Frigida oder der Marsch der Blöden?

Politik und Weltgeschehen
Rembremerding
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#331 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von Rembremerding » Mo 2. Feb 2015, 16:18

Das Problem ist eine anderes, geht viel tiefer.
Die Demonstranten sind Menschen, auf der Suche nach ihrer eigenen Identität.
Die "Islamisierung des Abendlandes" ist ein äußerer Anlass, der Ruf "Wir sind das Volk" ist als Frage zu verstehen. Denn wer sind wir eigentlich? Welche Werte gilt es denn überhaupt zu verteidigen?
Denn aus Tugenden wurden Werte und aus Werte beliebige Meinungen. Das beginnt bei Politikern, die sich weigern die Nationalhymne zu singen, die christliche Feiertage und Symbole abschaffen wollen und den Gottesbezug aus der Verfassung.

Die Identitätskrise geht voran, wenn Abtreibung Menschenrecht werden soll, schon Babys den Eltern in staatliche Krippen entzogen, wo Alte ins Heim kommen, es Sterbehilfe auf Rezept gibt. Der Mensch spürt dieses Zuwiderlaufen gegen die Natur und wird verunsichert in seiner Identität, weil ihm gesagt wird, alles sei zu seinem Besten.

Man darf nicht meinen diese Identitätskrise sei nicht gewollt. Die Politik treibt die identitäre und kulturelle Ausdünnung voran. Wir können unsere Renten nicht mehr finanzieren, treiben aber im Jahr 100000 Babys ab, wir sind gegen Tierversuche, haben aber die größte Kosmetikindustrie, wir knuddeln das Haustier, schicken aber unsere Einjährigen in die erste Verwahranstalt, weil wir uns selbst keine Vermittlung von Sozialkompetenz zutrauen, alles also nur zu unserem Besten. Wir verteilen Kondome an Kinder in der 6. Klasse und hoffen, dass sie später die große Liebe finden. Einige in der Politikerkaste verstehen die gesellschaftliche Steuerung, welche die Familie und die Identität zerstören soll, damit verunsichertes und leicht zu beeinflussendes Volk entsteht. Und nach all dem wird nun folgerichtig erklärt: "Eine kinderarme, alternde Gesellschaft braucht mehr Migration". Der Sack ist zu, alles zu unserem Besten.

Es war, glaube ich, der Marxist Antonio Gramsci, der sagte: "Für die kommunistische Revolution ist die Zerstörung der Gesellschaft notwendig". Für alle Ideologien ist die Zerstörung der Gesellschaft notwendig. Besonders die Zerstörung von Ehe und Familie, also natürliche Bindungen, die durch Bindungen an Parteien, einem Führer oder einer Ideologie ersetzt werden. So wird aus Ganztagesbetreuungen eine Zerstörung der Beziehung Eltern-Kind, damit der Staat seine Ideologien möglichst früh den Kindern einpflanzen kann. Ziele sind instabile Persönlichkeiten mit unsicheren Bildungsmustern, damit man später umso leichter manipulieren kann. Später kann dann eine Pille-Porno-Puff-Idylle die natürliche Würde und Identität dieser Menschen vollends zerstören. Natürlich alles zu ihrem Besten.

Und wenn sich dann einige zusammenfinden, die sich diesem Wahn entgegenstellen wollen, dann beginnt die Verhöhnung und Radikalisierung durch ihre Gegner, meist Antifa genannt. Deren Selbsthass lässt sie neidisch auf jene Andersdenkenden werden, die vielleicht auch noch geborgen in intakten Familien aufgewachsen sind und sie sexualisieren ihre Wut, bezeichnen all jene als verklemmt und intolerant, die nicht ihrer Meinungsdiktatur entsprechen.

So ist etwa bei PEGIDA eine Truppe unterwegs, die ihren Weltschmerz und ihre Angst über ihre verlorene oder verunsicherte Identität in den Nachthimmel brüllt. Vor 25 Jahren mag man noch klare Fronten und Bekenntnisse sein eigen genannt haben, heute weiß kaum jemand mehr, welche Werte er überhaupt der Islamisierung des Abendlands entgegenstellen will. Die moralischen Werte werden sowieso bereits alle vom hedonistischen Wertevakuum eingesaugt. Die auf der Straße mögen nur vordergründig "gegen die da oben" demonstrieren, denn sie wissen nicht wer sie selbst sind. In einer Welt, in der der Glaube zur Intimsphäre geworden ist und die Intimsphäre überall publik gemacht wird, gilt bereits das Wort von Sigmund Freud: "Schamlosigkeit ist das erste Anzeichen von Schwachsinn".

