Versagt die Evolutionstheorie? II

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closs
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#531 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 14. Okt 2018, 20:08

sven23 hat geschrieben:Widerlegte Behauptungen sind widerlegt, d. h. sie sind nichtig.
Ist die Behauptung "Es gibt keine schwarzen SChwäne" dadurch nichtig, dass man keinen schwarzen Schwan findet?

sven23 hat geschrieben:Deshalb habe ich konkrete Beispiel genannt, damit auch ein closs es versteht.
Aber Sven versteht offenbar nicht den Unterschied zwischen "widerlegen" im Sinne von "Damit ist die Behauptung nachweislich falsch" und "widerlegen" im Sinne von "Da wir nichts gefunden haben, ist die Behauptung falsch".

Pluto
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#532 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Pluto » Mo 15. Okt 2018, 08:32

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Widerlegte Behauptungen sind widerlegt, d. h. sie sind nichtig.
Ist die Behauptung "Es gibt keine schwarzen SChwäne" dadurch nichtig, dass man keinen schwarzen Schwan findet?
Warum fängst du immer wieder mit den schwarzen Schwänen an. Ein Schwan ist weiß. Der in Australien heimische Trauerschwan ist zwar schwarz, ist aber eine anderen Art.
Beide Arten gehören zur Gattung der Entenartigen.

closs hat geschrieben:Aber Sven versteht offenbar nicht den Unterschied zwischen "widerlegen" im Sinne von "Damit ist die Behauptung nachweislich falsch" und "widerlegen" im Sinne von "Da wir nichts gefunden haben, ist die Behauptung falsch".
Spielt es eine Rolle?
So lange du nicht in der Lage bist zu erklären was der Fall ist, ist es in beiden Fällen richtig zu sagen, etwas ist widerlegt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#533 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Mo 15. Okt 2018, 08:55

Pluto hat geschrieben:Warum fängst du immer wieder mit den schwarzen Schwänen an. Ein Schwan ist weiß. Der in Australien heimische Trauerschwan ist zwar schwarz, ist aber eine anderen Art. Beide Arten gehören zur Gattung der Entenartigen.
Darum geht es doch nicht - es geht darum, was Popper damit saen wollte.

Pluto hat geschrieben:So lange du nicht in der Lage bist zu erklären was der Fall ist, ist es in beiden Fällen richtig zu sagen, etwas ist widerlegt.
Eben nicht. - Man verwendet dann dasselbe Wort für zwei komplett unterschiedliche Dinge.

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#534 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Pluto » Mo 15. Okt 2018, 09:41

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Warum fängst du immer wieder mit den schwarzen Schwänen an. Ein Schwan ist weiß. Der in Australien heimische Trauerschwan ist zwar schwarz, ist aber eine anderen Art. Beide Arten gehören zur Gattung der Entenartigen.
Darum geht es doch nicht - es geht darum, was Popper damit saen wollte.
Popper hat sich geirrt. Aber es sei euch (dir und ihm) verziehen, denn ihr seid keine Biologen.
Davon abgesehen, heute wird immer weiter gesucht, bis man etwas anderes gefunden hat. Dann ist etwas endgültig widerlegt.
Beispiel: Die Hintergrundstrahlung wurde immer wieder kartografisch verbessert, bis man sicher war, dass sie vom Urknall stammt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:So lange du nicht in der Lage bist zu erklären was der Fall ist, ist es in beiden Fällen richtig zu sagen, etwas ist widerlegt.
Eben nicht. - Man verwendet dann dasselbe Wort für zwei komplett unterschiedliche Dinge.
Ja. Siehe oben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#535 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Mo 15. Okt 2018, 13:03

Pluto hat geschrieben: Die Hintergrundstrahlung wurde immer wieder kartografisch verbessert, bis man sicher war, dass sie vom Urknall stammt.
Das ist ja ein "gutes" Beispiel: Etwas, was als seiend behauptet wird, wird nachgewiesen. - Damit ist der Käse im besten Sinne gegessen. - Aber umgekehrt wäre es falsch zu sagen: "Weil wir sie nicht gefunden haben, ist nachgewiesen, dass es sie nicht gibt".

