Stochern wir im Nebel?

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#91 Re: Stochern wir im Nebel?

Beitrag von closs » Do 17. Jul 2014, 12:13

Münek hat geschrieben:Ausschließlich die göttliche Autorschaft macht aus ihr die "Heilige Schrift"; was denn sonst?
Das ist auch so eine Thema, das in sich zusammenbricht, sobald man es beleuchtet.

Wenn Gott allmächtig ist, ist ALLES gott-gefügt - auch, dass wir uns gerade hier unterhalten - selbst wenn wir das aus freien Stücken tun. - Wieso sollte es dann die Heilige Schrift NICHT sein?

Nach meinen Erkenntnissen steht in der Bibel (AUCH im AT) alle geistige Wahrheit drin, die nötig ist, um Gott als notwendiges Sein zu erkennen. - Gleichzeitig gilt für die Bibel ebenfalls der Satz: "Prüfet alles und behaltet das Gute". - Denn die Bibel ist von vorne bis hinten, von zeitgenössischen Parteilichkeiten bis zu kontaminierten Übersetzungen, durchsetzt mit Wahrheit und Lüge.

Aus meiner Sicht ist die Bibel DAS Buch schlechthin, an dem der Mensch lernen soll, zwischen gut und böse zu unterscheiden.

Pluto
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#92 Re: Stochern wir im Nebel?

Beitrag von Pluto » Do 17. Jul 2014, 13:10

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Und nun kommst du und verdrehst den ganzen evolutiven Sinn und Funktion unserer Gehirns.
Wieso das? - Das, was Du unter Evolution verstehst, bleibt vollkommen unangetastet.
Nein.
Erstens zählt nicht was ich dazu denke, und zweitens gibt eis keinerlei Indizien, dass wir uns qualitativ von anderen Menschenaffen unterscheiden — Sicher sind wir bessere Denker. Und wenn dabei Transzendenzfähigkeit als Nebeneffekt anfällt, kann man sich darüber freuen, aber warum um Himmels willen sollte das irgendwie ein besondere ureigene Eigenschaft der Menschen sein?
closs hat geschrieben:Es geht lediglich darum zu verdeutlichen, dass die Evolutions-Lehre keinerlei Aussagen machen kann/will/sollte, ob die Materie Urgrund des Geistes ist oder umgekehrt.
Es geht MIR nur darum zu verdeutlichen, dass man den Urspsrung der Transzendenfähigkeit als Folge steigender Intelligenz sehen kann und muss wenn man evolutiv denkt. Es bedarf nun mal keinerlei spirituelle Zugabe von Feenstaub o.ä.

Wie begründest du deine deine kategorische Ablehnung von zumindest rudimentären spirituellen Erlebnissen bei unseren nächsten Verwandten in der Natur?

Ist das vielleicht der Grund? Was nicht sein darf, kann auch nicht sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#93 Re: Stochern wir im Nebel?

Beitrag von closs » Do 17. Jul 2014, 13:53

Pluto hat geschrieben: zweitens gibt eis keinerlei Indizien, dass wir uns qualitativ von anderen Menschenaffen unterscheiden
Nach biologischen Gesichtspunkten nicht - das glaube ich Dir aufs Wort. - Die Biologie stellt doch gar nicht geistige Fragen.

Pluto hat geschrieben:aber warum um Himmels willen sollte das irgendwie ein besondere ureigene Eigenschaft der Menschen sein?
Es ist unter christlich-spirituellen Gesichtspunkten die Transzendenz-Fähigkeit, durch die der Mensch in Abgrenzung zu allen anderen Lebewesen definiert wird. - Ansonsten wäre er ein Tier - was Materialisten ja auch oft sagen.

Pluto hat geschrieben: dass man den Urspsrung der Transzendenfähigkeit als Folge steigender Intelligenz sehen kann und muss wenn man evolutiv denkt.
Das ist auch aus spiritueller Sicht nicht einmal falsch - die Muschel muss groß genug sein, dass sich eine Perle ansiedeln kann.

