Liebe Magdalena61,
bei den Sprüchen, bei Prediger und besonders auch bei Ben Sira fällt die Textgestaltung der Gegensätze auf. Er sagt auch dazu in seinem Vorwort, dass der hebräische Text ganz anders wirke. Damit man das auch versteht, setzt er ein krass
ungerechtes Beispiel - dann eine Weisheitslehre meist als Nächstes, wenn es grad so passt.
Prediger 7 15 (7-16) Allerlei habe ich gesehen die Zeit über meiner Eitelkeit. Da ist ein Gerechter und gehet unter in seiner Gerechtigkeit, und ist ein Gottloser, der lange lebt in seiner Bosheit.
Die sagen [hebel] zu Eitelkeit, als Abel kennen wir das Wort הבל. Es bedeutet auch Idol oder Nichtigkeit. Nichtigkeiten leben lange, wenn sie nicht gerichtet werden. Da muss der Leser unterscheiden. "Er hätte alles gesehen..." weist er auf die *Auslegung* hin, wie man bedenken solle. Gerechtigkeit verginge, wo sie übel eingesetzt würde.
Wo erkennt man die Freundschaft und wo erkennt man die Bosheit, sagt der zweite Teil. רע lässt sich von zwei Wörtern ableiten. Wird es nur vom
Übel genommen, und vergisst man das Andere, so bringt רעת keine Überlegungen mehr zu Weide und
Freundschaft. Es ist dann nur übel und gottlos.
Da solle man sich mäßigen, meint der nächste Satz:
Prediger 7.16 (7-17) Sei nicht allzu gerecht und nicht allzu weise, daß du dich nicht verderbest!
Aber gleichzeitig spornt die Formulierung mächtig an, wenn aus der leichten Verneinung, dem ×ל [al] etwas höher gesprochen wird ×ל [el]. Das hieße neben Kraft auch Gott. Der solle riesig gerecht sein. Ganz normal gedacht ist das "el" ein Wort, das die Richtung bestimmt, heißt el, zu.
Das ist aber hier keine Theologiestunde, sondern nur ein kleiner Hinweis, wie verwirrend die Verse werden können, wenn nicht die *Auslegung* alle Seiten abklärt.
Viel Gerechtes solle man denken, weises sei besser - warum denn behindern? Nicht Wüstes nehmen. ×ª×©×•×ž× ist übersetzt als verderben, und [schamem] kann wüst werden, verlassen. Grad das Gegenteil sei zu nehmen, von wenig wenig weise!
Da gehört nicht die Verneinen [al] ×ל sondern [el] ×ל Kraft hin. Da nimmt man doch lieber "himmlisch" [schamim -i] und zeigt dort [schamim] auf Höheres, wie den Himmel, [schamajm]
Um Himmels willen, das ist zu kompliziert ?
Zerlegte Witze bringen halt leider nicht den gleichen Wert wie solche mit Bart.