Von einer Jungfrau geboren?

SilverBullet
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#561 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von SilverBullet » So 24. Jan 2016, 17:21

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Insgesamt kann dieser gesamte „Entwurf“ ohne Probleme als reiner Wunscherfüllungsversuch angesehen werden, der eine religiöse Suggestion als Basis hat.
Insofern zustimmingsfähig, dass ein Wunscherfüllungsversuch strukturell vergleichbar vorgehen könnte
Nicht „vorgehen könnte“, sondern: Ein Wunscherfüllungsversuch geht genau so vor.

Schau dir die 6 Schwachstellen an.
Bereits nach der 2. oder 3. würde jeder vernünftige Mensch breit grinsen und kaum noch weiter schreiben wollen.

Nicht so Hegel, weil er sich an der Religion orientierte und die dortigen Zusammenhänge in seinem „Geistentwurf im Zeichen der Aufklärung“ verkaufen wollte. Er wusste, dass er mit einer Art „Akzeptanz“ rechnen konnte, wenn er die bisherigen Ansichten neu „verpackte“.

Von Schwachstelle zu Schwachstelle stellt sich die Frage, wieso springt Hegel in diese Richtung.
Ganz einfach: er bildet den religiösen Zusammenhang philosophisch nach, mehr nicht.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wenn etwas „in Gott“ ist, das Nicht-Gott ist, dann ist „Gott“ doch kein „nicht-dialektischer Raum“ mehr, richtig?
Doch - weil der Mensch ja (im hegelschen Sinne) "aufgehoben" ist IN Gott. - Vorher war er außerhalb.
Was soll das heissen „aufgehoben IN Gott“?

Geht es nur um eine Formulierung, die gefühlstechnisch nach „Ende der Dialektik“ riecht oder muss da auch noch irgendein Sinn enthalten sein?

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Warum findet dieses „Geist“-Spiel überhaupt statt?
Damit er Mensch nicht nur in seinem Ursprung (embryonal) ist, sondern auch seinen Ursprung bewusst erkennen kann. - Hegel hat mal so was ähnliches gesagt wie: "Das Vollkommene ist erst durch Bewusstsein?/Erkenntnis? vollendet".
Wie bitte, der „Geist“(?) soll etwas sein, das „embryonal“ in die dialektische Welt geworfen wird, sich in einer feindlichen Umwelt eine Lebenszeit lang durchschlagen muss, wobei er sich mindestens zu einem Drittel mit Schlaf und dem Rest mit Lebenssicherung beschäftigt,
und das alles nur, weil er ja „so vollkommen“ ist, dass er ein Gehirn braucht, um sich selbst durch Bewusstsein/Erkenntnis zu „vollenden“, wobei er die ganze Zeit, keinen blassen Schimmer hat, was er selbst oder „Gott“(?) sein soll?
(wenn der jeweilige Mensch schon als Kind stirbt, oder einfach keine Ahnung von den Zusammenhängen hat, wird es halt nichts mit dem "Vollenden")

Bin ich der Einzige auf den das eher komisch wirkt?
(Dass du jetzt anfängst und Hegel zitierst, bedeutet wohl, dass du es selbst nicht durchschaust)

Das kommt dabei heraus, wenn man uralten Religionsideen aus anderen Kulturen mit Biegen und Brechen, den Flair von „nüchterner denkerischer Richtigkeit“ geben möchte.

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sven23
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#562 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von sven23 » So 24. Jan 2016, 17:23

Hemul hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Diese Unterstellung war etwas absolut Einmaliges im Universum. Noch nie hatte ein Geschöpf Gottes es gewagt Gott Unredlichkeit zu unterstellen.
So, kennst du denn das ganze Universum? :lol:

Hier ein klitzekleiner Teil davon:
https://de.images.search.yahoo.com/sear ... =yfp-t-777
:Smiley popcorn:
Und, wieviele Milliarden Zivilisationen gibt es da draußen?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#563 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Hemul » So 24. Jan 2016, 17:30

sven23 hat geschrieben: Und, wieviele Milliarden Zivilisationen gibt es da draußen?
Du glaubst doch wohl nicht, dass ich Dir auf Dein Ablenkungsmanöver antworte-gelle? :lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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sven23
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#564 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von sven23 » So 24. Jan 2016, 17:31

Savonlinna hat geschrieben: Eben. Darum wünschte ich mir von Dir, dass Du mit der einseitigen Hetze gegen das Christentum und dem Runterputzen des heutigen Christentums aufhörst und anfängst, das Positive daran zu stärken.
Glaubst Du etwa, Du könntest die Gläubigen alle aus der Welt schaffen? Sie sind da!
Sie waren schon immer da, niemand will sie abschaffen oder verbieten. Trotzdem kann sich die Menschheit ja weiter entwicklen.

