Münek hat geschrieben:Halman hat geschrieben:
Fest steht, dass die Verse von Lk 1 - 49 die Ostererscheinungen am Ostersonntag behandeln. Wie es scheint, fallen auch die Verse von Lk 50 - 53 an diesem Tag. Dafür mag es theologische Gründe geben. Im LkEv fällt die Auferstehung thematisch mit der Himmelfahrt zusammen. Ob Lk 24:21 wirklich am Ostersontag fällt, wird für mich gem Lukas nicht ganz klar, denn im Vers 29 bittet einer der Emmausjünger Jesus darum, über Nacht zu bleiben, weil es schon dunkel wird. Mit Sonnenuntergang beginnt gem. jüdischer Zählung allerdings ein neuer Tag.
Wieviel Zeit zwischen den Ostererscheinungen und der Himmelfahrt vergeht, wird im LkEv mMn nicht klar deutlich.
In Apostelgeschichte liegt zwischen Beiden "die Zeit der Besinnung" von 40 Tagen und zwar gem. den Bibelberichten vom selben Schreiber. Wäre ich Theophilus, würde ich folgern, dass zwischen Lk 49 und Lk 51 diese Zeit der Besinnung verstrichen sein muss.
Mir ist natürlich klar, dass meine wohlwollende Interpretation von Dir und anderen kritisch bewertet wird. Aber vielleicht interessiert Dich ja, was in
"Bibelwissenschaft" über die
Himmelfahrt Jesu Christi steht.
Hi Halmann,
liest man das letzte Kapitel des
Lukasevangeliums unvoreingenommen, kommt man
nicht auf die Idee, dass zwischen den Versen 49 und 50 eine zeitliche Lücke von 40
Tagen klafft. Der Evanglist hätte sich dann auch anders ausgedrückt. Weshalb Lukas
in Apg. 1 den
Zeitpunkt und Ort der Himmelfahrt korrigiert, ist nicht bekannt. Man
kann hier nur mutmaßen.
Dann versuchen wir das doch mal zeitlich zu rekontruieren. In
Lk 24:13 heißt es:
13 Und siehe, zwei von ihnen gingen an diesem Tag nach einem Dorf mit Namen Emmaus, sechzig Stadien (das sind ca. 11 km) von Jerusalem entfernt.
Bei
"diesem Tag" handelt es sich natürlich um Ostersonntag.
In
Lk 24:29 wird berichtet:
29 Und sie nötigten ihn und sagten: Bleibe bei uns! Denn es ist gegen Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben.
An dieser Stelle erinnere ich daran, dass mit Sonnenuntergang gem. jüdischer Zählung ein neuer Tag beginnt. Ostermontag stand also gewissermaßen vor der Tür.
In
Lk 24:33 erfahren wir:
33 Und sie standen zur gleichen Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Und sie fanden die Elf und die, die mit ihnen waren, versammelt,
Da sie
"zur gleichen Stunde" aufbrachen, dürfen wir davon ausgehen, dass sie sich noch Ostersonntag auf dem Weg machten und zwar am Abend.
Luther übersetzt Luk 24:13:
13 Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa zwei Wegstunden entfernt; dessen Name ist Emmaus.
Laut Wikipedia liegt Emmaus ca. 11,5 km von Jerusalem entfernt. Wenn ich von einer durchschnittlichen Schrittgeschwindigkeit von 5 km/h ausgehe, dann brauchten die Emmausjünger für den Weg 2 Stunden und 18 Minuten.
Erreichten sie Jerusalem noch am Ostersonntag? Ich weiß es nicht.
Sagen wir, es war noch später Abend am Ostersonntag, als Jesus bei den Elfen
"und die, die mit ihnen waren" erschien (Lk 24:36-48). In
Lk 24:45 heißt es:
45 Dann öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verständen,
Wirkte hier der Heilige Geist im Nu, oder exegesierte sich Jesus selbst von der Schrift Israels her? Falls letzteres der Fall ist, wie lange dauerte es? Ich weiß es nicht.
Erich Zenger stellt über Jesus fest:
Christus macht keine Wortexegese von "Gesetz und Propheten", sondern exegesiert sich selbst von der Schrift Israels her.
Es war also durchaus seine Art, sich aus dem Tanach herzuleiten. Gem. den Evangelien ging er dabei effektiv vor, so dass er dabei schnell auf dem Punkt kam. Es muss also nicht allzuviel Zeit in Anspruch nehmen.
Führte Jesus sie noch am späten Abend hinaus nach Bethanien, wie es
Lk 24:50 berichtet?
Ich weiß es nicht. Daher schrieb ich: Wie es scheint, fallen auch die Verse von Lk 50 - 53 an diesem Tag.
Nicht ohne Grund machte ich auf Lk 24:29 aufmerksam. Denn es kann durchaus sein, dass sie erstmal schliefen und sich später aufmachten. Anhand von Lukas würde ich folgern, dass sie die geschilderten Erreignisse bis Ostermontag erstrecken.
In den Versen 13, 29 u. 33 macht Lukas recht präsize Zeitangaben. Die fehlen in den letzten Versen, daher ist für mich der Zeitrahmen hier nicht ganz klar.
Bethanien lag laut Wikipedia etwa 2,7 km von Jerusalem entfernt, eine halbe Wegstunde, an der Ostseite des Ölbergs. Es heißt
Lk 24:50:
Er führte sie aber hinaus bis gegen Betanien und hob seine Hände auf und segnete sie.
Am Ende erscheint mir die Schilderung nicht mehr so präsize zu sein. Warum sollen sie von Bethanien nicht auf dem Ölberg gestiegen sein, um Zeugen der Himmelfahrt zu werden?
In der
Menge-Bibel wird die Begebenheit so widergeben:
50 Hierauf führte er sie (aus der Stadt) hinaus bis in die Nähe von Bethanien, erhob dann seine Hände und segnete sie;
Übrigens, in der Fussnote der
Einheitsübersetzung zu Lk 24:51 heißt es:
51f: Die Worte «und wurde zum Himmel emporgehoben, sie aber fielen vor ihm nieder» fehlen bei einigen alten Textzeugen.
Aus der Fussnote der NLB (Neues Leben) geht hervor:
24,51 In manchen Handschriften fehlt die Wendung und wurde in den Himmel hinaufgehoben.
Der Hanschriftenbefund ist also bezüglich Lk 24:51 nicht eindeutig.
Münek hat geschrieben:In Deinem Link geht "Das Bibellexikon" ebenfalls von "unterschiedlichen Berichten" und
"Differenzen" aus und nennt in Klammern: (- Betanien / - Ölberg; Auferstehungstag /
40 Tage). Weiter heißt es dort spekulativ, dass "die verschiedene Datierung der bei-
den Erzählungen in Lk 24 und Apg 1 theologische Gründe hat."
Es heißt aber auch:
Zwischen beiden unterschiedlichen Berichten in Lk 24 und Apg 1 besteht in seinem Verständnis kein Widerspruch, wiewohl es Differenzen gibt (→ Betanien / → Ölberg; Ostertag / 40 Tage danach).
Zitatquelle
Bezüglich der Bibel habe ich gelernt, auch Dinge in der "Schwebe" zu belassen und nicht
alles konkretisieren zu wollen. Ein weichgezeichnetes Bild scharf zu stellen, würde es verfälschen. In so einem Fall zeichne ich es weich, um dem Bild gerecht zu werden.