Jeden Tag ein Gedicht
#11 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Friedrich Nietzsche
Ja! Ich weiß, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr' ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich.
Ja! Ich weiß, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr' ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich.
#12 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Rainer Maria Rilke
Ein Gott vermags. Wie aber, sag mir, soll
ein Mann ihm folgen durch die schmale Leier?
Sein Sinn ist Zwiespalt. An der Kreuzung zweier
Herzwege steht kein Tempel für Apoll.
Gesang, wie du ihn lehrst, ist nicht Begehr,
nicht Werbung um ein endlich noch Erreichtes;
Gesang ist Dasein. Für den Gott ein Leichtes.
Wann aber sind wir? Und wann wendet er
an unser Sein die Erde und die Sterne?
Dies ists nicht, Jüngling, Daß du liebst, wenn auch
die Stimme dann den Mund dir aufstößt, - lerne
vergessen, daß du aufsangst. Das verrinnt.
In Wahrheit singen, ist ein andrer Hauch.
Ein Hauch um nichts. Ein Wehn im Gott. Ein Wind.
(Aus: Die Sonette an Orpheus, Erster Teil, 1922)
Ein Gott vermags. Wie aber, sag mir, soll
ein Mann ihm folgen durch die schmale Leier?
Sein Sinn ist Zwiespalt. An der Kreuzung zweier
Herzwege steht kein Tempel für Apoll.
Gesang, wie du ihn lehrst, ist nicht Begehr,
nicht Werbung um ein endlich noch Erreichtes;
Gesang ist Dasein. Für den Gott ein Leichtes.
Wann aber sind wir? Und wann wendet er
an unser Sein die Erde und die Sterne?
Dies ists nicht, Jüngling, Daß du liebst, wenn auch
die Stimme dann den Mund dir aufstößt, - lerne
vergessen, daß du aufsangst. Das verrinnt.
In Wahrheit singen, ist ein andrer Hauch.
Ein Hauch um nichts. Ein Wehn im Gott. Ein Wind.
(Aus: Die Sonette an Orpheus, Erster Teil, 1922)
#13 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Mal was Einfaches zum Schmunzeln, von Wilhem Busch
Werde niemals Ehemann,
Denn als solcher, kann man sagen,
Muss man viel Verdruss ertragen.
Ein Onkel
der Gutes mitbringt,
ist besser, als eine Tante
die bloß Klavier spielt.
Rotwein ist für alte Knaben
Eine von den besten Gaben.
Das Reden tut dem Menschen gut,
wenn man es selber tut!
Denn mancher hat schon beklagt,
"Ach hätt’ ich das doch nicht gesagt."
Hartnäckig weiter fließt die Zeit,
die Zukunft wird Vergangenheit.
Werde niemals Ehemann,
Denn als solcher, kann man sagen,
Muss man viel Verdruss ertragen.
Ein Onkel
der Gutes mitbringt,
ist besser, als eine Tante
die bloß Klavier spielt.
Rotwein ist für alte Knaben
Eine von den besten Gaben.
Das Reden tut dem Menschen gut,
wenn man es selber tut!
Denn mancher hat schon beklagt,
"Ach hätt’ ich das doch nicht gesagt."
Hartnäckig weiter fließt die Zeit,
die Zukunft wird Vergangenheit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#14 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Joseph von Eichendorff:
Mondnacht
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis' die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
[Quelle]
Mondnacht
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis' die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
[Quelle]
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
Dietrich Bonhoeffer
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
Dietrich Bonhoeffer
- NutellaToast
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- Registriert: Fr 9. Aug 2013, 21:35
#15 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Die Nacht erwacht,
der Tag ist vollbracht.
Das Licht am Horizont, es sinkt immer weiter.
Doch in so manchem Hause ist´s dennoch sehr heiter
Die Sterne beziehen das Himmelszelt,
und tuns wie die Sonne, die die Gegend erhellt.
Der Mond steht klar, und leuchtend gar hell.
Der nächtliche Himmel ist prachtvoll, und schnell.
Dieser holden Perle will ich mich hingeben,
ich werde mich nun brav in´s bettchen rein legen.
Dann werde ich schlafen, dazu noch süß träumen,
jede Sekunde geniesen, keine einzge´ versäumen!
Uhm... made by myself... copyright und all der rechtliche kram halt
der Tag ist vollbracht.
Das Licht am Horizont, es sinkt immer weiter.
Doch in so manchem Hause ist´s dennoch sehr heiter
Die Sterne beziehen das Himmelszelt,
und tuns wie die Sonne, die die Gegend erhellt.
Der Mond steht klar, und leuchtend gar hell.
Der nächtliche Himmel ist prachtvoll, und schnell.
Dieser holden Perle will ich mich hingeben,
ich werde mich nun brav in´s bettchen rein legen.
Dann werde ich schlafen, dazu noch süß träumen,
jede Sekunde geniesen, keine einzge´ versäumen!
Uhm... made by myself... copyright und all der rechtliche kram halt