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#536 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Claymore » Mo 15. Okt 2018, 22:23

closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben:Ist das nur deine persönliche Meinung?
Eingentlich nicht - denn christlich gesehen geht es nicht nur um den biologischen Telos, sondern auch um die Vereinigung von Mann und Frau an sich als höchste Form menschlicher Annäherung an Gott (Zölibat mal ausgenommen - da sieht man diese Vereinigung zwischen Geistlichem und Gott, die mindestens gleichwertig ist).

Im folgenden ein in diese Richtung gehendes Zitat:
"Als Einheit von Leib und Seele bzw. Leib und Geist ist der Mensch zugleich in der Bipolarität von Mann und Frau geschaffen. Beide Geschlechter sind aufeinander hingeordnet, beide ergänzen einander" (korbi-wiki)
Also sorry, ich kann diesem Zitat das nicht entnehmen. Von daher bleibt der Verdacht weiter bestehen, dass es sich um deine Privatvorstellung handelt und nicht um die der RKK.

Wie schon bereits dargelegt: in früheren Zeiten war Zweckheirat – und das liegt weit ab von einer “spirituellen Vereinigung” – gängig in den höheren Ständen und die RKK hat das nie als sündhaft verdammt (AFAIK es nicht mal kritisiert).

Als Randbemerkung noch meine persönliche Meinung dazu: bzgl. den “seelischen Eigenschaften” scheint keine klare Bipolarität der Geschlechter zu existieren. Statistisch mögen Männer im Schnitt mutiger, aggressiver, konsequenter, … sein und Frauen ängstlicher, einfühlsamer, flexibler, … aber offensichtlich sind die Abweichungen von diesem Programm zahlreich und damit bleibt die Idee, dass der verschieden-geschlechtlichen Liebe eine seelische Ergänzung typisch männlicher und typisch weiblicher Eigenschaften eigen ist, eine Illusion.

Wie typisch weiblich war denn Jeanne d'Arc? Biologisch wurde ihr Status als Frau eindeutig verifiziert, als man ihre Jungfräulichkeit überprüfte. Aber vom seelischen?

Und die hat es immerhin bis zur katholischen Heiligen geschafft.
closs hat geschrieben:
Claymore hat geschrieben:Jedoch gibt es da drei Sorten Kugelmenschen: weiblich-weiblich, weiblich-männlich und männlich-männlich. Das erklärt seiner Meinung nach auch die gleichgeschlechtliche Liebe.
Das gibt es im Christentum nicht.
Naja, dass sich Menschen gleichen Geschlechts lieben, kommt sogar in der Bibel vor, z.B. David und Jonathan:
1. Samuel 18:1-4 hat geschrieben:Nach dem Gespräch Davids mit Saul schloss Jonatan David in sein Herz. Und Jonatan liebte David wie sein eigenes Leben. Saul behielt David von jenem Tag an bei sich und ließ ihn nicht mehr in das Haus seines Vaters zurückkehren. Jonatan schloss mit David einen Bund, weil er ihn wie sein eigenes Leben liebte.
So, natürlich will ich hier nicht sophistisch argumentieren: es geht hier in dieser Diskussion nicht um die platonische Liebe sondern um die “romantische Liebe” – zumindest hast du nicht widersprochen, als ich den Begriff verwendet habe.

Warum aber können Menschen gleichen Geschlechts keine echte romantische Liebe zueinander empfinden? Was wird ihnen denn notwendigerweise genau fehlen?

