Woher kommt unsere Moral?

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
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Tom
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#181 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Tom » Sa 11. Okt 2014, 23:07

Pluto hat geschrieben:Nein, das kannst DU nicht, lieber Tom!

Im Normalfall kann ich das auch nicht! Das liegt nicht in meinem Kompetenzbrereich. Bei einer konsequenten Ablehnung absoluter Moral könnte ich allerdings jegliche Ansätze von Verbindlichkeit im Zusammenhang mit Moral anzweifeln. Moral kann aber gar nicht anders, als verbindlich zu sein.

Pluto hat geschrieben: Jeder normale Mensch wird bereits im Mutterleib genetisch so geprägt und kommt so zur Welt.

Genetische Prägung: Ein Maßstab für Moral? Dem Moralbegriff zwar nicht entfernt, ist sie dennoch eine festlegene Größe. Also besteht auch hier Verbindlichkeit.

Pluto hat geschrieben:Das beweisen psychologische Tests mit Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen.

Das Ergebnis war, dass verschiedene Menschen aus den unterschiedlichster Kulturen ähnliche Vorstellungen von Moral hatten? Ist das eine Bestätigung für genetische Prägung? Nicht, dass ich dies ausschließen möchte, doch liegt die Frage nach der Ursache auf der Hand. Ist Moral durch Notwendigkeit entstanden?

lg
Durch Zweifel gelangen wir zum Fragen und durch das Fragen erkennen wir die Wahrheit.
Petrus Abaelardus

Pluto
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#182 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Pluto » Sa 11. Okt 2014, 23:25

Tom hat geschrieben:Das Ergebnis war, dass verschiedene Menschen aus den unterschiedlichster Kulturen ähnliche Vorstellungen von Moral hatten? Ist das eine Bestätigung für genetische Prägung? Nicht, dass ich dies ausschließen möchte, doch liegt die Frage nach der Ursache auf der Hand. Ist Moral durch Notwendigkeit entstanden?
Ja. Ich denke schon, dass die wesentlichen Grundlagen der Moral durch unsere Evolution geprägt sind.
Z. Bsp. ist unser Wesen sehr sozial ausgerichtet, und unsere Wahl zur Monogamie entstand bereits vor millionen von Jahren. Nächstenliebe innerhalb der Gruppe ist ebenfalls sehr ausgeprägt (aber das ist bei fast allen Säugetieren der Fall).

Ich möchte den Menschen nicht als "Unschuldsengel" hinstellen. :engel:
Wir sind im Grunde eben auch gefährliche Raubtiere, die sich von den Körpern anderer Tiere ernähren, aber das bedeutet nicht, dass wir deswegen die im Laufe unserer Entwicklung angeeigneten Fähigkeiten innerhalb der Gruppe fair und repektvoll miteinander umzugehen, ignorieren dürfen. Und natürlich ist ein Teil (30%??) unseres Verhaltens durch Umwelteinflüsse auch "anerzogen", aber wir gleichen uns alle genetisch mehr als die allermeisten Arten auf der Erde.

So ist meine Äußerung am Anfang auch zu verstehen, "Du kannst gar nicht anders, Tom", WEIL du Mensch bist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#183 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von Münek » So 12. Okt 2014, 03:54

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Hat die Sintflut (Genozid) nun stattgefunden oder nicht?
So, wie sie in der Bibel dargestellt ist, aus meiner Sicht NICHT. - Das interessiert mich aber nicht, weil ich im geistigen Kontext Sprache und sogar nachweisbare historische Geschehnisse als Chiffre verstehe - mit anderen Worten: Es ist geistig scheißegal, ob die Sintflut historisch oder mythisch ist.

Dann wäre es auch "geistig scheißegal", ob der Kreuzestod Jesu oder seine berichtete
Auferstehung und Himmelfahrt historisch oder mythisch sind? :shock:

Jesus eine Chiffre? Jetzt kommts aber very heftig!

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sven23
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#184 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von sven23 » So 12. Okt 2014, 08:09

JackSparrow hat geschrieben: Wer hält dich davon ab?

Der Umstand, daß ich nicht an eine absolute Moral glaube.
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#185 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von sven23 » So 12. Okt 2014, 08:15

Tom hat geschrieben:
Na und? Ist ein Massenmord etwa verwerflich?

Nach meinem Moralbegriff schon. Insofern handelte auch Gott unmoralisch.


Tom hat geschrieben: Lehnt man verbindliche Moral ab, wo sollten Grenzen liegen? Ich könnte mit jeglichen Behauptungen, die nur ein Stück weit auf Moral, Sitte und Ethik basieren, derart umgehen.

lg

Du hast des Pudels Kern nicht begriffen. Ich lehne nicht Moral grundsätzlich ab, ich weise lediglich darauf hin, daß Moral dem Wandel der Zeiten und dem jeweiligen Blickwinkel unterworfen ist. Das haben wir doch schon herausgearbeitet.

Viele Leute glauben, wenn man die Gottesvorstellung aufgäbe, müsse man notwendig allen religiösen Glauben und alle Moralbegriffe mit aufgeben. Das ist einfach nicht wahr.
(Sir Julian Huxley, brit. Biologe und Schriftsteller, 1887-1975)
Zuletzt geändert von sven23 am So 12. Okt 2014, 08:35, insgesamt 1-mal geändert.
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#186 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von sven23 » So 12. Okt 2014, 08:32

Der Bibelgott handelt in vielen Situationen höchst unmoralisch.

- Er begeht einen Genozid
- Er verlangt von Abraham ein Menschenopfer
- Er quält Hiob, um eine Wette mit dem Teufel zu gewinnen
- Er ruft zu Mord, Totschlag und Versklavung von Männern, Frauen und Kindern auf
usw.

