die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#401 Re: die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Beitrag von closs » Do 4. Sep 2014, 00:47

Scrypt0n hat geschrieben:Dann ist dein Standpunkt auch hier unbiblisch, weil der Bibel widersprechend.
Im Himmel steht also tatsächlich ein Thron. :angel: :angel:

Scrypt0n hat geschrieben:Dann darf die Nachbarsgans sicherlich auch als Gott in Daseins-Gestalt verstanden werden
Wenn jemand so verwirrt ist, wird er es möglich machen.

Scrypt0n hat geschrieben: Das ist klassisches Menschenmaß auf Schatten-Ebene

Richtig
Wir haben ja nichts anderes - und sollten deshalb wissen, dass es mehr geben kann, als wir KR-mäßig fassen können.

Scrypt0n hat geschrieben:Sollte es ihn geben bin ich mir sicher, er ist sich dessen durchaus bewusst. Gott ist ja nicht dumm!?
"Lass Dich überraschen" (Rudi Carell)

Scrypt0n hat geschrieben:Ergo ist Gott eine gedankenlose, unpersönliche Marionette
Vollkommen abstruse Fehldeutung - auch bei mehrfacher Wiederholung. - Du machst Gott zum Büttel Deiner menschlichen Beschränktheit (ist nicht persönlich gemeint - jeder Mensch ist beschränkt - aber man sollte ihn nicht zum Büttel machen).

Scrypt0n hat geschrieben:Weshalb soll/muss dieser "göttliche Wille" dann eine "Persönlichkeit" besitzen bzw. ein "Bewusstsein".
Weil das dialektisch Aufhebende (hier: Gott) eines Aufzuhebenden (hier: Mensch) alle authentischen Wesenseigenschaften des Menschen ("Und es war sehr gut") mitaufhebt, also in sich trägt. - WENN also der Mensch "Person" ist, ist diese "Person" aufgehoben in Gott. - Wie aufgehobene Zeit somit im Aufhebenden zu "Über-Zeit" wird (wertfrei - ohne dass man wissen müsste/KÖNNTE (!), was das ist), würde menschliche "Person" in Gott zu "Über-Person".

Scrypt0n hat geschrieben:Der göttliche Wille wäre seit seiner (gerne auch ewigen) Existenz selbst an alles gebunden
In Gottes Wesen gibt es kein "seit".

Scrypt0n hat geschrieben: aber ein Bewusstsein soll Gott trotzdem besitzen, weil das, was für die Zeit gilt, für andere Dinge (bei denen es dir wohl nicht zu passen scheint) nicht gilt?
Gut beobachtet. - Es wäre als "Über-Bewusstsein" zu bezeichnen (wertfrei - ohne dass man wissen müsste/KÖNNTE (!), was das ist).

Scrypt0n hat geschrieben:Ich halte dies alleine aus physikalischen Gründen für unmöglich
Stimmt - ein starkes Argument dafür, dass Gott nicht Teil unserer Physik sein kann.

Scrypt0n hat geschrieben:Es liegt keine Verschlüsselung vor
Sicherlich hast Du insofern recht, dass die Bibel-Schreiber nicht gesagt haben: "Yippie - jetzt verschlüsseln wir mal". - Die Verschlüsselung liegt darin, dass der Mensch Geistiges nur in Verschlüsselung schreiben KANN. - "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis" (Goethe).

closs
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#402 Re: die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Beitrag von closs » Do 4. Sep 2014, 00:56

Scrypt0n hat geschrieben:Ja, merkt man
Deshalb mein Hinweis auf Profis.

Scrypt0n hat geschrieben:Warum denn nicht?
Weil Selbst-Erlösung keine Erlösung ist - aber das ist zugegebenerweise ein Glaubenssatz. - Für mich wäre das Christentum dann eine Wald-und-Wiesen-Religion ohne universalen Anspruch.

Scrypt0n hat geschrieben:Eben nicht; im Kontext gibt nichts die Trinität her
Oh Mann - meinst Du wirklich, die Abertausenden katholischen und evangelischen Theologen sind alle Vollpfosten, die die Bibel nicht im Kontext lesen können?

