Rembremerding hat geschrieben:Aber was hälts du von folgender Information, an einen gut gelungenen Menschen: „aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben!“ - Warum kann man aus dieser eindeutigen Information verschiedene Erkenntnisse ziehen?
Habe ich mich auch gefragt, als ich gemerkt habe, dass hier ganz Interpretationen im Umlauf sind als die meinigen.
Aus meiner Sicht ist Gottes Gebot, nicht zu essen, vergleichbar mit dem Gebot einer Mutter an ihr Kind, sich nicht Gefahren auszusetzen. - Trotzdem weiss die Mutter, dass das Kind nicht ewig am Rockzipfel hängen kann und wird - so sehe ich das auch bei Gott.
Denn ein Verbleiben im Paradies würde bedeuten, dass die gottgegebene Anlage der bewussten Gottes-Erkenntnis nicht aktiviert werden würde - die Augen würden ungeklärt bleiben. - Insofern finde ich es katastrophal, den Eindruck zu erwecken, A+E hätten sich mit Essen vom Baum BEWUSST gegen Gott entschieden - sie haben sich damit genauso wenig gegen Gott entschieden, wie ein Kind auf die Idee käme, sich gegen die Mutter zu entscheiden, wenn sie gegen ein Verbot die auf dem Tisch stehende Marmelade zu naschen.
Vermutlich steckt in der gängigen und wie ich meine irrigen Auslegung der A+E-Geschichte die Wurzel aller folgenden Fehl-Interpretationen - eine Weichenstellung mit immenser Bedeutung - die wahrscheinlich auch Einfluss nimmt auf unsere Willens-Diskussion.
Rembremerding hat geschrieben:Wenn der Wille aus dem Seienden stammt und Ursache seiner selbst ist, dann ist er in sich frei
Da sind zwar allerhand Setzungen dabei - aber man kann das erstmal so stehen lassen.
Rembremerding hat geschrieben:da gibt es keine Interpretationsmöglichkeiten.
Ich weiß nicht, ob das so ist. - Gott "heischt" (Deut. 10,12/Buber) vom Menschen, dass er den rechten Weg gehe ("so erwähle das Leben") - das ist kein Fordern, sondern ein Hoffen, dass sie es kapieren. - Es ist aber nicht aktive Bösartigkeit der Israeliten, sondern ihre "Halsstarrigkeit", die den rechten Weg verhindert - sie sind (noch) nicht so weit, nach oben schauen zu können. - Das hat nichts mit "Willen" im umgangssprachlichen Sinne zu tun.
Rembremerding hat geschrieben:Erkenntnis fordert nicht immer Leid, wie kommst du darauf?
Nicht IMMER - manches kommt auch per Begnadung. - Aber biblisch gesehen gibt es schon das Kernmotiv, dass der Mensch durch Not/Katastrophen zu Gott "hingebeugt" wird.
Rembremerding hat geschrieben:Der freie Wille fordert auch Opfer und Askese.
Aber nicht einfach so - als Übung - , sondern wenn klar ist, worum es geht. - Die Mutter "will", dass ihr Kind überlebt, und gibt ihm in der Not ihre Essensration - zum Beispiel.
Rembremerding hat geschrieben:Noch mal: Der Wille ist. Er ist nicht Folge von Bewusstsein
Verstanden - da kommen wir von verschiedenen Seiten. - Aus meiner Sicht ist (geistiger) Wille Attribut ebenbildlicher Schöpfung UND Teil der daraus folgenden Transzendenz-Fähigkeit des Menschen. - Transzendenz-Fähigkeit bedeutet aber für mich, dass der Mensch zwischen seinem Ich und Gottes Du bewusst unterscheiden kann.
Jetzt siedelst Du Wille NICHT als Bestandteil des Bewusstseins an (habe ich das richtig verstanden?). - Da aber Wille eine Ich-Identität haben MUSS
UND Bewusstsein ja geradezu der Ausdruck von Ich-Identität ist, weiß ich nicht, wie das gehen soll, dass man Wille und Bewusstsein als autonome Größen verstehen kann.
Rembremerding hat geschrieben: So weit sind wir noch gar nicht, weil die „Substanz“ des Willens immer noch nicht geklärt ist
So ist es. - Und das wäre wichtig, denn: Wenn man von Christen hört, dass der "eigene Wille" quasi heilsentscheidend sei, wäre es schon ganz gut zu wissen, was damit gemeint ist. - GANZ sicher Unterschiedliches.
Rembremerding hat geschrieben:Eigentlich haben wir diese Unterschiede (Besessenheit, geistige oder körperliche Gebrechen etc.) noch gar nicht erläutert.
Wäre auch ein wichtiges Thema.
Wir sind noch voll in Grundlagen-Arbeit - und ich bin ganz sicher: So tief wird heute überhaupt nicht mehr gegraben - mean "entscheidet" sich (Stichwort: Gruppendynamik) und gut.