Neuzeitliche Exegese der Bibel

Rund um Bibel und Glaube
Hemul
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#441 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Hemul » Mo 5. Jan 2015, 16:30

Halman hat geschrieben:Bereits zu Beginn seiner Missionstätigkeit predigte Jesus, indem er sagte:
Zitat aus Mk 1,14-15:
Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen.
Inwiefern war "das Reich Gottes ist nahe gekommen"? Um diesen Gedanken besser zu verstehen, lass uns bitte anschauen, was Jesus gem. Luk 17,20-21 zu den Pharisäern sagte.
20 Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte; 21 auch wird man nicht sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter² euch.
Zunächst stellt Jesus klar, dass man das Reich Gottes nicht hier oder dort sehen könnte. Doch darüber hinaus verkündete er ihnen, dass das [König-]Reich mitten unter ihnen war.
Die daraus abgeleitete vertraute Formel regnum Dei intra vos est ("das Reich Gottes ist inwendig in euch") habe wir der lateinischen Vulgáta von Hieronymus zu verdanken. Doch brachte Jesus wirklich zum Ausdruck, dass das Reich Gottes inwendig in den Pharisäern war? Unglaubhaft.
Hier bewahrheitet sich abermals Luthers berühmter Ausspruch:
Zitat von Martin Luther:
„... Die Ebräer trinken aus der Bornquelle; die Griechen aber aus den Wässerlin, die aus der Quelle fließen; die Lateinischen aber aus der Pfützen.“
Das mit [König-)Reich übersetze griechische Wort im Grundtext lautet Βασιλεία (Basiléia) und kann lt. Martin C. R. Krüger auch mit Königswürde übersetzt werden (s. Prüft Alles, Das Gute Haltet Fest! 1 Thes 5,21).

Gemäß der Bibel fuhr Jesus im Jahre 33 in den Himmel und setzte sich zur Rechten seines VATERS als König der Könige und Hohepriester - abwartend, bis alle seine Feinde (darunter der Tod) besiegt werden. Aus theologisher Sicht befinden wir uns in dieser Zeit.
Tatsächlich begann Jesus schon im Jahre 33 als König über seine "Schafe" zu herrschen, denn zu Pfingsten 33 war es für Petrus eine Realität, dass Jesus zur Rechten Gottes erhört wurde und von dort aus den Heiligen Geist seines VATERS auf seine Jünger ausgoss:
Zitat aus Petri Pfingspredigt (Apg 2:33):
33 Nachdem er nun zur Rechten Gottes erhöht worden ist und den verheissenen heiligen Geist vom Vater in Empfang genommen hat, hat er das ausgegossen, was ihr da seht und hört.
Damit waren die etwa 120 Jünger im Obersaal in Jerusalem die Ersten, welche von Jesus mit Heiigen Geist gesalbt wurden und zwar für ein königliches Priestertum; damit waren sie nun Glieder im Israel Gottes und wurden "in das Reich des Sohnes seiner Liebe" versetzt, dessen König Jesus Christus war.
Zitat aus Kol 1.13:
13 er hat uns gerettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.

²Βασιλεία (Basiléia, Königreich/Königswürde)
:thumbup:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Salome23
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#442 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Salome23 » Mo 5. Jan 2015, 16:55

Hemul hat geschrieben: :thumbup:
Forenregel:
Meidet nach Möglichkeit sog. "Full Quotes" des vorhergehenden Beitrags, und versucht nur die Kernsätze zu zitieren.
Wann kapierst du es endlich mal? :roll:

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Münek
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#443 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » Mo 5. Jan 2015, 17:10

@ Lieber Halman,

ich setze Deinen Ausführungen folgendes Zitat aus dem Buch "DIE NAHERWARTUNG JESU"
von dem Neutestamentler Prof. Erich Gräßer, S. 126 f. entgegen (Unterstreichungen von mir):


"Aber nun gehört es zu den historisch gesicherten Ergebnissen der neutestamentlichen
Wissenschaft
, dass die Botschaft von der Zukunft der Welt und dem Kommen des Menschen-
sohnes bei Jesus die Form der gespannten Naherwartung hatte, und das nicht am
Rande, sondern im Zentrum seiner Verkündigung.