Der Protest gegen eine Islamisierung wird somit zur Gretchenfrage.

Musste mal gesagt werden. Danke fürs zu Ende lesen.

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closs
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#332 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von closs » Mo 2. Feb 2015, 16:32

sven23 hat geschrieben:Ist es lediglich der Aufhänger für ein allgemeines, diffuses Unbehagen gegen eine liberale, demokratische Gesellschaft?
NAtürlich gibt es heute mehr Moscheen in Deutschland als vor 50 Jahren - insofern gibt es tatsächlich eine höhere Islam-Präsenz in Deutschland. - Aber der eigentliche Aufhänger ist aus meiner Sicht ein generelles Unbehagen - und zwar nicht gegen eine liberale Gesellschaft, sondern eine ungerechte und wenig wert-orientierte Gesellschaft (zumindes aus Sicht derer, die das Unbehagen spüren).

barbara hat geschrieben:Und wenn's ein Unbehagen ist, dann nicht gegen die demokratische Gesellschaft, sondern gegen die oligokratischen Eliten, die die Demokratie klein halten.
Genau so habe ich es gemeint. :thumbup:

Novas
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#333 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von Novas » Di 3. Feb 2015, 04:20

Rembremerding hat geschrieben:Das Problem ist eine anderes, geht viel tiefer.
Die Demonstranten sind Menschen, auf der Suche nach ihrer eigenen Identität.
Die "Islamisierung des Abendlandes" ist ein äußerer Anlass, der Ruf "Wir sind das Volk" ist als Frage zu verstehen. Denn wer sind wir eigentlich? Welche Werte gilt es denn überhaupt zu verteidigen?
Denn aus Tugenden wurden Werte und aus Werte beliebige Meinungen. Das beginnt bei Politikern, die sich weigern die Nationalhymne zu singen, die christliche Feiertage und Symbole abschaffen wollen und den Gottesbezug aus der Verfassung.
So ist es. Es ist ein Aufstand gegen einen nihilistischen Materialismus, der keinen wirklichen Bezug zum eigenen Land, zu Gott und zur Geschichte in sich trägt. Keine höheren, geistigen Werte. Derzeit wird der Totalausverkauf der Welt voran getrieben - und wir sollen das einfach in devoter Haltung hinnehmen oder abfeiern?!

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sven23
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#334 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von sven23 » Di 3. Feb 2015, 06:59

barbara hat geschrieben:Der Punkt "mehr direkte Demokratie" hat sehr wohl mit all dem zu tun.


Bei mehr direkter Demokratie werden doch die meisten zustimmen. Deshalb ist es ja so fatal, ernsthafte und berechtigte Anliegen mit einer diffusen Islamisierung des Abendlandes zu koppeln. Damit erweist man solchen Anliegen einen Bärendienst.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#335 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von sven23 » Di 3. Feb 2015, 07:03

closs hat geschrieben:NAtürlich gibt es heute mehr Moscheen in Deutschland als vor 50 Jahren - insofern gibt es tatsächlich eine höhere Islam-Präsenz in Deutschland. - Aber der eigentliche Aufhänger ist aus meiner Sicht ein generelles Unbehagen - und zwar nicht gegen eine liberale Gesellschaft, sondern eine ungerechte und wenig wert-orientierte Gesellschaft (zumindes aus Sicht derer, die das Unbehagen spüren).
:

Wenn man mehr Muslime ins Land holt, muß man auch mit mehr Moscheen leben, das ist nun mal so in einem Land, das Religionsfreiheit garantiert.
Aber zu glauben, daß die Länder, aus denen die meisten Moslems einwandern, gerechtere Gesellschaften sind, ist wohl mehr als Witz gedacht, das Gegenteil ist doch der Fall, weshalb sie ja auch nach Deutschland auswandern.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#336 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von barbara » Di 3. Feb 2015, 07:08

sven23 hat geschrieben: Bei mehr direkter Demokratie werden doch die meisten zustimmen. Deshalb ist es ja so fatal, ernsthafte und berechtigte Anliegen mit einer diffusen Islamisierung des Abendlandes zu koppeln. Damit erweist man solchen Anliegen einen Bärendienst.

