Hölle lebenslänglich?

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#771 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von closs » Fr 11. Jul 2014, 21:21

sven23 hat geschrieben:"Die Offenbarung Gottes in der Bibel folgt nicht einmal aus christlichen Begriffen. Wenn er sich offenbaren wollte, so hätte er vermöge seiner Liebe, die es ihm nicht erlaube, die Menschen irre zu führen, und vermöge seiner Allmacht, die es ihm möglich machte, ein Buch liefern zu müssen, welches über alle Mißdeutung erhaben war und von jedem erfaßt werden konnte." (Friedrich Hebbel, dt. Dichter, 1813-1863)
Da hat Hebbel in einigen Punkten recht. - Er übersieht aber folgendes:

Würde Gott ein unmissverständliches Buch "produzieren" und jeden Menschen "arkadisch" ausstatten, dann wäre gerade der Sinn des Daseins NICHT erfüllt, aus der Dialektik von gut und böse das Gute (also letztlich Gott) zu erkennen. - In diesem Sinne habe ich die Bibel immer in DEM Sinn als gottgewollt verstanden, dass in ihr gelernt werden kann, ein Eigenbewusstsein von gut und böse zu "erarbeiten" bzw. zu erleiden. - "Erwerbe, um es zu besitzen".

Wäre das Dasein ein Paradies, hätte es des sogenannten "Sündenfalls" nicht bedurft. - Sogenannte "Propheten"/"Bevollmächtigte" sind Wegweiser auf Straßen, die man selber fahren muss.

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sven23
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#772 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von sven23 » Fr 11. Jul 2014, 21:31

closs hat geschrieben: Wäre das Dasein ein Paradies, hätte es des sogenannten "Sündenfalls" nicht bedurft. - Sogenannte "Propheten"/"Bevollmächtigte" sind Wegweiser auf Straßen, die man selber fahren muss.

Das Paradies auf Erden verlangt ja niemand, außer den ZJ. ;)
Ein Buch, das von allen verstanden wird, würde auch diesen Zustand nicht herbeiführen, es wäre aber zumindest nicht zusätzlicher Quell von Fehldeutungen und Verbrechen.

"Ich frage mich vieles, vor allem das eine: Wie ist es möglich, daß 800 Millionen Christen diese Welt so wenig zu verändern vermögen, eine Welt des Terrors, der Unterdrückung, der Angst."

(Heinrich Böll, dt. Schriftsteller, 1917-1985)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#773 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von closs » Fr 11. Jul 2014, 21:43

sven23 hat geschrieben:"Ich frage mich vieles, vor allem das eine: Wie ist es möglich, daß 800 Millionen Christen diese Welt so wenig zu verändern vermögen, eine Welt des Terrors, der Unterdrückung, der Angst."(Heinrich Böll, dt. Schriftsteller, 1917-1985)
Der 1985 zum Katholizismus konvertierte H. Böll hat da schon recht. - Die Antwort lautet, weil das Dasein "das Fürstentum der Welt" ist (NB: "der Fürst" ist eine Chiffre für "Satan"). - Und das Böse nährt sich an den Futtertrögen des Guten.

"Heilsgeschichte" ist doch, dass das, was bekannt ist, zur Wirklichkeit wird - und das dauert - sowohl im Einzelnen wie auch in der Geschichte. - Und vergiss nicht: Es geht nicht ohne die Dialektik aus gut und böse - also muss beides der Fall sein. - "Satan" ist ein Angestellter Gottes - sagt die jüdische Tradition. Das Buch Hiob bestätigt das.

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#774 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von 2Lena » Fr 11. Jul 2014, 22:04

Lieber Sven23,

deine Zitate sind "heiß".
Weshalb zitierst du einen "geachteten" Schriftsteller, der nicht wusste, wie die Bibel auszulegen sei und Unsinn erzählt . Das Wissen für die Lösung - gilt das bei dir nicht?

"Die Offenbarung Gottes in der Bibel folgt nicht einmal aus christlichen Begriffen. Wenn er sich offenbaren wollte, so hätte er vermöge seiner Liebe, die es ihm nicht erlaube, die Menschen irre zu führen, und vermöge seiner Allmacht, die es ihm möglich machte, ein Buch liefern zu müssen, welches über alle Mißdeutung erhaben war und von jedem erfaßt werden konnte."
(Friedrich Hebbel, dt. Dichter, 1813-1863)

Die Offenbarung ist eine Regel, die statt der vorausberechenbaren drohenden Katastrophe auch die Gesetze für das Paradies einrichten kann. Die hat die Berechnungen für beide Seiten.

