Der kritische Rationalismus

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#31 Re: Mehr als Evolution?

Beitrag von closs » Do 7. Aug 2014, 19:09

sven23 hat geschrieben:Auch das hat Hume schon widerlegt.
Wie kann man Nicht-Falsifizierbares widerlegen? - Im übrigen braucht man nicht Descartes, um zwingend zum selben Ergebnis zu kommen - Augustinus hat es 1000 Jahre vor Descartes schließlich auch geschafft.

sven23 hat geschrieben:Die Hirnforschung zeigt, daß Entscheidungen nicht vom Denken allein beeinflußt werden, sondern auch stark von Emotionen.
Auch DAS war jedem klar, BEVOR es Hirnforschung gab. - Was hat das mit Descartes zu tun? - Achso - wegen dem "Cogito"???? :?: :?: :?: :?:

Mit "Cogito" meint Descartes nicht das intellektuelle Nachdenken, sondern das Zu-sich-ich-sagen-können" - "ich erkenne letztlich nichts, aber ich erkenne, dass es ein Ich gibt". - Ob dieses Erkennen intellektuell oder emotional stattfindet, ist wurscht. - Aber man kann es halt nur wiedergeben, wenn es intellektualisiert ist.

Pluto
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#32 Re: Mehr als Evolution?

Beitrag von Pluto » Do 7. Aug 2014, 19:39

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Auch das hat Hume schon widerlegt.
Wie kann man Nicht-Falsifizierbares widerlegen?
Hume hat doch nur den Gottesbeweis von Descartes entkräftet, also widerlegt — nicht die Existenz Gottes selbst.
closs hat geschrieben:Im übrigen braucht man nicht Descartes, um zwingend zum selben Ergebnis zu kommen - Augustinus hat es 1000 Jahre vor Descartes schließlich auch geschafft.
Welchen Gottesbeweis von Augustinuns meinst du?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#33 Re: Mehr als Evolution?

Beitrag von closs » Do 7. Aug 2014, 19:50

Pluto hat geschrieben:Hume hat doch nur den Gottesbeweis von Descartes entkräftet, also widerlegt — nicht die Existenz Gottes selbst.
Was hat diese Diskussion mit "Gottesbeweis" zu tun? - Im übrigen: Descartes hätte selber drauf kommen müssen, dass es auf Basis des "Cogito ergo sum" keinen Gottesbeweis geben kann, wenn nichts außer dem Ich gewiss sein kann.

Pluto hat geschrieben:Welchen Gottesbeweis von Augustinuns meinst du?
Gibt es da einen? - Es geht um sein "Si enim fallor, sum", was im Grunde exakt das selbe ausdrückt wie das "Cogito ergo sum" - und übrigens in einer vergleichbaren faustischen Grübelphase beider (Aug. und Desc.) entstanden ist.

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#34 Re: Mehr als Evolution?

Beitrag von Pluto » Do 7. Aug 2014, 20:20

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Hume hat doch nur den Gottesbeweis von Descartes entkräftet, also widerlegt — nicht die Existenz Gottes selbst.
Was hat diese Diskussion mit "Gottesbeweis" zu tun?
Ganz einfach: Auch Gottesbeweise sind wissenschaftliche Theorien.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Welchen Gottesbeweis von Augustinuns meinst du?
Gibt es da einen?
Nö. :oops:
Ich habe ihn mit dem Aquiner verwechselt.
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sven23
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#35 Re: Mehr als Evolution?

Beitrag von sven23 » Do 7. Aug 2014, 20:36

closs hat geschrieben:Wie kann man Nicht-Falsifizierbares widerlegen? - Im übrigen braucht man nicht Descartes, um zwingend zum selben Ergebnis zu kommen - Augustinus hat es 1000 Jahre vor Descartes schließlich auch geschafft.

Alle Gottesbeweise stehen und fallen mit den Prämissen. (closs würde Setzungen sagen ;) )
Descartes geht von einem Gott aus, der ihn nicht täuscht. Nur dann funktioniert sein cogito ergo sum.
Hume verwirft diese Prämisse und schon fällt das Kartenhaus zusammen.

Descartes Prämisse: Alles kann bezweifelt werden

Daraus zieht Hume die Konclusio: Dann kann auch diese Prämisse bezweifelt werden. usw. Er zeigt mehrere Logikfehler oder Schwächen in Descartes Argumentation.

Ahnliches macht Kant, der ja als Zerstörer aller Gottesbeweise galt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#36 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von closs » Do 7. Aug 2014, 20:37

Pluto hat geschrieben:Ich habe ihn mit dem Aquiner verwechselt.
Das war halt Scholastik - wenn man so will, ein Vorbote des KR.