Die direkten Zeugnisse sind - auch wenn sie "in der Formulierung" nicht immer mit Sicherheit auf
auf Jesus selbst zurückgehen - mannigfach: Erwartet wird der plötzlich hereinbrechende Tag des
Weltgerichtes mit dem Kommen des Menschensohnes auf den Wolken des Himmels und dem
Ende der Welt (Lk 17,24.26f.34f; Mk 8,38). Jesus schilt die, die die Zeichen der Zeit nicht verste-
hen (Lk 12, 54-56; Mk 13,28f). Er selbst sieht Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen (Lk 10,18).
- Zeichen für den Zusammenbruch der Satansherrschaft und den Anbruch der Gottesherrschaft
(Mk 3,27; Lk 11,20; Mt 12,28). Die Toten stehen auf, die Lahmen gehen, die Blinden sehen (Mt
11,5par). Die große Ernte der Welt steht bevor (Mk 4,26ff).


Kurz: Die Zusammenfassung der Predigt Jesu in Mk 1,15 ist sachgerecht: "Die Zeit ist erfüllt,
die Gottesherrschaft ist nahe
: Kehrt um und glaubt an die Heilsbotschaft." Diese Gottesherrschaft
wurde nicht kommenden Generationen verheißen, sondern der damals lebenden: Den Jün-
gern wird gesagt, dass sie mit den Städten Israels nicht fertig werden, bis der Menschen-
sohn kommt
(Mt 10,23). Und Mk 9,1 sagt Jesus: "Es stehen etliche hier, die den Tod nicht
schmecken werden, bis dass sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft
". Noch der Apostel
Paulus hat nach 1 Thess 4,15.17 damit gerechnet, die Wiederkunft Christi noch vor seinem Tod
zu erleben
..."

Hemul
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#444 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Hemul » Mo 5. Jan 2015, 19:19

Salome23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: :thumbup:
Forenregel:
Meidet nach Möglichkeit sog. "Full Quotes" des vorhergehenden Beitrags, und versucht nur die Kernsätze zu zitieren.
Wann kapierst du es endlich mal? :roll:

Da steht: Meidet nach Möglichkeit........Mir gefällt aber der gesamte Beitrag-dir etwa nicht? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#445 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Pluto » Mo 5. Jan 2015, 19:32

Hemul hat geschrieben:Mir gefällt aber der gesamte Beitrag-dir etwa nicht? :roll:
Wirklich? Ich finde so was eher langweilig. :yawn:

Könntest du also, bitte bitte... Im Interesse aller Foristen in Zukunft darauf verzichten, lieber Hemul. Bild
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Münek
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#446 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » Mo 5. Jan 2015, 19:51

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Mir gefällt aber der gesamte Beitrag-dir etwa nicht? :roll:
Wirklich? Ich finde so was eher langweilig. :yawn:

Könntest du also, bitte bitte... Im Interesse aller Forsten in Zukunft darauf verzichten, lieber Hemul. Bild

Ich als betroffener "Forst" schließe mich dieser Bitte an. Muss wirklich nicht sein. :thumbup:

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#447 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Halman » Mo 5. Jan 2015, 22:25

Münek hat geschrieben:@ Lieber Halman,

ich setze Deinen Ausführungen folgendes Zitat aus dem Buch "DIE NAHERWARTUNG JESU"
von dem Neutestamentler Prof. Erich Gräßer, S. 126 f. entgegen (Unterstreichungen von mir):


"Aber nun gehört es zu den historisch gesicherten Ergebnissen der neutestamentlichen
Wissenschaft
, dass die Botschaft von der Zukunft der Welt und dem Kommen des Menschen-
sohnes bei Jesus die Form der gespannten Naherwartung hatte, und das nicht am
Rande, sondern im Zentrum seiner Verkündigung.
Das [König-]Reich stand in der Tat im Zentrum seines Evangliums. Allerdings in dem Sinne, wie es Martin C. R. Krüger in seinem Buch Prüft Alles, Das Gute Haltet Fest! 1 Thes 5,21 erklärt. Jesus war nämlich der König des Reiches Gottes und durch seine Anwesenheit war das Reich nahe. Von Jesus erging eine Einladung an seine Zuhörer, seine Jünger zu werden und damit Teilhaber am Reich ... seiner Liebe (s. Kol 1:13). Dieses geht dem verheißenem messianischen Königreich voran.

