Pluto hat geschrieben:Das Wort "Beweis" wird gemieden; das geschieht schon aus dem Gebot der Bescheidenheit heraus.
Einverstanden - aber das ändert nichts an der Wirkung der Studien - sie werden anerkannt - egal ob sie Hü oder Hott sagen.
Pluto hat geschrieben:Professoren werden nach ihren fachlichen, Qualifikationen ausgewählt und Intergität ausgewählt. Kennst du welche, wo dies nicht der Fall ist?
Nein - da kenne ich keinen Fall - das zu beurteilen würde ich gar nicht wagen. - Es geht um etwas anderes:
Zukünftige Professoren werden ausgewählt nach deren Ausrichtung INNERHALB der Wissenschaft. - Und ein Professor, der der Meinung ist, dass - willkürliches Beispiel - die Folgen des Klima-Wandels übertrieben dargestellt werden, wird INNERHALB der wissenschaftlichen Disziplin seine Studien so designen, dass er möglichst viel Munition im Sinne seiner Meinung (oder seiner Auftraggeber - es gibt viele von der Wirtschaft (!) gesponserten Studien) suchen und finden - und umgekehrt.
Es geht ausdrücklich NICHT darum, dass Wissenschaftler gegen die Regeln ihrer Kunst verstoßen würden, sondern darum, dass man diese Kunst in verschiedenste Richtungen gestalten kann - so wie man ein Instrument in e, a oder fis stimmen kann.
Pluto hat geschrieben:Was soll daran schlecht sein, dass die Menschen heute mehr Allgemeinwissen haben als früher?
Exakt das haben sie doch NICHT !!!!! - Man bekommt nur andere Zertifikate für dasselbe (oder gar weniger).
Der "Bachelor" beispielsweise bildet nicht mehr ab als das, was man früher in Leistungskursen im Rahmen des Abiturs gelernt hat. Der Unterschied: Der Bachelor ist im Gegensatz zum Abitur ein Berufsabschluss - man kann also die Leute mit minimaler Ausbildung ins Berufsleben schicken. - Zwei Beispiele:
Beispiel 1: Vor einiger Zeit bin ich einmal in meinem alten Institut mit Studenten ins Gespräch gekommen und habe gefragt, was sie machen. Um es kurz zu machen: Verschulter Kindergarten pur - keine Ahnung über Grundlagen der Literatur und Literaturgeschichte. - Die jungen Leute haben selbst eingeräumt, dass sie darauf hofften, ins Master-Studium aufgenommen zu werden - aber froh seien, dass sie wenigstens eine abgschlossene Berufsausbildung hätten, falls nicht.
Beispiel 2: Meine Tochter (mit abschlossener klinischer Pflegeausbildung) möchte evt. ein Aufbaustudium als "Arzt-Assistentin" machen (neuer Berufszweig, der zwischen "Krankenschwester" und Arzt angesiedelt ist) - das wäre eine "akademische" Ausbildung. - Trotzdem beklagt sie, dass jetzt auch noch der Pflegeberuf akademisiert werden soll (also auch der normale Pflege-/"Krankenschwester"-Beruf) - weil damit nur etwas hochgepuscht wird, was ganz woanders krankt - nämlich praktische Kompetenz, soziale Kompetenz, charakterliche Kompetenz. - Auch das für mich ein Beispiel dafür, dass unsere Zeit versucht, durch Akademisierung Kompetensz-Mängel zu verschleiern.
Merke (ich sage es einmal hart): Wer geistig verarmt, sozial desorientiert und durch Soaps sowie sonstige gesellschaftliche Dekadenz in seinen entscheidenden Lebensjahren formatiert wird, kann das über akademische Feigenblätter nicht wettmachen. - Natürlich gibt es auch heute wunderbare junge Menschen, die wie wir früher bei allen Fehlern seelisch stabil sind - aber das Reservoir ist kleiner - der Grundwasserspiegel sinkt. - Dies versucht man zu kompensieren, indem man ihnen höhere Bildungs-Etikette umhängt - das wird auf Dauer nicht funktionieren.