Pluto hat geschrieben:Wie begründest du deine deine kategorische Ablehnung von zumindest rudimentären spirituellen Erlebnissen bei unseren nächsten Verwandten in der Natur?
Habe ich doch gar nicht:
closs hat geschrieben:WENN es aber so ist, dass der Gorilla über seinen Ursprung und seinen Weg über den Daseins-Tod hinausdenken kann, dann wäre er ein spiritueller "Kollege".
Damit ist doch alles gesagt.

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Münek
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#94 Re: Stochern wir im Nebel?

Beitrag von Münek » Do 17. Jul 2014, 14:18

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ausschließlich die göttliche Autorschaft macht aus ihr die "Heilige Schrift"; was denn sonst?
Das ist auch so eine Thema, das in sich zusammenbricht, sobald man es beleuchtet.

Wenn Gott allmächtig ist, ist ALLES gott-gefügt - auch, dass wir uns gerade hier unterhalten - selbst wenn wir das aus freien Stücken tun. - Wieso sollte es dann die Heilige Schrift NICHT sein?

Nach meinen Erkenntnissen steht in der Bibel (AUCH im AT) alle geistige Wahrheit drin, die nötig ist, um Gott als notwendiges Sein zu erkennen. - Gleichzeitig gilt für die Bibel ebenfalls der Satz: "Prüfet alles und behaltet das Gute". - Denn die Bibel ist von vorne bis hinten, von zeitgenössischen Parteilichkeiten bis zu kontaminierten Übersetzungen, durchsetzt mit Wahrheit und Lüge.

Damit bleibt die Frage unbeantwortet, ob die Bibel reines Menschenwerk ist oder
die Texte den Schreibern vom "Heiligen Geist" eingehaucht worden sind, wie es Millionen
Christen glauben.

Ist die Bibel das "Wort Gottes", ist Gott der eigentliche Autor, haben wir es bei
den biblischen Schriften mit einer "Selbstoffenbarung Gottes" an die Menschheit zu tun?

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#95 Re: Stochern wir im Nebel?

Beitrag von Münek » Do 17. Jul 2014, 14:23

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ausschließlich die göttliche Autorschaft macht aus ihr die "Heilige Schrift"; was denn sonst?
Das ist auch so eine Thema, das in sich zusammenbricht, sobald man es beleuchtet.

Aus meiner Sicht ist die Bibel DAS Buch schlechthin, an dem der Mensch lernen soll, zwischen gut und böse zu unterscheiden.

Um Gotteswillen.

Das ist nicht Dein Ernst. :o

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#96 Re: Stochern wir im Nebel?

Beitrag von closs » Do 17. Jul 2014, 14:30

Münek hat geschrieben:welche Gründe ... sprechen nach Deiner Auffassung dafür, dass Deine Hypothese die richtige, Plutos Hypothese dagegen die falsche ist?
Zunächst geht es einmal darum, dass es schlicht und ergreifend handwerklich fehlerhaft ist, wenn man über die Beschreibung von Abläufen (Evolution) glaubt, Grundsatzfragen über das Verhältnis von Geist und Materie beantworten zu KÖNNEN. - Wäre dieses Ärgernis erst mal weg, könnte man viel leichter in Inhalte einsteigen.

Mit anderen Worten: Plutos Variante kann genauso richtig sein wie meine - beide Varianten sind meines Erachtens nicht falsifizierbar. - Also muss man begründen, warum man das eine oder das andere glaubt ("setzt").

Münek hat geschrieben:Was ist das FUNDAMENT, auf welches Du Deine Glaubensgewissheit stützt? Dir muss doch da irgendwie was Konkretes (Dir zumindest Vorstellbares) vorschweben, was imstande ist, Dir außerhalb von Fantasien Deiner Überzeugung eine rationale (keine hirngespinstige) Basis zu geben.
Das Problem für konstruktivistische Denkweise ist dabei, dass keiner dieser Gründe falsifizierbar ist, weil das gar nicht so sein KANN. - Denn jede Antwort auf Deine Frage beinhaltet eine Gegenüberstellung von geistiger und materieller Welt, wovon die geistige Welt nicht Gegenstand des Konstruktivismus bzw. der Naturwissenschaft sein kann.

