Wünschelruten

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sven23
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#231 Re: Wünschelruten

Beitrag von sven23 » So 1. Jun 2014, 18:04

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das sind aber keine klassischen Studien
Entscheidend ist, was wirksame Studien sind. - ALLE nach wissenschaftlichen Kriterien verfassten Studien (und da gehören die hier besprochenen auch dazu) nehmen für sich dieselbe wissenschaftliche Autorität in Anspruch.

Das haben wir ja bei der HP-Diskussion sehr schön gesehen und bei näherer Betrachtung festgestellt, daß viele Studien wissenschaftlichen Kriterien eben nicht genügen. Das muß man sich immer im Einzelfall genau anschauen.
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Pluto
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#232 Re: Wünschelruten

Beitrag von Pluto » So 1. Jun 2014, 18:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das sind aber keine klassischen Studien
Entscheidend ist, was wirksame Studien sind.
Was bedeutet "wirksam" im Zusammenhang mit "Studie"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Anton B.
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#233 Re: Wünschelruten

Beitrag von Anton B. » So 1. Jun 2014, 21:16

closs hat geschrieben:Im übrigen waren die Ergebnisse auch wissenschaftlich richtig - weil die Fragestellung vorher entsprechend designt wurde.
Das aber ist schon nicht richtig.
closs hat geschrieben:Ein Prof hat mir gesagt, dass er mühelos Teil und Gegenteil wissenschaftlich nachweisen könne - je nach Fragestellung. Und dass das sogar üblich wäre. Beispiel: Der (deutsche) Mensch nimmt zuviel Eiweiß zu sich - der Mensch nimmt zu wenig Eiweiß zu sich. - Es gibt immer mehr Arme in Deutschland - es gibt immer weniger Arme in Deutschland. Etc.
Das ist aber Murks und der dolle Prof wahrscheinlich Mediziner oder Pharmazeut. Die Wissenschaft kann bekanntlich nichts "positiv" nachweisen. Was der dollle Prof tut, ist bestenfalls etwas "plausibel darstellen". Aber das machen Zillmer und Konsorten genauso in der Annahme, so funktioniere Wissenschaft. So funktioniert sie aber nicht.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

closs
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#234 Re: Wünschelruten

Beitrag von closs » So 1. Jun 2014, 23:23

Anton B. hat geschrieben:Das aber ist schon nicht richtig.
Aber üblich. - Es ist ein Unterschied, ob man fragt A) "Welche schlechten Eigenschaften hat Anton" oder B) "Welche guten Eigenschaften hat Anton" - in beiden Fällen wird man etwas finden. - In beiden Fällen wird es heißen: "Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Anton ..." - das ist wie in den Medien, in den jemand hoch- und runter-geschrieben wird.

Aber Du hast schon recht: Ein primär an der Wahrheit orientierter Wissenschaftler wird das nicht tun - weil er es durchschaut. - Aber welcher primär motivierter Wissenschaftler bekommt noch einen Lehrstuhl, die doch üblicherweise interessens-kontaminiert sind?

Mal ein einfaches Beispiel aus dem Bildungswesen: Vor 50 jahren lag die Abitur-Quote bei ca. 10%, heute bei ca. 40%. - Daraus schließen maßgebliche Wissenschaftler, dass die Menschen heute gebildeter seien als vor 50 Jahren. - Man weist das damit nach, dass man Prüfungen und Qualifikationen dokumentiert, etc. - Dass dies nur möglich ist, wenn man die Lehrpläne und den Bildungsbegriff dementsprechend designt, wird verschwiegen. Der deutsche Michel (und wie ich manchmal, wie ich fürchte, die Wissenschaftler selbst) glauben: "Der Durchschnitt der Bevölkerung ist heute gebildeter als vor 50 Jahren". - All das darf man "wissenschaftlich" nennen, weil es tatsächlich formell den wissenschaftlichen Kriterien entspricht.

piscator
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#235 Re: Wünschelruten

Beitrag von piscator » Mo 2. Jun 2014, 09:04

Die Bildungspolitik ist primär Sache der Politiker und leider nicht Sache der Wissenschaftler und der sonstigen Fachleute.
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#236 Re: Wünschelruten

Beitrag von closs » Mo 2. Jun 2014, 09:52

piscator hat geschrieben:Die Bildungspolitik ist primär Sache der Politiker und leider nicht Sache der Wissenschaftler und der sonstigen Fachleute.
Sämtliche "Munition" kommt aber von der Wissenschaft. Kein Politiker traut sich heute, irgend etwas zur Sache zu sagen, wenn es nicht "wissenschaftlich nachgewiesen" ist.