Savonlinna hat geschrieben: Und das tut man nicht, wenn man ständig seine Nase im Dreck der vorigen Jahrtausende liegen hat und darin rumschnüffelt. Das versaut das Riechorgan. ;)
Wie gesagt, es gibt immer noch genügend Geschichtsglitterung und Verfälschung. Oder wie kann du dir erklären, daß ein aktiver Katholik hier bekundet, er sei froh, daß es die Inquisition gegeben habe? Da muß man einfach dazwischen gehen.
Hier steh ich und kann nicht anders. Ein Mann muß tun, was ein Mann tun muß. :lol:
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sven23
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#565 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von sven23 » So 24. Jan 2016, 17:33

Hemul hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Und, wieviele Milliarden Zivilisationen gibt es da draußen?
Du glaubst doch wohl nicht, dass ich Dir auf Dein Ablenkungsmanöver antworte-gelle? :lol:
Wieso Ablenkungsmanöver?
Die Frage ist doch berechtigt, wenn du vom ganzen Universum sprichst.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Thaddäus
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#566 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Thaddäus » So 24. Jan 2016, 17:34

Novalis hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Diese Einsicht lässt ihn lächeln, denn sie erhebt ihn über die Götter, die ihn durch diese ewige sinnleere Aufgabe bestrafen wollten. "Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen."
Personifiziert nicht gerade "Jesus Christus" dieser Mensch? ;)
Wenn man genau hinschaut - nicht. Nach christlichem Verständnis muss Jesus am Kreuz sterben, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen.
Dem antiken Griechen ist die Vorstellung, der Mensch sei von vornherein sündhaft und müsse darum erlöst werden, völlig fremd. Er kennt nur ein verfehltes Leben.

Im antiken Mythos bestrafen die Götter Sisyphos deshalb, weil er klug und listig die Götter austrickst. Sisyphos ist den Göttern an Schlauheit überlegen und lehnt sich trickreich gegen sie auf. Er offenbarte nicht nur die Schandtat des Zeus, der die Tochter des Flussgottes Asopos entführt hatte, um sie zu beschlafen, er schaffte es sogar, Thanatos, den Gott des Todes selbst in Fesseln zu legen und später Hades dazu zu überreden, ihn zu seiner Frau zurückkehren zu lassen, um mit ihr noch eine schöne Zeit zu verleben. Das mögen die Götter nicht so gern, wenn sie von einem Menschen derart übers Ohr gehauen werden.
Aber wenn ich - wie Hemul das Buch Hiob und die Offenbarung - die Geschichte von Sisyphos wörtlich als historisches Geschehen verstünde, dann würde ich Sisyphos nachträglich zurufen: Gut gemacht kluger Sisyphos! Und jede Nacht sei dir vergönnt, in der du dich und deine Frau - dem Hades entflohen - noch glücklich machen konntest, bevor du wieder zurück musstest, um dich deinem Stein zu stellen! ;)

Sisyphos wird als der verschlagenste aller Menschen bezeichnet; er verriet die Pläne des Zeus, indem er dem Flussgott Asopos mitteilte, dass es Zeus sei, der seine Tochter Aigina entführt habe. Zeus beschloss daraufhin, Sisyphos zu bestrafen und schickte Thanatos, den Tod, zu ihm. Aber Sisyphos überwältigte ihn, indem er ihn betrunken machte und ihm so starke Fesseln anlegte, dass des Todes Macht gebrochen war und niemand mehr starb. Erst als der Kriegsgott Ares den Tod aus der Gewalt von Sisyphos befreite (da es ihm keinen Spaß machte, dass seine Gegner auf dem Schlachtfeld nicht mehr starben), konnte Thanatos wieder seines Amtes walten.

Sisyphos aber wurde vom Kriegsgott ins Schattenreich entführt. Doch bevor Ares das tat, verbot Sisyphos seiner Frau, ihm ein Totenopfer darzubringen. Als keine Opfer für ihn dargebracht wurden, überredete er den Gott der Unterwelt, Hades, ihn schnell in die Menschenwelt zurückkehren zu lassen, um seiner Frau zu befehlen, für ihn ein Totenopfer zu halten. Wieder zu Hause, genoss der Listige das Leben an der Seite seiner Frau und spottete über den Gott der Unterwelt. Doch plötzlich tauchte Thanatos vor ihm auf und brachte ihn mit Gewalt ins Totenreich.

Sisyphos’ Strafe in der Unterwelt bestand darin, einen Felsblock einen steilen Hang hinaufzurollen. Ihm entglitt der Stein jedoch stets kurz vor Erreichen des Gipfels und er musste immer wieder von vorne anfangen.
[Wiki zum Stichwort "Sisiyphos"]

Novalis hat geschrieben:
"Wer die Osterbotschaft gehört hat, der kann nicht mehr mit tragischem Gesicht herumlaufen und die humorlose Existenz eines Menschen führen, der keine Hoffnung hat."
Karl Barth
Was für ein genialer Satz!
Ja, dies ist der eigentliche Sinn der Osterbotschaft, den aber selbst viele Christen nicht so recht verinnerlicht haben, was Nietzsche zu der spöttischen Bemerkung veranlasste: "Die Christen müßten erlöster aussehen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte."

closs
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#567 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » So 24. Jan 2016, 17:41

SilverBullet hat geschrieben:Nicht so Hegel, weil er sich an der Religion orientierte und die dortigen Zusammenhänge in seinem „Geistentwurf im Zeichen der Aufklärung“ verkaufen wollte.
Klassisches Manöver: Man setzt seine Prämisse und zieht munter seine Schlüsse daraus - Ich-AG.