Scrypt0n hat geschrieben:Weshalb muss man sich das vorstellen können?
Naja - aber man könnte eventuell eine eigene Behauptung in Bezug auf "Schöpfung" im Kontext der Genesis erklären. :engel:

Scrypt0n hat geschrieben:Ja, die Bibelschreiber wohl auch nicht.
Davon ist auszugehen. - Man schreibt in seiner Zeit mit den Möglichkeiten der Zeit. - Damit konnte man alles sagen im Verständnis der Zeit, aber nicht in unserem Verständnis - man muss geistig übersetzen (2Lena würde mich jetzt loben :geek: ).

Scrypt0n hat geschrieben:Da noch einige Ausführungen offen sind
Ist nicht erkennbar für mich. - Manchmal vergesse ich wirklich was - aber Du neigst schon dazu, Antworten, die Dir nicht passen, zu ignorieren und Deine Fragen als "unbeantwortet" erneut einzustellen.

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Naqual
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#403 Re: die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Beitrag von Naqual » Do 4. Sep 2014, 19:42

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben: Nachdem jede Seite auch den Heiligen Geist für sich in Anspruch nimmt, sind solche Aussagen, sorry, immer etwas müßig.
Die Aussage an sich ist schon richtig - nur deren Umsetzung ist letztlich nicht falsifizierbar - klar. - Aber was ist die Alternative? - Dass man mit falsch ausgelegten Bibel-Zitaten "objektiver" wird? - Das Grund-Problem bleibt also.
Warum dann nicht mehr ein wenig Bescheidenheit und nicht den Heiligen Geist für sich in Anspruch nehmen?
Wobei man sich durchaus ja selbst prüfen kann (bis zu einem bestimmtem Punkt). Der Heilige Geist als Wirkung des EinenGottes wird die Liebe fördern. Wenn eine Interpretation lieblos wird, würde ich schon ein ganz großes Fragezeichen machen.

Naqual hat geschrieben:In der unitarischen Sicht ist Jesus ein göttliches Wesen direkt neben Gott
Stop - allein das kommt mir schon verwaschen vor. - Dass Jesus Mensch ist, gilt ja auch bei den Trinitariern ("wahrer Mensch und wahrer Gott"). - Aber was ist ein "göttliches Wesen"? Ist das ein Mensch? Sind wir beide "göttliche Wesen"?
Im Potential ja. In Wirklichkeit wohl nicht. Also ich nicht. ;)
Wie genau willst Du denn "göttliches Wesen" wissen? Also aus der Bibel heraus betrachtet, bliebe der Sachverhalt diffus. Die Bibel definiert nicht, sie beschreibt fragmentarisch.
Für mich wäre ein göttliches Wesen z.B. ein Mensch, der den Egoismus tatsächlich überwunden hat und sein ganzes Leben dem opfert, dass aus dieser Welt eine bessere wird - für alle.

Naqual hat geschrieben: Im trinitarischen Verständnis bringt sich Gott als Opfer selbst um. Für meinen Geschmack klingt das etwas seltsam.
Aber genau da spielt die Musik.

Gott lebt ja nicht "Millionen Jahre", sondern "ist" in jeglicher Gegenwart über der Zeit. - Der Tod im Dasein ist in Bezug auf dieses göttliche Sein über der Zeit gleichzusetzen mit einer Rückkehr in dieses Sein "über jeglicher Zeit". - Dass es überhaupt stattfindet, hat doch seinen Sinn darin, dass dem Menschen der Weg in seine eigene Existenz-Form nach dem Daseins-Tod gezeigt wird.
Menschen brachten Opfer zu Gott. Sie brachten damit zum Ausdruck, dass sie Gott ehren und um seine Barmherzigkeit bitten. Sie gaben etwas von sich, was Ihnen wichtig und bedeutsam war (deswegen gab es ja großzügigere Opferregeln im AT für Arme, z.B. Taube statt Lamm). Es war auch eine Möglichkeit, die Aufrichtigkeit der eigenen Motive bzw. ihre Stärke zu prüfen. Auf diesem HIntergrund betrachtet wirkt es wirklich abstrus, dass ein Gott sich selbst opfert (im doppelten Wortsinn). Existenzform hin oder her.

Naqual hat geschrieben:Ob ein Selbstmord, wenn auch göttlich, ethisch ehrenhafter in unserer Vorstellung sein soll, als eine Ausgleichsrache für Sünden durch die Liquidierung eines anderen, vor allem Unschuldigen, sehe ich auch nicht ein. Hat mir bisher auch keiner erklären können.
Mir auch nicht - da wird exegetisch furchtbar viel Schwachsinn verzapft.