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#237 Re: Wünschelruten

Beitrag von piscator » Mo 2. Jun 2014, 11:34

Die meisten Politiker können das Wort "Wissenschaft" nicht mal buchstabieren. Wenn das tatsächlich so wäre, wie du es ausführst, hätten
die naturwissenschaftlichen Fächer eine weit höheren Stellenwert im Lehrplan.
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Anton B.
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#238 Re: Wünschelruten

Beitrag von Anton B. » Mo 2. Jun 2014, 11:50

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Das aber ist schon nicht richtig.
Aber üblich. - Es ist ein Unterschied, ob man fragt A) "Welche schlechten Eigenschaften hat Anton" oder B) "Welche guten Eigenschaften hat Anton" - in beiden Fällen wird man etwas finden. - In beiden Fällen wird es heißen: "Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Anton ..." - das ist wie in den Medien, in den jemand hoch- und runter-geschrieben wird.
Nee, nee, closs: Sowohl die eine als auch die andere Fragestellung ist doch schon gar nicht wissenschaftlich. Dasselbe gilt doch außer für Anton genauso für Stahllegierungen und auch Pharmazeutika. Die Wissenschaft stellt höchstens ganz bestimmte Eigenschaften fest. Insbesondere aber erstellt sie Modelle, die bestimmte Eigenschaften vorraussagen und die zum "Designen" von verschiedenen Eigenschaften verwendet werden. Was Du benennst, ist keine Wissenschaft, sondern tut so, als ob es welche wäre. Und da Du, wie womöglich viele andere auch, nicht wirklich weiß, was Wissenschaft ist, fällt es auf fruchtbaren Boden.

closs hat geschrieben:Aber Du hast schon recht: Ein primär an der Wahrheit orientierter Wissenschaftler wird das nicht tun - weil er es durchschaut. - Aber welcher primär motivierter Wissenschaftler bekommt noch einen Lehrstuhl, die doch üblicherweise interessens-kontaminiert sind?
"... üblicherweise interessens-kontaminiert ..." ist doch eine Wieselei Erwin'schen Ausmaßes. Wie viele Lehrstuhlbesetzungen hast Du denn schon begleitet? Welcher Art sind denn die Interessen genau, die bei der Besetzung eines Geologie-, Chemie- oder Physiklehrstuhls kontaminierend wirksam werden?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#239 Re: Wünschelruten

Beitrag von Pluto » Mo 2. Jun 2014, 11:57

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Das aber ist schon nicht richtig.
Aber üblich.
Es ist nicht einmal üblich, zumindest nicht unter ernsthaften Naturwissenschaftlern.
Sie wissen sehr wohl, dass nichts nachweisbar ist (ich erinnere an das Münchhausen Trilemma).
"Nachweisen" und "beweisen" sind Floskeln die sich über die Jahrhunderte im Volksmund eingeprägt haben, und von den Medien üernommen wurden. Innerhalb der Wissenschaft, sagt man "den Beobachtungen zu Folge...", "unserer Erkenntnis nach..." Das höchste der Gefühle ist "es wurde festgestellt, dass...". Das Wort "Beweis" wird gemieden; das geschieht schon aus dem Gebot der Bescheidenheit heraus.

Ein primär an der Wahrheit orientierter Wissenschaftler wird das nicht tun - weil er es durchschaut. - Aber welcher primär motivierter Wissenschaftler bekommt noch einen Lehrstuhl, die doch üblicherweise interessens-kontaminiert sind?
Ich glaube du irrst hier gewaltig. Professoren werden nach ihren fachlichen, Qualifikationen ausgewählt und Intergität ausgewählt. Kennst du welche, wo dies nicht der Fall ist?
(Leider kommen allzu oft die pädagogoischen Fähigkiten zu kurz.)

Mal ein einfaches Beispiel aus dem Bildungswesen: Vor 50 jahren lag die Abitur-Quote bei ca. 10%, heute bei ca. 40%. - Daraus schließen maßgebliche Wissenschaftler, dass die Menschen heute gebildeter seien als vor 50 Jahren. - Man weist das damit nach, dass man Prüfungen und Qualifikationen dokumentiert, etc. - Dass dies nur möglich ist, wenn man die Lehrpläne und den Bildungsbegriff dementsprechend designt, wird verschwiegen. Der deutsche Michel (und wie ich manchmal, wie ich fürchte, die Wissenschaftler selbst) glauben: "Der Durchschnitt der Bevölkerung ist heute gebildeter als vor 50 Jahren". - All das darf man "wissenschaftlich" nennen, weil es tatsächlich formell den wissenschaftlichen Kriterien entspricht.
Es ist ein Zeichen der Zeit in der wir leben. Heute braucht man ja fast für jede Lehre die Mittlere Reife, besser noch ist ein Abi-Abschluss. Hochschulabsolventen finden heutzutage Jobs in Wirtschaft und Industrie, wo früher eine Lehre genügte.
Was soll daran schlecht sein, dass die Menschen heute mehr Allgemeinwissen haben als früher?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#240 Re: Wünschelruten

