Banken außer Kontrolle?

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barbara
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#21 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von barbara » Sa 25. Okt 2014, 17:04

sven23 hat geschrieben:Aber wie sähe die Alternative aus und wie könnte der Umstieg auf ein anderes System gelingen und zwar in globalem Maßstab?

Die Vollgeldinitiative, für die aktuell in der Schweiz gesammelt wird, will die Geldschöpfung wieder vollständig in die Hände des Staates legen, was schon ziemlich viel Druck rausnehmen dürfte.
http://www.vollgeld-initiative.ch/

Das wär doch mal ein schüchterner Anfang, aber einer, der in die richtige Richtung geht. Das würde schon mal die überproportionale Ausweitung der Geldmenge im Vergleich zur Volkswirtschaft, die sie repräsentiert, in Schach halten und damit Finanzblasen lindern/verkleinern/verlangsamen.

Ein System wie das islamische Bankwesen, das keinen exponentiellen Zins kennt, sondern lediglich lineare Verleihgebühren, wäre auch ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist sowieso nicht einzusehen, warum beim Geld ausstehende Verleihgebühren zum Wert der Ware geschlagen werden dürften. Wenn es sihc um Leasingraten bei einem Auto handeln würde, würde man es ja auch absurd finden, dass das Auto selbst an Wert gewänne, wenn der Schuldner seine Raten nicht pünktlich bezahlt.

Auf der Mikro-Ebene können Menschen sich aus dem System des Zinseszins loslösen durch informelle Nachbarschaftshilfe, direkten Tausch von Dienstleistungen und Waren, oder durch das Nutzen von lokalen Währungen oder Spezialwährungen.

gruss, barbara

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Andreas
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#22 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Andreas » Sa 25. Okt 2014, 17:21

Ach Barbara, jetzt kommst du mit Vernunft. Ich hab mich grad so schön gegruselt. Aber du hast Recht, Alternativen gäbe es schon. Buße tun, was umkehren bedeutet.

Vorher müssten wir allerdings unsere Sünden bekennen. Aber die breite Masse hat noch gar nicht begriffen, was hier läuft. Ich fürchte, wir haben den Point of no Return schon überschritten. Exponentielle Effekte gibt es ja nicht nur beim Geld. Unser Bedarf an Rohstoffen wächst exponentiell, Öl, Ackerböden, selbst Sand wird schon gestohlen weil er so knapp ist, und sogar Helium das zweithäufigste Element im Universum wird auf der Erde knapp - wir haben nur die eine Erde und wir haben schon fast alles verbraucht.

Und ich höre täglich: Wachstum, Wachstum, Wachstum. Seit Jahrzehnten rede ich mir den Mund fusselig ohne den geringsten Bewusstseinswandel erkennen zu können, nicht mal im Nahbereich von Freunden, Nachbarn. Ich glaub nicht mehr dran, dass wir die Kurve noch kriegen.

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sven23
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#23 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von sven23 » Sa 25. Okt 2014, 18:07

barbara hat geschrieben:
Die Vollgeldinitiative, für die aktuell in der Schweiz gesammelt wird, will die Geldschöpfung wieder vollständig in die Hände des Staates legen, was schon ziemlich viel Druck rausnehmen dürfte.
http://www.vollgeld-initiative.ch/


Wenn ich Schweizer wäre, würde ich sofort unterschreiben.
Man darf gespannt sein, wie die Abstimmung ausgeht.
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sven23
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#24 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von sven23 » Sa 25. Okt 2014, 18:09

Andreas hat geschrieben:
Und ich höre täglich: Wachstum, Wachstum, Wachstum. Seit Jahrzehnten rede ich mir den Mund fusselig ohne den geringsten Bewusstseinswandel erkennen zu können, nicht mal im Nahbereich von Freunden, Nachbarn. Ich glaub nicht mehr dran, dass wir die Kurve noch kriegen.

Da gehts dir wie mir. Ich kritisiere seit Jahren den Wachstumsfetischismus, aber nichts ändert sich. ;)
Ob das biblische "wachset und mehret euch" inzwischen so tief in den Köpfen verwurzelt ist?
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#25 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von barbara » Sa 25. Okt 2014, 18:16

sven23 hat geschrieben: Wenn ich Schweizer wäre, würde ich sofort unterschreiben.
Man darf gespannt sein, wie die Abstimmung ausgeht.