Das "Vergelten" Gottes wird im Menschenmaß gerne dargestellt als "Ausgleichsrache" - "Ihr habt mir eine reingehaut - bis ich Euch keine zurückgehaut habe, ist es nicht vergolten". - Dies ist die Transformierung einer spirituellen Sache in eine weltliche Sache.
Hier sind wir uns einig. Aus der Liebe Gottes heraus betrachtet, kann es Vergeltung nicht geben. Aber erzieherische Hilfestellung - und wenn nötig ein wenig unangenehm.
Vergebung ist ja auch der Verzicht von Vergeltung. Jemand tut mir etwas Böses. Dann will ich vergelten und werde damit böse. Etwas anderes wäre, dem anderen helfen zu wollen, mit dem Unangenehmen, das man dem anderen tut, z.B. damit er mit dem Bösen aufhört.
Die Ausgleichsrache ist eigentlich die normale menschliche Reaktion, die in der Satisfaktionstheorie Gott untergejubelt wird.
Was wäre das für ein Gott, der von uns kleinen Menschen fordert, wir mögen vergeben (und damit nicht vergelten!), er selbst braucht aber ein Sühnopfer, weil sonst sein Vergeltungsdrang jegliche Barmherzigkeit verhindert.


Die spirituelle Sache lautet (sorry - jetzt könnte es etwas kryptisch werden :oops: ): Der Mensch ist in seinem Hineingeworfen-Sein in das Dialektische des Daseins unfähig, den Weg zurück ins "Alles in Einem" zu finden. - Das ist wie ein Reißverschluss, der zu war ("Paradies"), geöffnet wurde ("Sündenfall"), also jetzt auseinanderklafft, und aus eigener Kraft nicht mehr geschlossen werden kann. - In diesem Sinne kann "Vergeltung" genauso als "Wieder-Gut(!!)-Machung", also "Wieder-Zumachung-des-Reißverschlusses" übersetzt werden. - Klingt gleich ganz anders, nicht wahr?
Hm, gefühlsmäßig wäre ich mich ein wenig um den Begriff Vergeltung rumzumachen. Wenn man den Begriff umdefiniert, geht es natürlich auf. Vergeltung als "wer Böses tut wird Böses ernten" ist eigentlich keine Negative Vergeltung, sondern wäre ein positiver Umstand, erzieherisch. Wenn der Betroffene es nicht wahrhaben will, ist dies natürlich ein anderes Ding.
Der Clou am Kreuz ist, der härteste überhaupt: Jesus vergibt bedingungslos denen, die ihn gekreuzigt haben. Also sogar Ungläubigen. Damit hat Jesus demonstriert, dass ihm das Böse nichts anhaben kann, er wird nicht böse dadurch.
Dieser Aspekt des Kreuzes wird leider schnell übersehen.



Naqual hat geschrieben: Zu kreuzigen ist der eigene Egoismus.
Ja - das stimmt ja wirklich. - Nur: Dann hätte ein Nur-Mensch die Menschheit erlöst - also Selbsterlösung. - Das schließe ich nach meinem Glaubensbild aus - das ist wirklich der einzige Grund, warum ich Trinitarier bin - ein INHALTLICHER Grund.
Wieso? Wenn Gott mir durch einen Nur-Menschen hilft, ist es trotzdem noch Gott. Auch der Unitarier weiß, dass er göttliche Hilfe braucht. Und trotzdem ist man bei der Selbsterlösung auch selbst aktiv. Geht ja gar nicht anders.
Jesus als das konkretisierte Beispiel für aktive Nachfolge erfordert sogar, dass er Mensch ist. Einem Gott kann ich nicht folgen. Für mich würdigt es sogar das Kreuz runter, wenn man Jesus zu Gott macht. Ist doch ne leichte Übung, sich mal töten zu lassen, wenn man allmächtig, unsterblich und allwissend ist. Klingt makaber, aber ist doch so. Die Göttlichkeit Jesus findet alleinig darin seinen Ausdruck, dass er als Mensch so agierte!



