Was ist die Substanz der Welt?

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Scrypt0n
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#121 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Scrypt0n » So 12. Okt 2014, 19:01

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben: Realität wird nicht durch subjektive Glaubensvorstellungen gemacht
"Realität" wird durch KEINE Wahrnehmung gemacht
Nun hast du aber behauptet, dass spirituelle/metaphysische Behauptungen innerhalb irgendwelcher Gruppierungen durch "Erfahrungen" zur Wirklichkeit werden; das konkrete Verneinen meinerseits hast du dann nur noch mit einem "Doch" erwiedert - du widersprichst dir hier.

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Mit dem Begriff Wirklichkeit wird alles das beschrieben, was der Fall ist.
Auch gut. - Aber nicht, was objektiv wahrnehmbar der Fall ist
Es gibt keinen Grund, dass
1. etwas existiert, was prinzipiell NICHT objektiv wahrnehmbar ist und
2. dass etwas existiert, nur weil es ausgedacht und behauptet wird.

Pluto
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#122 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Pluto » So 12. Okt 2014, 20:29

Scrypt0n hat geschrieben:Es gibt keinen Grund, dass...
2. dass etwas existiert, nur weil es ausgedacht und behauptet wird.
Das ist auch der Grund warum der Platonismus heute nicht mehr anerkannt wird.
Ideen und Gedanken kann man zwar aufschreiben, aber die Tatsache, dass sie auf Papier stehen macht sie nicht real.

Um es umgangssprachlich zu sagen: Mit der Blaupause eines Handys kann man nicht telefonieren.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#123 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von closs » So 12. Okt 2014, 21:48

Scrypt0n hat geschrieben: dass spirituelle/metaphysische Behauptungen innerhalb irgendwelcher Gruppierungen durch "Erfahrungen" zur Wirklichkeit werden
Nichts wird durch Wahrnehmung zur Wirklichkeit - es "ist" wirklichkeit und wird durch Wahrnehmung erkannt.

Scrypt0n hat geschrieben:Es gibt keinen Grund, dass 1. etwas existiert, was prinzipiell NICHT objektiv wahrnehmbar ist
Auf welcher Basis gründest Du?

Scrypt0n hat geschrieben:2. dass etwas existiert, nur weil es ausgedacht und behauptet wird.
Das ist schon immer klar - Wahrnehmung kann "Realität" nicht erzwingen.

Pluto hat geschrieben:aber die Tatsache, dass sie auf Papier stehen macht sie nicht real.
Selbstverständlich - das würde ein Platoniker auch nie behaupten.

Pluto hat geschrieben:Das ist auch der Grund warum der Platonismus heute nicht mehr anerkannt wird.
Von wem? - Und wenn er nicht anerkannt wird, dann deshalb, weil nicht erkannt wird. - Man sollte die Defekte der eigenen Zeit nicht zum Maßstab machen.

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Halman
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#124 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Halman » So 12. Okt 2014, 23:37

Scrypt0n hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Mit dem Begriff Wirklichkeit wird alles das beschrieben, was der Fall ist.
Auch gut. - Aber nicht, was objektiv wahrnehmbar der Fall ist
Es gibt keinen Grund, dass
1. etwas existiert, was prinzipiell NICHT objektiv wahrnehmbar ist und
Doch, gibt es. Der größte Teil des Universums ist uns aufgrund des kosmologischen Ereignishorizonts verborgen.

Übrigens, sind die Naturkonstanten so extrem fein aufeinander abgestimmt, dass wir entweder von einem "Plan" (möglicherweie mit "Planer") ausgehen müssen, oder folgern müssen, dass die extreme Feinabstimmung nur ein scheinbares Phänomen ist.
Ein Muliversum mit unendlich vielen Universen könnte hierfür eine Lösung sein, indem man unterstellt, dass alle Formen möglicher Universen entstanden und somit auch unseres notwendig dabei ist. Kosmologien gehen in ihren Theorien ständig über das hinaus, was objektiv wahrnehmbar ist. Physik ist großtels theoretisch.

