So wie die Liebe und der freie Wille Geschwister sind, so ist der Gehorsam der Sohn der Demut, die tief in der Liebe verwurzelt ist. Die Demut des Herrn als Gott ins Fleisch zu kommen, lässt alle aus unseren Stolz hervortretenden Befindlichkeiten nichtig werden.Roland hat geschrieben: Demut ist eine Eigenschaft des Sohnes und somit auch der Liebe.
Man soll sich deshalb auch freimachen von dem unnötigen Stolz es besser wissen zu müssen als "die Kirche" oder "der Papst", weil man sich unbedingt von beiden abgrenzen will. Für viele Nicht-Trinitarier ist das oft das alleinige Motiv ihrer Bemühungen.
Zu begreifen, dass Jesus eine der drei göttlichen Personen ist, eröffnet dem Glauben eine Dimension, welche die Weite der Liebe Gottes erst erschließt. Das geschieht jenseits aller Konfessionen und Sekten, sondern im innerlichen Begreifen eines großen Geheimnisses, das gerade deshalb wortlos im Herzen bleibt. Indem man sich so vom Heiligen Geist berühren lässt, wird das Wort, welches Jesus ist, zum göttlichen Wort, weil Jesus Gott ist, und man versteht die Hl. Schrift aus dem dreifaltigen Gott heraus in dem Geist, in der sie geschrieben.
Jesus ist Alpha und Omega, Anfang und Ziel aller Schöpfung. Wir leben zwischen beidem und haben bereits Anteil an Jesus. Alle Dinge haben Anfang und Ziel, Ende und nur so können wir begreifen, dass alles aus Gott ist, auf ihn hin und in ihn geborgen. Dies macht christliches Leben erst substanziell oder mit einem anderen Wort: so erhält das Leben Sinn.
Im Sohn ist Gott leibhaftig unter uns, wir sollen Tempel Gottes sein wie der Sohn, und im Hl. Geist ist sich Gott nicht zu schade, unter uns zu wohnen. Jesus nächtliches Sprechen mit dem Vater ist wie die Erstbesteigung eines hohen Berges. Ist sie einmal geglückt, dann können auch andere erfolgreich diese Route vorangehen. Das Geschick und der Weg des Herrn wird "demokratisiert", zu einem Muster für uns alle. Diese frohe Botschaft haben wir den Heiden zu verkünden: Gott wurde Mensch, damit wir zu Gott zurückkehren können!
Jesus wäre nur als reiner Mensch Gutmensch, Humanist, Toleranzidol oder Vorkämpfer von Menschenliebe. Dazu braucht man tatsächlich keinen Gott, Atheisten schaffen das auch. Jesus aber als Gott, indem der Hl. Geist wirkt, wirkt nicht in toleranter Humanität, sondern in Autorität das Herrschaftsgebiet Gottes gegen die Machtsphäre des Satans zu verbreiten. Die Substanz dieses Wirkens ist eine völlig andere geworden und indem wir in Christus sind, wird auch unser Bezug, unsere Autorität, unsere Macht im Handeln, im Denken und im Wort eine völlig andere.
Nicht-Trinitarier verkürzen damit ihr Jesusbild auf ein rein moralistisches, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht. Jesu offensive Reinheit ist keine moralische Leistung, sondern Folge der Anwesenheit des dreifaltigen Gottes in ihm, weil er eine dieser Personen ist. So müssen auch unsere Werke aus der Anwesenheit des dreifaltigen Gottes in uns heraus ihren Anfang nehmen, um sie aus der Moralität heraus zu heben in die hingebende Liebe. Ohne diesen Ansatz droht die Hl. Schrift zu einem Steinbruch unserer Humanität zu werden und wir verharren in einer Leistungsreligion mit drohendem geistigen Burnout!
Erschütternd ist die ungeheure Einsamkeit Jesu, die in der Hl. Schrift immer wieder aufscheint. Er wird in seiner Umgebung kaum verstanden, vielleicht nur ein bißchen von Johannes, sicher von seiner Mutter. Diese Einsamkeit ist die Einsamkeit Gottes unter seinen Geschöpfen. Er liebt sie aber so sehr, dass er auch dieses Leid hinnimmt, weit weg vom Vater, dessen Willen er erfüllt.
Ich habe absichtlich keinen einzigen Bibelvers angeführt, denn es geht eigentlich erst einmal um das verstehen und der Notwendigkeit dieses "unglaublichen" Vorgangs der Menschwerdung Gottes zur Erlösung seiner unendlich geliebten Geschöpfe. Es geht um eine Christologie, welche die ganze Hl. Schrift umfasst, welche die Erlösung nur Gott ermöglicht in einem wesenhaft göttlichen Menschen, welche erst die bereits törichte, unfassbare, weite Liebe Gottes verständlich macht.
Servus
