Parusieverzögerung III

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Scrypt0n
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#331 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Scrypt0n » Do 9. Jul 2015, 14:30

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:- Denn es muss nichts mit Unfähigkeit Jesu zu tun haben, sondern kann auch ganz seriös damit begründet werden, dass die Jünger in der Denkweise des AT einfach nicht so weit waren.
.
Doch, er wäre sogar extrem unfähig auch nur einen einfachen Sachverhalt zu erklären. Das halte ich für unwahrscheinlich.
Zum anderen hätte er nicht bemerkt, daß er von allen mißverstanden wird. Das ist genau so unwahrscheinlich.
Die NT-Forschung geht von einer Naherwartung durch Jesus aus und das ist auch nach Ockham die plausibelste Erklärung.
Er kann doch garnicht anders, als es abzustreiten.
Denn würde er hier in diesem Punkt zustimmen, müsste er große Teile seines willkürlichen Glaubenskontruktes fallen lassen, womit sein Glaube selbst nichtig werden würde. Das kann und darf er einfach nicht zulassen... :D

closs
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#332 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Do 9. Jul 2015, 14:31

sven23 hat geschrieben:Die NT-Forschung geht von einer Naherwartung durch Jesus aus und das ist auch nach Ockham die plausibelste Erklärung.
Ockham, der Schutzpatron der Vereinfacher - oje.

sven23 hat geschrieben:Die NT-Forschung geht von einer Naherwartung durch Jesus aus
WENN es überhaupt so ist (ich glaube es nicht, weil fleißige Foristen bisher leicht ein hier gebrachtes Zitat eines Theologen mit einem gegenteiligen Zitat desselben Theologen kontern konnten - Rahner, Kasper, Bloch (?)) - egal: WENN es so ist, wird die nächste Theologen-Generation kommen und es revidieren. - Das hat auch etwas mit Hypes zu tun.

sven23 hat geschrieben: er wäre sogar extrem unfähig auch nur einen einfachen Sachverhalt zu erklären
Also wenn ich mir überlege, wie schwer es hier auf dem Forum ist, den einfachen Sachverhalt zu erklären, dass Sein und Wahrnehmung kategorial unterschiedlich sind, hat das etwas mit den Formatierungen der Köpfe der Adressaten zu tun.

Unsere Zeit ist seit einigen Generationen geprägt von Materialismus, Existenzialismus, Naturalismus, analytische Philosophie, kritischem Rationalismus, etc. - Wenn diese ziemlich homogenen Denkrichtungen so zementiert sind, wie sie es zu sein scheinen, hilft nur die Zeit - und so wird es zur Zeit der Jünger gewesen sein, die aus einem zementierten AT-Denken kamen. - Für mich wirklich gut nachvollziehbar.

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Scrypt0n
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#333 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Scrypt0n » Do 9. Jul 2015, 14:33

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die NT-Forschung geht von einer Naherwartung durch Jesus aus
WENN es so ist
Es ist so. :)

closs hat geschrieben:wird die nächste Theologen-Generation kommen und es revidieren.
Nein, wird sie nicht.
Nun suchst du schon verzweifelt nach Begründungen in der Zukunft, und wie die Theologen zukünftig dazu stehen... niedlich, aber auch etwas arm.

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sven23
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#334 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » Do 9. Jul 2015, 14:37

closs hat geschrieben: Woher willst Du das wissen? - Nicht falsifizierbar.
Wissen kann man bei der Bibel überhaupt nichts, aber es ist die plausibelste Erklärung.
"Für die Historizität dieser Worte spricht, dass sie sich schon bei Abfassung des ältesten Evangeliums quasi als falsch herausgestellt hatten und überholt waren. Sie hätten schwerlich später erfunden werden können, ihr Niederschlag in den Evangelien ist überhaupt nur zu verstehen, wenn sie die Autorität Jesu haben beanspruchen können."
Dr. Kubitza, Der Jesuswahn
Warum sollten die Schreiber die Naherwartung überhaupt noch zu einem Zeitpunkt erwähnen, als sie sich schon als falsch erwiesen hat? Sie zu verschweigen, hätte Glaubwürdigkeitsverlust bedeutet, also begann man damit, sie umzudeuten (Stichwort: Parusieverzögerung)