Man kann solche Gruppendynamik halt nicht vorausplanen. Es geschieht wie es geschieht.

Es ist aber auch kein Zeichen von Respekt für das Volk, wenn gesagt wird "die Form des Protestes gefällt uns nicht, protestiert gefälligst so, wie wir euch das sagen, erst dann nehmen wir euch ernst" - und das, nachdem sich die politische Elite während Jahren gegenüber allem immunisiert hat.

http://www.welt.de/debatte/henryk-m-bro ... sinns.html

gruss, barbara

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#337 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von Novas » Di 3. Feb 2015, 07:33

sven23 hat geschrieben:Bei mehr direkter Demokratie werden doch die meisten zustimmen. Deshalb ist es ja so fatal, ernsthafte und berechtigte Anliegen
Faschismus funktioniert nur durch Gleichschaltung. Direkte Demokratie verhindert soetwas. Das bedeutet aber auch: es können die Funken fliegen, weil verschiedene Denkweisen aufeinander treffen.

Es ist allerdings sehr bedenklich, wenn man die Leute auf den Straßen diskriminiert oder sogar dämonisiert. Jede inquisitorische Denkweise folgt einem Prinzip: „ihr dürft alles glauben, solange ihr das glaubt, was wir für richtig halten“ :lol:

mit einer diffusen Islamisierung des Abendlandes zu koppeln. Damit erweist man solchen Anliegen einen Bärendienst.
Islamisierung ist - wertneutral gesehen - eine Tatsache. Es wird ja auch gesagt, dass der Islam zu Europa gehöre. Wie kann das eine ohne das andere möglich sein?

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#338 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von sven23 » Di 3. Feb 2015, 10:48

Novalis hat geschrieben:Es ist allerdings sehr bedenklich, wenn man die Leute auf den Straßen diskriminiert oder sogar dämonisiert. Jede inquisitorische Denkweise folgt einem Prinzip: „ihr dürft alles glauben, solange ihr das glaubt, was wir für richtig halten“

Es war bis heute im Nachkriegsdeutschland Konsens, der rechten Szene aus historischen Gründen keine Bühne zu geben. Der Versuch der Pegida, gewisse Themen salonfähig zu machen, muß als gescheitert betrachtet werden.
Nicht umsonst Versucht sich die im Verfall begriffene Szene jetzt neu aufzustellen. Man wird sehen, was draus wird.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#339 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von closs » Di 3. Feb 2015, 10:49

sven23 hat geschrieben:Aber zu glauben, daß die Länder, aus denen die meisten Moslems einwandern, gerechtere Gesellschaften sind, ist wohl mehr als Witz gedacht
Es KÖNNTE sein, dass manche dieser Länder in sozialen Dingen gerechter ist - aber insgesamt ist es ganz und gar nicht anzunehmen. - Das ist (zumindest meinerseits) auch nicht das Thema.

sven23 hat geschrieben:das Gegenteil ist doch der Fall, weshalb sie ja auch nach Deutschland auswandern.
Unter Auswanderern wirst Du wahrscheinlich keinen finden, der sich beschwert (man verwundert sich vielleicht und erschreckt sich über einiges - aber mehr nicht).

Das Problem sind die Folgegenerationen, die in Europa geboren sind und gegebenenfalls sogar einen europäischen Pass haben. - Diese fühlen sich nämlich als Franzosen/Deutsche/etc., die in ihrer ethnischen/religiösen Identität beleidigt werden - insofern kommen die "Beschwerden" nicht von außen.

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#340 Re: Frigida oder der Marsch der Blöden?

Beitrag von closs » Di 3. Feb 2015, 10:52

sven23 hat geschrieben: Der Versuch der Pegida, gewisse Themen salonfähig zu machen, muß als gescheitert betrachtet werden.
Was haben wir davon? - Jeder aufmerksame Beobachter muss erkennen, dass damit noch mehr Menschen ins innere politische Exil gehen.

Am ehesten wäre das Problem lösbar, wenn ab 2017 rotrotgrün regieren würde, weil sich dann die CSU bundesweit ausbreiten könnte und den rechten Rand einfangen könnte.

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