a) Wie mache ich Gott/Jahwe wahrnehmbar als Schöpfer der Welt/"Chef" allen Seins? - Offenbarungs-Antwort: Als "Vater". - "Vater" steht traditionell für "Chef" und "Erzeuger".
b) Wie mache ich Gott/Jahwe wahrnehmbar als Wirkgröße göttlicher Präsenz in aller Schöpfung? - Offenbarungs-Antwort: Als "Heiliger Geist".
c) Wie mache ich Gott/Jahwe wahrnehmbar als Erlöser des Menschen? - Offenbarungs-Antwort: Als "wahrer Gott und wahrer Mensch" in Jesus.
Als Vater wird er offenbar durch seine Schöpfung. Der Heilige Geist ist das Wirken genau dieses Gottes im Menschen, ohne dass nun Gott eine spezielle personale Äußerungsform bräuchte. Das ist so als wenn ich mit spreche, dann verstehe ich Sprache auch nicht als zweite Manifestation meiner selbst, die unabhängig von mir agieren könnte.

In der Funktion c) ist (bspw.) Allgegenwärtigkeit nicht vorgesehen - Jesus soll doch als Mensch leben und fühlen. - Die Allgegenwärtigkeit wird abgedeckt vom "Vater im Himmel". - NACH dem Kreuzestod sind die Funktionen "Vater" und "Sohn" wieder vereint - Mission beendet.
Wobei Du hier von der Trinitätslehre sehr abweichst.
Die Dreieinigkeitslehre geht davon aus, dass Jesus gleichzeitig Gott und gleichzeitig Mensch, beides jeweils in Gänze sei. Und das geht hinten und vorne nicht auf. (Jesus war nicht allwissend, Jesus war nicht allgegenwärtig, Jesus konnte sich weiterentwickeln in seiner menschlichen Reife, usw.) Da werden die Begriff Gott und Mensch verwischt.



Naqual hat geschrieben:"nicht mein Wille geschehe, sondern Dein Wille, Vater, geschehe"
"Nicht der von mir als "wahrer Mensch" wahrgenommene, gefallene Wille geschehe, sondern der von mir als "wahrer Gott" wahrgenommene göttliche Wille geschehe". - Um es ganz anders zu sagen: Jesus hätte den Kelch gar nicht an sich vorbei gehen lassen KÖNNEN. - Aber er hatte in sich die maximale Spannung zwischen menschlicher Abgefallenheit und göttlicher Wahrheit - und das ist im Grunde die Definition von "Leid": Die Spannung zwischen Ist- und Soll-Zustand - das Höchstmaß an dialektischer Spreizung - die Streckbank, an der man nach beiden Seiten bis zum Anschlag gezogen wird.
Trotzdem hat er dann zwei auseinanderlaufende Willen, die sich widersprechen. Damit ist er nicht mehr eins. Auch wenn das Göttliche schließlich überwiegt. Das von Dir Gesagte geht übrigens noch viel besser, wenn Jesus nicht Gott ist. Wenn Jesus dem Vater gehorcht. Die theoretischen Nachteile sind schlagartig alle weg. Ich hätte auch meine Zweifel, ob der einfache Fischer Petrus die Trinitätstheorie auch nur im Ansatz kapiert hätte.

Naqual hat geschrieben:Ich verstehe jetzt nicht, was Du meinst.
Warum wurde die Satisfaktions-Lehre überhaupt erfunden? - So habe ich es gemeint. - Denn diese Lehre vernebelt den eigentlichen Kern der Heilsbotschaft.
Ich spekuliere dann nur: es ist eine Verdrehung, die es dem Menschen sehr einfach macht. Der Kern des Kreuzes ist, dass der Mensch aktiv vergeben können muss in der Nachfolge Jesu, so wieder dieser (in der extremstmöglichen Ausformung).
Daraus macht man nun: Du brauchst keine Angst vor der Strafe Gottes zu haben, die hat er schon selbst getragen.
Damit muss man selbst nichts mehr machen im wesentlichsten Punkt. Das ist durchaus attraktiv.

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#404 Re: die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Beitrag von Naqual » Do 4. Sep 2014, 19:55

Tom hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Im trinitarischen Verständnis bringt sich Gott als Opfer selbst um.
Ich würde es anders ausdrücken, der Gott im Himmel ist schließlich noch da. Wie verstehst du diesen Vers?
2. Kor 5,19 (Luther 1984) hat geschrieben:Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.
Nur steht da eben nicht, Gott vergolt in Christus die Sünde. Es steht da "er rechnete ihnen die Sünde nicht zu". Also Vergebung, nicht Vergeltung. Die Wirkung der Vergebung ist die Versöhnung.
Wie verstehst Du es?

