closs hat geschrieben: ↑Mi 21. Aug 2019, 15:38
Stromberg hat geschrieben: ↑Mi 21. Aug 2019, 11:47
Entsprechend hat eine zukünftige KI evtl. das Potential, "geistige Person" zu sein?
Eher unwahrscheinlich
Ganz offensichtlich ist es das wohl nicht...
closs hat geschrieben: ↑Mi 21. Aug 2019, 15:38
Voraussetzung wäre unter "geistigen" Gesichtspunkten, dass KI-Materie beseelt/be-geistet
Nein, Vorraussetzung wären wie bereits geklärt zwei Dinge:
1) bewusst "Cogito" sagen/denken/reflektieren zu können.
2) transzendent reflektieren.
Wenn dies technisch reproduzierbar gelingt benötigt es wohl keine Wischi-Waschi-"Beseelung" - was auch immer du dir darunter vorzustellen vermagst.
Zumal der Umstand "Bewusstsein" ein sehr nebulös verstandener Begriff ist, schon in der Philosophie gibt es mindestens fünf verschiedene Wortbedeutungen dafür in unterschiedlichen Bewusstseinszuständen.
closs hat geschrieben: ↑Mi 21. Aug 2019, 23:24
Aber warum kommt Ihr nicht auf die Idee, die große andere Möglichkeit, nämlich die der Meta-Physik, überhaupt in Erwägung zu ziehen?
Weil es >willkürliche< - ergo >beliebige< Fantasie ist. Physikalisch-neuronale Prozesse im Gehirn sind >notwendig< für alles Geistige. Ob das "Geistige" damit auch hinreichend bestimmt ist, ist eine ganz andere (und hier auch irrelevante) Frage.
Alle heutigen Erkenntnisse zeigen, dass Bewusstsein >im Gehirn< entsteht - allein: Wie das konkret passiert bleibt offen.
Um zum Thema zurück zu kommen:
Heutige KIs als auch zukünftige, die darauf (z.B. Deep Learning) basieren, werden derartiges selbstverständlich niemals leisten können. Sie arbeiten alle auf der Basis künstlicher neuronaler Netze - also der groben Nachempfindung der neuronalen Netze im Gehirn - deren "künstliche Neuronen" in mehreren Schichten (hidden layers), in denen die eigentlichen Berechnungen durchgeführt werden, zu einem Netz angeordnet sind. Die Verbindungen zwischen diesen sind unterschiedlich gewichtet (Signale werden verstärkt oder abgeschwächt), ein solches System wird nicht programmiert sondern letztlich mit Daten/Informationen trainiert. Mit zufälligen Gewichtungen wird begonnen, die sich dann in tausenden und tausenden Trainingsläufen so lange selbst korrigieren bis die gewünschte Zuverlässigkeit gegeben ist.
Solche Systeme können besser Schach und Go spielen als wir Menschen, können krankes Gewebe von Patienten besser identifizieren, können in großen Datenmengen Strukturen finden die wir übersehen würden. Diese Systeme sind spezialisiert auf ein paar begrenzte Dinge, sind von der Komplexität unseres Gehirns aber weit, sehr weit entfernt.
Es reicht, einem kleinen Kind ein Bild einer Giraffe zu zeigen - und wenn es darauf folgend im Fernsehen oder im Zoo eine Giraffe sieht, wird das Kind mit dem Finger darauf zeigen und (mal mehr und mal weniger richtig ausgesprochen) schreien: Giraffe!
Heutige "KI-Systeme" benötigen, um diese Leistung zu erzielen, ein Training mit tausenden von Fotos.
Mit "denken" hat das freilich alles noch nichts zu tun, da könnte der schnellste Prozessor und der größte vorstellbare Dateninput nichts ändern. Für eine "echte KI" ist der aktuell bestrittene Weg ganz sicher der falsche.
Bei uns Menschen hat - meiner Meinung nach - auch das "unbewusst werden" für unsere gedankliche "Struktur" eine gewisse Bedeutung, also dem Einüben durch Wiederholung. Eine einmalige sich nie wiederholende Erfahrung ist mindestens biologisch völlig bedeutungslos, das Erlernen zweckmäßigen Funktionierens in einer Situation die wiederkehrend ist, dagegen nicht. Bei den ersten Wiederholungen nehmen wir dies auch bewusst war und etwas "schon dagewesenes" tritt in den Vordergrund - während sich diese oder jene Abläufe bei weiteren Wiederholungen nach und nach "von selbst" ergeben, es wird immer "uninteressanter". Die Reaktion auf ein sich dann wiederholendes Ereignis wird im gleichen Maße zuverlässiger von uns bewältigt, wie sie auch unbewusster wird.
Unzählige kleine Leistungen des Alltagslebens haben wir oft mit großer Mühe und vielen Wiederholungen lernen müssen. Etwa die ersten Gehversuche waren für uns alle sicherlich sehr bewusstseinsbetont, Jubel folgte dem ersten Gelingen. Heute schnüren wir uns die Stiefel, knipse das elektrische Licht an, wechseln die Kleidung, essen mit Gabel und Messer - Ergebnisse mühsamen Lernens, die uns doch, einmal gekonnt, nicht mehr im geringsten in den Gedanken, mit denen wir uns gerade befassen, stören.
closs hat geschrieben: ↑Mi 21. Aug 2019, 23:24
aber sie beantwortet nach wie vor die Frage NICHT, ob Qualia, Sinnfelder & Co letztlich inner-naturalistische Größen sind oder meta-phyische.
Ein gradueller Entstehungsprozess der "Qualia" im Sinne der Evolutionstheorie legt dies jedenfalls nahe, wa?
Gehirne haben sich evolutionär aus "einfacheren" Lebensformen heraus entwickelt. Einem Fadenwurm, dessen Gehirn aus nur ~300 Neuronen besteht würdest du sicherlich keine Qualia zusprechen - Gehirne übernehmen eben auch ohne Qualia bereits wichtige Steuerungsfunktionen und dienen zu einem wesentlichen Teil der Informationsverarbeitung und dem Erlernen neuer Möglichkeiten. Die Entwicklung unseres Gehirns geschah evolutionär und damit graduell.
Diese evolutionäre Entwicklung betrifft auch jene Prozesse im Gehirn, welche gerne als "unbewust", "mental" oder "geistig" bezeichnet werden. Reine informationsverarbeitende Prozesse - Bewusstsein und Qualia sind kausale Folge unseres Gehirns und existieren nicht unabhängig von diesem. Die ersten Qualia waren vermutlich sehr einfach gehalten (z.B. hell/dunkel) und betrafen auch nur eine Art (nur Sehsinn, nur Schmerz/kein Schmerz), während mit zunehmender Komplexität des Gehirns auch die Qualia an Komplexität und Menge zunahmen.