Eugen Drewermann hat geschrieben: Wir sind auf der Suche nach Gott ... und streifen mit unserer Stirn die Sterne während wir noch im Staube stehen.
"Bälle mal schön flachhalten"

Von der ehemaligen DDR mal ganz abgesehen, die ja gegenwärtig als gottlosester Flecken der ganzen Erde gilt (nur etwa 8% dort glauben an einen Gott).
Was unterscheidet einen Tschechen (16% dort glauben an einen Gott) von einem Malteser, die europaweit am Fleißigsten bekennen (94% der Malteser glauben an Gott)? Tradition? Sind Malteser einfach nur dümmer oder offenbar sogar die dümmsten Bürger Europas, wenn man mit dem Argument kommt, Götter braucht man, um Unverständliches zu verstehen? Alles kulturell bedingt oder einfach bequem? Geht es dem gottlosen Tschechien besser als dem frommen Malta? Ist alles nicht einfach egal?
Thomas hat geschrieben: Die Fragestellung selbst ist unwissenschaftlich, denn sie enthält bereits eine adHoc Annahme (die Götter wurden von Menschen geschaffen). Aber sie ist gültig, wenn sie entsprechend umformuliert wird. Also die umformulierte Fragestellung: Die Menschen haben in allen Kulturen und Zeiten Vorstellungen von Gott oder Göttern. Diese greifen teils tief in die tägliche Lebensgestaltung ein und bilden oft die Basis für ein funktionierendes Gemeinwesen. Was sind die soziologischen und psychologischen Gründe für ein solches Bedürfnis nach Göttlichkeit.
Cool, danke schön! Du hast es viel besser gefragt

Thomas hat geschrieben: 1.) Es zählt zu den elementaren Bedürfnissen von Menschen gerecht behandelt zu werden. Menschen sind aber bestechbar und abhängig von Machtverhältnissen. Es gibt also viele Untaten, die ungesühnt bleiben, es sei denn, es gibt einen Gott, der auch menschlich ungeahndete Untaten sühnt.
Gott quasi als imaginärer Richter und Henker, dem man all seine Feinde, gegen die man nicht bestehen kann, überläßt, daß er sie richte. Im Grunde ein Ventil, um seinem Frust Luft zu machen, siehe dazu vielleicht die Fluchpsalmen?
Thomas hat geschrieben: 2.) Menschliche Gesellschaften (zumal früher) sind pyramidial, d.h. es gibt immer einen der "oben" ist. Gibt es einen Gott ist der auch nicht oben, sondern hat selbst ein Chef, dem er Rechenschaft schuldet.
Hier auch wieder: Man kann nicht akzeptieren, daß ein Mensch höher steht und gewonnen hat, auch dieser muß sich einem imaginären Wesen beugen, unter dem alle gleich sind. Wieder eine Form der Frustbewältigung?
Thomas hat geschrieben: 3.) In Gesellschaften bilden sich im Verlauf der Zeit Prozesse, Rituale und Verhaltensweisen aus, die die Gemeinschaft definieren. Menschen benötigen oft einen Grund, warum die einzuhalten sind. Werden diese göttlich legitimiert, dann ist die Veränderungsrate kleiner und der Zusammenhalt der Gesellschaft besser (ein Problem in unserer multikulturellen Welt, wo es nichts mehr gibt, was "richtiges" Verhalten angeht)
Klar benötigen Menschen Gründe und göttliche Legitimation! Mal blöd gefragt: Was macht es für einen Sinn, welcher Weltanschauung ich folge, wenn kein Gott dahintersteht? Warum sollte ich nicht mit Lust und Liebe Nazi oder Sektenführer sein, wenn es doch keinen Gott gibt, der diesen Unfug straft? Ohne Gott ist alles nur menschlich.
Thomas hat geschrieben: 4.) Alle Menschen suchen einen Sinn, eine Bedeutung ihres Lebens, sei es noch so gering. Gibt es Gott, dann hat dieser die Macht, selbst den Kleinsten zu beachten und seinem Leben Sinn und Hintergrund zu verleihen.
Ich habe gerade überlegt, warum wir unseren Kindern so schöne Namen geben und nicht einfach nüchterne Tatsachen als Namen vergeben. Warum heißen wir nicht nach unserem Geburtsdatum und -ort und -zeit einfach 050396/MTK/1935? Vielleicht etwas unpraktisch, aber wir machen aus unseren Kindern schon viel mehr als sie nüchtern betrachtet sind: Relativ komplex entwickelte Zellklumpen; wie Andreas Gryphius so schön ausdrückte:
Andreas Gryphius hat geschrieben: Mein Körper ist nicht mehr als Adern, Fell und Bein.
Und die unbequemen Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Anfang und Ende des Daseins... Tja, die überfordern uns trotz aller Götter. Ich schwanke oft bei dem Gedanken, was war, bevor alles war, also vor dem Universum und allem. Man mag nicht drüber nachdenken.
Liebe Grüße, Simplicio.