Und warum steht (im Sinne von “menschlicher Annäherung an Gott”) die romantische Liebe über der platonischen?
Claymore hat geschrieben:Also ist für dich ein Verstoß gegen die Liebe zu Gott das gleiche wie der Ideal-Wirklichkeit nicht zu entsprechen?
Ohne zu wissen, worauf Du raus willst, vorläufig JA. - Immer vor dem Hintergrund, dass dieses Ideal prinzipiell nicht erreichbar ist.
Der Grund ist dein Statement “deshalb bin ich dafür, dass man solche Ideal-Bilder erst gar nicht verbreitet, weil sie eh nicht verstanden werden” – warum nicht, wenn sie doch einen Verstoß gegen die Liebe zu Gott darstellen, müsste ein Geistlicher dies als seine Pflicht ansehen.
Claymore hat geschrieben:Wie macht es Sinn, wenn die katholische Lehre kritisiert wird, und du dann deine Privatmeinung verteidigst?
Weil es nicht um die Katholische Kirche geht, sondern um Erkenntnis.
Ich dachte, es geht um die RKK.
closs hat geschrieben:Ist nicht so gemeint. - Wäre es für Dich akzeptabel, wenn man dem Mainstream unterstellen/zugestehen würde, dass er in weltanschaulichen Bereichen denkt, deren geistige/geistliche Tiefe bauartbedingt beschränkt ist? - Ich erinnere an den Kritischen Rationalismus/den Naturalismus und all den verschiedenen Strömungen auf dieser Grundlage.
Nein, das ist leider nicht akzeptabel für mich. Denn eine Sichtweise wie die der RKK kann immer noch durch den säkularen Mainstream auf Widersprüche und fehlerhafte Schlüsse untersucht werden, auch wenn dieser die “geistigen Prämissen” nicht teilt.
Claymore hat geschrieben:Außerdem, Thomas von Aquin ist nicht irgendwer, sondern einer der größten Kirchenlehrer der RKK. Ja, nur Augustinus kann sich mit ihm messen, was Einfluss auf die katholische Theologie angeht.
Ja - aber die Aussagen dieser Leute sind doch längst bearbeitet, verworfen und beibehalten worden - je nachdem. - Wollten wir fair mit dieser Frage umgehen, müssten wir tief einsteigen (bspw. Rezeptions-Geschichte) - das ist ein dickes Brett.

Jedenfall hat die RKK ihre Haltung der Sexualität nicht, WEIL das Thomas von Aquin sagt. - Er wird bei dieser Frage miteinbezogen, ist aber nicht der "Täter".
Der alleinige Täter ist er nicht, obwohl du hier seine Autorität und seinen Einfluss unterschätzt. Außerdem: Wenn selbst dieser größte Kirchenlehrer so irrte, was ist von der ganzen Sache zu erwarten?

Und Thomas von Aquin war derjenige, der die katholische Kirche von Platon zu Aristoteles hinsteuerte. Aristoteles' Metaphysik liefert die Grundlage für das Naturrecht an der die RKK bis heute festhält. Stichwort causa finalis von Aristoteles, persona humana nimmt genau darauf Bezug wenn sie verkündet, dass “der freigewollte Gebrauch der Geschlechtskraft, aus welchem Motiv er auch immer geschieht, außerhalb der normalen ehelichen Beziehungen seiner Zielsetzung wesentlich widerspricht”.
- Der "Täter" ist die auch heute in der Theologie bestehende gesamt-kanonische Sicht auf die Frage: "Was meint Gott dazu?".
Ja, was meint er denn nun? Wie kann man herausfinden, ob Gott ein Problem damit hat, d

Die Bibel ist bis auf die Verdammung der Homosexualität reichlich vage. Also muss die Beurteilung von Verhütung, Masturbation, außerehelicher Sex, etc. irgendwo anders herkommen, nämlich Naturrecht.
Papst Benedikt XVI hat geschrieben:Das Naturrecht ist die Quelle, aus der zusammen mit Grundrechten auch sittliche Gebote entspringen, deren Einhaltung verpflichtend ist.
Und das hat nur indirekt was mit Gott zu tun.
closs hat geschrieben:So formuliert würde ich es nicht unterschreiben, sondern so: Jede Zeit normiert ihre Zeitgenossen mit einer bestimmten dominierenden Denke.

Die heute dominierende Denke geht davon aus, dass Geist Folge von Materie ist - früher (alias "christlich") war es genau umgekehrt. - Aber was heißt das? Es heißt, dass man alle Fragen der Welt nur noch aus der Materie beantworten kann. - Damit wird aber auch definiert, bis zu welcher Tiefe man denken KANN, wenn man nicht spirituell ausbricht.

