Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Philosophisches zum Nachdenken
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sven23
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#71 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Aug 2015, 11:42

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ich würde aber sagen, daß eine Perspektive, die ohne Dogmen auskommt, die die Ergebnisoffenheit eleminieren, die besseren Karten hat.
Alle Perspektiven sind "Opfer" ihrer Prämissen - da wirst Du keine großen Unterschiede finden.
Aber ohne Ergebnisoffenheit kannst du das Label "Wissenschaftlichkeit" knicken.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#72 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von closs » Sa 29. Aug 2015, 11:48

sven23 hat geschrieben:Aber ohne Ergebnisoffenheit kannst du das Label "Wissenschaftlichkeit" knicken.
Dann gäbe es auch keine HKM-Wissenschaft - auch HKM arbeitet nur in Modellen. - So kommen wir nicht weiter.

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Savonlinna
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#73 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von Savonlinna » Sa 29. Aug 2015, 11:53

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Kannst Du das belegen?
Es wurde im entsprechenden Thread mehrfach belegt - aber darum ging es mir hier nicht. - Hier geht es darum, dass die wissenschaftliche Modell-Sprache vom "Volk" als real verstanden wird. - Insofern sind mediale Verbreitungen von wissenschaftlichen Modell-Ergebnissen unfair, weil damit irregeführt wird.

Wie gehabt. Du behauptest viel. Aber wenn man dich um Belege bittet, wird es duster. Dann kommt meistens nix.

Ach, da kam schon eine Menge an Belegen.
Nur muss man sie auch verstehen können. Es hilft der beste Beleg nichts, wenn der Empfänger ihn nicht erkennt.

Manches gehört auch einfach zur Allgemeinbildung. Also das, was man "belegt" haben möchte, ist im Prinzip jedem bekannt, der sich mit Wissenschaft auseinandersetzt ->

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Um es mal etwas überspitzt zu sagen:
Die Menschen verstehen nicht, dass es einen "historisch" genannten Jesus gibt, der eine Naherwartung hatte - und einen "kanonisch" genannten Jesus gibt, der keine Naherwartung hatte - und einen "narrativ" genannten Jesus gibt, der auch keine Naherwartung hatte - ....

Kannst Du das belegen? Oder ist dies nur mal wieder eine Deiner Behauptungen?
Das, wofür Du Belege forderst, wird in den Schulen - zumindest in Gymnasien und Stadtteilschulen - so ab der 9. Klasse behandelt.
Da kriegen die Schüler Paper zum Mitnehmen nach Hause, wo das Wesen narrativer Texte erläutert wird. Das müssen sie in den Klausuren dann anwenden können.
Dazu gehört, den Unterschied zwischen Sachtexten und dichterischen Texten zu verstehen.
Und dazu gehört: den Unterschied zwischen einer realen Figur und einer rekonstruierten Figur bzw. einer narrativ vermittelten Figur zu erkennen.

Das andere, worauf closs anspielt, ist allerdings schwieriger zu belegen, wenn man nicht regelmäßig in literarischen Foren mitliest.
Da gibt es seit den letzten ca 25 Jahren in der Rezeption literarischer Texte ein Phänomen, das schon sehr erstaunlich ist:
es wird die Literatizität dichterischer Texte nicht mehr begriffen. Man liest wörtlich.

Beispiel:
In einem (phantastischen) Roman wird das Schnappgeräusch einer Tür beschrieben, zwischen zwei Räumlichkeiten - vor dem die Protagonisten sich erschrecken.
Der eine Leser sagt: Durch das Schnappgeräusch wird markiert, dass die Protagonisten eine Räumlichkeit betreten, die für sie eine neue Welt bedeutet.
Der andere Leser sagt: Q-u-a-t-s-c-h. Meine Tür macht auch zu Hause ein Schnappgeräusch. Und das bedeutet nie, dass ich eine neue Welt betrete.
Der Autor hat das Schnappgeräusch nur darum erwähnt, weil die Tür in dem Moment halt geschnappt hat.

Leser zwei liest einen Roman wie eine Beschreibung des Alltags. Die Möglichkeit, dass ein Schriftsteller die uralte Tradition von Dingsymbolen benutzt, wird geleugnet, weil sie im Alltag nicht vorkommt.