Zu den Aussagen, welche auf eine Naherwartung in den Evangelien hinweisen, gibt es auch zwei weitere Aussagen-Reihen, welche auf Verzögerung und Ungewissheit hindeuten.
In den synoptischen Evangelien sind drei verschiedene Aussagen-Reihen in Bezug auf das Kommen des Reiches Gottes zu finden: Erstens Hinweise auf eine rasche Wiederkehr Jesu, zweitens Hinweise auf ein Verzögern dieser Wiederkehr, und drittens die Betonung einer Ungewissheit des Zeitpunktes dafür.

Münek hat geschrieben:Die direkten Zeugnisse sind - auch wenn sie "in der Formulierung" nicht immer mit Sicherheit auf
auf Jesus selbst zurückgehen - mannigfach: Erwartet wird der plötzlich hereinbrechende Tag des
Weltgerichtes mit dem Kommen des Menschensohnes auf den Wolken des Himmels und dem
Ende der Welt (Lk 17,24.26f.34f; Mk 8,38).
Lk 17:24 beschreibt ein plötzliches Erscheinen des Menschensohnes. Ein plötzliches Ereignis muss nicht notwenigerweise bald erfolgen. Die Verweise auf Lk 17:26f. u. Lk 17:34f. beschreiben Situationen, in denen die Menschen sich der Parousía (Gegenwart) nicht bewusst sein werden und daher völlig von den Erreignissen überrollt werden (wie beim unerwarteten Einbruch eines Diebes).
Auf die Ermahnung in Mk 8:38 folgt die hier bereits besprochende Verklärung/Umwandlung Jesu, welche zumindest drei Jüngern eine Schau gewährte, die sie sonst zu ihren Lebzeiten nicht gehabt hätten.

Münek hat geschrieben:Jesus schilt die, die die Zeichen der Zeit nicht verste-
hen (Lk 12, 54-56; Mk 13,28f).
Da sie nicht erkannten, dass der Messias in Königswürde (Basiléia) zu ihnen sprach. Innertextlich sind die jesuanischen Verheißungen "verschränkt" mit seinen Warnungen vor den Römern (jüdischer Krieg 66-73 n. Chr. und insbesondere der Vernichtung Jerusalems und des Tempels im Jahre 70 n. Chr.).
Vermutlich sind Dir insbesondere die jesuanischen Ermahnungen zur Wachsamkeit in seinen Endzeitreden suspekt, wie in Mk 13:28-29, richtig? Falls dem so ist, so kann ich Deine Rezeption durchaus nachvollziehen; denn es entsteht in der Tat die Frage, warum die Jünger denn Wachsam sein sollten, wenn der Menschensohn zu ihren Lebzeiten gar nicht wiederkommen sollte.
Ungeachtet dessen war Wachsamkeit für sie in den kommenden Dekaden sehr wichtig, da ihnen sehr schwierige Zeiten bevorstanden. Laut Eusebius von Cäsarea diente die Stadt Pella (Jordanien) der Urchristengemeinde in Jerusalem als Zufluchsort. Die Wachsamkeit, welche ihnen die Apostel vermutlich eingeschärft hatten, wirkte sich wahrscheinlich günstig aus, so dass sie aus Jerusalem und die Umgegend flohen, als sich ihnen nach den Abzug von Cestius Gallus die Gelegenheit bot.
Zitat von Eusebius:
"Gehet hin und lehret alle Völker in meinem Namen!" zur Predigt des Evangeliums zu allen Völkern hinausgezogen waren, als endlich die Kirchengemeinde in Jerusalem in einer Offenbarung, die ihren Führern geworden war, die Weissagung erhalten hatte, noch vor dem Kriege die Stadt zu verlassen und sich in einer Stadt Peräas, namens Pella, niederzulassen, ...
Doch danach wurde die Stadt vom Feldherrn Titus belagert und es gab kein Entkommen mehr.

Münek hat geschrieben:Er selbst sieht Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen (Lk 10,18).
Dies scheint mir eine Parallele zu Off 12:7-9 zu sein.