closs hat geschrieben: Hatten wir auch schon x-mal. - Selbstverständlich war das (auch unter geistigen Gesichtspunkten) Jesu Anliegen - nur man kann es innerlich und äußerlich verstehen. - Das scheint Kubitza nicht kapiert zu haben.
Doch, es wurde explizit herausgearbeitet, daß das innere Gottesreich hier nicht gemeint war (das es auch gibt), sondern das äußere ereignishafte, vor dem ein Drohkulisse aufgebaut wird: kehrt um, tut Buße, bevor es zu spät ist, das Reich Gottes ist nahe...usw.

closs hat geschrieben: Begründen kann man seine "äußere" Meinung nicht damit, dass auch der eine oder andere Schreiber es "äußerlich" verstanden hat. - Denn damit ist nicht geklärt, ob die Schreiber damit Jesus richtig oder falsch verstanden haben. - Wenn es Kubitza falsch versteht - warum sollten es dann nicht auch die Schreiber falsch verstanden haben?
Die Ergebnisse sind unabhängig von Kubitzas Person. Er faßt doch nur die Ergebnisse der NT-Forschung zusammen.

closs hat geschrieben: Logisch - in dem Moment, in dem man etwas falsch verstanden hat, versucht man es erst einmal aufrecht zu erhalten. - Sehr menschlich.
Aber nur, wenn man keine andere Möglichkeit sieht. Die andere Variante wäre die, es einfach zu verschweigen. Das traute man sich aber nicht. Der Betrug wäre zu offensichtlich gewesen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#335 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » Do 9. Jul 2015, 14:46

closs hat geschrieben:Ockham, der Schutzpatron der Vereinfacher - oje.
Der sich immer wieder als zutreffend erwiesen hat. Du benötigst jedenfalls eine Menge Zusatzhypthesen für deine Version. Das ist schon mal schlecht. ;)

closs hat geschrieben: WENN es überhaupt so ist (ich glaube es nicht, weil fleißige Foristen bisher leicht ein hier gebrachtes Zitat eines Theologen mit einem gegenteiligen Zitat desselben Theologen kontern konnten - Rahner, Kasper, Bloch (?)) - egal: WENN es so ist, wird die nächste Theologen-Generation kommen und es revidieren. - Das hat auch etwas mit Hypes zu tun.
Da haste dir aber die falschen Zeugen ausgesucht. Kasper war derjenige, der von Verheißungsüberschuss schwadronierte und Rahner hatte ich schon mehrfach zitiert:
"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"
(Karl Rahner, kath. Theologe)

closs hat geschrieben: Also wenn ich mir überlege, wie schwer es hier auf dem Forum ist, den einfachen Sachverhalt zu erklären, dass Sein und Wahrnehmung kategorial unterschiedlich sind, hat das etwas mit den Formatierungen der Köpfe der Adressaten zu tun.
Da haste Recht. Das hätte nicht mal Jesus verstanden. :lol:
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#336 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Scrypt0n » Do 9. Jul 2015, 14:49

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Also wenn ich mir überlege, wie schwer es hier auf dem Forum ist, den einfachen Sachverhalt zu erklären, dass Sein und Wahrnehmung kategorial unterschiedlich sind, hat das etwas mit den Formatierungen der Köpfe der Adressaten zu tun.
Da haste Recht. Das hätte nicht mal Jesus verstanden. :lol:
lol... :D
WÜRDE Jesus heute erscheinen und sich für seinen Irrtum entschuldigen... Kurtchen würde ihm wohl entweder widersprechen oder leugnen, dass es Jesus ist. In seiner Welt kann unmöglich das sein, was innerhalb seines Glaubenskontruktes nicht sein darf.

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#337 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Do 9. Jul 2015, 22:16

closs hat geschrieben:
Und wie oft soll ich eigentlich noch darauf hinweisen, dass es einige Stellen gibt (x-mal zitiert), in den sich Jesus abwendet oder schweigt, wenn seine Jünger wieder mal nichts kapieren (können).

Schon wieder meine Ermahnung: Immer hübsch bei der Wahrheit bleiben (nix x-mal zitiert).

