Pluto hat geschrieben:Ich aber sprach von einer freien Wahl. Diese Wahl hatten schon A&E als sie von der Frucht der Erkenntnis aßen. Diese Freiheit, sich zu entscheiden, hat jeder Mensch.
Das ist wirklich richtig - nur was bedeutet es?
Meint man es objektiv? Dieses oder jenes geht, anderes geht nicht. - Oder subjektiv: "Ich erkenne verschiedene Möglichkeiten?" - Riesen-Unterschied. - Was ist diese Freiheit wert, wenn man subjektiv nur zwischen Nike und Adidas unterscheiden kann, weil man nichts anderes gelernt hat?
Pluto hat geschrieben:Ich bin durch die Suche zwar fündig, aber kein Bisschen klüger geworden.
Gibt es also "stammes-göttisch" auch noch nicht - ts,ts. - Gemeint ist damit, dass ein Volk oder ein Stamm einen Gott für sich beanspruchen, dem sie dienen - wie in einer Monarchie. - Diese Art von Spiritualität (wenn es überhaupt eine ist) hat nichts zu tun mit der universalen Spiritualität, die völlig unabhängig von ethnischen oder politischen Parametern abhängig ist - deshalb der Unterschied zwischen Volks-Gott resp. Stammes-Gott (dieses Wort gibt's aber, glaube ich, schon) und universalem Gott.
Pluto hat geschrieben:Was meinst du mit "Es-ist-so"?
Dazu ist Dein (und mein) geliebter Shakespeare ein gutes Beispiel - denn er ist ein Meister des wertungsfreien Phänomens - einige Beispiele (aus dem Gedächtnis):
"You look so green", lässt Shakespeare sagen - sein Nachahmer Davenant (der Shakespeares "Macbeth klassizistisch umschreibt) schreibt hier "You look so fearful". - Was tut Davenant? Er sieht aus dem Zusammenhang, dass die betroffene Person ziemlich miserabel drauf ist und deshalb "green" aussieht (gemeint ist damit das fahl-grau-grüne Gesicht, wenn es einem so richtig schlecht geht) - und interpretiert es: "Aha - dem geht's schlecht - aha - deswegen - der fürchtet sich ja - also 'fearful'".
Oder Shakespeare lässt sagen: "Your way to dusty death" - Davenant setzt dagegen: "Your way to eternal night". - Hier dasselbe: Shakespeare beschreibt das Phänomen - der Mensch ist tatsächlich am Ende wieder Erde/Staub - Davenant interpretiert es: "Aha - wenn ein solcher Wüstling stirbt, bedeutet es ja, dass er nicht erlöst ist - also 'eternal night'".
Davon gibt es 100e an Beispielen bei Shakespeare - er zeigt lakonisch das Phänomen, ohne zu werten. - Ob der eine Mensch jetzt "green" ist, weil Angst oder Durchfall hat, ist ihm egal. - Ob der andere Mensch zum "dusty death" geht, weil er in den Himmel oder in die Hölle geht, ist ihm egal. - Er lässt das Phänomen sprechen - und macht es somit für jeden Leser interpretierbar - egal ob es ein Zeitgenosse oder einer in 500 Jahren ist - BEIDE werden es zeitlos verstehen.
Dass dann natürlich jeder Leser doch interpretiert, ist klar. - Aber jemand, der in 500 Jahren nicht mehr weiss, was mit "eternal night" gemeint ist, stolpert nicht, wenn er das zeitlose Phänomen vorgesetzt wird: "Der Mensch stirbt und wird wieder zu Erde".
Genauso scheint das AT geschrieben zu sein - zumindest glaube ich das der phänomen-orientierten Übersetzung von Buber entnehmen zu können. - Dem gegenüber stehen die griechisch-europäischen Übersetzungen, die dem Geist nach eher Davenant ähneln. - Kommt die MEssage rüber?