
Salome23 hat geschrieben:In der Tat- so steht es geschrieben in der Bibel....Aber wieviele Juden waren da beteiligt? Alle?[color=#FF0000]Magdalena61[/color] hat geschrieben:Die Juden warfen Jesus Gotteslästerung vor...
Die Gotteslästerung? Sehe ich anders! Die religiösen Machthaber fühlten sich bedroht...Das war auch der Grund, weshalb Jesus hingerichtet werden sollte
Die fühlten sich genauso bedroht wie später manche Katholischen gegenüber Evangelischen und umgekehrt oder gegenüber ganz anderen christlichen Gruppierungen. Nur innerhalb des antiken jüdischen Lagers (Sadduzäer, Pharisäer, Essener, etc.).
Genaugenommen wurde Jesus aber ja nicht von den Hohepriestern zu Tode verurteilt und gekreuzigt (die durften nach damaligen römischen Recht gar keine Todesstrafe aussprechen und vollstrecken), sondern von den Römern.
Das Todesurteil gegen Jesus als solches ist eigentlich - aus römischer Sicht - gar nicht zu beanstanden. Es war völlig korrekt.
Die Todesstrafe wurde von den Römern NICHT wegen Gotteslästerung verhängt. Das war denen eigentlich egal, welcher Gott in irgendeiner entfernten und ungeliebten Provinz mit nicht so wohlgesonnen Äußerungen versehen wurde. So lange wie man den Kaiser und seine lokalen Matadore nicht drangsalierte.
Judäa war damals eine sehr unruhige Provinz, in der es immer wieder zu Aufständen kam, die alle ziemlich konsequent (und blutig) niedergeschlagen wurden. In den 100 Jahren vor Jesus gab es etliche "Messiasse", die sich als "König der Juden" deklarierten und teils wie Partisanen mit Waffen gegen römische Soldaten und Bürger vorgingen. Nur, wer König irgendwo ist, bestimmte der Kaiser in Rom und nicht irgendjemand in der Provinz. Das Delikt war also in heutiger Sprache "Landesverrat". Und auf das gab es nur die Kreuzigung. Hinzu kommt, dass Jesus mindestens einen Zeloten in seiner engeren Gefolgschaft hatte. Das waren nicht einfach "Eiferer" (Übersetzung), sondern Zeloten waren jüdische Untergrundkämpfer, die gegen die römischen Besatzer mit Waffengewalt kämpften. Meist mit Überraschungsüberfällen gegen kleinere römische Einheiten - so aus dem Hinterhalt.
Beim Prozess gibt Jesus den Sachverhalt ein Landesverräter zu sein eigentlich unumwunden zu.
"und der Statthalter fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus aber sprach: Du sagst es." (Mt 28,11)
Das war der ganze Grund der Kreuzigung - keine Gotteslästerung.
Eine Gruppe innerhalb der Hohepriesterschaft nutzte also den Sachverhalt aus, dass der erwartete Messias schlicht derjenige ist im altjüdischen Glauben, der Israel von der Fremdherrschaft befreit.
Jesus wiederum tat alles, um diese Vorstellung auf sich zu beziehen. Also wenn der ein paar Tage vor der Kreuzigung auf einem Esel durch Jerusalem ritt, als Anspielung darauf, der Messias nach den alten Prophezeiungen zu sein, dann war das damals nicht einfach ein PR-Gag, sondern brandgefährlich.
Damit ist es auch extrem unglaubwürdig, dass Pilatus die Freilassung des Jesus angeboten haben soll gegen einen anderen Aufrührer. Bei Hoch- oder Landesverrat mach sich jeder örtliche Herrscher völlig unglaubhaft, wenn er das durchgehen lassen will. Abgesehen davon, dass Pilatus alles andere als zu zart beseitet war um sich darüber Gedanken zu machen, wie man sich die Hände in Unschuld wäscht. Er wurde von Rom einige Jahre später zwangsversetzt, weil er aus Sicht der römischen Zentrale zu brutal war (!).