SilverBullet hat geschrieben:Ganz einfach: er bildet den religiösen Zusammenhang philosophisch nach, mehr nicht.
Nein - er entwickelt seine Philosophie und stellt fest, dass sie tema con variazione der christlichen Theologie ist - ging mir zufällig genauso.

SilverBullet hat geschrieben:Geht es nur um eine Formulierung, die gefühlstechnisch nach „Ende der Dialektik“ riecht oder muss da auch noch irgendein Sinn enthalten sein?
Der Sinn besteht darin, dass es "am Ende" keine Antithese mehr gibt, also nur dieses Eine "übrigbleibt". - Dieses "Eine" nennt die Bibel "Gott" bzw. "Liebe" - beides unterschiedliche Aspekte desselben (allerdings setzt dies voraus, dass man "Liebe" nicht prollig definiert).

SilverBullet hat geschrieben:Wie bitte, der „Geist“(?) soll etwas sein, das „embryonal“ in die dialektische Welt geworfen wird
Post-embryonal - und dann nicht "der Geist", sondern der Mensch, der aus "dem Geist" kommt und Geist in sich hat.

SilverBullet hat geschrieben: weil er ja „so vollkommen“ ist, dass er ein Gehirn braucht, um sich selbst durch Bewusstsein/Erkenntnis zu „vollenden“
Der menschliche Geist ist NICHT vollkommen, weil er ja in seiner Inkarnation im Dasein ist - aber er hat ein transzendentes Bewusstsein für das Vollkommene. - Das Gehirn braucht er, weil als Inkarnation über Materie existiert.

SilverBullet hat geschrieben:Bin ich der Einzige auf den das eher komisch wirkt?
Du bist damit Mainstream - unsere Zeit ist auf anderes formatiert (und betrachtet dies als Fortschritt :angel: ).

SilverBullet hat geschrieben:Das kommt dabei heraus, wenn man uralten Religionsideen aus anderen Kulturen mit Biegen und Brechen, den Flair von „nüchterner denkerischer Richtigkeit“ geben möchte.
Man kann solche Dinge als Ausdruck von Vernunft verstehen, wenn man die Größe von Hegel hat - aber das ist nicht die Regel. :angel:

Hemul
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#568 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Hemul » So 24. Jan 2016, 17:42

sven23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Und, wieviele Milliarden Zivilisationen gibt es da draußen?
Du glaubst doch wohl nicht, dass ich Dir auf Dein Ablenkungsmanöver antworte-gelle? :lol:
Wieso Ablenkungsmanöver?
Die Frage ist doch berechtigt, wenn du vom ganzen Universum sprichst.
Und was hat Deine eigenartige Frage mit der in Hiob aufgeworfenen Streitfrage zu tun? Nüscht sagt Herr Pirzlaf aus Krüscht. :Smiley popcorn:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Savonlinna
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#569 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Savonlinna » So 24. Jan 2016, 17:58

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Glaubst Du etwa, Du könntest die Gläubigen alle aus der Welt schaffen? Sie sind da!
Sie waren schon immer da, niemand will sie abschaffen oder verbieten.
Das ist doch überhaupt nicht wahr! Es gibt genügend Mitglieder Deiner Truppe, die genau das wollen.
Ich halte überhaupt nichts von Parteilichkeit. Entweder man ist Mensch und legt immer den Finger auf die Wunde, egal, ob sie aus den eigenen Reihen stammt oder nicht, oder man ist eben feige - oder blind.

Genauso, wie ich es widerlich finde, wenn in christlichen Foren immer nur gebetet wird für die Verfolgung der Christen, genauso widerlich finde ich es, wenn man nur die Gläubigen angreift und nie die aus den eigenen Reihen.
In beiden Fällen muss man dazwischen gehen.

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Thaddäus
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#570 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Thaddäus » So 24. Jan 2016, 18:02

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Man schreibt viel öfter, warum man die andere Haltung für Blödsinn hält, als dass wir schreiben, inwiefern wir den anderen akzeptieren und ehren und sei es nur deshalb, weil wir diesen anderen und seinen Widerspruch brauchen, um an ihm unsere eigenen Überzeugungen zu schärfen. Wenn uns niemand mehr widerspricht, sind wir die einsamsten Menschen geworden.
Du hast recht - für meine Person werde ich zukünftig sensibler mit der Sprache sein (diesen Punkt scheine ich ja - an der Reaktion gemessen - unterschätzt zu haben). :oops:
Ich habe zwar vor allem an mich selbst gedacht, als ich dies schrieb. Aber es wird uns beiden sicherlich nicht Schaden, gelegentlich sensibler zu sein ...

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