Thaddäus hat geschrieben:"Dies Geschlecht wird nicht vergehen"
Wenn man es wie manche Übersetzungen im Sinne von "Volk" (das Geschlecht der Israeliten) interpretiert, ist diese Stelle pulversiert.
Thaddäus hat geschrieben:Genau das zeigt die historisich-ktitische Methode gesitig und geistlich auf!
Berücksichtigt aber nicht dabei, dass spätere Versionen "schlauere" (also zur Absicht Jesu authentischere) Versionen sein können.
Thaddäus hat geschrieben:... ist keine Begründung, sondern lediglich eine weitere - inhaltlich völlig unklare - Behauptung!
Als konkrete Begründung war es auch nicht gemeint, sondern als Hinweis, dass jegliche Aussage ihre Prämissen hat.
Thaddäus hat geschrieben:Dann stellt sich die nächste Frage: Wie - argumentativ hinterlegt?
Wenn man nicht glaubt, dass die (materielle) Welt sich aus sich selbst erschaffen hat (Achtung: Evolution ist etwas anderes), sondern glaubt, dass die materielle Welt aus dem ist, was man "Gott" nennt, kann man diesen Glauben logisch gut begründen - Du weisst aus Deinem theologischen Grundstudium, welche philosophischen Ausführungen es dazu seit 2000 Jahren gibt.
Thaddäus hat geschrieben:Von welchem "System" sprichst du genau
Von jeglichem Denk-Gebilde, dass der Mensch erfindet, um die Welt zu erklären. - Das kann auf der einen Seite das Denksystem auf Basis des christliche Credo sein oder andererseits der kritische Rationalismus mit seinen Regeln. - Beide haben vieles Sinnvolle innerhalb ihres Mandats zu sagen - aber es betrifft eben nur das, was das jeweilige Mandat abdeckt.
Vorteil: Geht man damit diszipliniert um, gibt es keine unnötigen Interferenzen zwischen verschiedenen Systemen.
Thaddäus hat geschrieben:Mechanische, neuronale oder komplexe Systeme können also sehr wohl "geistige" Eigenschaften aufweisen.
Je nach Definition von "geistig". - Im christlichen Denksystem heisst "geistig" immer "transzendenz-orientiert" - in heutigen Systemen nicht.
Thaddäus hat geschrieben:zumal die Annahme eines ursprünglichen Geistes eine exakt solche (freilich geistige!) Systemannahme ist
Korrekt - es geht NIE anders. - Leute, die an Turing-Maschinen rumbasteln, werden Geist zu definieren/setzen, dass bei Eigenschaft x einer Maschine die Maschine "geistig" genannt werden kann. - "Geist A" und "Geist B" sind dann semantisch so weit auseinander wie "Schriftsteller" und "Schriftsetzer".
Thaddäus hat geschrieben:aus der deiner Ansicht nach nur bedingte Schlüsse gezogen werden können
So ist es: Der Mensch kann NUR bedingte Schlüsse ziehen - dies zu erkennen, ist eine Etappe auf dem Weg zur Demut.
Thaddäus hat geschrieben: beantwortet in keiner Weise die absolut zentrale Frage, wie dieser als ursprünglich gesetzte Geist mit der Materie, den Zellen, den Neuronen des Gehirns usw. zu interagieren vermag?
Das ist wirklich ein Problem. - Darauf gibt es nur Antwortversuche alias Spekulationen:
Aus meiner Sicht ist vorstellbar, dass individueller Geist nicht nur in der Genetik, sondern auch Epigenetik verankert ist, es also im weiteren Verlauf keiner äußeren Eingriffe bedarf - müsste man durchdenken, ob es geht. - Oder es gibt ein "Interface" in den feinsten Strukturen des Gehirn, die wir nicht, vielleicht nie wissenschaftlich erreichen können.
Der Energieerhaltungs-Satz ist hierbei in der Tat ein großes Problem - andererseits ist gerade in einem anderen Thread zu lesen, dass der 1. Hauptsatz der Thermodynamik möglicherweise in Quantenvakuen nicht mehr funktioniert. - Da kann ich nicht mitreden, weiss aber aus Berichten über die Chaos-Theorie, dass man dort meint, Gesetze würden in Randbereichen des Systems, für das sie geschaffen sind, nicht mehr gelten. - Auch hierzu bräuchten wir hier eine Koryphäe - ich kann nur Gelesenes weitergeben.