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#405 Re: die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Beitrag von closs » Do 4. Sep 2014, 22:50

Naqual hat geschrieben:Warum dann nicht mehr ein wenig Bescheidenheit und nicht den Heiligen Geist für sich in Anspruch nehmen?
Man weiss ja nie, ob man ihn wirklich hat - man kann es nur anstreben. - Jedenfalls ohne HG geht gar nichts - das merkt man immer wieder an den merkwürdigsten Bibel-Exegesen.

Naqual hat geschrieben:Für mich wäre ein göttliches Wesen z.B. ein Mensch, der den Egoismus tatsächlich überwunden hat
Wäre es nicht unmissverständlicher, wenn man als höchste Stufe des Menschen ansieht, dass er seiner gottgewollten Ebenbildlichkeit so weit wie möglich gerecht wird? - "Göttlich" klingt immer so, als sei der Mensch irgendwie diffus auf einer Ebene mit Gott.

Naqual hat geschrieben: Auf diesem HIntergrund betrachtet wirkt es wirklich abstrus, dass ein Gott sich selbst opfert (im doppelten Wortsinn).
"Ihr Menschen schafft es nicht - ich, Gott, mache es Euch vor". - So ist es meines Erachtens gemeint.

Auch: "Ich, Gott, weiss, dass Eure Hinweingeworfen-Sein in den dialektischen Raum, also Eure Feld zu Erringung von spirituellem Eigen-Bewusstsein, für Euch mit Leid verbunden ist. - Da ich Euch liebe, trage ich dieses Leid für Euch (mit)".

Naqual hat geschrieben:Was wäre das für ein Gott, der von uns kleinen Menschen fordert, wir mögen vergeben (und damit nicht vergelten!), er selbst braucht aber ein Sühnopfer, weil sonst sein Vergeltungsdrang jegliche Barmherzigkeit verhindert.
Sehe ich genauso - dann aber sagt der Mensch: "Ja - der Mensch kann sich für Vergebung entscheiden - wenn er es nicht tut, ist es seine Verantwortung". - Übersehen wird dabei aus meiner Sicht, dass Liebe qua definitone bedingungs-los ist. - Dazu sind sogar Menschen fähig - also kann es allemal Gott.

Mir scheint sehr, dass das Einführen eines Menschenmaß-Schuld-Begriffs nicht dem göttlichen Willen, sondern gesellschaftlichen (säkularen) Normen geschuldet ist - das macht die Sache schwierig.

Naqual hat geschrieben: Damit hat Jesus demonstriert, dass ihm das Böse nichts anhaben kann, er wird nicht böse dadurch.
So ist es. - Hierzu passt, dass "Gericht" urtextnah (M.Buber) mit "Bewahrheitung" übersetzt wird - der Mensch wird also der Wahrheit zugeführt, um in sie aufgehoben werden zu können (vgl.: der breite Weg, der eine Sackgasse ist, bzw. wie ein Trichter in den schmalen Weg führt, bei dem keiner an Jesus vorbeikommt). - "Richten" heisst somit, etwas zurecht-richten - wie ein Chirurg einen Knochen "richtet". - Diese Universalität der christlichen Botschaft hat sich bei weiten noch nicht überall rumgesprochen.

Naqual hat geschrieben:Und trotzdem ist man bei der Selbsterlösung auch selbst aktiv.
Aktiv ist man - man hat es sogar in der eigenen Hand. - Und genau das glaube ich nicht.

Denn dann kommen wir schnell in Menschenmaß hinein - und in Prädestinations-Denke. - Beim Wort "Selbst-Erlösung" schüttelt es mich - als ob der Mensch quasi sich selbst aufheben könnte - klingt nach Münchhausen. - Dazu kommt, dass "Schuld" im Grunde ein objektives Attribut des Menschseins an sich ist - also im Menschlichen nicht aufgehoben werden kann. - Ich finde dieses Weg gefährlich, weil er Tür und Tor öffnet für spirituelle Selbst-Verwirklichungs-Szenarien. - Da stehe ich eher zur Gnadenlehre.

Naqual hat geschrieben:Für mich würdigt es sogar das Kreuz runter, wenn man Jesus zu Gott macht. Ist doch ne leichte Übung, sich mal töten zu lassen, wenn man allmächtig, unsterblich und allwissend ist.
Interessanter Gedanke - der bei mir auf Widerstand stößt.