Du hast nicht eine Bibelstelle zitiert, die die Begriffsstutzigkeit der Jünger dokumentieren. Unabhängig davon: Klar drückte sich Jesus dann und wann in rätselhaften Gleichnissen aus, die er selbstverständlich erklären musste. Der Sinn vieler Gleichnisse war logischerweise nicht von vornherein einsichtig. Und die Jünger waren meines Wissens keine hellseherischen Deuter.

Dass sie indes seine "Botschaft von nahen Gottesreich" verstanden haben, das hat ihnen Jesus allerdings ausdrücklich bestätigt. (Ich weiß, das geht Dir gegen den Strich und Du versuchst, die klare Aussage ohne jegliche Begründung zu relativieren!) Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte Jesus gewiss nicht 70 seiner Jünger in die jüdischen Dörfer und Städte gesandt, damit sie dem Volk verkündigten: "Kehrt um. Das Reich Gottes ist NAHE."

Wäre Jesus der Meinung gewesen, selbst seine Jünger hätten ihn nicht verstanden, wie hätte er dann auf den Gedanken verfallen können, das Volk würde seine von den Jüngern verbreitete Botschaft verstehen? Diesen Gedanken kann Jesus nicht gehabt haben, denn die innerjüdische Mission wäre dann von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen ( eben weil niemand das Evangelium verstanden hätte)...


Merkst Du langsam, wo es bei bei Deinen wunschgesteuerten Vorstellungen ganz kräftig hakt?

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#338 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Fr 10. Jul 2015, 01:40

Münek hat geschrieben:Merkst Du langsam, wo es bei bei Deinen wunschgesteuerten Vorstellungen ganz kräftig hakt?
Nein. :lol:

Meine Argumente wurden bisher nicht im geringsten ausgeräumt - weil Ihr einfach immer erst dann argumentativ einhakt, wenn die Hauptsache bereits gelaufen ist. - Ab dann habt Ihr recht - aber der Knackpunkt liegt vorher.

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Münek
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#339 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Fr 10. Jul 2015, 07:09

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Merkst Du langsam, wo es bei bei Deinen wunschgesteuerten Vorstellungen ganz kräftig hakt?
Nein. :lol:

Meine Argumente wurden bisher nicht im geringsten ausgeräumt - weil Ihr einfach immer erst dann argumentativ einhakt, wenn die Hauptsache bereits gelaufen ist. - Ab dann habt Ihr recht - aber der Knackpunkt liegt vorher.

Du glaubst also allen Ernstes, die an den Fakultäten forschenden und lehrenden Neutestament-
ler
hätten die "Hauptsache" (?) schlicht übersehen bzw. ignoriert?

Gestandene Experten: Allesamt Dilettanten bzw. Ignoranten? :lol:

Sorry, das nehme ich Dir nicht ab. 8-)

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sven23
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#340 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von sven23 » Fr 10. Jul 2015, 07:11

closs hat geschrieben: Und wie oft soll ich eigentlich noch darauf hinweisen, dass es einige Stellen gibt (x-mal zitiert), in den sich Jesus abwendet oder schweigt, wenn seine Jünger wieder mal nichts kapieren (können).

Ja, die gibt es, aber doch nicht in Zusammenhang mit dem nahen Gottesreich. Du kannst nicht einfach alles wild durcheinander mischen und Stellen dorthin verschieben, wo sie dir am günstigsten erscheinen.

closs hat geschrieben: Meine Argumente wurden bisher nicht im geringsten ausgeräumt - weil Ihr einfach immer erst dann argumentativ einhakt, wenn die Hauptsache bereits gelaufen ist. - Ab dann habt Ihr recht - aber der Knackpunkt liegt vorher.
Welche Hauptsache ist wann gelaufen?
Es gibt doch keine Präambel in der Bibel, die sagt: bitte beachten, daß niemand etwas versteht. :lol:
Das sind doch leicht durchschaubare Ausreden.
Die neutestamentliche Forschung hat gute Gründe, wenn sie mehrheitlich davon ausgeht, daß die Verkündigung des nahen Gottesreiches im Zentrum von Jesu Botschaft stand.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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