Pluto hat geschrieben:Auch Gottesbeweise sind wissenschaftliche Theorien.
Und dann schließt sich Frage an: WAS sind eigentlich Theorien? - DIe Antwort wäre: Der Versuch, mit menschlichen Mitteln Erkenntnisse zu erlangen.

Die Basis dazu ist aber die (offensichtlich sich nicht rumgesprochen habende) Erkenntnis von Descartes (und anderen), dass nur im Ich Subjekt und Objekt identisch sind - es also nur dort keine Differenz gibt. - Diese Differenz ist durch keine Theorie überwindbar - mithin ist diese Differenz Grundlage jeglicher Theorie. - Nachvollziehbar?

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#37 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von Pluto » Do 7. Aug 2014, 20:45

closs hat geschrieben:Und dann schließt sich Frage an: WAS sind eigentlich Theorien? - DIe Antwort wäre: Der Versuch, mit menschlichen Mitteln Erkenntnisse zu erlangen.
Da brauchen wir nur Wiki zu bemühen:
Eine Theorie ist ein System von Aussagen, das dazu dient, Ausschnitte der Realität zu beschreiben beziehungsweise zu erklären und Prognosen über die Zukunft zu erstellen.
[Quelle]

closs hat geschrieben:Die Basis dazu ist aber die (offensichtlich sich nicht rumgesprochen habende) Erkenntnis von Descartes (und anderen), dass nur im Ich Subjekt und Objekt identisch sind - es also nur dort keine Differenz gibt. - Diese Differenz ist durch keine Theorie überwindbar - mithin ist diese Differenz Grundlage jeglicher Theorie. - Nachvollziehbar?
Nicht wirklich, denn Theorien im modernen wissenschaftlichen Sinn müssen in der Lage sein, überprüfbare Vorhersagen zu machen.
Welche Vorhersage macht denn Descartes' ego cogito, ergo sum?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#38 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von closs » Do 7. Aug 2014, 20:59

sven23 hat geschrieben:Alle Gottesbeweise stehen und fallen mit den Prämissen.
Das ist in der Naturwissenschaft genauso.

sven23 hat geschrieben:Descartes geht von einem Gott aus, der ihn nicht täuscht. Nur dann funktioniert sein cogito ergo sum.
Meint er das? - Wie auch immer: Warum sollte diese Prämisse nötig sein? - "Cogito ergo sum" ist doch nicht davon abhängig.

sven23 hat geschrieben:Hume verwirft diese Prämisse und schon fällt das Kartenhaus zusammen.
Ein Glück, dass diese Prämisse nicht notwendig ist. ;)

sven23 hat geschrieben:Ahnliches macht Kant, der ja als Zerstörer aller Gottesbeweise galt.
Da hätte auch Descartes drauf kommen können/müssen - vielleicht war er noch zu sehr in (falschen) christlichen PRämissen verhakt.

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#39 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von closs » Do 7. Aug 2014, 21:02

Pluto hat geschrieben:Da brauchen wir nur Wiki zu bemühen
Passt doch - aber auch hier - siehe Popper - wird "Realität" als gegeben angenommen. - Muss ja auch so sein, weil man sich ansonsten alle weitere Arbeit sparen könnte - aber das ändert nichts daran, dass es so ist.

Pluto hat geschrieben:Welche Vorhersage macht denn Descartes' ego cogito, ergo sum?
Dass jegliche Theorie über etwas, was nicht ICH ist, zu den "res extensa" ist, die Annahme vorschalten muss, dass diese "res extensa" der Fall sind.

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#40 Re: Der kritische Rationalismus

Beitrag von sven23 » Do 7. Aug 2014, 21:08

closs hat geschrieben:Meint er das? - Wie auch immer: Warum sollte diese Prämisse nötig sein? - "Cogito ergo sum" ist doch nicht davon abhängig.

Descartes setzt als Prämisse einen vollkommenen Gott. Wenn Gott vollkommen ist, täuscht er nicht.
Ohne diese Prämisse, also mit einem täuschenden Gott, könnte man sich auch des cogito, ergo sum nicht sicher sein. Das war Descartes bewußt.

Hume schließt einen täuschenden Gott nicht aus, somit zerfällt cogito, ergo sum.

closs hat geschrieben: Ein Glück, dass diese Prämisse nicht notwendig ist. ;)

Doch sie ist notwendig, das war auch Descartes klar.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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