Trinitarisch gesehen ist doch Jesus nicht nur "wahrer Gott", sondern auch "wahrer Mensch" - d.h.: Es ist keine leichte Übung, weil Jesus das alles als Mensch erleidet. - Hinzu kommt, dass er die maximale Spannung aus Soll-Zustand ("gut") und Ist-Zustand ("böse") erleidet. - Um es in einem Verständnisbild zu sagen:

Wenn Du Alkoholiker im Entzug wärest und Dir jemand eine offenen Schnapsflasche unter die Nase halten würde, könntest Du Dein Entzugs-Leid (kurzfristig) mildern, indem Du aus der Flasche trinkst. - Jesus kann das NICHT - er muss sich vom Satan in der Wüste die Schnapsflasche unter die Nase halten lassen, all das damit verbundene Leid ertragen, das um so größer ist, dass er dieser Versuchung gar nicht erliegen KANN - weil er gleichzeitig das Göttliche in sich trägt.

Naqual hat geschrieben: Das ist so als wenn ich mit spreche
Stimmt - ob Du Dich an "Vater", "Sohn" oder "HG" wendest, ist wurscht - es ist dieselbe Adresse.

Naqual hat geschrieben:Die Dreieinigkeitslehre geht davon aus, dass Jesus gleichzeitig Gott und gleichzeitig Mensch, beides jeweils in Gänze sei. Und das geht hinten und vorne nicht auf.
Es sei denn, man versteht diese Mischung als Funktion der göttlichen Selbstoffennbarung: "Ich, Gott, offenbare mich in Jesus beschränkt - weil ich das Erlösungs-Werk in menschlicher Gestalt vollbringen will". - Es ist in der Tat richtig, dass Jesus in seinem "Offenbarungs-Design" NICHT allmächtig ist - aber umgekehrt auch keiner anderen Macht unterliegen kann. - Deshalb verweist er ja auf seine eigentliche Wesens-Statt, die in der Chiffre "Vater" repräsentiert wird ("Ich und der Vater sind Eins").

Naqual hat geschrieben:Ich hätte auch meine Zweifel, ob der einfache Fischer Petrus die Trinitätstheorie auch nur im Ansatz kapiert hätte.
Gut möglich - Meta-Ebenen sind üblicherweise nicht innerhalb dessen verstanden, zu dem sie Meta-Ebenen sind. - Auch die authentischen Christen, die ich kenne, kapieren das nicht - bzw. fragen sie gar nicht danach. - Bei ihnen geht der Impuls von eigenem spirituellen Erkennen aus und nicht von reflektierenden Meta-Ebenen.

Mir fällt das auf, wenn ich mit richtig tiefgründigen Christen spreche. - Man spricht über etwas, ich komme mit meinen berüchtigten intellektuellen Sprüchen, die noch keiner so gehört hat - und jetzt passiert folgendes: Die Leute gleichen das ab mit ihrer eigenen spirituellen Erkenntnis - und nicken (meistens). - Will heißen: Man hat etwas in Worte gefasst, was sie substantiell bestätigen können, aber nie selbst in Worte gefasst haben.

Nebenbei: Ich habe noch nie gemanden getroffen, der über die Bibel Christ wurde - das läuft in der Praxis anders: Der spirituell Erkennende findet seine Erkenntnis in der Bibel wieder UND erweitert - man baut also auf, NACHDEM man spirituell erkannt hat. - Das ist das, was wir weiter oben als "HG" bezeichnet haben - ohne ihn ist die Bibel NICHTS.

Naqual hat geschrieben:Trotzdem hat er dann zwei auseinanderlaufende Willen, die sich widersprechen.
Tun sie doch nicht - Jesu Kampf ist nicht "Menschenwille contra Gotteswille", sondern die Vermeidung einer solchen dialektischen Konstellation.

Naqual hat geschrieben:Damit muss man selbst nichts mehr machen im wesentlichsten Punkt.
Blöderweise glaube ich das auch. - Aus meiner Sicht ist das Problem der Prädestinations-Lehre, dass die einen auserwählt seien und die anderen nicht - da muss ich als Allversöhner protestieren.

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#406 Re: die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Beitrag von Tom » Fr 5. Sep 2014, 19:05

Naqual hat geschrieben:
Tom hat geschrieben:
2. Kor 5,19 (Luther 1984) hat geschrieben:Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.
Nur steht da eben nicht, Gott vergolt in Christus die Sünde. Es steht da "er rechnete ihnen die Sünde nicht zu". Also Vergebung, nicht Vergeltung. Die Wirkung der Vergebung ist die Versöhnung.
Wie verstehst Du es?