Münek hat geschrieben: - Zeichen für den Zusammenbruch der Satansherrschaft und den Anbruch der Gottesherrschaft
(Mk 3,27; Lk 11,20; Mt 12,28). Die Toten stehen auf, die Lahmen gehen, die Blinden sehen (Mt
11,5par).
Diese Dinge erfüllten sich doch im begrenzten Umfang, als Jesus als Messias in Israel tätig war.

Münek hat geschrieben:Die große Ernte der Welt steht bevor (Mk 4,26ff).
Die Ernte deutet auf einen längeren Zeitraum hin. Deutlicher wird dies aus dem Matthäusevangelium.
Zitat aus den oben verlinkten Wikipedia-Artikel:
Auch das Gleichnis vom Unkraut im Acker, das man, gemeinsam mit dem Weizen, wachsen lassen und nicht vorzeitig ausreißen soll, lässt an einen längeren Zeitraum denken (13,24–30),

Münek hat geschrieben:Kurz: Die Zusammenfassung der Predigt Jesu in Mk 1,15 ist sachgerecht: "Die Zeit ist erfüllt,
die Gottesherrschaft ist nahe
: Kehrt um und glaubt an die Heilsbotschaft."
Die Zeit hatte sich in dem Sinne erfüllt, dass der künftige König des Reiches nun zu ihnen sprach und auf diese Weise die Βασιλεία (Basiléia, Königreich/Königswürde) nahe war.

Münek hat geschrieben:Diese Gottesherrschaft
wurde nicht kommenden Generationen verheißen, sondern der damals lebenden: Den Jün-
gern wird gesagt, dass sie mit den Städten Israels nicht fertig werden, bis der Menschen-
sohn kommt
(Mt 10,23).
Zu jener Zeit kannten die Jünger nur ihren Auftrag, das Evangelium Israel zu verkünden. Später wurde dieser Auftrag auf die ganze Welt erweitert.
Die Bibel ist nicht durch systemmatische Einheit gekennzeichnet, sondern durch einen dramatischen Zusammenhang (Zenger). In religiöse Texten vermag ich mehrere Rezeptionsschichten zu entdecken, auch die Allegorische. Daher halte ich es für legitim, mich auch der Allegorese zu bedienen, um religiöse Texte auszudeuten.

Münek hat geschrieben:Und Mk 9,1 sagt Jesus: "Es stehen etliche hier, die den Tod nicht
schmecken werden, bis dass sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft
".
Eben habe ich mich mal durch diverse Bibelübersetzungen geklickt. Sofern ich mich nicht verzählt habe, ist das Verhältnis von "einige" zu "etliche" 19:11. Dass griechische Wort της (tis) kann offenbar in beiden Varianten übersetz werden.
Vielleicht übersetzt die Grünewald (Riessler-Storr-Bibel) (1924) am Neutralsten:
»Wahrlich, ich sage euch: Es stehen solche hier, die den Tod nicht kosten werden, bis sie das Gottesreich in Macht erscheinen sehen.«
Die Anzahl dieser musste logischerweise kleiner sein als die Gesamtzahl der 12 Jünger. Laut dem Kontext bezieht sich die Aussage auf die drei Jünger, welche Jesus mit auf dem Berg nahm. Der innertextiche Zusammenhang ist schwerlich zu leugnen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Halman
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#448 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Halman » Mo 5. Jan 2015, 22:34