Davon abgesehen besteht das Fundament auf eigenen geistigen Erkenntnissen, die nachvollziebar sind für diejenigen, deren diesbezüglicher "Schalter" umgelegt ist - insofern gibt es hier so etwas wie "Intersubjektivität" innerhalb einer Gruppe.

Weiterhin gibt es dazu ziemlich ausführliche dialektische philosophische und theologische Ausführungen, für die die großen Köpfe des Abendlandes Jahrzehnte gebraucht haben.

Um es in meinen Worten gaaanz und unzulässig kurz zu sagen: Jedes Denken, das dialektisch ist (also ALLES Denken im Dasein), endet entweder in einem unendlichen Regress oder bei einem pragmatischen Popper, der diesen Regress je nach Kenntnisstand kappt. - Es gibt jedoch auch ein Denken aus dem Dasein heraus, dass diese Dialektik an einem Punkt x (egal, ob man diesen Punkt jetzt "Omega-Punkt" oder "Gott" nennt) aufhebt in eine nicht mehr in These und Anti-These aufteilbare letzte Synthese. - Diese Synthese ist OHNE Zeit und birgt "Alles in Einem". - Lies mal dazu F. Tipler "Physik der Unsterblichkeit". - Tipler (Mathematiker/Physiker) hat zwar aufgrund seiner Schlussfolgerungen harsche Kritik eingesteckt - immerhin gestehen ihm seine Fachkollegen zu, dass seine Berechnungen selbst richtig sind.

Münek hat geschrieben:Wie und mit welchen Gründen erklärst Du Dir die Welt, deren Herkunft und Sinn? Was treiben Dich da für Vorstellungen?
Zunächst besteht ein Antrieb in der Erkenntnis, dass die materialistische Welt nur ihre eigenen Fragestellungen beantworten kann, nicht aber geistige Fragen beantworten kann. - Daraus ergeben sich folgende Fragen:

* Woher komme ich?
* Wohin gehe ich?
* Warum bin ich in der Lage, diese Frage zu stellen?
* Warum geht es Menschen in ALLEN Kulturkreise genauso? - Welchen evolutionären Zweck sollte es haben, sich seit Jahrtausenden über Dinge Gedanken zu machen, die keinen unmittelbaren Daseins-Zweck haben?
* Warum versteht man geistig aktivierte Menschen verschiedenster Kulturen auf Anhieb?
* Warum gibt es (beispielsweise) im AT (im NT ohnehin) zwischendrin Aussprüche, die den Nagel voll auf dem Kopf treffen?
* Warum sind Schöpfungsgeschichte, Sündenfall und Baum des Lebens zusammen mit dem Satz "Gott ist Liebe" geniale Chiffren für Dialektik und deren Aufhebung?
* Warum verstehen das einige auf Anhieb in aller Tiefe und andere nie?
* Etc.

Den Antworten dieser Fragen versucht man sich dann, im Laufe seines Lebens emotional, vernünftig, intellektuell, etc. anzunähern.

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#97 Re: Stochern wir im Nebel?

Beitrag von closs » Do 17. Jul 2014, 14:32

Münek hat geschrieben:Ist Gott der eigentliche Autor
Nein.
Münek hat geschrieben: haben wir es bei den biblischen Schriften mit einer "Selbstoffenbarung Gottes" an die Menschheit zu tun?
Ja.
Münek hat geschrieben:Um Gotteswillen.
Jösses - wie kann ich Dich beruhigen?

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#98 Re: Stochern wir im Nebel?

Beitrag von Pluto » Do 17. Jul 2014, 14:52

closs hat geschrieben:Das Problem für konstruktivistische Denkweise ist dabei, dass keiner dieser Gründe falsifizierbar ist, weil das gar nicht so sein KANN.
Ach so... Klingt sehr nach: Was nicht sein darf, kann auch nicht sein.