Dein Argument war ja, wie Gott sich selbst opfern könne.

In dem Vers steht, wie Gott es fertig brachte, die Welt mit sich selbst zu versöhnen: Denn Gott war in Christus. Gott ist zum einen im Himmel und zum anderen in Christus. So konnte auch die Welt in Christus mit Gott im Himmel versöhnt werden. Da Gott in beidem war, war und ist Christus die Brücke zwischen der Welt und Gott. So verstehe ich es.

lg
Durch Zweifel gelangen wir zum Fragen und durch das Fragen erkennen wir die Wahrheit.
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#407 Re: die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Beitrag von sven23 » So 7. Sep 2014, 10:08

closs hat geschrieben:Das machen beide - sowohl Trinitarier als auch Unitarier. - Wie schon mehrfach erwähnt, macht das keinen Sinn.

Sinn machen würde, die fundamental-theologischen Konsequenzen aus der einen oder anderen Version zu ermitteln. - Denn ginge es nur darum, sich über einen Gott oder einen Gott in verschiedenen Selbst-offenbarungen zu streiten, wäre das an sich witzlos. - Die Substanz, die dahinter steht, wäre es wert.

Das Grundproblem, das bei der Trinität offenbar wird, ist ein hausgemachtes. Wenn man sich dafür entscheidet, Gott einen unehelichen Sohn anzuhängen, dann hat man natürlich das Problem, einen reinen Monotheismus, wie im Islam oder Judentum, aufrecht zu erhalten.
Kommt dann noch der heilige Geist hinzu, denn aller guten Dinge sind 3, dann muß man zwangläufig zu solch einem Hilfskonstrukt wie der Trinität greifen. Heraus kommt ein aus der Not heraus geborener Pseudomonotheismus mit allerlerlei Erklärungsnöten.
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#408 Re: die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Beitrag von closs » So 7. Sep 2014, 10:25

sven23 hat geschrieben: Wenn man sich dafür entscheidet, Gott einen unehelichen Sohn anzuhängen
Das tun die Unitarier auch.

sven23 hat geschrieben:Heraus kommt ein aus der Not heraus geborener Pseudomonotheismus mit allerlerlei Erklärungsnöten.
Diese Nöte gibt es aber nur dann, wenn man nicht mit Offenbarungs-Größen und Chiffren umgehen kann - das muss das einfache Volk nicht können - die "großen" Exegeten müssen es, sonst ist es Kindergarten.

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#409 Re: die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Beitrag von sven23 » So 7. Sep 2014, 10:44

closs hat geschrieben:Diese Nöte gibt es aber nur dann, wenn man nicht mit Offenbarungs-Größen und Chiffren umgehen kann - das muss das einfache Volk nicht können - die "großen" Exegeten müssen es, sonst ist es Kindergarten.

Die großen Exegeten stehen vor dem gleichen Problem. Vor dem einfachen Volk haben sie den Vorteil, nicht Erklärbares mit Hilfe sprachlicher Abgehobenheit in scheinbar doch Erklärbares umdeuten zu können. Verstehen tut es das "einfache" Volk meist nicht. Aber das soll ja nicht verstehen, sondern einfach glauben. ;)
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#410 Re: die Serie: Dreifaltigkeit .....Jesus= Gott ??

Beitrag von closs » So 7. Sep 2014, 11:08

sven23 hat geschrieben:Verstehen tut es das "einfache" Volk meist nicht.
Intellektuell ist das auch für die meisten überfordernd. - Ich weiss auch, dass mein Auto läuft, ohne Ingenieur zu sein.

Glaube kommt nicht über Erklärungen, sondern über innere Gewissheit. - Dass hier auf dem Forum so viel erklärt wird, hat zwei (zulässigen) Gründe:

1) Agnostikern kann man im besten Fall mit Erklärungen ein System intellektuell verständlich machen, in dem sie nicht daheim sind.
2) Gläubigen kann man im besten Fall sprachlich etwas formulieren, was sie innerlich spüren.

Direkt missionieren kann man mit Sprache NICHT - deshalb stört mich auch diese mindestens missverständliche Übersetzung des hebräischen "memra" und des griechischen "logos" mit "Wort" ungemein.

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