Gemach, gemach, zuerst muss es zu einer Abstimmung überhaupt kommen! - die Initiative befindet sich aktuell in der Sammelphase. Zuerst müssen 100000 gültige Unterschriften zusammenkommen, bis in einem Jahr etwa, als erster Schritt.

Immerhin wird darüber gesprochen, was Geld ist und wie ein Geldsystem funktionieren soll. Das war ja während langer Zeit gar nie ein Thema.

gruss, barbara

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#26 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von sven23 » Sa 25. Okt 2014, 18:27

barbara hat geschrieben: Immerhin wird darüber gesprochen, was Geld ist und wie ein Geldsystem funktionieren soll. Das war ja während langer Zeit gar nie ein Thema.

gruss, barbara

Wenn ich an die Volksabstimmung zur Begrenzung der Mangagergehälter denke, schwant mir nichts Gutes. Denn obwohl das Thema sehr emotional diskutiert wurde, war es nicht erfolgreich.
Beim Geld ist eine merkwürdige Gleichgültigkeit der Menschen zu beobachten, obwohl es so sehr unser aller Leben bestimmt. Nur eins weiß jeder ganz gewiß: er will mehr davon haben.
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#27 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von sven23 » So 26. Okt 2014, 10:18

Andreas hat geschrieben:
Hätte der Vater von Jesus 1 Cent (in Worten einen) damals verzinst bei einer Bank angelegt, müsste ihm heute diese Bank eine Summe auszahlen, die dem Wert von 2000 Milliarden Himmelskörpern aus massiven Gold in Größe der Erde entspräche.

Um genau zu sein, sind es bei einem Zinssatz von 4% p.a., einer Laufzeit von 2000 Jahren und einem Goldpreis von 31610,-€/Kg ca. 173 Erden. ;)
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#28 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Andreas » So 26. Okt 2014, 11:36

sven23 hat geschrieben:Um genau zu sein, sind es bei einem Zinssatz von 4% p.a., einer Laufzeit von 2000 Jahren und einem Goldpreis von 31610,-€/Kg ca. 173 Erden.
Cool, dass du die Möglichkeit hast so etwas auszurechnen - und es auch gemacht hast. :thumbup: :clap: Dazu bin ich zu doof - und unsere Legislative wohl auch. :oops:

Auszahlen kann die Bank jedenfalls nicht, was sie versprochen hat. Das nennt man Betrug. Damals war nicht nur dieser eine Cent im Umlauf gewesen und wie viel Geld heute im Umlauf ist, weiß ich auch nicht. Dazu kommt, dass ja immer mehr Schuldgeld aus dem Nichts geschöpft wird.

Ich weiß nicht mehr, von welchem Zinssatz derjenige ausgegangen ist, von dem ich die Zahl her habe. Kann sein, dass er von 7 % Zins ausgegangen ist. Könntest du das nochmal mit 5 % ausrechnen, dann würde die Dynamik deutlich werden, die im exponentiellen Wachstum steckt?

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#29 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von Pluto » So 26. Okt 2014, 11:43

Andreas hat geschrieben:Ich weiß nicht mehr, von welchem Zinssatz derjenige ausgegangen ist, von dem ich die Zahl her habe. Kann sein, dass er von 7 % Zins ausgegangen ist. Könntest du das nochmal mit 5 % ausrechnen, dann würde die Dynamik deutlich werden, die im exponentiellen Wachstum steckt?
Es spielt eh keine Rolle. Heute liegt der Zinssatz bei Euro-Sparguthaben unter 1%.
Das Bankenproblem liegt woanders. Die Dienstleistungen lassen sich die Banken mit ihrer Monopolstellung zu hoch bezahlen. Damit meine ich nicht die Gebühren an den Kassenautomaten. Diese sind nur die Spitze des Eisbergs. Da gibt es weitaus lukrativere Quellen: Disagio auf Hypotheken, Hypothekarzinsen um die 5%, Bankspesen auf Aktientransaktionen, und, und, und...
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#30 Re: Banken außer Kontrolle?

Beitrag von sven23 » So 26. Okt 2014, 11:59

Andreas hat geschrieben:
Ich weiß nicht mehr, von welchem Zinssatz derjenige ausgegangen ist, von dem ich die Zahl her habe. Kann sein, dass er von 7 % Zins ausgegangen ist. Könntest du das nochmal mit 5 % ausrechnen, dann würde die Dynamik deutlich werden, die im exponentiellen Wachstum steckt?

Bei 5% schlägt der Zinseszinseffekt schon voll durch, hier wären es über 35 Milliarden Erden aus purem Gold.
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