Münek hat geschrieben: Deine Behauptung war, die Exegese könne nur "technisch", niemals aber "inhaltlich" die Bibel interpretieren.
Das bezog sich auf die historisch-kritische Exegese in kritisch-rationaler Ausrichtung (= "Jesus ist nur Mensch").
Münek hat geschrieben:Die angewandte Auslegungsmethode wird über knapp 150 Seiten offengelegt...und Du forderst von dieser Diziplin "Offenlegung ihrer Methode".
Dann muss man die Konsequenzen darausziehen und selber draufkommen, dass man damit nur technisch auslegen kann. - Altes Thema: Gleichzeitig duschen und nicht naß werden geht nicht.
Münek hat geschrieben:Auch wenn es Dir nicht in den Kram passt. Ein "ihr sollt" gibt es nicht.
Dann nenne es halt "Ihr müsst". - Die HKM "muss" methodisch auf der Ebene arbeiten, dass Jesus nur Mensch ist. - Ist das jetzt besser ausgedrückt?
In jedem Fall kommt raus, dass es "bedingungslos" nur innerhalb eines vorgefügten Rahmens gibt - egal ob es bei den Theologen oder bei den HKM-lern ist.
Münek hat geschrieben:Solange sie die Ergebnisse der Exegese nicht verfälscht oder gar in ihr Gegenteil verkehrt, darf die Dogmatik hermeneutische Pirouetten drehen, wie der Tag lang ist.
Dann müsste die theologische Hermeneutik auf der Ebene auslegen, dass Jesus eine Naherwartung in Deinem Sinne hätte. - Meinst Du ernsthaft, das würde einem ernsthaften Theologen einfallen?
Münek hat geschrieben: Seine VERNUNFT ließ es nicht zu, ein "tiefgläubiger Christ" zu sein.
Das ist etwas ganz anderes. - Aber wir reden hier nicht von gelebtem Christentum in einer vorgefundenen Kirche, sondern von "Gott". - Und das, was mit "Gott" abgedeckt ist, konnte auch Kant nicht weg-rationalisieren - das fängt beim "Ding an sich" an.
Münek hat geschrieben:Aber nicht gläubig im Sinne des Glaubens an die Existenz des christlich postulierten Vatergottes.
Wie denn sonst? - Was meint er nach Deiner Auffassung, wenn er sagt, dass seine ganze Aufklärung überhaupt nur dann eine Grundlage hat, wenn er einen "wohlmeinenden Gott" setzt?
Münek hat geschrieben:Er musste Konzessionen an die allmächtige und strafende katholische Kirche machen. Deshalb versuchte er hartnäckig, mit seiner Philosophie im Rahmen dessen zu bleiben, was für die RKK akzeptabel war. Es verwundert nicht, dass Descartes seine philosophischen Lehren in den Niederlanden ausarbeitete - denn hier war der Einfluss der Kirche geringer und die Toleranz neuen Ideen gegenüber größer.
Lehrt man heute so, was Descartes war? - Das ist Geschichtsklitterei - ein Abgrund an Verschwörungstheorien.
Descartes musste aus philosophischen Gründen an Gott festhalten - und wollte es auch. - Warum sollte er ausgerechnet in den protestantischen Niederlanden Schiß vor der RKK haben?
Münek hat geschrieben:Dass die historisch-kritische Auslegungsmethode keim Mauer-Blümchen-Dasein führt, sondern in der Tat an den Universitäten DIE Standardexegese ist, ist nicht auf meinem Mist gewachsen.
Das entspricht durchaus meinen Erkenntnissen - allerdings mit dem Unterschied, dass die HKM-ler sich nicht als geistige Ausleger verstehen, sondern als methodisch-technische Ausleger, die ihre Sach-Erkenntnisse an die Hemeneutiker weitergeben, die sie dann geistig deuten. - Nach meinen (allerdings diesbezüglich nicht sehr ausgeprägten) Erkenntnissen aufgrund von Schilderungen von Theologen gibt es KEINEN Streit zwischen HKM und Hermeneutik, weil offenbar die Rollenverteilung klar zu sein scheint.
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Forschung versteht sich überhaupt nicht als "anti-theologisch".
In der mir bekannten Praxis stimme ich Dir zu - die hier auf dem Forum dargebotene Form erscheint dagegen sehr anti-theologisch - oder zumindestens a-theologisch: "Wie deuten wir die Bibel unter konsequenter Vermeidung geistiger Kontexte" - so kommt es rüber.
Münek hat geschrieben:Der Historiker hat keinen vernünftigen Grund, von dem erd- und menschengeschichtlichen Eingreifen einer übernatürlichen geistigen Allmacht auszugehen.
Wobei wir mindestens bei "a-theologisch" wären. - Wir halten also fest:
Exegese ist aus Deiner Sicht nur dann wissenschaftlich und ergebnisoffen, wenn sie konsequent die historische Möglichkeit der Göttlichkeit Jesu ignoriert oder negiert. - Biblische Exegese ist also nur dann akzeptabel, wenn der Grund, warum es die Bibel gibt, Blödsinn ist. - Und vor diesem Hintergrund sagst Du dann: "Die historisch-kritische Forschung versteht sich überhaupt nicht als anti-theologisch"

- das geht, aber wirklich nur dann, wenn man gar nichts verstanden hat.
Und hier kommt immer wieder spätestens der Punkt, an dem ich sagen muss: Das hat die HKM nicht verdient. - Ich behaupte nach wie vor, dass es HKM-Vertreter gibt, die wissen, was HKM ist und was HKM NICHT ist - und die ebenfalls wissen, dass sie ihre Sachergebnisse an Hermeneutiken weitergeben, die die eigentliche inhaltliche Deutung machen - ODER an ihre eigene Hermeneutik weitergeben und es intern selber machen - aber eben hermeneutisch, weil es nicht anders geht.
Und wenn Ratzinger sagt ...
1) HKM ist eine wichtige Grundlage der Theologie
2) HKM ist der Antichrist innerhalb der Theologie
... dann müsste dieser scharfe Gegensatz zum Nachdenken und zur Frage anregen: Was meint er damit, damit es KEIN Gegensatz ist? - Und die Antwort ist ziemlich einfach - aber vorher: Wie erklärst DU es DIr, dass Ratzinger einmal das und dann jenes sagt? - Kleiner Hinweis: Sichterlich nicht aus Vergeßlichkeit.
Münek hat geschrieben:Redliche Exegese ist der historischen Wahrheit, nicht ideologisch erhobenen Wahrheitsansprüchen verpflichtet.
Sie ist ausschließlich DER historischen Wahrheit verpflichtet, die nach dem methodischen Sieb noch übrigbleibt. - Auch dieses Sieb ist ein " ideologisch erhobener Wahrheitsanspruch".
Münek hat geschrieben:Achwas - einen solchen Kampf hat der "Atheismus" nicht nötig. Das Christentum erledigt sich allein.
Ein ziemlich entlarvendes Schlusswort.