Der Punkt ist absolut zentral. Der enthält das eigentliche Verständnis der Relativitätstheorie. Darauf beziehen sich alle Modelle wie Weltlinien und Feynman-Diagramme. Das wird häufig so dargestellt:seeadler hat geschrieben:ich denke genau dieser Punkt ist nicht so ganz einfach zu verstehen, wenn er nicht so erläutert wird, wie du es hier getan hast. Denn nun wird dies auch sonnenklar mit der "Delle". Denn das "gerade Band" wird durch die Masse, die "auf" dem Band liegt, welches eigentlich frei schwebt, verzerrt.Ein Band verläuft geradlinig über den Tisch. Plötzlich ist, weil ein Hamster unter der Tischdecke sitzt, eine Delle im Tisch, auf den du das Band aufbügelst. Das Band schmiegt sich der Delle an und verläuft danach weiter. Hat aber die Richtung geändert.
Das ist die Entsprechung.

Dabei muss man immer im Hinterkopf behalten: Die verzerrte Tischdecke, die hier 2dimensional dargestellt wird, ist eigentlich die 4dimensionale Raumzeit, Die Ausdehnung der "Erde" dient nur als Markierung für uns, ihre Geometrie ist da falsch. Und weil der Punkt so zentral ist, hier nochmal eine wichtige Korrektur:
Die Tischdecke hat eine Beule. (Die Raumzeit ist verzerrt.) Das Band, das ich aufbügle, bleibt an jeder Bügelstelle gerade. Der Punkt, wo ich bügle, ist mein Raumschiff im freien Flug ohne Antrieb. Ein Inertialsystem. Der Punkt spürt keine Kraft, das Band verläuft lokal maximal gerade, folgt nur der verzerrten Raumzeit.
Damit fällt jede Kraftübertragung weg. Es gibt keine Kraft mehr.
Tja, DIE Frage kann dir vermutlich niemand beantworten. Unser Job ist, rauszufinden, WIE das funktioniert. D.h. mit der Erstellung eines Modells, das sich genauso verhält wie die Realität, ist die Aufgabe erledigt. Aber das ist verdammt viel.seeadler hat geschrieben:Was mich nun dabei aber interessiert, warum ist dies so? Denn es muss ja dann offenbar eine Wechselbeziehung zwischen dem sich verzerrenden Raum und der Masse selbst bestehen?!
So, jetzt guck nochmal auf den verzerrten Raum um die zentrale Masse oben.
Denk dir, in der Mitte wäre die Sonne, und die würde von einem Planeten umkreist. Schneide dafür in Gedanken ein kreisförmiges Band aus. Also ein riesiges "O". Dieses O kannst du so auf die Tischdecke legen, dass die Sonne in der Mitte liegt. Das wäre jetzt eine Umlaufbahn.
Dann mach dasselbe mit einem kleineren O. Mit einem O das so klein ist, dass es in den Bereich kommt, wo die Delle in die Mitte abkippt. Was passiert, wenn du das O dort aufbügeln willst? Du musst es aufschneiden, weil es an den Enden sich ein wenig selbst überlappt.
DAS ist die Entsprechung der Raumverzerrung, durch die der Raumwinkel um eine Masse kleiner wird, was zur Periheldrehung des Merkurs führt.
Bei diesem Beispiel bitte nicht darauf bestehen, dass Bahnen im freien Fall doch, wie eben erwähnt, gerade Bänder bleiben müssen, denn wie gesagt ist die Tischdecke 2- und nicht 4dimensional. Ich habe eben nur das Problem auf eine andere Ebene projiziert. In der 4dimensionalen Raumzeit wäre dein Band auch auf einer Kreisbahn lokal gerade, aber wer will sich das schon ohne perverse Rechnerei vorstellen müssen?
Leider ist das Modell mit dem verzerrten Raum das einzige Gedankenkonstrukt, das sich so verhält wie die Realität. Es gibt (bislang) kein Modell mit einer Kraftwirkung, das das kann. Daher müssen wir befürchten, dass es überhaupt keine Kraft namens Gravitation gibt. Also kein Graviton, das die Kraft vermittelt, und in dem Punkt haben wir auch keine Quantentheorie der Gravitation. Möglicherweise müssen wir die Gravitation als Illusion abhaken, die in Wirklichkeit nur eine Massenträgheit in gekrümmten Raumzeiten ist.seeadler hat geschrieben:Nun ja, die Frage könnte sich in Wohlgefallen auflösen, wenn man davon ausgeht, dass das ganze ein gedankliches Konstrukt ist, eine Hilfsvorstellung, wie du sagst ein Modell, um einzigst die Gravitation an sich zu veranschaulichen.
Aber in diesem Moment bleibt dann ebenfalls die elementare Frage offen, ob Hilfsmodell, Anschauung oder nicht, wie genau funktioniert die Gravitation.
Nur auf deine Frage, was WIRKLICH ist, müssen wir passen. Wir können berechnen, wie die Welt sich verhält, weil das Modell sich auch so verhält. Aber wir können weder die Frage, was "wirklich ist" stellen, noch könnten wir wahrscheinlich mit einer Antwort darauf etwas anfangen.
Nochmal: Das Raumzeitmodell enthält keine Kraft mehr, die übertragen wird.seeadler hat geschrieben:Das heißt, hier treten Kräfte auf, die nicht von der Hand zu weisen sind, und die auch nicht dadurch verschwinden, weil ich jetzt an ihrer Stelle ein Modell zeichne, welches das Verhalten der Massen lediglich graphisch darzustellen vermag, nicht aber die "Kraftübertragung" an sich erklärt.
Und damit beantwortet sich auch deine Frage nach dem Licht: Licht fliegt geradeaus. Darum folgt es dem gekrümmten Raum. Und darum sieht es für uns von außen auch so aus, als falle es im Schwerefeld genauso runter wie Materie.