Ja. Um die eigentliche Entstehung solcher totalitären Regimes wie Kommunismus und Faschismus zu verstehen, muss man zurück ins 18. oder sogar ins Spätmittelalter gehen.ThomasM hat geschrieben:Als der Faschismus groß wurde, war kaum noch ein Land in Europa christlich und schon gar nicht Deutschland.
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Deutschland war zum ersten Weltkrieg durch Militarismus und Nationalismus gekennzeichnet, nicht durch das Christentum.
Auch heute ist Deutschland ein primär heidnisches Land (wenn auch nicht atheistisch), was nur durch den Trick mit der Kindertaufe verdeckt wird.
Auch der Weg der Franko-Diktatur in Spanien und der Mussolini Diktatur in Italien war eher von den Gegensätzen Königtum - Bürgertum geprägt als von religiösen Erwägungen.
Im 17. Jahrhundert galt ein Leben recht wenig. Die Leute wurden für die kleinsten Verbrechen eingekerkert oder zu Tode gefoltert. Sklaven wurden aus Afrika in Schiffsladungen wie Waren in die Plantagen der Neuen Welt verfrachtet. Dabei nahm man Verluste gelassen hin. Im Englischen entstand ein neues Wort dafür: "shrinkage", was so viel bedeutet wie Schrumpfung der Ladung.
Im 18. Jahrhundert vollzog sich eines der großen Wunder in der Geschichte der Menschheit:
Wo sich zuvor die Menschen am Leid anderer Lebewesen aufgeilten, wurden die Menschen von Leid angewidert und es fand eine erstaunliche Wandlung in der Gesellschaft statt. Früher galt es als Volkssport, Katzen bei lebendigem Leib über ein Feuer zu halten. Es fanden Dorffeste statt, wo Hunde auf festgebundene Bären losgelassen wurden, bis das Tier an den Bissen verendete. Beim Anblick der leidenden Tiere kreischten die Menschen vor Vergnügen.
Doch plötzlich war alles anders.
Es war der Anbruch eines neuen Humanismus. Statt sich am Leid anderer aufzugeilen, hatten die Menschen plötzlich Mitgefühl mit den Leidenden. Folter und öffentliche Hinrichtungen sowie die Verbrennung von "Hexen" gingen zurück. Viele Staaten begannen damit, die Sklaverei zu verbieten und einflussreiche Leute wie Jeremy Bentham forderten sogar Tierschutz! —
Die Frage ist nicht Können sie denken? oder Können sie reden?, sondern‚ Können sie leiden? war Benthams Credo.
Diese Welle der Veränderung gipfelte in der franz. Revolution und der (blutigen) Geburt einer neuen Demokratie. Sie bewog Größen wie Kant vom "Ewigen Frieden" zu schreiben (ein Werk was heute noch die Grundlage unserer Verfassung darstellt). Es schien als wären die alten Zeiten vorbei: Man wandte sich dem Humanismus zu. Diese Aufklärungs-Bewegung wurde nur durch die blutigen und brutalen Kriege eines Demagogen Namens Napoleon unterbrochen. Danach breitete sich die Demokratie in Europa immer mehr aus.
Ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts begann in Deutschland ein erneutes Umdenken. Es gab Gegner die meinten mit Macht und Gewalt die Welt besser regieren zu können. Es brach eine Stimmung aus, die ich "Anti-Aufklärung" nenne. Rebellen wie Marx und Engels forderten den Niedergang der Eliten. Im konservativen Süden, dass sich noch fest in den Händen von mächtigen Monarchen und einer fast ebenso mächtigen Kirche befand, entstand aus ähnlichen Motiven ein "Rutsch nach Rechts".
Begreift man erst die geschichtlichen Zusammenhänge, so erkennt man, dass die Religion nur eine relativ kleine Nebenrolle in den Ereignissen spielte, die zur Rückkehr zu alten Gewohnheiten führten.
Es war der Wunsch nach Macht einzelner Demagogen und ihre Fähigkeit, bei den Menschen ein Gefühl zu erzeugen, sie seien was Besonderes (falscher Sinn für Patriotismus) der schließlich zu den Machtkämpfe des ersten und zweiten Weltkrieges mit ihren verheerenden Folgen führten.
Kleine Dinge bewegen die Welt! —
Wer war die wichtigste Persönlichkeit im 20. Jahrhundert? Manche denken da an Einstein. Andere wieder an wichtige Politiker oder Philosophen.
Oder war es vielleicht ein Mann Namens Gavrillo Princip? Dieser unscheinbare Serbe war es, der mit seiner Ermordung des Erbprinzen Franz Ferdinand am 28. Juni 1914, den 1. Weltkrieg auslöste. Hätte es Princip nicht gegeben, hätte es wohl keinen Weltkrieg gegeben, und somit vermutlich auch keine Weimarer Republik, keine Depression, kein Hitler, Lenin, Stalin, Eisenhower, Churchill und auch keinen 2. Weltkrieg und keinen Holocaust gegeben.