Beitrag von closs » Mo 2. Jun 2014, 14:29

Pluto hat geschrieben:Das Wort "Beweis" wird gemieden; das geschieht schon aus dem Gebot der Bescheidenheit heraus.
Einverstanden - aber das ändert nichts an der Wirkung der Studien - sie werden anerkannt - egal ob sie Hü oder Hott sagen.

Pluto hat geschrieben:Professoren werden nach ihren fachlichen, Qualifikationen ausgewählt und Intergität ausgewählt. Kennst du welche, wo dies nicht der Fall ist?
Nein - da kenne ich keinen Fall - das zu beurteilen würde ich gar nicht wagen. - Es geht um etwas anderes:

Zukünftige Professoren werden ausgewählt nach deren Ausrichtung INNERHALB der Wissenschaft. - Und ein Professor, der der Meinung ist, dass - willkürliches Beispiel - die Folgen des Klima-Wandels übertrieben dargestellt werden, wird INNERHALB der wissenschaftlichen Disziplin seine Studien so designen, dass er möglichst viel Munition im Sinne seiner Meinung (oder seiner Auftraggeber - es gibt viele von der Wirtschaft (!) gesponserten Studien) suchen und finden - und umgekehrt.

Es geht ausdrücklich NICHT darum, dass Wissenschaftler gegen die Regeln ihrer Kunst verstoßen würden, sondern darum, dass man diese Kunst in verschiedenste Richtungen gestalten kann - so wie man ein Instrument in e, a oder fis stimmen kann.

Pluto hat geschrieben:Was soll daran schlecht sein, dass die Menschen heute mehr Allgemeinwissen haben als früher?
Exakt das haben sie doch NICHT !!!!! - Man bekommt nur andere Zertifikate für dasselbe (oder gar weniger).

Der "Bachelor" beispielsweise bildet nicht mehr ab als das, was man früher in Leistungskursen im Rahmen des Abiturs gelernt hat. Der Unterschied: Der Bachelor ist im Gegensatz zum Abitur ein Berufsabschluss - man kann also die Leute mit minimaler Ausbildung ins Berufsleben schicken. - Zwei Beispiele:

Beispiel 1: Vor einiger Zeit bin ich einmal in meinem alten Institut mit Studenten ins Gespräch gekommen und habe gefragt, was sie machen. Um es kurz zu machen: Verschulter Kindergarten pur - keine Ahnung über Grundlagen der Literatur und Literaturgeschichte. - Die jungen Leute haben selbst eingeräumt, dass sie darauf hofften, ins Master-Studium aufgenommen zu werden - aber froh seien, dass sie wenigstens eine abgschlossene Berufsausbildung hätten, falls nicht.

Beispiel 2: Meine Tochter (mit abschlossener klinischer Pflegeausbildung) möchte evt. ein Aufbaustudium als "Arzt-Assistentin" machen (neuer Berufszweig, der zwischen "Krankenschwester" und Arzt angesiedelt ist) - das wäre eine "akademische" Ausbildung. - Trotzdem beklagt sie, dass jetzt auch noch der Pflegeberuf akademisiert werden soll (also auch der normale Pflege-/"Krankenschwester"-Beruf) - weil damit nur etwas hochgepuscht wird, was ganz woanders krankt - nämlich praktische Kompetenz, soziale Kompetenz, charakterliche Kompetenz. - Auch das für mich ein Beispiel dafür, dass unsere Zeit versucht, durch Akademisierung Kompetensz-Mängel zu verschleiern.

Merke (ich sage es einmal hart): Wer geistig verarmt, sozial desorientiert und durch Soaps sowie sonstige gesellschaftliche Dekadenz in seinen entscheidenden Lebensjahren formatiert wird, kann das über akademische Feigenblätter nicht wettmachen. - Natürlich gibt es auch heute wunderbare junge Menschen, die wie wir früher bei allen Fehlern seelisch stabil sind - aber das Reservoir ist kleiner - der Grundwasserspiegel sinkt. - Dies versucht man zu kompensieren, indem man ihnen höhere Bildungs-Etikette umhängt - das wird auf Dauer nicht funktionieren.

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