Sven23: Das Paradies auf Erden verlangt ja niemand, außer den ZJ.
Ein Buch, das von allen verstanden wird, würde auch diesen Zustand nicht herbeiführen, es wäre aber zumindest nicht zusätzlicher Quell von Fehldeutungen und Verbrechen.

"Ich frage mich vieles, vor allem das eine: Wie ist es möglich, daß 800 Millionen Christen diese Welt so wenig zu verändern vermögen, eine Welt des Terrors, der Unterdrückung, der Angst." (Heinrich Böll, dt. Schriftsteller, 1917-1985)

Weil sie nur Christen sind, sich aber nicht bemühen, ihre Bibel zu verstehen.

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#775 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Pluto » Fr 11. Jul 2014, 22:13

closs hat geschrieben:"Heilsgeschichte" ist doch, dass das, was bekannt ist, zur Wirklichkeit wird.
Und was ist nun genau bekannt?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#776 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von sven23 » Fr 11. Jul 2014, 22:18

closs hat geschrieben: "Satan" ist ein Angestellter Gottes - sagt die jüdische Tradition. Das Buch Hiob bestätigt das.

Satan wird in deiner Gotteswelt doch gar nicht benötigt, weil er beide Rollen spielt.
Ich weiß, daß das von der Bibel gedeckt wird, weil ja angeblich nichts ohne Gottes Willen geschieht.
Hier führt sich die Bibel mal wieder selbst ad absurdum.
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#777 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von closs » Fr 11. Jul 2014, 22:52

Pluto hat geschrieben:Und was ist nun genau bekannt?
Das "Alles in Einem" - die Aufhebung der Dialektik - Demian drückt dasselbe anders aus.

sven23 hat geschrieben:Hier führt sich die Bibel mal wieder selbst ad absurdum.
Gerade nicht. - Die Bibel ist eine Wegweisung aus der Dialektik von gut und böse in die Aufhebung der Dialektik in "Alles in Einem".

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#778 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von Hemul » Sa 12. Jul 2014, 00:52

sven23 hat geschrieben:Hier führt sich die Bibel mal wieder selbst ad absurdum.
closs hat geschrieben: Die Bibel ist eine Wegweisung aus der Dialektik von gut und böse in die Aufhebung der Dialektik in "Alles in Einem"
Jau, jetzt kann der Raddampfer aber mächtig abgehen-gell? :thumbup:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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sven23
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#779 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von sven23 » Sa 12. Jul 2014, 08:14

closs hat geschrieben:Gerade nicht. - Die Bibel ist eine Wegweisung aus der Dialektik von gut und böse in die Aufhebung der Dialektik in "Alles in Einem".

Die Bibel ist Dialektik in Reinkultur. Die versprochene Aufhebung ist nie gekommen und wird auch nie kommen, das sollte inzwischen klar geworden sein.

"Die Bibel, das konservativste Buch der Weltliteratur, das Buch, mit dem man Todesstrafe, Obrigkeitsstaat, ewiges Bleiben von reich und arm, Kapitalistenausbeutung und Ausgebeutet-Sein begründen kann."

(Helmut Gollwitzer, dt. Theologe, 1908-1993)

"Die Bibel berichtet mehr als hundertmal von durch Gott befohlenem Mord und Völkermord sowie von 600 weiteren Morden und Massenmorden und rund 1000 Zorn- u. Strafaktionen eines blindwütigen Gottes."
(Peter Fürer, schweizer Schriftsteller)

Dialektik pur.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#780 Re: Hölle lebenslänglich?

Beitrag von 2Lena » Sa 12. Jul 2014, 09:13

"Die Bibel, das konservativste Buch der Weltliteratur, das Buch, mit dem man Todesstrafe, Obrigkeitsstaat, ewiges Bleiben von reich und arm, Kapitalistenausbeutung und Ausgebeutet-Sein begründen kann."
(Helmut Gollwitzer, dt. Theologe, 1908-1993)


Ein !"Theologe"!, der noch nie gehört hatte dass die Bibeltexte von zwei Seiten her zu lesen sind.

In der Bibel ist die Rede vom "Erwürgen mit dem Schwert", aber der Ausleger liest: Abwürgen der Öde, denn er kennt die Bedeutung von [xerev] das nicht der Gewalt allein zugeordnet wird, sondern die Öde gleichzeitig zeigt. Man hat wohl bereits in den ersten Zeiten der Eisenverarbeitung die Trostlosigkeit der Industrieanlagen erkannt, aber auch die Wünsche damit beschrieben, [xer av].

Die Bibel zeigt weit bessere soziale Systeme als wir sie haben. Sie enthält Vorstellungen, die wir kaum erträumen können.

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