Scrypt0n hat geschrieben:2. dass etwas existiert, nur weil es ausgedacht und behauptet wird.
Stimmt.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Pluto
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#125 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Pluto » So 12. Okt 2014, 23:44

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:aber die Tatsache, dass sie auf Papier stehen macht sie nicht real.
Selbstverständlich - das würde ein Platoniker auch nie behaupten.
Stimmt. Der Platoniker sagt das bereits wenn sie im Kopf als Schwingungen neurnaler Netzwerke entstehen.
Ist aber ebenso falsch.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das ist auch der Grund warum der Platonismus heute nicht mehr anerkannt wird.
Von wem? - Und wenn er nicht anerkannt wird, dann deshalb, weil nicht erkannt wird. - Man sollte die Defekte der eigenen Zeit nicht zum Maßstab machen.
Ich bin erstaunt! :o
Dabei ist das schon mehr als ein halbes Jahrtausend her. Hast du wirklich nicht bemerkt, dass die Demontage des Platonismus schon im Mittelalter mit dem Universalienstreit und dem Sieg der Nominalisten begann?

PS: Unser Freund William of Ockham war übrigens einer der ersten Nominalisten — und immer noch aktuell. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#126 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von closs » Mo 13. Okt 2014, 00:22

Pluto hat geschrieben:Hast du wirklich nicht bemerkt, dass die Demontage des Platonismus schon im Mittelalter mit dem Universalienstreit und dem Sieg der Nominalisten begann?
Nur gibt es da Bewertungs-Unterschiede. - Die einen sehen darin eine kulturelle Fortentwicklung - die anderen eine beginnende Kultur-Zersetzung.

Pluto hat geschrieben: Unser Freund William of Ockham war übrigens einer der ersten Nominalisten — und immer noch aktuell.
Logisch - weil er in die Entwicklung der Geistesgeschichte der letzten Jahrhunderte passt. - Aber was sagt das qualitativ aus?

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#127 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von Pluto » Mo 13. Okt 2014, 00:31

closs hat geschrieben:Nur gibt es da Bewertungs-Unterschiede. - Die einen sehen darin eine kulturelle Fortentwicklung - die anderen eine beginnende Kultur-Zersetzung.
Glücklicherweise wird Fortschritt nicht nur am Festhalten am Platonismus oder Cartesianismus gemessen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Unser Freund William of Ockham war übrigens einer der ersten Nominalisten — und immer noch aktuell.
Logisch - weil er in die Entwicklung der Geistesgeschichte der letzten Jahrhunderte passt. - Aber was sagt das qualitativ aus?
War nur eine Festellung, deshalb im "PS".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#128 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von closs » Mo 13. Okt 2014, 00:54

Pluto hat geschrieben:Glücklicherweise wird Fortschritt nicht nur am Festhalten am Platonismus oder Cartesianismus gemessen.
Für technischen/naturwissenschaftlichen Fortschritt sind weder Plato noch Cartesius der Maßstab - auch dies wurde immer wieder betont. - Die Frage lautet für mich inzwischen: Welchen Sinn hat es eigentlich, über etwas anderes als technischen und naturwissenschaftlichen Fortschritt zu reden? - Wenn doch alles materialistisch subsummiert sein soll.

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sven23
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#129 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von sven23 » Mo 13. Okt 2014, 07:20

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Glücklicherweise wird Fortschritt nicht nur am Festhalten am Platonismus oder Cartesianismus gemessen.
Für technischen/naturwissenschaftlichen Fortschritt sind weder Plato noch Cartesius der Maßstab - auch dies wurde immer wieder betont. - Die Frage lautet für mich inzwischen: Welchen Sinn hat es eigentlich, über etwas anderes als technischen und naturwissenschaftlichen Fortschritt zu reden? - Wenn doch alles materialistisch subsummiert sein soll.

Man muß doch nicht so tun, als gäbe es jenseits des Materiellen keine immateriellen Werte.
Was ist mit Liebe, sozialem Engagement, Ethik? Sind das keine Werte?
Muß denn immer im Hintergrund die vermeintliche Belohnung im Jenseits winken?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#130 Re: Was ist die Substanz der Welt?

Beitrag von closs » Mo 13. Okt 2014, 08:27

sven23 hat geschrieben:Man muß doch nicht so tun, als gäbe es jenseits des Materiellen keine immateriellen Werte.
Das Immaterielle wird aber programmatisch materiell begründet.

sven23 hat geschrieben:Muß denn immer im Hintergrund die vermeintliche Belohnung im Jenseits winken?
Das spielt k(aum) eine Rolle. - Erkennen ist nicht von Belohnung abhängig. - Allerdings wird "Belohnung" von manchen theologischen Vollpfosten thematisiert - da hat Du leider recht.

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