Konkret: Die Leute sind heute nicht weniger belastbar als früher - es gibt sogar weit mehr Menschen, die intellektuell sehr belastbar sind ("Bildung"). - Aber diese Belastbarkeit beschränkt sich letztlich auf Themen und Fragen, die sich letztlich auf Materie zurückführen lassen - mit anderen Worten: Da fehlt ein komplettes Feld.
Das Problem ist, dass das eine petitio principii ist.
closs hat geschrieben:Makes two of us - aber wie gesagt: Das ist nicht die Kirche - es ist eine historisch interessante Quelle.

Ich spreche übrigens meistens vom ersten Sinn. - Wenn Du je 100 Menschen in ein flaches oder tiefes Gewässer schickst, werden die nicht mehr fischen können, als was die Tiefe hergibt. - Das hat nichts mit Intelligenz oder mit der Fischer-Ausrüstung zu tun, sondern mit dem Gewässer - also ganz sicher nicht "ad hominem" gemeint.
Der Vergleich wäre nur vollständig, wenn sich die Leute nicht mal einig darüber sind, was Fische und was Quallen sind. Und ob in dem tiefen Gewässer überhaupt Fische sind.

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#537 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Mo 15. Okt 2018, 23:57

Claymore hat geschrieben: Von daher bleibt der Verdacht weiter bestehen, dass es sich um deine Privatvorstellung handelt und nicht um die der RKK.
Ganz sicher nicht - aber da mich dieses Thema auch wieder mal interessiert hat, habe ich etwas nachgeschlagen:


"Mann und Frau sind je verschiedene endliche Abbilder der unendlichen Vollkommenheit Gottes, und durch beide zusammen wird die Vollkommenheit Gottes voller dargestellt als durch eines allein." ((K. Hörmann. Geschlechtlichkeit In: Lexikon der christlichen Moral). - Sexualität kann nur zwischen Mann und Frau "sittlich" sein, weil in ihr der "Widerschein göttlicher Schöpfung" realisiert wird: "Die Regungen des Geschlechtstriebes können, als zur Schöpfungswirklichkeit gehörig (vgl. Thomas von Aq., S.Th. 2,2 q.142 a.2 ad 2; Suppl. q.41 a.3; S.c.Geschlechtlichkeit 3,126), nicht in sich schlecht sein. Ihnen nachzugeben ist nur dann schlecht, wenn es entgegen der sittl. Ordnung geschieht" (ibd).

Allerdings ist Kinderzeugen nicht die einzige "Legitimation für Geschlechtsverkehr ... auch das Wohlergehen der Eheleute ein legitimer Grund für Sexualität sein kann". (S. Schlebes. Lieben, wie es Gott gefällt In: Theo). - Also: Primäres Ziel ist Wiederschöpfung göttlicher Schöpfung auf ebenbildicher Ebene - sekundär, darüber hinaus ("auch") darf es auch das "Wohlergehen er Eheleute" sein.

Auf dieser Basis gilt dann in der RKK:
"Die Sünde liegt auf geschlechtlichem Gebiet, wie auch sonst, nicht in der Betätigung an sich, sondern in einer Betätigung, die in ihrer Konkretheit der <göttlichen> sittlichen Ordnung widerspricht, wie sie von der Vernunft unter Beachtung der Gesamtwirklichkeit des Menschen aus Leib und Geist, aus Natur und Übernatur zu finden ist ('Sünde ist in den menschl. Handlungen, was gegen die Vernunft ist', Thomas von Aq., S.Th. 2,2 q.153 a.2).

'Das Genießen untersteht dem Gesetz des Tuns, aus dem es stammt, und nicht umgekehrt das Tun dem des Genießens' (Pius XII., UG 1093). Somit ist die Lust in abstrakter Beurteilung (vormoralisch) indifferent und wird gut oder böse je nach dem Tun, aus dem sie stammt. Wenn die geschlechtliche Betätigung in Ordnung ist, darf man auch an der Lust nichts aussetzen ... . Wer aber die Lust verabsolutiert und sich durch das Verlangen nach ihr zu unerlaubter Betätigung bewegen läßt, handelt verwerflich (vgl. Pius XII., UG 1093)"
. (K. Hörmann. Geschlechtlichkeit In: Lexikon der christlichen Moral)

Mir liegt wirklich nicht daran, der RKK nachzuäffen - aber man kann verstehen, was sie meint. - Es ist logisch. - Allerdings kann man ganz andere Hermeutiken haben, bei denen was ganz anderes rauskommt.

