Claymore hat geschrieben: Von daher bleibt der Verdacht weiter bestehen, dass es sich um deine Privatvorstellung handelt und nicht um die der RKK.
Ganz sicher nicht - aber da mich dieses Thema auch wieder mal interessiert hat, habe ich etwas nachgeschlagen:
"Mann und Frau sind je verschiedene endliche Abbilder der unendlichen Vollkommenheit Gottes, und durch beide zusammen wird die Vollkommenheit Gottes voller dargestellt als durch eines allein." ((K. Hörmann. Geschlechtlichkeit In: Lexikon der christlichen Moral). - Sexualität kann nur zwischen Mann und Frau "sittlich" sein, weil in ihr der "Widerschein göttlicher Schöpfung" realisiert wird:
"Die Regungen des Geschlechtstriebes können, als zur Schöpfungswirklichkeit gehörig (vgl. Thomas von Aq., S.Th. 2,2 q.142 a.2 ad 2; Suppl. q.41 a.3; S.c.Geschlechtlichkeit 3,126), nicht in sich schlecht sein. Ihnen nachzugeben ist nur dann schlecht, wenn es entgegen der sittl. Ordnung geschieht" (ibd).
Allerdings ist Kinderzeugen nicht die einzige
"Legitimation für Geschlechtsverkehr ... auch das Wohlergehen der Eheleute ein legitimer Grund für Sexualität sein kann". (S. Schlebes. Lieben, wie es Gott gefällt In: Theo). - Also: Primäres Ziel ist Wiederschöpfung göttlicher Schöpfung auf ebenbildicher Ebene - sekundär, darüber hinaus ("auch") darf es auch das "Wohlergehen er Eheleute" sein.
Auf dieser Basis gilt dann in der RKK:
"Die Sünde liegt auf geschlechtlichem Gebiet, wie auch sonst, nicht in der Betätigung an sich, sondern in einer Betätigung, die in ihrer Konkretheit der <göttlichen> sittlichen Ordnung widerspricht, wie sie von der Vernunft unter Beachtung der Gesamtwirklichkeit des Menschen aus Leib und Geist, aus Natur und Übernatur zu finden ist ('Sünde ist in den menschl. Handlungen, was gegen die Vernunft ist', Thomas von Aq., S.Th. 2,2 q.153 a.2).
'Das Genießen untersteht dem Gesetz des Tuns, aus dem es stammt, und nicht umgekehrt das Tun dem des Genießens' (Pius XII., UG 1093). Somit ist die Lust in abstrakter Beurteilung (vormoralisch) indifferent und wird gut oder böse je nach dem Tun, aus dem sie stammt. Wenn die geschlechtliche Betätigung in Ordnung ist, darf man auch an der Lust nichts aussetzen ... . Wer aber die Lust verabsolutiert und sich durch das Verlangen nach ihr zu unerlaubter Betätigung bewegen läßt, handelt verwerflich (vgl. Pius XII., UG 1093)". (K. Hörmann. Geschlechtlichkeit In: Lexikon der christlichen Moral)
Mir liegt wirklich nicht daran, der RKK nachzuäffen - aber man kann verstehen, was sie meint. - Es ist logisch. - Allerdings kann man ganz andere Hermeutiken haben, bei denen was ganz anderes rauskommt.
Claymore hat geschrieben:Statistisch mögen Männer im Schnitt mutiger, aggressiver, konsequenter, … sein und Frauen ängstlicher, einfühlsamer, flexibler, … aber offensichtlich sind die Abweichungen von diesem Programm zahlreich und damit bleibt die Idee, dass der verschieden-geschlechtlichen Liebe eine seelische Ergänzung typisch männlicher und typisch weiblicher Eigenschaften eigen ist, eine Illusion.
Zunächst sollte man von Regeln sprechen, um daran Ausnahmen festmachen zu können. Insofern ist nicht Jeanne D'Arc das Problem, sondern die Androgynisierung unseres Menschenbildes.
Zu den Ausnahmen: Natürlich gibt es Zwischenformen der Geschlechtlichkeit - körperlich wie seelisch. Dazu würde die Theologie vermutlich sagen, dass sie als "Kreuz" zu tragen sind - wie andere Kreuze auch.
Claymore hat geschrieben:dass sich Menschen gleichen Geschlechts lieben, kommt sogar in der Bibel vor, z.B. David und Jonathan
Moment: Jeder kann jeden lieben ("Nächstenliebe") - das Problematische ist der Sex:
"Homosexualität ist traditionellerweise in allen <abrahamischen> Religionen verboten, ebenso Inzest und Sex mit Tieren" (S. Schlebes. Lieben, wie es Gott gefällt In: Theo). - Dass David und Jonathan homosexuell waren, steht nirgends - sie haben sich "geliebt" - damit kann Unterschiedliches gemeint sein.
Claymore hat geschrieben:Warum aber können Menschen gleichen Geschlechts keine echte romantische Liebe zueinander empfinden? Was wird ihnen denn notwendigerweise genau fehlen?
"Ihnen" fehlt erst mal nichts - hier würde die RKK sagen (s.o.): "Das Genießen untersteht dem Gesetz des Tuns, aus dem es stammt, und nicht umgekehrt das Tun dem des Genießens". - Mit anderen Worten: Es stünde im Widerspruch zum primären Sinn der Geschlechtlichkeit - s.o.
