Gut analysiert: So stellt sich das in der Tat marketing-mäßig dar - ein Markt, der jahrhundertelang nur von EINEM Dienstleister bedient wurde - wie lange Jahre die Post oder die Bahn.Naqual hat geschrieben:Die alte Dogmatik korrespondiert mit einem Eigeninteresse der Kirche, dass jeder sie braucht für Gott: jeder ist verloren, da von Anfang an Sünder. - Da muss man dann auch getauft sein, sonst verloren. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten unter Einbeziehung von Machiavelli geradezu der Idealzustand
Hat sie auch - aus fundamental-geistigen/theologischen Gründen. - Hier haben wir folgendes Problen: Das "Sünden"-Problem wird bis in die Theologie hinein falsch verstanden - dementsprechend werden falsche Schlussfolgerungen gezogen.Naqual hat geschrieben:die gute alte Dogmatik ging davon aus, dass man die Sünde schon in der Sekunde der Geburt geerbt hat
Die Frage lautet dabei: Ist "Sünde"
a) ein soziologisches Phänomen?
b) ein biologisches Problem?
Aus meiner Sicht ist es BEIDES - nämlich ein geistiges Problem. - Insofern fällt es Ratzinger nicht schwer, auch der Variante "soziologisch" zuzustimmen.
"Biologisch" ist ein schwieriges Wort, weil man damit "materiell-bedingt" verstehen kann - theologischerseits wird man eher darunter verstehen "durch Materie vermittellt" - also nicht (nur) soziologisch vermittelt.
Die größte und VORHER zu klärende Frage ist allerdings: Was "ist" Sünde eigentlich? - Und da meint mancher, es sei etwas, woran der Mensch "schuld" ist - also eine "eigenverantwortliche" Größe. - Und jetzt haben wir noch den Begriff "Schuld", der genauso heterogen definiert wird. - Wir haben also einen semantischen Nebel rund um die Begriffe "Sünde" und "Schuld", der als solcher kein Fundament für Schlussfolgerungen dienen kann - und damit sind wir am Anfang Deiner Anmerkungen: Damit lässt es sich gut "Marketing" machen.
These: "Sünde" ist nicht ein willens-mäßig vermeidbares Phänomen, sondern Attribut des Menschseins an sich - so wie der Elefant einen Rüssel hat, hat der Mensch die Sünde.
Davon abgesehen, dass dies ein eigenes Thread-Thema ist, gibt es auch einen Bogen zurück zum Thema hier - nämlich:
Wenn man sich die Heterogenität dessen, wie man Begriffe verstehen kann, vor Augen führt, wie will man daraus Schlussfolgerungen ziehen mit Anspruch auf Wissenschaftlichkeit?
Denn genauso wie Jesus mit "Sünde" etwas anderes gemeint haben könnte, als das, was die RKK im Mittelalter daraus gemacht hat UND die "Aufklärung", die darin eher ein irreales Phänomen versteht, kann dies auch bei Begriffen wie "Gottesreich" geschehen sein. - Der eine versteht darunter die Ablösung des Römischen Reichs, der andere das "Himmlische Reich" und der nächste das "innere Gottesreich" - wer sucht, findet für alle drei Varianten Text-Belege.
Insofern wäre der HKM dringend anzuraten, dass sie sich erst gar nicht in Hermeneutik versteigt, sondern bei ihren streng wissenschaftlichen Leisten bleibt und dokumentiert: "Wir können folgendes beobachten" - und still hinzufügt: "Die geistige Interpretation überlassen wir den Theologen".