verlässt.
Dieser Konstruktion liegt aber ein Denkfehler zugrunde - nämlich: Das, was Du sagst, ist (in der Tat!) richtig, NACHDEM der dogmatische Teil abgehakt ist. - Aber hier geht es um das VORHER.

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#97 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von Pluto » Mi 2. Jul 2014, 22:58

closs hat geschrieben:Woher weisst Du, dass naturwissenschaftliche Beobachtungen mehr als eine Illusion sind?
Ganz einfach, weil naturwissenschaftliche Modelle überprüfbare Vorhersagen machen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das ist auch der Grund warum die wissenschaftliche Methodik sich heute dem kritischen Rationalismus verpflichtet fühlt, und sich nicht auf Transzendenz verlässt.
Dieser Konstruktion liegt aber ein Denkfehler zugrunde - nämlich: Das, was Du sagst, ist (in der Tat!) richtig, NACHDEM der dogmatische Teil abgehakt ist. - Aber hier geht es um das VORHER.
Nein.
Grundlage des kritischen Rationalismus ist unser alter Freund, das Münchhausen Trilemma, welches besagt dass jede Argumentationskette entweder ein Zirkelschluss oder ein endloser Regress ist, es sei denn die Kette wird mit einem Dogma unterbrochen, bzw. abgebrochen.
Die Wissenschaft hat hier einen genialen "Trick" entwickelt um dogmatische Behauptungen am Ende einer Beweiskette zu vermeiden. Dieser Trick (der kritische Rationalismus) fordert ausnahmslos als Abschluss einer Argumentationskette falsifizierbare Beobachtungen zu setzen, mit der Begründung, dass nur solche Beobachtungen zu einem Zuwachs an Erkenntnis führen können.

Ein wesentlicher Nebeneffekt dieser Methodik ist, dass sich die Naturwissenschaft damit von Dogmen frei hält.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#98 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Mi 2. Jul 2014, 23:32

Pluto hat geschrieben:Ganz einfach, weil naturwissenschaftliche Modelle überprüfbare Vorhersagen machen.
NACH vorgenommener Setzung tun sie das - mit anderen Worten: Damit wird nicht über Sein oder Nicht-Sein befunden, sondern darüber, was auf Basis der Setzung "der Fall ist".

Pluto hat geschrieben:Ein wesentlicher Nebeneffekt dieser Methodik ist, dass sich die Naturwissenschaft damit von Dogmen frei hält.
Das ist eine Selbst-Täuschung - auch hier gilt: NACH vorgenommener Setzung ("Dogma") tut sie das - mit anderen Worten: Damit wird nicht über Sein oder Nicht-Sein befunden, sondern darüber, was auf Basis der Setzung "der Fall ist".

Diese Aussage ist keine Meinung oder Behauptung, sondern knallharte Logik. - Du sagst im Grunde: "NACHDEM ich dogmatisch festgelegt habe, dass das, was ich als Natur bezeichne, auch ohne meine Wahrnehmung "der Fall ist" (also nicht Projektion von mir ist), biete ich eine Methode, die dogmen-frei ist". - Dafür ist der kritische Rationalismus ja gut - aber er gibt keine Antwort auf die Frage, was dogmatisch festgelegt ist, BEVOR der kritische Rationalismus mit seiner Methodik einsetzt.

Daraus entsteht das Meta-Dogma, die Naturwissenschaft käme ohne ein Dogma aus - das muss man doch durchschauen!!

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#99 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von Pluto » Mi 2. Jul 2014, 23:43

closs hat geschrieben:Diese Aussage ist keine Meinung oder Behauptung, sondern knallharte Logik. - Du sagst im Grunde: "NACHDEM ich dogmatisch festgelegt habe, dass das, was ich als Natur bezeichne, auch ohne meine Wahrnehmung "der Fall ist" (also nicht Projektion von mir ist), biete ich eine Methode, die dogmen-frei ist". - Dafür ist der kritische Rationalismus ja gut - aber er gibt keine Antwort auf die Frage, was dogmatisch festgelegt ist, BEVOR der kritische Rationalismus mit seiner Methodik einsetzt.
Nichts wird in der Naturwissenschaft festgelegt, was nicht überprüfbare Vorhersagen machen kann.
Der kritische Rationalismus ist eine Methode und weder Dogma noch Vorschrift.
Er hat sich allerdings in der Praxis der letzten 50-60 Jahre bewährt, als eine Methode (wenn nicht die Einzige), die wirklichen Erkenntniszuwachs fördert welche dem Zuwachs unseres Wissens dient.
Daraus entsteht das Meta-Dogma, die Naturwissenschaft käme ohne ein Dogma aus - das muss man doch durchschauen!!
Schöne Worte, aber sie sind letztendendes nur Schall und Rauch.
Nenne mir bitte ein Beispiel eines vermeintlichen Dogmas der Naturwissenschaft, und ich erkläre dir warum es keins ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#100 Re: Ist Evolution von Gott gesteuert?

Beitrag von closs » Mi 2. Jul 2014, 23:51

Pluto hat geschrieben:Nichts wird in der Naturwissenschaft festgelegt, was nicht überprüfbare Vorhersagen machen kann.
Zustimmung.

Pluto hat geschrieben:Der kritische Rationalismus ist eine Methode und weder Dogma noch Vorschrift.
Zustimmung.

Pluto hat geschrieben:Nenne mir bitte ein Beispiel eines vermeintlichen Dogmas der Naturwissenschaft, und ich erkläre dir warum es keins ist.
Die Naturwissenschaft geht davon aus, dass das, was sie als Natur versteht, unabhängig von deren Wahrnehmung besteht - mit anderen Worten: Die Naturwissenschaft schließt kategorisch aus, dass Natur eine Projektion/"Einbildung" des menschlichen Geistes ist. - Dies ist ein Dogma. - Danach hast Du mit Deinen Aussagen recht.

Mit anderen Worten: Die Naturwissenschaft hat innerhalb ihrer Methodik in der Tat keine Dogmatik, basiert aber insgesamt auf einem Dogma (das im übrigen vollkommen unvermeidbar ist, wenn man Wahrnehmung und "das, was der Fall ist" als unterschiedliche Kategorien versteht - was logisch seit Augustinus und auch bei Descartes vollkommen unstrittig ist.

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