Münek hat geschrieben:Wir sprechen hier über den alttestamentlichen altjüdischen Stammesgott JAHWE - und zwar so, wie er sich selbstoffenbarend in den "Heiligen Schriften" seinem Volk präsentierte.
OK - wenn man die Sache völkerkundlich (also nicht theologisch) angeht, hast Du recht.
Münek hat geschrieben:Du hast ja Deine Gottesvorstellung außerhalb der Bibel gewonnen. Wenn Du dennoch nicht von ihr lassen kannst, solltest Du sie schon ein bisschen ernster nehmen.
Das ist ein höchst verzwicktes Thema - denn wir haben:
a) die Bibel-Verfasser
b) die Handlungs-Figuren innerhalb der Bibel
c) die Rezipienten dieser Schriften (also das damalige Volk)
d) die Quellen-Lage in hebräisch
e) die Quellen-Lage in griechisch
f) die Übersetzungen daraus
g) die (offiziellen) Exegesen daraus - und das noch mit all ihren Veränderungen über 2000 Jahre
Jeder dieser Punkte von a) bis g) kann eigene Standpunkte haben - zur jeweils selben Textstelle.
a) hatten eigene Interessen
b) haben etwas gesagt, dessen Tragweite sie nicht immer verstanden haben
c) hat genauso mechanistisch geglaubt wie heute
d) ist unvollständig
e) hat d) verändert
f) hat d) und e) verändert
g) ist (nolens volens) oft dem eigenen Zeitgeist mehr verpflichtet als dem Geist dessen, was man im Original oft nicht versteht (da hätte 2Lena einiges dazu zu sagen)
Es gibt also nicht DIE Bibel, sondern immer nur Chiffren, die man als gläubiger Mensch entziffern kann - oder manchmal auch nicht. Ein mühsames Geschäft. Und eines ist aus meiner Sicht klar: Ein Ungläubiger kann nur schwerlich über das AT zu einem authentischen (also geist-gerechten) christlichen Glauben kommen - das geht umgekehrt: Man muss vorher wissen oder fühlen, was man sucht.
So auch bei mir: Mir ging es darum, aus meinem (ziemlich abgeschlossenen) Glaubensbild (in meiner Sprache: Gott = Liebe = Aufhebung jeglicher Dialektik - mit allen Konsequenzen!) heraus zu überprüfen, wo es in Schriften zu finden ist - und da bin ich bei der Bibel gelandet. - Und zwar deshalb, weil dort zwischen all dem Dunkel immer wieder einmal Sätze und Figuren kommen, die aus meiner Sicht ohne diese unendliche Substanz Gottes nicht möglich wären - einige Beispiele:
Josef, Bileam (Teil 1!), Hannah, Noomi, Rut, etc. - übrigens oft Nebenfiguren. - Und dabei ist mir eine Dialektik aufgefallen, die wirklich schwer zu erklären ist: Es scheint so, als seien die Geringeren oft die spirituell Weiteren - umgekehrt: von Abraham bis David scheinen die Protagonisten der Heilsgeschichte überdurchschnittlich viel Dreck am Stecken zu haben - hier würde sich beispielsweise eine Diskussion über Ismael - Isaak und Esau - Jakob lohnen. - So als wären heilsgeschichtliche Funktionen und persönliche Eigenschaften gegenläufig - was natürlich der gängigen Exegese widerspricht, dernach ein "großer" heilsgeschichtlicher Funktionsträger auch ein "großer"Mann zu sein hat.
Jetzt bin ich ausgeschweift - es soll ganz einfach zeigen, dass es nicht so einfach ist, einfach ein (auch noch bescheuert übersetztes Zitat) zur Falsifizierungs-Grundlage zu nehmen - und das wär's dann. - Um noch einen Schritt weiterzugehen: Mein Verdacht wird immer mehr genährt, dass man nach einigen Jahrhunderten der De-Transzendentierung (auch ein neues Wort

) überhaupt nicht mehr den Zugang zur eigentlichen Substanz des Geistigen hat - "Hiob" lässt grüßen. - Wir sind geistig VOR dem Buch Hiob. - So - und jetzt bin ich schon wieder ausgeschweift.
