Polygamie, Monogamie oder Polyandrie sind in der Frühzeit des Menschen anscheinend von klimatischen und geografischen Faktoren beeinflusst worden.
In einer Jäger- und Sammlergesellschaft, die ihren Lebensraum mit großen Raubtieren teilte, waren die Verluste unter den jagenden Männer so hoch, dass die wenigen Männer mehrere Frauen zum Erhalt ihrer Gruppe benötigten. Gebiete mit guten Verstecken und unübersichtlichen Gelände boten den jagenden Männern und der Sippe mehr Schutz, so dass hier mehr Paare in Monogamie leben konnten.
Man muss beachten, dass Kultur immer Natur folgt, also zuerst immer die erfolgreiche Produktivität von Nachwuchs ausschlaggebend für soziale Faktoren sind.
Als dem Menschen der Anteil des Mannes bei der Befruchtung noch nicht bekannt war, wurde die Frau als äußerst wertvoll betrachtet, was ihr auch entsprechende Macht in der Sippe gab (Überbleibsel: Polyandrie und auch der jüdische Umstand, dass man nur Jude ist, wenn die Mutter Jüdin ist). Diese Zeit des Matriarchats wurde in Sagen wie die von den Amazonen oder dem Raub der Sabinerinnen überliefert oder kulturell im Mutterkult verankert.
Später, als der Mensch zum Ackerbauern wurde und erkannte, dass allein die Mutter Erde keine Frucht hervorbringt, sondern den Samen dazu benötigt, übertrug man dieses Prinzip auch auf den Menschen. Nun war es allein der Mann, der aktiv nötig war, um Nachwuchs hervorzubringen und die Frau war nur mehr "der passive Mutterboden". Das Patriarchat des körperlich überlegenen Mannes löste das Matriarchat ab, die Polygamie erhielt eine andere, kulturelle Qualität, Frauen wurden zum Prestige- und Machtfaktor (schaut, wieviel Frauen ich mir leisten kann und wie stark ich bin, mir soviele zu "erobern"). Dabei war auch der Wille des Mannes wichtig allein seine Gene weitergeben zu wollen.
Dieser Faktor war auch der Vorteil der Monogamie. Als die Menschen sesshaft wurden, trafen sie nicht mehr so oft auf andere Sippen, die Gefahr der Inzucht und damit eine geringere Produktivität an Nachwuchs war gegeben. Deshalb waren jene Sippen erfolgreicher, deren Männer sich allein mit jener Frau einließen, die nicht aus der Nachbarschaft und Verwandtschaft war, sondern aus einer anderern Sippe, auf die man in den zwei- oder dreimal im Jahr stattfindenden Tauschmärkten traf. Zudem war der Wille des Mannes seine Familie zu verteidigen stärker, wenn er sicher sein konnte, dass alle Kinder dieser Familie von ihm stammten und somit seine Gene weitergegeben wurden. Zu diesem Zeitpunkt flossen allerdings auch schon andere kulturelle, religiöse Faktoren mit ein, ob Polygamie oder Monogamie praktiziert wurde.
Wir sprechen hier übrigens von zehntausenden von Jahren menschlicher Kulturgeschichte, wobei die Geschichte, die wir als solche bezeichnen, gerade mal ein Bruchteil unserer eigentlichen menschlichen Entwicklung abdeckt. Wir sind also weitaus mehr von unserer Frühzeit geprägt, als von der vermeintlichen vernunftgetriebenen Zivilisation der vergangenen 4000 Jahre.
Servus