Es hat sich gezeigt, dass konstruktivistisches Denken in der Praxis zielführend ist. Das ist der pragmatische Grund warum der Konstrutktivismus eine so breite Akzeptanz erfährt.

Davon abgesehen besteht das Fundament auf eigenen geistigen Erkenntnissen, die nachvollziebar sind für diejenigen, deren diesbezüglicher "Schalter" umgelegt ist - insofern gibt es hier so etwas wie "Intersubjektivität" innerhalb einer Gruppe.
Ein mutiger Versuch deine Hyptohese zu verteidigen, mehr aber nicht. Du verbiegst die Definition der Intersubjektivität nach eigenen Zielvorstellungen um sie dem gewollten Ausgang zu erreichen. So was ist aber intelektuell unredlich.

Ist nun Transzendenz intersubjektiv beobachtbar, oder nicht? Die Antwort kann nur Ja oder Nein lauten, nicht "vielleicht" wenn deine privaten Bedingungen erfüllt sind.

Tipler (Mathematiker/Physiker) hat zwar aufgrund seiner Schlussfolgerungen harsche Kritik eingesteckt - immerhin gestehen ihm seine Fachkollegen zu, dass seine Berechnungen selbst richtig sind.
Letzteres bezweifle ich weil Tiplers Ideen auf einer heute falsifizierten Vorstellung eines wieder schrumpfenden Universums, basieren.

Den Antworten dieser Fragen versucht man sich dann, im Laufe seines Lebens emotional, vernünftig, intellektuell, etc. anzunähern.
Warum eigentlich? Warum nicht einfach akzeptieren, dass das Leben keinen Sinn hat, als sich geistige Antworten auszudenken?


Genügt es nicht zu sehen, dass ein Garten schön ist, ohne dass man auch noch glauben müsste, dass Feen darin wohnen? — Douglas Adams
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#99 Re: Stochern wir im Nebel?

Beitrag von Münek » Do 17. Jul 2014, 15:04

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ist Gott der eigentliche Autor
Nein.
Münek hat geschrieben: haben wir es bei den biblischen Schriften mit einer "Selbstoffenbarung Gottes" an die Menschheit zu tun?
Ja.

Klarer Widerspruch! Entweder beides "ja" oder beides "nein".

Wie ordnest Du folgenden Bibelspruch ein (2 Tim 3,16):

"Alle Schrift ist von Gott eingegeben ("gottgehaucht" = gr. theopneustos)".

U.a. auf diese Bibelstelle berufen sich Christen immer wieder, wenn sie er-
klären wollen, dass die Bibelschreiber "göttlich inspiriert" waren.

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#100 Re: Stochern wir im Nebel?

Beitrag von closs » Do 17. Jul 2014, 15:53

Münek hat geschrieben:Klarer Widerspruch! Entweder beides "ja" oder beides "nein".
Nein - Gott kann sich auch durch Fügung offenbaren. - Welche Rolle spielt das jetzt?

Münek hat geschrieben:"Alle Schrift ist von Gott eingegeben ("gottgehaucht" = gr. theopneustos)".
Wenn er es so gemeint hat, wie es allgemein interpretiert wird, halte ich nichts von diesem Spruch - dazu gibt es zuviele scheinbare oder echte Textwidersprüche - egal ob im Original oder per Quellenlage oder per Übersetzungen damals und heute.

Wenn es tief geistig gemeint ist, kann er recht haben (siehe oben: "Fügung") - aber das versteht k(aum)eine Sau. - Insofern würde ich solche Sätze ignorieren. - Denn es geht darum, was vom Geist beim Menschen ankommt - dazu braucht man keinen Absender, der einem bekannt ist.

Münek hat geschrieben:U.a. auf diese Bibelstelle berufen sich Christen immer wieder, wenn sie erklären wollen, dass die Bibelschreiber "göttlich inspiriert" waren.
Ich weiss. - Vieles im Christentum sucht Autorität als Statthalter für eigenes geistiges Vakuum.

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