"Wahrnehmung" und "Realität"

Philosophisches zum Nachdenken
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Demian
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#31 Re: "Wahrnehmung" und "Realität"

Beitrag von Demian » Fr 1. Aug 2014, 14:17

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Als das, was es ist: spätkapitalistische Dekadenz und systematische Verdummung?
Diejenigen die es nicht verstehen, mögen das ja so verstehen. ;)

Alle Sprachverschiedenheit ruht auf der Mannigfaltigkeit der Organe, und diese hängen wieder von mannigfaltiger Totalität menschlicher Organisation ab, die sich weder im Einzelnen noch im Ganzen verleugnen kann; sodann entscheiden Jugendeindrücke, Zusammenbildung der Gehör-, Sprach- und Denkwerkzeuge. (J.W.v. Goethe »Schriften zur Literatur«)

:lol:

JackSparrow
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#32 Re: "Wahrnehmung" und "Realität"

Beitrag von JackSparrow » Di 5. Aug 2014, 20:42

Wo liegt das Problem. Jede Art von Realität muss erstmal wahrgenommen werden. Ergo gibt es keine Realität ohne Wahrnehmung. Ergo ist Wahrnehmung die Voraussetzung dafür, überhaupt irgendwas als "Realität" bezeichnen zu können.

Sollte ich Götter und Engel wahrnehmen, hätte ich jedes Recht dazu, Götter und Engel als "Realität" zu bezeichnen. Wenn andere Leute sowas nicht wahrnehmen, sind die schließlich selbst schuld. Da müssen sie sich einfach etwas mehr anstrengen.

Überhaupt darf ich mir sowieso für alles, was ich wahrnehme, eigene Bezeichnungen ausdenken. Irgendwo findet man immer paar Leute, die sich davon überzeugen lassen. Welche Realität die realste Realität von allen ist, hängt dann bloß noch von der Anzahl der Leute ab.

closs
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#33 Re: "Wahrnehmung" und "Realität"

Beitrag von closs » Di 5. Aug 2014, 20:52

JackSparrow hat geschrieben:. Ergo gibt es keine Realität ohne Wahrnehmung.
Das ist falsch: Was "ist", ist es unabhängig davon, ob es jemand checkt. Nach Deiner Version wäre Realität eine abhängige Größe von Wahrnehmung - das geht nicht.

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Demian
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#34 Re: "Wahrnehmung" und "Realität"

Beitrag von Demian » Di 5. Aug 2014, 21:04

JackSparrow hat geschrieben:Jede Art von Realität muss erstmal wahrgenommen werden. Ergo gibt es keine Realität ohne Wahrnehmung. Ergo ist Wahrnehmung die Voraussetzung dafür, überhaupt irgendwas als "Realität" bezeichnen zu können

Richtig. Alles, was wir erfahren, erfahren wir durch und im Bewusstsein und wir haben nie etwas jenseits davon erfahren. Selbst die Idee, dass es etwas jenseits von Bewusstsein geben könnte, ist ein Konzept, welches im Bewusstsein erscheint, und somit widerlegt sich dieses Konzept im Grunde selbst, wenn wir es einer genauen Prüfung unterziehen.

Überhaupt darf ich mir sowieso für alles, was ich wahrnehme, eigene Bezeichnungen ausdenken. Irgendwo findet man immer paar Leute, die sich davon überzeugen lassen. Welche Realität die realste Realität von allen ist, hängt dann bloß noch von der Anzahl der Leute ab.

Die intersubjektive Reflexion von Wahrnehmung ist ein erster Hinweis auf die Wirklichkeit, aber selbst nur eine Annäherung.

Salome23
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#35 Re: "Wahrnehmung" und "Realität"

Beitrag von Salome23 » Di 5. Aug 2014, 21:53

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:. Ergo gibt es keine Realität ohne Wahrnehmung.
Das ist falsch: Was "ist", ist es unabhängig davon, ob es jemand checkt. ..
Stimmt.
Irgend ein Gott kann irgend jemanden lieben, ohne dass der von Gott geliebte "Irgendjemand" sich dieses Gottes oder dessen Liebe bewusst ist, weil er weder diesen Gott, noch dessen Liebe, wahrnehmen kann....
Doch was nützt es diesem "Irgendjemand" dann, wenn ihm irgend jemand klar machen möchte, ein Gott und dessen Liebe sei Realität?
Wie will er das beweisen?

