lovetrail hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:
Ich rede hier unablässig von der Jesus-Nachfolge, die absolut im Mittelpunkt meines Lebens steht. Mein spiritueller Weg und Glaube ist von Jesus geprägt und geformt. Das sollte Dir als Bekenntnis genügen. Leider weiß ich noch nicht mal, was Du von mir willst. Wer bist Du eigentlich, dass Du darüber richtest?
Was ich von dir will? Sag doch einfach, dass du kein Christ bist, sondern ein New Ager. Dann wären die Grenzen klar gesteckt
Ich bin ein CHRIST DER GEGENWART

was praktisch bedeutet, dass ich die Heilige Tradition mit dem zeitgenössischen Denken inhaltlich verbunden sehen möchte. Die Zukunft des Christentums sehe ich in einer Erneuerung aus dem Geist der Tradition; aber eben auch Erneuerung, nicht nur sinnleere Wiederholung. ALTERNATIVE ORTHODOXY, nennt es Richard Rohr. Das halte ich für einen passenden Begriff.
Aber immer wieder die Nummer abziehen, wie engstirnig doch manche Christen seien und dass wir doch am besten alle Religionen als Weg zu Gott feiern sollten, finde ich eine Zumutung.
Dahingehend vertrete ich die Auffassungen des 2. Vatikanischen Konzils.
NOSTRA AETATE: ÜBER DAS VERHÄLTNIS DER KIRCHE
ZU DEN NICHTCHRISTLICHEN RELIGIONEN
Die verschiedenen Religionen
2. Von den ältesten Zeiten bis zu unseren Tagen findet sich bei den verschiedenen Völkern eine gewisse Wahrnehmung jener verborgenen Macht, die dem Lauf der Welt und den Ereignissen des menschlichen Lebens gegenwärtig ist, und nicht selten findet sich auch die Anerkenntnis einer höchsten Gottheit oder sogar eines Vaters. Diese Wahrnehmung und Anerkenntnis durchtränkt ihr Leben mit einem tiefen religiösen Sinn.
Im Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Kultur suchen die Religionen mit genaueren Begriffen und in einer mehr durchgebildeten Sprache Antwort auf die gleichen Fragen. So erforschen im Hinduismus die Menschen das göttliche Geheimnis und bringen es in einem unerschöpflichen Reichtum von Mythen und in tiefdringenden philosophischen Versuchen zum Ausdruck und suchen durch aszetische Lebensformen oder tiefe Meditation oder liebend-vertrauende Zuflucht zu Gott Befreiung von der Enge und Beschränktheit unserer Lage. In den verschiedenen Formen des Buddhismus wird das radikale Ungenügen der veränderlichen Welt anerkannt und ein Weg gelehrt, auf dem die Menschen mit frommem und vertrauendem Sinn entweder den Zustand vollkommener Befreiung zu erreichen oder - sei es durch eigene Bemühung, sei es vermittels höherer Hilfe - zur höchsten Erleuchtung zu gelangen vermögen. So sind auch die übrigen in der ganzen Welt verbreiteten Religionen bemüht, der Unruhe des menschlichen Herzens auf verschiedene Weise zu begegnen, indem sie Wege weisen: Lehren und Lebensregeln sowie auch heilige Riten.
Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet.
Unablässig aber verkündet sie und muß sie verkündigen Christus, der ist "der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat (4).
Deshalb mahnt sie ihre Söhne, daß sie mit KIugheit und Liebe, durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen finden, anerkennen, wahren und fördern.
http://www.vatican.va/archive/hist_coun ... te_ge.html
Selbstverständlich verkündigen Christen Jesus Christus und sein Evangelium, als den Weg, die Wahrheit und das Leben; in ihm finden sie die Fülle des Lebens und der religiösen Wahrheit. Das liegt in der Natur der Sache. Allerdings glaube ich auch, dass es ihre Aufgabe ist "in Klugheit und Liebe" mit den Bekennern anderer Religionen zu kooperieren, weil wir in einer global vernetzten Welt leben.
Wir können nicht mehr so tun, als wäre das Wahre, Gute und Edle nur im Christentum. Da können wir uns ebenfalls an den Ursprüngen orientieren: Paulus hat die griechische Kultur respektiert und das Gute gesehen. Seine Areopagrede zeigt, dass er sehr einfühlsam auf die Menschen seiner Zeit und Kultur einging. Schauen wir uns die Szene mal an, um zu sehen, wie interreligiöser Dialog erfolgversprechend mit der Verkündigung des eigenen Glaubens kombiniert werden kann:
"Sie nahmen Paulus mit, führten ihn zum Areopag und fragten: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du vorträgst? Du bringst uns recht befremdliche Dinge zu Gehör. Wir wüssten gern, worum es sich handelt. Alle Athener und die Fremden dort taten nichts lieber, als die letzten Neuigkeiten zu erzählen oder zu hören. Da stellte sich Paulus in die Mitte des Areopags und sagte: Athener, nach allem, was ich sehe, seid ihr besonders fromme Menschen. Denn als ich umherging und mir eure Heiligtümer ansah, fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift: EINEM UNBEKANNTEN GOTT." (Apostelgeschichte 17, 19-23a)
Also wie geht der rhetorisch außerordentliche raffinierte Paulus vor: er lobt erst mal die Griechen für ihre großartige Kultur, für ihren geistigen Reichtum, er ehrt sie als fromme Menschen. Warum auch nicht? All das IST ausgesprochen ehrwürdig. Das könnte man beispielsweise im Dialog mit Muslimen beachten.
Da stellte sich Paulus in die Mitte der Moschee und sagte: Muslime, nach allem, was ich sehe, seid ihr besonders fromme Menschen[...]