Claymore hat geschrieben:Statistisch mögen Männer im Schnitt mutiger, aggressiver, konsequenter, … sein und Frauen ängstlicher, einfühlsamer, flexibler, … aber offensichtlich sind die Abweichungen von diesem Programm zahlreich und damit bleibt die Idee, dass der verschieden-geschlechtlichen Liebe eine seelische Ergänzung typisch männlicher und typisch weiblicher Eigenschaften eigen ist, eine Illusion.
Zunächst sollte man von Regeln sprechen, um daran Ausnahmen festmachen zu können. Insofern ist nicht Jeanne D'Arc das Problem, sondern die Androgynisierung unseres Menschenbildes.

Zu den Ausnahmen: Natürlich gibt es Zwischenformen der Geschlechtlichkeit - körperlich wie seelisch. Dazu würde die Theologie vermutlich sagen, dass sie als "Kreuz" zu tragen sind - wie andere Kreuze auch.

Claymore hat geschrieben:dass sich Menschen gleichen Geschlechts lieben, kommt sogar in der Bibel vor, z.B. David und Jonathan
Moment: Jeder kann jeden lieben ("Nächstenliebe") - das Problematische ist der Sex: "Homosexualität ist traditionellerweise in allen <abrahamischen> Religionen verboten, ebenso Inzest und Sex mit Tieren" (S. Schlebes. Lieben, wie es Gott gefällt In: Theo). - Dass David und Jonathan homosexuell waren, steht nirgends - sie haben sich "geliebt" - damit kann Unterschiedliches gemeint sein.

Claymore hat geschrieben:Warum aber können Menschen gleichen Geschlechts keine echte romantische Liebe zueinander empfinden? Was wird ihnen denn notwendigerweise genau fehlen?
"Ihnen" fehlt erst mal nichts - hier würde die RKK sagen (s.o.): "Das Genießen untersteht dem Gesetz des Tuns, aus dem es stammt, und nicht umgekehrt das Tun dem des Genießens". - Mit anderen Worten: Es stünde im Widerspruch zum primären Sinn der Geschlechtlichkeit - s.o.

Claymore hat geschrieben:Und warum steht (im Sinne von “menschlicher Annäherung an Gott”) die romantische Liebe über der platonischen?
Das gilt für Mann und Frau als Paar - für Zölibatäre gilt es nicht - da gälte das "Platonische".

Claymore hat geschrieben:Der Grund ist dein Statement “deshalb bin ich dafür, dass man solche Ideal-Bilder erst gar nicht verbreitet, weil sie eh nicht verstanden werden” – warum nicht, wenn sie doch einen Verstoß gegen die Liebe zu Gott darstellen, müsste ein Geistlicher dies als seine Pflicht ansehen.
Da hast Du recht - mein Statement ist nicht meiner Einsicht, sondern meinem Pessimismus geschuldet. - Ja - man muss es trotzdem sagen - aber damit ist auch geklärt, warum es Fundamental-Theologie gibt, selbst wenn die Pastoral-Theologie von ganz anderen Voraussetzungen ausgehen muss.

Claymore hat geschrieben:Ich dachte, es geht um die RKK.
Bitte Kontext beachten: Du versuchst einen Keil zwischen Rkk-Aussagen und meiner "Privat-Meinung" zu treiben, weshalb ich darauf hinweise, dass die RKK an sich kein Thema ist. - Trotzdem sind ihre Ausführungen ziemlich folgerichtig (anders gefragt: Kennst Du eine Fundamental-Theologie sonstwo, die so breit abdeckt wie RKK?). - Letztlich geht es um Erkenntnis, die man aus der RKK ziehen kann, aber nicht muss.