Pluto
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#36 Re: "Wahrnehmung" und "Realität"

Beitrag von Pluto » Di 5. Aug 2014, 21:58

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:. Ergo gibt es keine Realität ohne Wahrnehmung.
Das ist falsch: Was "ist", ist es unabhängig davon, ob es jemand checkt. Nach Deiner Version wäre Realität eine abhängige Größe von Wahrnehmung - das geht nicht.
Der große Vorteil des (radikalen) Konstruktivismus ist, dass er dieses Dilemma meidet, in dem er postuliert, dass alles was man von der Wirklichkeit warhnimmt, im Gehirn nach- bzw. abgebildet wird.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#37 Re: "Wahrnehmung" und "Realität"

Beitrag von closs » Di 5. Aug 2014, 22:23

Salome23 hat geschrieben:Doch was nützt es diesem "Irgendjemand" dann, wenn ihm irgend jemand klar machen möchte, ein Gott und dessen Liebe sei Realität?
Gut - es wäre für ihn vielleicht von Belang, geliebt zu sein - wenn man das als "Nutzen" bezeichnen möchte.

Salome23 hat geschrieben:Wie will er das beweisen?
Kann er nicht - geht nicht. - Die Frage ist, ob es "ist", und nicht, ob es beweisbar "ist". - Das "Sein" ist in beiden Fällen dasselbe (WENN es "ist").

Pluto hat geschrieben:Der große Vorteil des (radikalen) Konstruktivismus ist, dass er dieses Dilemma meidet, in dem er postuliert, dass alles was man von der Wirklichkeit warhnimmt, im Gehirn nach- bzw. abgebildet wird.
Dazu braucht man keinen Konstruktivismus - das hat man schon vorher gewusst. - Es geht hier doch um etwas anderes: Nämlich das, was "ist"/"sein kann" und OHNE eigener Wahrnehmung wirkt.

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Demian
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#38 Re: "Wahrnehmung" und "Realität"

Beitrag von Demian » Di 5. Aug 2014, 22:26

Salome23 hat geschrieben:Doch was nützt es diesem "Irgendjemand" dann, wenn ihm irgend jemand klar machen möchte, ein Gott und dessen Liebe sei Realität?
Was ist deine wahre Natur?

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#39 Re: "Wahrnehmung" und "Realität"

Beitrag von Salome23 » Di 5. Aug 2014, 22:38

closs hat geschrieben:Gut - es wäre für ihn vielleicht von Belang, geliebt zu sein - wenn man das als "Nutzen" bezeichnen möchte.

Demian hat geschrieben:
Was ist deine wahre Natur?

Beide Aussagen völlig irrelevant in Bezug zu dem, was ich aussagen wollte mit meinem Beispiel....
Im Prinzip liegt der Käptn schon richtig....

@clösschen

Wer weiss schon, was es alles so gibt(Realität sein könnte)-aber niemand nimmts war und weiss somit auch von dieser möglichen Realität nix und man kann somit dieses mögliche Etwas nicht mal benennen-warum sich also damit überhaupt auseinander setzen?

closs
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#40 Re: "Wahrnehmung" und "Realität"

Beitrag von closs » Di 5. Aug 2014, 23:15

Salome23 hat geschrieben:warum sich also damit überhaupt auseinander setzen?
Weil es interessant ist, was auf einen wirkt.

Wie wäre es, wenn man sich einfach bewusst wäre, dass es vieles unmittelbar Wirksames gibt, das man als solches nicht oder noch nicht erkennt? Es wirkt doch genauso - unabhängig davon, ob man es erkennt oder nicht.

Man muss sich auch nicht damit auseinandersetzen - es reicht, wenn man einfach weiß, dass es Dinge und Kräfte gibt, die man nicht oder noch nicht erkennt. - Es reicht deshalb, weil damit die substantielle Bewusstseins-Erweiterung verbunden ist, die einem fehlt, wenn man nur das im Auge hat, was nachweisbar erkennbar ist.

Eine persönliche Bemerkung: Wiewohl ich durchaus wissbegierig bin, kann ich mich im Wissen, dass ich vieles, was "ist", nicht weiss, beruhigt zurücklehen. - Ich bin dann nicht Sklave MEINES Maßstabes, also des Maßstabes nachweisbarer Wahrnehmung, sondern Teil des Seins. - Beruhigt ungemein, wenn man sich selber nicht zum Maßstab nehmen muss - und genau das ist mein Vorwurf an den Kritischen Rationalismus ALS PHILOSOPHIE.

Wenn man dagegen den Kritischen Rationalismus AUSSCHLIESSLICH als Werkzeug für einen TEIL der Seins-Wahrnehmung betrachtet (so wie ein Gärtner das Werkzeug "Spaten" braucht), habe ich keine Vorwürfe.

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