Vergiftet der Neo-Atheismus?

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closs
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#61 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 21:23

Zeus hat geschrieben:
that 93 percent of the members of the National Academy of Sciences, one of the most elite scientific organizations in the United States, do not believe in God Quelle
:wave:
Hier spielt etwas anderes hinein: Die Vertreter der Naturwissenschaft haben sich mehrheitlich selber nolens volens in den Rang einer Weltanschauung manipuliert, dass sie die Trennlinie zwischen Wissenschaft und Weltanschauung nicht mehr erkennen - das ist gelegentlich auch hier auf dem Forum erkennbar.

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#62 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 21:27

Pluto hat geschrieben:Aber kann man dann sagen, was "besser" ist als die naturwissenschaftliche Methode? :
Nein - "anders".

Richtig ist, dass es keine Methodik gibt außer der naturwissenschaftlichen Methodik, wenn es um naturwissenschaftliche Frage geht.

closs
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#63 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 21:39

closs hat geschrieben:Philosophie entwickelt einen Ansatz, bei dem sie im besten Fall in puncto Welterklärung keine Fragen offen lassen muss. - Wobei es AUCH ein Ansatz sein kann, demnach die Welt nicht erklärbar ist.
Die Einschränkung "Im besten Fall" war Absicht.

Savonlinna hat geschrieben:Außerdem war vorher von "schlüssiger" Welterklärung die Rede, die versucht werde.Und da fallen dermaßen viele Philosophen raus, die genau das Gegenteil tun
Das kann daran liegen, dass das eigene philosophische System nicht so weit trägt, wie es ursprünglich tragen sollte. - Ich denke schon, dass es keine Absicht ist, sondern sich mit der Zeit herausstellt.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich habe das öfter versucht, weil ich Einführungsvorträge in die Philosophie gehalten habe. Letztlich bin ich auf das zurückgekommen, was auch in Büchern meist gemacht wird: Man geht historisch vor, zeigt die Fragestellungen auf, die Philosophen in einer bestimmten Epoche hatten.
Das wäre Philosophie-Geschichte.

Savonlinna hat geschrieben:Aber sie deuten nicht die ganze Welt; nicht einmal Kant tat das, sondern hatte eine kleine Fragestellung: 'In welcher Weise denken wir?* Und das ist schon eine Riesenfrage.
Ja - so war es auch nicht gemeint. - Mein Punkt ist, dass jede Philosophie eine Antwort darauf haben müsste, wo der Mensch herkommt (egal ob von nirgends oder von Gott) und wo er hingeht (egal ob nach nirgends oder zu Gott oder in die Hölle). - Aber zugegeben: Bereits das könnte parteiisch formuliert sein.

Es ist wirklich schwer: Wahrscheinlich könnten wir jahrelang darüber reden, was Philosophie eigentlich ist - die Angebote dazu reichen ja heute von Seins-Philosophie bis zur Firmen-Philosophie.

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#64 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Savonlinna » Fr 15. Mai 2015, 21:40

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:"In der Philosophie (griechisch φιλοσοφία philosophía, latinisiert philosophia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu deuten und zu verstehen" (wik).
Für den Versuch gibt es auch in der Schule gute Noten. Im richtigen Leben zählen aber die Ergebnisse.
Nee - die richtigen Fragen. Es sind immer die Fragen, die das Altbekannte plötzlich zweifelhaft werden lassen.

