sven23 hat geschrieben:Es ist widerlegt, dass Stahl bei hohen Temperaturen "stabiler" wird. Das Gegenteil ist der Fall.
Das ist nun ein Fall, den man wirklich leicht nachweisen kann. - ABER: Das heißt nicht, dass deshalb die Behauptung widerlegt ist, dass die zwei Türme seitens der meinetwegen der CIA absichtlich zum Einsturz gebracht wurden. Es ist damit widerlegt, dass die Begründung dafür falsch ist.
sven23 hat geschrieben:Wie wir sehen, interessiert das die Verschwörungstheoretiker nicht. Sie wiederholen den gleichen Müll wie vor 10 Jahren.
Das nenne ich Erkenntisresistenz und das sollte auch dir nicht ganz unbekannt sein.
Siehst Du: Einmal mehr verwendest Du Deine Kleinkariertheit, um Dich überlegen zu fühlen.
1) Persönlich bin ich KEIN Anhänger dieser Verschwörungstheorie - nicht dass da wieder was Verqueres kommt.
2) Aber ich kritisiere undisziplinierte Über-Interpretationen - konkret: Die Widerlegung einer konkreten Behauptung ("Das was der Grund") ist nicht dasselbe wie die Widerlegung einer allgemeinen Behauptung ("US-veranlasste Aktion"), von der diese konkrete Behauptung ein Teil ist.
Claymore hat geschrieben:Entweder du widerlegst (WIDERLEGEN, und nicht einfach das Gegenteil behaupten –– wie du es gemacht hast) die Vorannahmen des Arguments deines Gegners oder du zeigst die Falschheit von Schlüssen auf oder du machst eine reductio ad absurdum – und zwar eine wo der Gegner nicht das Absurde einfach akzeptieren kann.
Moment: Das geht doch in den meisten Fällen nicht. - Meistens sind doch Begründungen auf Basis von Vorannahmen NICHT widerlegbar, weil sie im Sinne der Vorannahmen logisch richtig sind. - Das ist doch genau der Punkt.
Oder anders: Weder kann man aus naturalistischer Sicht spirituelle (hier: christlich-spirituelle) noch aus christlich-spiritueller Sicht naturalistische Behauptungen widerlegen - es sei denn, man ist undiszipliniert. - Was gehen kann (und das scheinst Du zu meinen): Man kann einer Argumentation im Sinne ihrer eigenen Vorannahmen Widersprüche nachweisen - aber da muss man erst mal diese Vorannahmen kennen und verstanden haben.
Aus meiner Sicht ist die christlich-spirituelle Argumentation auf Basis christlich-spiritueller Vorannahmen NICHT widerlegbar - aber vielleicht kannst Du diesbezüglich ja überraschen.
Claymore hat geschrieben:Natürlich muss man aus einem neutralen Standpunkt heraus argumentieren, was sonst?
Es
GIBT keinen neutralen Standpunkt. - Welcher sollte das denn sein?
Claymore hat geschrieben:Geh mal meine Beiträge durch ob ich als Gegenargument bringe “Gott existiert nicht, also gibt es auch keine Sündeâ€. Ist ja nun wirklich nen simpler “Einwandâ€.

- Das findest du nirgends.
Stimmt - dann habe ich es mir bei meiner Advocatus-Diaboli-Argumentation halt zu einfach gemacht - trotzdem ist mir Deine Grundlage noch nicht klar. - Ich weiß nicht, welche Vorannahmen Du genau hast und weiß deshalb nicht, wo man den Daumen draufkriegt.
Fangen wir doch mal an: Gehst Du davon aus, dass Materie Folge von Geist oder Geist Folge von Materie ist? - Schöpfung oder Evolution aus sich selbst/aus "nichts"?
Claymore hat geschrieben:Wie soll man den hermeneutischen Zirkel direkt auf die Realität selbst anwenden?
Altes Thema: "Hatte Jesus eine Naherwartung?". - Jesus hat vor 2000 Jahren gelebt, also ist seine Haltung in dieser Frage "Realität".
"Hermeneutischer Zirkel" heißt hier: "Welche Vorannahmen habe ich?". - Bspw.:
1) Materie Folge von Geist
2) Geist Folge von Materie
Demnach interpretiert man, was man im Text findet (auch wenn man vorgibt, nur die Meinung des Verfassers zu identifizieren).
