Ich weiß, dass ich nichts weiß

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#41 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » Sa 20. Sep 2014, 10:46

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Man könnte genau so gut sagen: ich atme, also bin ich
Nein - das Atmen gehört bereits zu den "Res extensa" - es könnte bereits eine Illusion sein.
Nein, es passt.
Das einzige, was "ich atme" bewirkt, ist die res extensa mit de res cogitans verschmelzen zu lassen.

Außerdem lässt sich die Atmung im Experiment nachweisen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#42 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von closs » Sa 20. Sep 2014, 11:15

Pluto hat geschrieben:Außerdem lässt sich die Atmung im Experiment nachweisen.
Innerhalb der "Res extensa" ist das selbstverständlich möglich. - Was hat das mit unserer Frage zu tun?

Pluto hat geschrieben:Das einzige, was "ich atme" bewirkt, ist die res extensa mit de res cogitans verschmelzen zu lassen.
Schon - aber das "Res cogitans" ist unabhängig davon definiert, ob es per Atmung mit den "Res extensa" verbunden ist oder nicht.

Pluto
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#43 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » Sa 20. Sep 2014, 11:31

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Außerdem lässt sich die Atmung im Experiment nachweisen.
Innerhalb der "Res extensa" ist das selbstverständlich möglich. - Was hat das mit unserer Frage zu tun?
Alles!
Der Grund warum Descartes einen ihm wohlgesinnten Gott für sein cogito ergo sum braucht, liegt in seiner Vorstellung der Dualität von Körper und Geist. Mit anderen Worten: Descartes ist Gefangener seiner eigenen falschen Philosophie.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das einzige, was "ich atme" bewirkt, ist die res extensa mit de res cogitans verschmelzen zu lassen.
Schon - aber das "Res cogitans" ist unabhängig davon definiert, ob es per Atmung mit den "Res extensa" verbunden ist oder nicht.
Descartes Denkweise war einwandfrei, bis auf die Annahme einer Körper/Geist Dualität. Hätte Descartes seinen Existenzbeweis in der Wirklichkeit der res externa gesucht, wäre alles sauber experimentell nachweisbar.

NUR die rational mit nichts zu rechtfertigende Annahme einer unabhängigen res cogitans bedingt, dass er einen ihm gutgesinnten Gott setzen muss.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#44 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von closs » Sa 20. Sep 2014, 11:40

Pluto hat geschrieben: Mit anderen Worten: Descartes ist Gefangener seiner eigenen falschen Philosophie.
Damit würde man ihm aber gerade das nehmen, was ihn wertvoll macht (ansonsten wäre es ein x-beliebiger Methodiker). - Es wird nur heute nicht mehr verstanden, dass seine Philosophie richtig war. - Er hatte noch die geistige Kompetenz der Zeit vorher UND bereits die methodischen Sinn für die Untersuchung der Natur. - Mehr geht eigentlich nicht.

Pluto hat geschrieben:Hätte Descartes seinen Existenzbeweis in der Wirklichkeit der res externa gesucht, wäre alles sauber experimentell nachweisbar.
Dann hätte er sich aber geistig disqualifiziert - und das war, im Gegensatz zu heute, damals ein Schimpf.

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sven23
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#45 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von sven23 » Sa 20. Sep 2014, 11:54

closs hat geschrieben:Schon - aber das "Res cogitans" ist unabhängig davon definiert, ob es per Atmung mit den "Res extensa" verbunden ist oder nicht.

Dann versuch mal die Luft anzuhalten und gleichzeitig zu denken. Nach ein paar Minuten ist Schluss mit lustig. :lol:

Der Dualismus von Körper und Geist ist doch eigenlich schon lange Schnee von gestern.
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#46 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von sven23 » Sa 20. Sep 2014, 11:59

closs hat geschrieben: Damit würde man ihm aber gerade das nehmen, was ihn wertvoll macht (ansonsten wäre es ein x-beliebiger Methodiker). - Es wird nur heute nicht mehr verstanden, dass seine Philosophie richtig war. - .