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#65 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Savonlinna » Fr 15. Mai 2015, 21:46

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: "Welt" bedeutet für andere, auch für mich, nicht primär die naturwissenschaftlich erfassbare. Die Naturwissenschaft hat mir noch nie meine existentiellen Lebens- und Weltfragen beantworten können.
Sie hat viel geleistet, viel Schmerz gelindert, aber auch viel Schmerz geschaffen.
Zu der Beantwortung meiner eigenen wesentlichen Fragen aber hat sie nichts beigetragen.
Du vergißt, daß Wissen auch das Wissen über Religion, Spiritualität, Esoterik, Philosophie, Literatur, Kunst usw. einschließt.
Zum Gesamtwissen unserer Zeit gehört nicht nur die Naturwissenschaft. Was der einzelne damit anfängt, ist eine ganz andere Geschichte.
Dann hatte ich das falsch verstanden.
Da hier so viel von Glanz und Gloria der Naturwissenschaft geschwärmt wird, habe ich Deine Aussagen auch so verstanden.
Aber wenn Du alles Wissen meinst, dann werden da ja keine Prioritäten gesetzt.

Jetzt habe ich aber den Faden verloren. Um was ging es, und wie hing das mit dem Thread-Thema zusammen? Denn es hing damit zusammen, glaube ich.

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#66 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Savonlinna » Fr 15. Mai 2015, 22:06

closs hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Philosophie entwickelt einen Ansatz, bei dem sie im besten Fall in puncto Welterklärung keine Fragen offen lassen muss. - Wobei es AUCH ein Ansatz sein kann, demnach die Welt nicht erklärbar ist.
Die Einschränkung "Im besten Fall" war Absicht.

Savonlinna hat geschrieben:Außerdem war vorher von "schlüssiger" Welterklärung die Rede, die versucht werde.Und da fallen dermaßen viele Philosophen raus, die genau das Gegenteil tun
Das kann daran liegen, dass das eigene philosophische System nicht so weit trägt, wie es ursprünglich tragen sollte. - Ich denke schon, dass es keine Absicht ist, sondern sich mit der Zeit herausstellt.
Das ist leicht widerlegbar, was Du da schreibst.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich habe das öfter versucht, weil ich Einführungsvorträge in die Philosophie gehalten habe. Letztlich bin ich auf das zurückgekommen, was auch in Büchern meist gemacht wird: Man geht historisch vor, zeigt die Fragestellungen auf, die Philosophen in einer bestimmten Epoche hatten.
Das wäre Philosophie-Geschichte.
Nein. - Komisch, abends verstehst Du meine Texte irgendwie nicht mehr, wie gestern Abend auch. ;)

closs hat geschrieben: Es ist wirklich schwer: Wahrscheinlich könnten wir jahrelang darüber reden, was Philosophie eigentlich ist - die Angebote dazu reichen ja heute von Seins-Philosophie bis zur Firmen-Philosophie.
Für mich ist das eigentlich auch kein Thema (mehr).
Bin fast schon soweit, wie es mal bezüglich der heißdiskutierten Dauerfrage "Was ist Fantasy" beantwortet wurde:
"Fantasy ist das, was in den Buchhandlungen unter'Fantasy' steht.

Philosophen sind dann die, die an der Uni unter "Philosophie" besprochen werden. :)
Aber etwas Gemeinsames wird man dann schon finden können, wenn man nicht auch noch die "Firmenphilosophie" an der Uni im Bereich Philosophie lehrt.

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#67 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 22:48

Savonlinna hat geschrieben:Das ist leicht widerlegbar, was Du da schreibst.
Hab's noch mal durchgelesen und keinen Ansatz gefunden. - Wenn es an mir liegt, dann hat es mit meiner Verankerung in Klassik und Romantik zu tun (seitdem habe ich bisher nichts Sensationelles gefunden).

Savonlinna hat geschrieben:"Fantasy ist das, was in den Buchhandlungen unter'Fantasy' steht.
Warum verstehen manche Menschen nach drei passenden Stichworten mehr von dem, was man sagt, als andere Menschen nach 10 Jahren und 100 Vorträgen zum selben Thema? - Sprache scheint also etwas auszulösen oder nicht - Sprache als Chiffre für Erkanntes (G.Benn) oder eben Nicht-Erkanntes und somit ins Leere laufend.

Was sagt da die Sprachwissenschaftlerin dazu? - Oder muss man die Philosophin fragen?