Mit anderen Worten und unterm Strich: Es ist KEIN k.o.-Kritierium, wenn wir nach heutigem Kenntnisstand für die Interaktion von Geist und Materie keine überzeugende Erklärung haben. - Dafür kann sich zu viel ändern.
Thaddäus hat geschrieben:Erklärt man aber den Geist bzw. die mentalen Zustände von Menschen als eine superveniente oder emergente oder funktionale Eigenschaft des komplexen System Gehirns, dann kann man Geist aus den physikalischen und neuronalen Bedingungen genaus so plausibel oder unplausibel hervorgehen lassen
Ja - aber dann wäre die Frage, wie "Geist" transzendent orientiert sein könnte.
In Frageform: Kann es Gott (als transzendente Größe) überhaupt geben, wenn man Geist
primär als Ableitung des Gehirns versteht?
Wenn nein, hätte man mit seiner Setzung "Geist kommt primär aus Gehirn", dass es Gott nicht geben kann. - Wenn ja, wäre dies durchaus interessant - da würde mich eine Begründung brennend interessieren.
Thaddäus hat geschrieben: Was soll in diese Zusammenhang denn die Falsifikation?
Es gibt Weltanschauungen, die per Definition alles für irrelevant halten, was mit menschlicher Methodik nicht falsifizierbar ist.
Thaddäus hat geschrieben:Die Behauptung eines Neurowissenschaftlers, aus der Komplexität des Systems Gehirn ergäben sich zwangsläufig Geist und mentale Zustände ist nicht mehr und nicht weniger überzeugend, wie deine schlichte Setzung von Geist als ursprünglich, weil ohne den angelich kein Geist ins System zu bringen sei.
Stimmt - nur beides überzeugt in einer unterschiedlichen Sache. - Für beide ist "Geist" semantisch etwas anderes.
Thaddäus hat geschrieben:Gottseidank ist aber die philosophy of mind hier längst weiter und diskutiert Lösungsmodelle, die weitaus besser erklären können, wie aus den ja nachweisbaren materiellen und neuronalen Gegebenheiten des Organs Gehirn Geist und mentale Zustände entstehen können, als einfach Geist zu setzen, wie du es tust.
Dieses "gottseidank" ist nur dann angebracht, wenn man Gott als eigene Identität (und nicht nur als psychologisches Phänomen) daraus überzeugend erklären kann - wie gesagt: Wenn DAS geleistet werden könnte, wäre dies hochinteressant (ich kann es zur Zeit nicht erkennen).
Thaddäus hat geschrieben:Sie sind deshalb deinem Ansatz der schlichten Geistsetzung überlegen, weil sie Geist eben gerade nicht einfach setzen, sondern zu erklären versuchen
Erneut: Wenn dem ein zum Christentum kompatibles Geist-Verständnis zugrunde liegt, wäre es eine Bereicherung. - Es würde mich sehr wundern, wäre es so - aber ich bin ganz Ohr.
Thaddäus hat geschrieben:Es ist eine empirische Tatsache, dass ein verletztes oder durch Krankheit beschädigtes Gehirn entsprechende Funktionsverluste des Geistes und mentaler Zustände des betroffenen Menschen hervorruft.
Logisch - wenn das Gehirn verletzt wird, führen damit verbundene Funktions-Störungen zu "Transport-Störungen". - Das heisst aber nicht, dass dadurch der Mensch nicht weniger "geistig" ist, sondern dass diese Geistigkeit in ihrer Kommunikation behindert ist. - Auch ein Koma-Patient ohne messbare Hirnfunktionen ist ein vollwertig geistiges Wesen (im Sinne des Christentums).
Thaddäus hat geschrieben:Die Setzung einer transzendenten Entität ist schlicht keine Option!
Für Naturwissenschaft muss es so sein - Philosophie sollte sich diesbezüglich nicht als ancilla scientiae verstehen - dies wäre eine Beschneidung des Auftrags "Sophia".
Arbeiten können sie natürlich nur diesseitig - aber das tun Päpste auch (bleibt ihnen gar nichts anderes übrig). - Aber ihre Suche zur Erklärung der Welt kann doch nicht auf eine diesseitige Lösung beschränkt sein - diese Offenheit "nach oben" muss man verlangen können. - Oder sie verstehen ihr Mandat halt anders - aber dann kämen wir wieder zur Frage, was "Sophia" eigentlich sein soll.