Münek hat geschrieben:Noch der Apostel
Paulus hat nach 1 Thess 4,15.17 damit gerechnet, die Wiederkunft Christi noch vor seinem Tod
zu erleben
..."
Den 1. Thessalonicherbrief schrieb Paulus vermutlich um das Jahr 50 n. Chr. Die noch sehr junge Urchristenversammlung in Thessaloniki hatte Paulus kurz zuvor im Jahre 49 n.Chr. gegründet. Nach so kurzer Zeit sollte man noch kein tiefes theologisches Verständnis von den Thessalonichern erwarten.
Sie hofften anscheinend, dass Christus noch zu ihren Lebzeiten kommen würde, doch sorgten sie sich darüber, dass die vor Jesu Wiederkunft Verstorbenen das Heil verpassen könnten.
Paulus tröstete sie mit seinen Worten, indem er ihnen erklärte, dass die Lebenen den Verstorbenen im Königreich Gottes nicht vorausgehen würden; die Verstorbenen hätten also keinerlei Nachteil gebenüber den Lebenden zurzeit der Wiederkunft Jesu.
In 1Th 4:16 finden wir eine Besonderheit, denn Paulus verkündet ihnen ein Wort des Herrn, welches an keiner anderen Stelle überliefert ist, welches er selbst möglicherweise von den Aposteln, die Jesus persönlich kannten, erhalten hatte. Wie es scheint, gab es in der jungen Gemeinde Probleme und Anfechtungen bezüglich der Wiederkunft Christie und der Auferstehung.
Etwa ein Jahr später (um 51 n. Chr.) schrieb Paulus seinen neuen christlichen Geschwisterin in Thessalonich folgende Worte:
Zitat aus 2Thess 2:1-4
1 Was nun das Kommen unseres Herrn Jesus Christus angeht und unsre Vereinigung mit ihm, so bitten wir euch, liebe Brüder, 2 dass ihr euch in eurem Sinn nicht so schnell wankend machen noch erschrecken lasst - weder durch eine Weissagung noch durch ein Wort oder einen Brief, die von uns sein sollen -, als sei der Tag des Herrn schon da. 3 Lasst euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise; denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbart werden, der Sohn des Verderbens. 4 Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott.

Übrigens, laut der Apostelgeschichte rechnete Paulus um das Jahr 56 n. Chr. offenbar mit seinem natürlichen Tod.
Zitat aus Naherwartung bei Paulus:
Als sich Paulus etwa 56 n. Chr. von den Ephesern verabschiedete, sprach er von ihm bevorstehenden Leiden, von der Vollendung seines Laufs (d.h. seinem Tod), und er kündete ihnen an, dass sie ihn nicht mehr sehen werden (Apg 20,23-25). Das klingt so, dass er mit seinem Sterben rechnete und nicht mit seinem Leben bis zum Wiederkunft Jesu.
Die paulinische Formulierung in 1Kor 6:14 legt nahe, dass Paulus sogar bereits im Jahre 54 (vermutl. Abfassungszeit des Briefes) mit seinem Tod rechnete.


Hinweis:
Alternativ zu einem Vollzitat eines Beitrages bietet sich ein Link zum Beitrag an. :)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

JackSparrow
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#449 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von JackSparrow » Di 6. Jan 2015, 00:27

Halman hat geschrieben:Sofern ich mich nicht verzählt habe, ist das Verhältnis von "einige" zu "etliche" 19:11. Dass griechische Wort της (tis) kann offenbar in beiden Varianten übersetz werden.
"Etliche" wären viele, also "polloi" (siehe Lk1:1). Aus dem Plural von "tis" kann man nicht auf die Anzahl schließen. Es sind einfach nur mehrere Menschen. Oder mehrere Dinge, da "tis" sowohl "jemand" als auch "etwas" heißen kann. https://en.wiktionary.org/wiki/τιÏ

2Lena
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#450 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von 2Lena » Di 6. Jan 2015, 09:17

Hemul hat geschrieben:Kurz: Die Zusammenfassung der Predigt Jesu in Mk 1,15 ist sachgerecht: "Die Zeit ist erfüllt, die Gottesherrschaft ist nahe: Kehrt um und glaubt an die Heilsbotschaft." Diese Gottesherrschaft wurde nicht kommenden Generationen verheißen, sondern der damals lebenden:
...
Die biblischen Texte sind leichter zu verstehen, wenn du etwas über die Funktionen der Verben (in hebräischer Sprache) kennst. Die Erzählform hat bestimmte Ausdrücke. Es ist möglich ×”×™×” (sein, ist) als Imperativ (soll sein) oder als Infinitiv darzustellen.

Kommt ein "und" wird aus einer Zukunftsform auch Vergangenheit, vielmehr ein "somit" und das Abwägen.

Dann siehst du nicht allein den Menschensohn in den Wolken des Himmels, sondern mit der anderen Seite auch das Verständnis der Menschen aufbauen bei richtiger Reaktion. Sie SOLLEN das Reich Gottes erleben. Ganz streng genommen ist auch eine Abkanzelung dabei.

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