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#68 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Savonlinna » Fr 15. Mai 2015, 23:06

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Das ist leicht widerlegbar, was Du da schreibst.
Hab's noch mal durchgelesen und keinen Ansatz gefunden. - Wenn es an mir liegt, dann hat es mit meiner Verankerung in Klassik und Romantik zu tun (seitdem habe ich bisher nichts Sensationelles gefunden).
Mein Antwort bezog sich auf Deine Behauptung, dass die Philosophen, die nicht die Welt mit einem System erklären, es wahrscheinlich versucht haben, aber daran gescheitert seien.
Mein Antwort, dass das leicht widerlegbar sei, bezog sich darauf, dass man von vielen oder gar den meisten Philosophen das Gesamtwerk samt, falls vorhanden, Briefen und Tagebüchern veröffentlicht hat: es ist also leicht nachzuprüfen, dass viele Philosophen überhaupt kein Interesse daran hatten, ein schlüssiges System zu entwickeln und von vornherein andere Ziele hatten.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:"Fantasy ist das, was in den Buchhandlungen unter'Fantasy' steht.
Warum verstehen manche Menschen nach drei passenden Stichworten mehr von dem, was man sagt, als andere Menschen nach 10 Jahren und 100 Vorträgen zum selben Thema? - Sprache scheint also etwas auszulösen oder nicht - Sprache als Chiffre für Erkanntes (G.Benn) oder eben Nicht-Erkanntes und somit ins Leere laufend.

Was sagt da die Sprachwissenschaftlerin dazu? - Oder muss man die Philosophin fragen?
Ich muss jetzt erst mal Dich fragen, ob diese Frage etwas mit meiner Aussage zu tun hat bezüglich Fantasy - weil Du das ja zitiert hast?

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#69 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von closs » Fr 15. Mai 2015, 23:43

Savonlinna hat geschrieben: dass viele Philosophen überhaupt kein Interesse daran hatten, ein schlüssiges System zu entwickeln und von vornherein andere Ziele hatten.
Das überrascht mich wirklich.

Savonlinna hat geschrieben:Ich muss jetzt erst mal Dich fragen, ob diese Frage etwas mit meiner Aussage zu tun hat bezüglich Fantasy -
Mit "Fantasy" selber nicht, aber mit dem Grund, warum Du diesen Satz gesagt hast: "Manche Dinge sind sprachlich schwer bis nicht zu fassen". - Nein, das hast Du wörtlich so nicht gesagt, aber das lese ich heraus. - Wenn Du es anders siehst als unterstellt: Was hättest Du sonst damit gemeint?

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#70 Re: Vergiftet der Neo-Atheismus?

Beitrag von Savonlinna » Sa 16. Mai 2015, 01:08

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: dass viele Philosophen überhaupt kein Interesse daran hatten, ein schlüssiges System zu entwickeln und von vornherein andere Ziele hatten.
Das überrascht mich wirklich.
Nietzsche zum Beispiel.
https://books.google.de/books?id=-I8u8s ... em&f=false
Der Verfasser dieses Buches ist Karl Jaspers.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich muss jetzt erst mal Dich fragen, ob diese Frage etwas mit meiner Aussage zu tun hat bezüglich Fantasy -
Mit "Fantasy" selber nicht, aber mit dem Grund, warum Du diesen Satz gesagt hast: "Manche Dinge sind sprachlich schwer bis nicht zu fassen". - Nein, das hast Du wörtlich so nicht gesagt, aber das lese ich heraus. - Wenn Du es anders siehst als unterstellt: Was hättest Du sonst damit gemeint?
Ich weiß im Moment gar nicht, wo ich das gesagt habe und in welchem Zusammenhang.
Ich könnte das zwar gesagt haben.
Aber Du fragst ja nach der Kommunikation, warum die mal funktioniert, mal nicht. Und das hängt von so vielem ab. Ohne sich auf ein konkretes Beispiel beziehen zu können, müsste eine Antwort einer Abhandlung gleich kommen. :)

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