Was kann jetzt passieren:
1) "Aha - meine Vorannahme stellt mich beim Lesen vor die Frage, dass Paulus selbst geglaubt hat, dass Jesus eine Naherwartung hatte,
2) "Muss ich deshalb meine Vorannahme in Frage stellen?
3) "Ich lese jetzt nochmal von vorne, als könnten obige beiden Vorannahmen richtig sein"
4) "Ich stelle fest, dass der Text auch dann haltbar ist, wenn man Vorannahme 1) beibehält - aber dann muss ich klären, was mit Paulus los war"
5) "Jetzt lese ich erneut von vorne, um auf diesen Aspekt zu achten"
6) "Jetzt stelle ich fest, dass ..."
7) usw.
Am Ende kommt heraus: Bei Annahme 1) sind all die auftauchenden Fragen folgendermaßen ... widerspruchsfrei beantwortbar - das Ergebnis ist: "Jesus hatte keine Naherwartung". ... Der andere Leser mit Vorannahme 2) macht dasselbe - bei ihm kommt am Ende heraus: Bei Annahme 2) sind all die auftauchenden Fragen folgendermaßen ... widerspruchsfrei beantwortbar - das Ergebnis ist: "Jesus hatte eine Naherwartung". --- Das nennt man unter Geisteswissenschaftlern "Wissenschaft" (die Naturwissenschaft definiert sich anders, weil deren Vorannahmen - lt. Äußerungen von Naturwissenschaftlern hier auf dem Forum - falsifzierbar sein müssen).
Das heißt also: Die historische Realität "Jesus hatte eine oder keine Naherwartung" wird per hermeneutischem Zirkel ermittelt. - Je nach Vorannahme kommt etwas Anderes raus - allerdings jeweils widerspruchsfrei im Sinne der jeweiligen Vorannahme. - Das heißt AUCH: Ontisch gesehen ist EINES dieser Ergebnisse falsch. Welches das ist, weiß man nicht, weil die Vorannahme nicht falsifizierbar ist.
Diese wäre ein Beispiel, dass ein Text Bezug zur Realität hat und somit der hermeneutische Umgang mit diesem Text realitäts-erschließend ist. - Das ist sehr oft so - allerdings nur bei der Vorannahme, dass es geistige Entität gibt.
Claymore hat geschrieben:Wenn es darum geht, Kulturprodukte zu interpretieren, die sich wiederum auf die Realität beziehen, dann ist das nicht das gleiche wie die Realität direkt zu interpretieren.
Mir ist keine geistige Realität bekannt, die man direkt, also ohne Vermittlung durch Text o.ä., vermitteln könnte.
Claymore hat geschrieben:Wenn ich wissen will, was sich die Menschen der frühen Neuzeit unter einer Hexe vorgestellt haben, dann kann ich den Malleus Maleficarum lesen, dann die Daemonologie von Jakob VI., dann Shakespeare's Macbeth, dann U, V, W, X, Y und schließlich Z,. Jetzt weiß ich so in etwa, was Hexe damals bedeutete, und wenn ich wieder erneut beim Malleus Maleficarum anfange, interpretiere ich diesen wiederum genauer. Der hermeneutische Zirkel, eben.
Genau. - Aber das damalige Verständnis von "Hexe" ist doch ebenfalls eine Realität in der damaligen Zeit, wogegen das damalige Verständnis heute KEINE Realität ist, weil es heute nicht so gedacht wird.
Claymore hat geschrieben:Es ist doch aber etwas ganz anderes, selbst zu der direkten Interpretation der Realität “Es existierten damals tatsächlich Hexen†zu gelangen.
Das stimmt - dazu bräuchte man eine andere Fragestellung. - Dazu müsste man definieren, was man unter "Hexe" versteht, und untersuchen, unter welchen Vorannahmen das, was man unter "Hexe" versteht, als Entität (also nicht nur als Vorstellung in der Zeit) möglich (gewesen) sein könnte.
Natürlich muss man Deine Unterscheidung machen:
1) Realität des Denkens in Zeit x.
2) Entität des Gedachten: ja oder nein?
Aber das ergibt sich doch aus der Fragestellung. - Wichtig erscheint mir, dass BEIDES "Realität" ist:
1) Es war Realität, dass man damals so dachte.
2) Das, was man damals dachte war evt. nicht nur Vorstellung, sondern auch Entität eo ipso.
Möglicherweise haben wir unterschiedliches Realitäts-Verständnis - deshalb meine gelegentliche Frage, ob Du "Realität" und "Wirklichkeit" synonym verstehst.