Claymore hat geschrieben:Denn eine Sichtweise wie die der RKK kann immer noch durch den säkularen Mainstream auf Widersprüche und fehlerhafte Schlüsse untersucht werden, auch wenn dieser die “geistigen Prämissen” nicht teilt.
Das stimmt - aber dafür muss ein säkularer Kritiker ganz schön breite SChultern haben. - Das ist in der Regel NICHT der Fall.

Üblich ist, dass man aus SEINER eigenen Hermeneutik heraus andere Hermeneutiken kritisiert, die man nicht versteht. - Bei Kant galt "Kritik" als "vertiefte Untersuchung" - das, was wir HEUTE unter "Kritik" verstehen, kam dann am Ende: "Ich habe verstanden - und jetzt noch ein Punkt, der mir nicht gefällt". - Dieses "Ich habe verstanden" lässt man heute üblicherweise weg. - Kritik ist nich mehr Krönung von Verstehen, sondern Ersatz dafür.

Mit anderen Worten: Du hast prinzipiell recht - aber kritisieren kann nur der, der die Hermeneutik/geistige Grundlage der RKK substantiell versteht.

Claymore hat geschrieben:dass “der freigewollte Gebrauch der Geschlechtskraft, aus welchem Motiv er auch immer geschieht, außerhalb der normalen ehelichen Beziehungen seiner Zielsetzung wesentlich widerspricht”.
Du überforderst mich hier mit Deiner Aristoteles-Platon-Herleitung (ehrlich) - "causa finalis" würde ich vom Grundsatz her mit "teleologisch" übersetzen. - Das ist nach meinem Verständnis auch ohne Aristoteles als christlich zu bezeichnen.

Claymore hat geschrieben: Wie kann man herausfinden, ob Gott ein Problem damit hat
Nur der Mensch hat Probleme.

Claymore hat geschrieben:Die Bibel ist bis auf die Verdammung der Homosexualität reichlich vage. Also muss die Beurteilung von Verhütung, Masturbation, außerehelicher Sex, etc. irgendwo anders herkommen, nämlich Naturrecht.
BEgründung s.o. - "Naturrecht" ist insofern irreführend, als "Natur" Schöpfung ist - und da kommen die Direktiven gerade NICHT her.

Claymore hat geschrieben:Papst Benedikt XVI hat geschrieben:
Das Naturrecht ist die Quelle, aus der zusammen mit Grundrechten auch sittliche Gebote entspringen, deren Einhaltung verpflichtend ist.
Da verstehe ich nicht, was Benedikt meint. - Vermutlich definiert er "Naturrecht" göttlich, also nicht "aus der Schöpfung", sondern "aus Gott". - Anders kann es eigentlich nicht sein.

Claymore hat geschrieben:Das Problem ist, dass das eine petitio principii ist.
An anderer Stelle ging es schon mal um die Frage, was "Zirkelschluss" ist:
1) Ein Argumentationsfehler: "Weil Claymore gerade nicht in München ist, ist er nicht dort".
2) Eine hermeneutische Notwendigkeit - um diese kommt NIEMAND rum, nicht mal die Naturwissenschaft

Konkret: Es gibt keine Argumentation ohne Vorannahmen ("Voraussetzungen"). - Das Problem: In geistigen/geistlichen Fragen sind Vorannahmen normalerweise nicht falsifizierbar - also schleppt man immer die Hypothek mit sich rum, dass die Voraussetzungen falsch sein könnten. - Um diese Gefahr einzudämmen gibt es den "Hermeneutischen Zirkel", der immer wieder überprüft, ob ermittelte Ergebnisse noch im Sinne der Vorannahmen sind. - Falls nein, muss man die Vorannahmen anpassen.

Claymore hat geschrieben:Der Vergleich wäre nur vollständig, wenn sich die Leute nicht mal einig darüber sind, was Fische und was Quallen sind. Und ob in dem tiefen Gewässer überhaupt Fische sind.
Das kann gut sein.