So ganz scheinst du ihn aber auch nicht verstanden zu haben, sonst würdest du nicht behaupten, daß er sich in Bezug auf seine Annahme eines nicht täuschenden Gottes geirrt hat. IMO hat er sich, seiner Logik folgend, nicht getäuscht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#47 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » Sa 20. Sep 2014, 12:38

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Mit anderen Worten: Descartes ist Gefangener seiner eigenen falschen Philosophie.
Damit würde man ihm aber gerade das nehmen, was ihn wertvoll macht (ansonsten wäre es ein x-beliebiger Methodiker).
Nein, Warum?
Descartes war ein großartiger Rationalist und ein noch größerer Mathematiker. Sein cogito ergo sum ist eine wesentliche Erkenntnis (auch in der Wissenschaft), ganz unabghängig von seinem Postulat der Dualität.

Descartes Denkfehler war der Dualismus. Mit seiner Trennung zwischen Körper und Geist sorgte er für eine 3 Jahrhunderte währende Trennung zwischen Psychiatrie und Medizin, die zahllosen Menschen in den Anstalten enormes Leid verursachte. Das ist mE das eigentliche Verbrechen des Körper/Seele Dualismus von Descartes.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Hätte Descartes seinen Existenzbeweis in der Wirklichkeit der res externa gesucht, wäre alles sauber experimentell nachweisbar.
Dann hätte er sich aber geistig disqualifiziert - und das war, im Gegensatz zu heute, damals ein Schimpf.
Genau! Er konnte/durfte seinem Zeitgeist nicht widersprechen. Das meinte ich vorhin, aos ich sagte, er sei Gefangener seiner eingenen falschen Philosophie.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#48 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von closs » Sa 20. Sep 2014, 16:03

Pluto hat geschrieben: Sein cogito ergo sum ist eine wesentliche Erkenntnis (auch in der Wissenschaft), ganz unabghängig von seinem Postulat der Dualität.
Sein "Cogito ergo sum" wäre in seiner Bedeutung nicht möglich, würde man "Res cogitans" und "Res extensa" nicht als ZWEI Kategorien betrachten.

Pluto hat geschrieben: ganz unabghängig von seinem Postulat der Dualität.
EIGENTLICH ist es ja kein "Dualismus", wenn an Materie als Ableitung von Geist versteht - das Christentum versteht sich NICHT als dualistisch.

Pluto hat geschrieben: 3 Jahrhunderte währende Trennung zwischen Psychiatrie
Das ist wirklich ein echtes Problem: Wann behandelt man den Körper, um seelische Qualen zu lindern - wann behandelt man die Seele, um körperliche Qualen zu lindern.

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#49 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Scrypt0n » Sa 20. Sep 2014, 18:24

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: ganz unabghängig von seinem Postulat der Dualität.
EIGENTLICH ist es ja kein "Dualismus"
Doch. Dazu darfst du ruhif die Begriffsdefinition von "Dualismus" nachschlagen.

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#50 Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß

Beitrag von Pluto » Sa 20. Sep 2014, 18:35

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Sein cogito ergo sum ist eine wesentliche Erkenntnis (auch in der Wissenschaft), ganz unabghängig von seinem Postulat der Dualität.
Sein "Cogito ergo sum" wäre in seiner Bedeutung nicht möglich, würde man "Res cogitans" und "Res extensa" nicht als ZWEI Kategorien betrachten.
Warum denn um Himmels Willen, nicht?

closs hat geschrieben:EIGENTLICH ist es ja kein "Dualismus", wenn an Materie als Ableitung von Geist versteht - das Christentum versteht sich NICHT als dualistisch.
Wie geht das mit der Unsterblichkeit der Seele, ohne dass man einen Dualismus (in welcher Form auch immer) annimmt?

closs hat geschrieben:Wann behandelt man den Körper, um seelische Qualen zu lindern - wann behandelt man die Seele, um körperliche Qualen zu lindern.
Keine leichte Frage, welcher man jetzt, mit 3 Jahrhunderten Verspätung, langsam auf die Spur kommt.
Nochmals: Der Dualismus ist in der modernen Medizin ein Skandal aller erster Ordnung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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