W.Bodensee hat geschrieben:
... Was ich nicht ganz verstehe ist, dass Du sagst sein Genom müsse aber nicht gleich geblieben sein (obwohl er doch äusserlich ganz unverändert geblieben ist.) Geht das?
Klar geht das. Es ist ja gerade das, was ich in meinem Beitrag vorher betont habe, siehe auch den Artikel zu den Buntbarschen.
Neutrale Mutationen, also Änderungen des Genoms, die sich nicht auf das Äußere auswirken und sich ansammeln können, werden heutzutage als ein wichtiger Baustein in der Entwicklung einer Art angesehen.
Schlüssel dazu sind Genverdopplungen, d.h. das ursprüngliche Gen mit seiner überlebenswichtigen Funktion bleibt und erfüllt seine Aufgabe.
Aber es gibt eine Kopie, die zum Überleben nicht gebraucht wird, in der sich munter Änderungen ansammeln können.
Bis dann der Schubser kommt.
W.Bodensee hat geschrieben:
Bin jetzt mal wieder böse und sage (anstoßend") er hat vielleicht nur keinen "Schubser" (Anstoß) erhalten?
Gedanke: Wenn ICH (z.B. als Ingenieur od. Züchter) neue Entwicklungen einleiten will, muss ich (um im Beispiel "Züchter" zu bleiben) nicht ALLE Rosen im Garten kreuzen. Manche kann ich lassen, manche zu neuen Formen und Farben kreuzen / züchten.
Nein, so ausgedrückt ist es ja auch korrekt. Der "Schubser" sind äußerliche Dinge, die auf die Art einwirken.
Das kann ein Züchter sein, das kann die Temperatur der Luft oder des Wassers sein, das können veränderte Beutetiere oder Fressfeinde sein, das können Eigenschaften von Pflanzen sein, das kann radioaktive Strahlung sein, das können Sonneneruptionen sein, das kann, das kann, das kann...
Der Lebensraum des Quastenflossers wurde stark eingeengt, da nur in der Tiefsee in den speziellen Nischen seine ursprüngliche Art überlebensfähig war. In anderen Gebieten hat sich der Quastenflosser weiterentwickeln müssen (es wurden Landtiere daraus) oder er ist ausgestorben. Genau das ist Evolution.
Die Naturwissenschaft beschreibt diesen Vorgang neutral über den Terminus "Umweltbedingungen". Die Fähigkeiten des Genoms auf Umweltänderungen zu reagieren werden statistisch beschrieben, man kann den Prozess verfolgen bzw. nachzeichnen.
Das ist weder ein Beweis für Gott noch eine Widerlegung seines Wirkens, das ist neutral. Ein Atheist denkt sich dazu eben etwas anderes als ein Christ oder ein indischer Guru. Die Fakten bleiben, die Weltanschauung ist individuell.
Deshalb verstehe ich beim Besten Willen die Hysterie mancher Christen nicht, wenn sie sich über Evolution oder Abiogenese auslassen.
Und ein Holzhammer zur Predigt des Wirkens Gottes ist das auch nicht.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.