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#538 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Pluto » Di 16. Okt 2018, 10:50

closs hat geschrieben:2) Eine hermeneutische Notwendigkeit - um diese kommt NIEMAND rum, nicht mal die Naturwissenschaft
Was ist eine hermeneutische Notwendigkeit?

closs hat geschrieben:Konkret: Es gibt keine Argumentation ohne Vorannahmen ("Voraussetzungen").
Doch.
In den Naturwissenschaften geht man vollkommen unvoreingenommen vor, in dem man nichts voraussetzt.
Einzige Ausnahme zu dieser Regel: Die Welt existiert und ist untersuchbar.

closs hat geschrieben:Das Problem: In geistigen/geistlichen Fragen sind Vorannahmen normalerweise nicht falsifizierbar - also schleppt man immer die Hypothek mit sich rum, dass die Voraussetzungen falsch sein könnten. - Um diese Gefahr einzudämmen gibt es den "Hermeneutischen Zirkel", der immer wieder überprüft, ob ermittelte Ergebnisse noch im Sinne der Vorannahmen sind. - Falls nein, muss man die Vorannahmen anpassen.
Weil die Theologen Gott voraussetzen, ist die Theologie keine Wissenschaft.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#539 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von ThomasM » Di 16. Okt 2018, 11:15

Pluto hat geschrieben: In den Naturwissenschaften geht man vollkommen unvoreingenommen vor, in dem man nichts voraussetzt.
Einzige Ausnahme zu dieser Regel: Die Welt existiert und ist untersuchbar.
Das musst du präziser ausdrücken.
Die Voraussetzung der Naturwissenschaft ist "Die Welt existiert und ist mit der Methodik der Naturwissenschaft (logisch, wiederholbar, messbar) untersuchbar.

Dazu kommt:
Die Annahme, dass die Welt in diesem Sinn vollständig untersuchbar ist, kommt bei vielen Menschen dazu, eine Annahme, die durchaus als falsifiziert angesehen werden kann.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#540 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » Di 16. Okt 2018, 13:06

Pluto hat geschrieben:Was ist eine hermeneutische Notwendigkeit?
Etwas vergröbert und im Zusammenhang gesagt: Es hängt von Vorannahmen ab. -

Beispiel 1: Historisch-kritische Exegese
Wenn sie annimmt, dass die Geschichte ein naturalistisch kontinuierlicher Wirkungszusammenhang ist, heißt dies, dass die diesbezügliche Forschung nie zum Ergebnis kommen KANN, dass Jesu Wunder "echt" sind - auch wenn sie es wären.

Beispiel 2: Naturwissenschaft
Wenn sie annimmt (was sie eigentlich NICHT tut), dass alles "in der Welt" wissenschaftlich untersuchbar ist, heißt dies, dass sie NICHT wissenschaftlich Untersuchbares für nicht existent halten muss - selbst wenn es exístent wäre.

Pluto hat geschrieben:In den Naturwissenschaften geht man vollkommen unvoreingenommen vor, in dem man nichts voraussetzt.
Doch - s.o. - Davon abgesehen gefällt mir nach wie vor Antons Haltung gut, wonach Wissenschaft nicht die Wirklichkeit, sondern Modelle zu Beobachtungen der Wirklichkeit untersucht. - Er trennt also Wissenschaft und "was der Fall ist" kategorial - sehr gut.

Pluto hat geschrieben:Weil die Theologen Gott voraussetzen, ist die Theologie keine Wissenschaft.
Das ist eine wissenschafts-theoretische/-philosophische Frage, die unterschiedlich beantwortet wird.

Nach Deiner (weit verbreiteten) szientistischen Auffassung hast Du recht - allerdings heißt dies umgekehrt, dass die historisch-kritische Exegese nur Hilfsleistungen FÜR das geistige/geistliche Verständnis der Bibel beitragen kann, nicht aber selbst geistige/geistliche Instanz dafür ist. - Es heißt ebenfalls, dass die NAturwissenschaft nicht dazu kompetent Stellung beziehen kann, ob es über der teleologischen Offenheit der Evolutions-Theorie eine geistige/geistliche Teleologie gibt.

Wenn sich jeder an seine Grenzen hält, habe ich damit keinerlei Probleme.

Gesperrt