Das wirkt sich dann auch auf das wissenschaftliche Verstehen aus.
Die Literaturanalyse hat Fachausdrücke entwickelt, in denen mögliche Interpretationen dargestellt werden.
Der Laie kann das Modellhafte daran nicht erkennen und meint, der Interpret habe das Werk selber beschrieben.
Oder er meint gar, er habe historische Figuren statt literarischer Figuren beschrieben.
Zuletzt geändert von Savonlinna am Sa 29. Aug 2015, 14:16, insgesamt 1-mal geändert.

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sven23
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#74 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Aug 2015, 11:56

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Aber ohne Ergebnisoffenheit kannst du das Label "Wissenschaftlichkeit" knicken.
Dann gäbe es auch keine HKM-Wissenschaft - auch HKM arbeitet nur in Modellen. - So kommen wir nicht weiter.
Selbstverständich gibt es die, wenn sie ergebnisoffen arbeitet. Denn es gilt immer noch:
"Erhebt die Methode der Interpretation den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, so muss sie den Standards wissenschaftlichen Vorgehens genügen."
Quelle

PS. ich weiß, daß ich den Link zum x-ten mal einstelle. Aber bitte, bitte tu mir den Gefallen und lies ihn auch einmal.
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#75 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von closs » Sa 29. Aug 2015, 12:00

sven23 hat geschrieben: Aber bitte, bitte tu mir den Gefallen und lies ihn auch einmal.
Oft geschehen - das Problem ist, dass Du ihn offensichtlich nicht verstanden hast. - Es gibt keine universale Ergebnisoffenheit, sondern nur eine Ergebnisoffenheits im Sinne des Modells und dessen Methodik.

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sven23
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#76 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Aug 2015, 12:13

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Aber bitte, bitte tu mir den Gefallen und lies ihn auch einmal.
Oft geschehen - das Problem ist, dass Du ihn offensichtlich nicht verstanden hast. - Es gibt keine universale Ergebnisoffenheit, sondern nur eine Ergebnisoffenheits im Sinne des Modells und dessen Methodik.
Erebnisoffenheit heißt, daß man offen für Ergebnisse bleibt und nicht wie Ratzinger setzt, daß bestimmte Ergebnisse gar nicht vorkommen dürfen.
Das ist doch nicht so schwer zu verstehen. Dogmen haben nichts mit wissenschaftlichem Arbeiten zu tun, sie behindern oder verunmöglichen die Ergebnisoffenheit.
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#77 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von closs » Sa 29. Aug 2015, 12:20

sven23 hat geschrieben:Erebnisoffenheit heißt, daß man offen für Ergebnisse bleibt und nicht wie Ratzinger setzt, daß bestimmte Ergebnisse gar nicht vorkommen dürfen.
Du verwechselst nach wie vor "Prämisse/Setzung/Axiom/Dogma" mit "Modell".

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sven23
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#78 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Aug 2015, 12:21

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Erebnisoffenheit heißt, daß man offen für Ergebnisse bleibt und nicht wie Ratzinger setzt, daß bestimmte Ergebnisse gar nicht vorkommen dürfen.
Du verwechselst nach wie vor "Prämisse/Setzung/Axiom/Dogma" mit "Modell".
Und du verwechselst mich mit Ratzinger. Ich setze keine Dogmen voraus.
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#79 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von closs » Sa 29. Aug 2015, 12:24

sven23 hat geschrieben: Ich setze keine Dogmen voraus.
De facto doch. - Nur hat sich in der heutigen Monopol-Denke eine unerkannte Dogmatik derart tief verankert, dass die von mir genannten kategorialen Unterschiede gar nicht mehr wahrgenommen werden.

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sven23
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#80 Re: Analytische Philosophie - Ein gefährlicher Hund?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Aug 2015, 12:41

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Ich setze keine Dogmen voraus.
De facto doch. - Nur hat sich in der heutigen Monopol-Denke eine unerkannte Dogmatik derart tief verankert, dass die von mir genannten kategorialen Unterschiede gar nicht mehr wahrgenommen werden.
Welche denn?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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