Es wäre aus psychologischer Sicht mal höchst interessant zu ermitteln, warum die Gläubigen das ihrem Gott so einfach durchgehen lassen, ja sein unmoralisches Verhalten sogar noch verteidigen.

Sollte man es glauben, daß dieser selbe gewissenlose Gott, dieser moralische Kretin, zum Lehrer der Güte, der Sitten, der Milde, der Rechtlichkeit, der Reinheit ernannt wurde? Es erscheint unmöglich und verrückt...
(Mark Twain, amerikan. Schriftsteller, 1835-1910)
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#187 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » So 12. Okt 2014, 10:30

Münek hat geschrieben:Jesus eine Chiffre? Jetzt kommts aber very heftig!
Denke daran: Auch das Historische ist Chiffre - Jaspers: Chiffre = was die Transzendenz zur Gegenwart bringen kann.

sven23 hat geschrieben: ich weise lediglich darauf hin, daß Moral dem Wandel der Zeiten und dem jeweiligen Blickwinkel unterworfen ist.
Natürlich - das ist ja geklärt. - Das hat aber nichts damit zu tun, dass es "Moral" im Sinne einer "absoluten Entität" gibt, die halt in verschiedener Gestalt und auf verschiedenen Weise unvollständig in verschiedenen Varianten auftaucht.

sven23 hat geschrieben:Der Bibelgott handelt in vielen Situationen höchst unmoralisch.
Auch das muss man unter dem Aspekt der Chiffre sehen: Was ist der Grund einer Erzählung? Was steckt dahinter? Was soll rüberkommen?

sven23 hat geschrieben:Es wäre aus psychologischer Sicht mal höchst interessant zu ermitteln, warum die Gläubigen das ihrem Gott so einfach durchgehen lassen
Das ist wirklich ein wunder Punkt, weil viele Gläubige wirklich platt glauben und nicht transzendent denken. - Allerdings darf man eines nicht vergessen: Normalerweise wird nur das NT verkündigt, UND der einfache Gläubige "glaubt" solche Sachen oft nicht, sondern ist schlicht überfordert.

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#188 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von sven23 » So 12. Okt 2014, 10:35

ThomasM hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Frage:
Hätte Gott die Moral auch anders machen können? Hätte er z. Bsp. Pädophilie als "gut" bezeichnen können?
Da Pädophilie Kinder schädigt und über Jahre hinaus Störungen hervorruft, schädigt dieses Verhalten das Leben und Überleben der Gruppe.
Also muss die Antwort Evolutionsbiologisch und theologisch nein heißen.

Gruß
Thomas

Das ist eine wirklich interessante Frage. Auf den ersten Blick würde ich da zustimmen, jedenfalls für unseren Kulturkreis. Aber als ich von Naturvölkern las, bei denen Sex mit Minderjährigen durchaus üblich ist und von der Gruppe akzeptiert wird und Psychologen den Kindern eine "normale" Entwicklung attestierten, bin ich mir nicht mehr so sicher.
Es spräche dann eher für die These, daß das Böse erst existent wird, wenn man es dazu macht.
Schwieriges Thema, würde closs sagen. ;)
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#189 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von sven23 » So 12. Okt 2014, 10:49

closs hat geschrieben: Das hat aber nichts damit zu tun, dass es "Moral" im Sinne einer "absoluten Entität" gibt, die halt in verschiedener Gestalt und auf verschiedenen Weise unvollständig in verschiedenen Varianten auftaucht.


Wobei aber niemand weiß, wie diese absolute Entität auzusehen hat. Sobald es konkret wird, wirds schwierig, weil dann die subjetive Bewertung mit einfließt.
Es gibt Handlungen, die die meisten Menschen als wertvoll und gut bezeichnen würden, Zeit- und kulturübergreifend, etwa die Pflege von Kranken.
Ist der Kranke aber ein phädophiler Serienkiller, werden viele mit Sicherheit sagen: das ist reine Zeitverschwendung, laßt den Hund doch verrecken.
Will sagen: die gleiche Handlung kann immer unterschiedlich bewertet werden.
Deshalb gibt es die "absolute" Moral nicht, wobei ich sowieso lieber von Ethik, bzw. ethischem Handeln spreche. Moral enthält meist zuviel Moralinsäure. ;)
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#190 Re: Woher kommt unsere Moral?

Beitrag von closs » So 12. Okt 2014, 11:19

sven23 hat geschrieben:Es spräche dann eher für die These, daß das Böse erst existent wird, wenn man es dazu macht.
Nee - Böses ist, wenn etwas nicht aus wahrhaftiger (!) Liebe geschieht - WAS das dann ist, zeigt sich erst dann.

sven23 hat geschrieben:Wobei aber niemand weiß, wie diese absolute Entität auzusehen hat.
Stimmt - man weiss, dass da was ist, und lernt es nach und nach genauer kennen, WENN man sich ihm annähert.

sven23 hat geschrieben:Sobald es konkret wird, wirds schwierig, weil dann die subjetive Bewertung mit einfließt.
Stimmt - deshalb ist es so wichtig, reines und kontaminiertes Wahrnehmen zu unterscheiden - gelingt nicht immer.

sven23 hat geschrieben:Deshalb gibt es die "absolute" Moral nicht
Wahrnehmungs-SChwierigkeiten (auch grundsätzlicher Natur) sind kein Indikator dafür, ob etwas seins-mäßig klar oder unklar ist.

sven23 hat geschrieben:wobei ich sowieso lieber von Ethik, bzw. ethischem Handeln spreche
Mir würde "gut" und "böse" reichen, weil alles andere Ableitung davon ist.

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