Claymore hat geschrieben:Und warum steht (im Sinne von “menschlicher Annäherung an Gottâ€) die romantische Liebe über der platonischen?
Das gilt für Mann und Frau als Paar - für Zölibatäre gilt es nicht - da gälte das "Platonische".
Claymore hat geschrieben:Der Grund ist dein Statement “deshalb bin ich dafür, dass man solche Ideal-Bilder erst gar nicht verbreitet, weil sie eh nicht verstanden werden†– warum nicht, wenn sie doch einen Verstoß gegen die Liebe zu Gott darstellen, müsste ein Geistlicher dies als seine Pflicht ansehen.
Da hast Du recht - mein Statement ist nicht meiner Einsicht, sondern meinem Pessimismus geschuldet. - Ja - man muss es trotzdem sagen - aber damit ist auch geklärt, warum es Fundamental-Theologie gibt, selbst wenn die Pastoral-Theologie von ganz anderen Voraussetzungen ausgehen muss.
Claymore hat geschrieben:Ich dachte, es geht um die RKK.
Bitte Kontext beachten: Du versuchst einen Keil zwischen Rkk-Aussagen und meiner "Privat-Meinung" zu treiben, weshalb ich darauf hinweise, dass die RKK an sich kein Thema ist. - Trotzdem sind ihre Ausführungen ziemlich folgerichtig (anders gefragt: Kennst Du eine Fundamental-Theologie sonstwo, die so breit abdeckt wie RKK?). - Letztlich geht es um Erkenntnis, die man aus der RKK ziehen kann, aber nicht muss.
Claymore hat geschrieben:Denn eine Sichtweise wie die der RKK kann immer noch durch den säkularen Mainstream auf Widersprüche und fehlerhafte Schlüsse untersucht werden, auch wenn dieser die “geistigen Prämissen†nicht teilt.
Das stimmt - aber dafür muss ein säkularer Kritiker ganz schön breite SChultern haben. - Das ist in der Regel NICHT der Fall.
Üblich ist, dass man aus SEINER eigenen Hermeneutik heraus andere Hermeneutiken kritisiert, die man nicht versteht. - Bei Kant galt "Kritik" als "vertiefte Untersuchung" - das, was wir HEUTE unter "Kritik" verstehen, kam dann am Ende: "Ich habe verstanden - und jetzt noch ein Punkt, der mir nicht gefällt". - Dieses "Ich habe verstanden" lässt man heute üblicherweise weg. - Kritik ist nich mehr Krönung von Verstehen, sondern Ersatz dafür.
Mit anderen Worten: Du hast prinzipiell recht - aber kritisieren kann nur der, der die Hermeneutik/geistige Grundlage der RKK substantiell versteht.
Claymore hat geschrieben:dass “der freigewollte Gebrauch der Geschlechtskraft, aus welchem Motiv er auch immer geschieht, außerhalb der normalen ehelichen Beziehungen seiner Zielsetzung wesentlich widersprichtâ€.
Du überforderst mich hier mit Deiner Aristoteles-Platon-Herleitung (ehrlich) - "causa finalis" würde ich vom Grundsatz her mit "teleologisch" übersetzen. - Das ist nach meinem Verständnis auch ohne Aristoteles als christlich zu bezeichnen.
Claymore hat geschrieben: Wie kann man herausfinden, ob Gott ein Problem damit hat
Nur der Mensch hat Probleme.
Claymore hat geschrieben:Die Bibel ist bis auf die Verdammung der Homosexualität reichlich vage. Also muss die Beurteilung von Verhütung, Masturbation, außerehelicher Sex, etc. irgendwo anders herkommen, nämlich Naturrecht.
BEgründung s.o. - "Naturrecht" ist insofern irreführend, als "Natur" Schöpfung ist - und da kommen die Direktiven gerade NICHT her.
Claymore hat geschrieben:Papst Benedikt XVI hat geschrieben:
Das Naturrecht ist die Quelle, aus der zusammen mit Grundrechten auch sittliche Gebote entspringen, deren Einhaltung verpflichtend ist.
Da verstehe ich nicht, was Benedikt meint. - Vermutlich definiert er "Naturrecht" göttlich, also nicht "aus der Schöpfung", sondern "aus Gott". - Anders kann es eigentlich nicht sein.
Claymore hat geschrieben:Das Problem ist, dass das eine petitio principii ist.
An anderer Stelle ging es schon mal um die Frage, was "Zirkelschluss" ist:
1) Ein Argumentationsfehler: "Weil Claymore gerade nicht in München ist, ist er nicht dort".
2) Eine hermeneutische Notwendigkeit - um diese kommt NIEMAND rum, nicht mal die Naturwissenschaft
Konkret: Es gibt keine Argumentation ohne Vorannahmen ("Voraussetzungen"). - Das Problem: In geistigen/geistlichen Fragen sind Vorannahmen normalerweise nicht falsifizierbar - also schleppt man immer die Hypothek mit sich rum, dass die Voraussetzungen falsch sein könnten. - Um diese Gefahr einzudämmen gibt es den "Hermeneutischen Zirkel", der immer wieder überprüft, ob ermittelte Ergebnisse noch im Sinne der Vorannahmen sind. - Falls nein, muss man die Vorannahmen anpassen.
Claymore hat geschrieben:Der Vergleich wäre nur vollständig, wenn sich die Leute nicht mal einig darüber sind, was Fische und was Quallen sind. Und ob in dem tiefen Gewässer überhaupt Fische sind.
Das kann gut sein.