- NutellaToast
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- Registriert: Fr 9. Aug 2013, 21:35
#16 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Dieses Gedicht müsste ein paar Personen hier schon geläufig sein, doch ich halte es noch immer für sehr gut und es ist bis jetzt mit unter eines meiner besten Werke :>
Bon Anniversare
Ein Mann und eine Frau
Die hatten sich sehr lieb.
Da kann man sich gut denken,
Dass die Zweisamkeit nicht blieb.
Unter diesen Störenfrieden
Da fand ich mich wieder.
Doch statt meinem kleinen Zimmer
Wär mir ein größ´res lieber.
Wer kocht, wer putzt, wer macht das Essen?
An wem kann ich die Größe messen?
Dies alles vollzieht ein wahrer Engel
Ganz alleine für uns Bengel!
Ich danke Gott für jeden Tag
An dem ich deine Lieb vermag.
Auch dank ich dir dass ich darf leben
Nun will ich den Dank weitergeben!
Bon Anniversare
Ein Mann und eine Frau
Die hatten sich sehr lieb.
Da kann man sich gut denken,
Dass die Zweisamkeit nicht blieb.
Unter diesen Störenfrieden
Da fand ich mich wieder.
Doch statt meinem kleinen Zimmer
Wär mir ein größ´res lieber.
Wer kocht, wer putzt, wer macht das Essen?
An wem kann ich die Größe messen?
Dies alles vollzieht ein wahrer Engel
Ganz alleine für uns Bengel!
Ich danke Gott für jeden Tag
An dem ich deine Lieb vermag.
Auch dank ich dir dass ich darf leben
Nun will ich den Dank weitergeben!

-
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- Registriert: Mo 1. Jul 2013, 13:46
#17 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Danke für Deine Gedichte. Weiter so!
- Magdalena61
- Beiträge: 15073
- Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44
#18 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Eduard Mörike · 1804-1875
God bless you all for what you all have done for me.
- NutellaToast
- Beiträge: 81
- Registriert: Fr 9. Aug 2013, 21:35
#19 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Ein hellblauer Himmel, davon kann ich nur träumen,
Denn alles was fliegt, über all diesen Bäumen,
Ist grauschwarze Pampe, eine wahre Wolkendecke!
Man könnte glatt meinen, dass die Sonne sich verstecke.
Und in diesem Schulraum, da denket man nicht...
Es fehlt diesen Leuten die wahre Einsicht!
Der Lehrer geht kringeln, er kann´s nicht ertragen,
Was all diese Leute doch für falsches Sagen.
Doch auch unser Lehrer kann es nicht verleugnen,
Dass ich gar anders denk´.
Er ist sehr sarkastisch und will das erzeugen,
Was man Deutschunterricht nennt!
Ich weiß eine Lösung, doch wahrlich nicht seine,
Beim Interpretieren gibt´s oftmals auch keine,
Keine die richtig scheint, alles ist möglich...
Selbst wenn er fast weint, und sein Kopf scheinet rötlich!
Ich will nur das lernen, was ich auch mal brauch,
Und nicht meine Zeit geben in diesen Tausch,
Französisch zu lernen, wo käm´ ich da hin?
Mir schwebt etwas besseres oft in dem Sinn!
Denn alles was fliegt, über all diesen Bäumen,
Ist grauschwarze Pampe, eine wahre Wolkendecke!
Man könnte glatt meinen, dass die Sonne sich verstecke.
Und in diesem Schulraum, da denket man nicht...
Es fehlt diesen Leuten die wahre Einsicht!
Der Lehrer geht kringeln, er kann´s nicht ertragen,
Was all diese Leute doch für falsches Sagen.
Doch auch unser Lehrer kann es nicht verleugnen,
Dass ich gar anders denk´.
Er ist sehr sarkastisch und will das erzeugen,
Was man Deutschunterricht nennt!
Ich weiß eine Lösung, doch wahrlich nicht seine,
Beim Interpretieren gibt´s oftmals auch keine,
Keine die richtig scheint, alles ist möglich...
Selbst wenn er fast weint, und sein Kopf scheinet rötlich!
Ich will nur das lernen, was ich auch mal brauch,
Und nicht meine Zeit geben in diesen Tausch,
Französisch zu lernen, wo käm´ ich da hin?
Mir schwebt etwas besseres oft in dem Sinn!

#20 Re: Jeden Tag ein Gedicht
Rainer Maria Rilke: Siehe, ich wusste es sind solche
Siehe, ich wusste es sind
solche, die nie den gemeinsamen Gang
lernten zwischen den Menschen;
sondern der Aufgang in plötzlich
entatmete Himmel
war ihr Erstes. Der Flug
durch der Liebe Jahrtausende
ihr Nächstes, Unendliches.
Eh sie noch lächelten
weinten sie schon vor Freude;
eh sie noch weinten
war die Freude schon ewig.
Frage mich nicht
wie lange sie fühlten; wie lange
sah man sie noch? Denn unsichtbare sind
unsägliche Himmel
über der inneren Landschaft.
Eines ist Schicksal. Da werden die Menschen
sichtbarer. Stehn wie Türme. Verfalln.
Aber die Liebenden gehn
über der eignen Zerstörung
ewig hervor; denn aus dem Ewigen
ist kein Ausweg. Wer widerruft
Jubel?

Marc Chagall: Orpheus
Siehe, ich wusste es sind
solche, die nie den gemeinsamen Gang
lernten zwischen den Menschen;
sondern der Aufgang in plötzlich
entatmete Himmel
war ihr Erstes. Der Flug
durch der Liebe Jahrtausende
ihr Nächstes, Unendliches.
Eh sie noch lächelten
weinten sie schon vor Freude;
eh sie noch weinten
war die Freude schon ewig.
Frage mich nicht
wie lange sie fühlten; wie lange
sah man sie noch? Denn unsichtbare sind
unsägliche Himmel
über der inneren Landschaft.
Eines ist Schicksal. Da werden die Menschen
sichtbarer. Stehn wie Türme. Verfalln.
Aber die Liebenden gehn
über der eignen Zerstörung
ewig hervor; denn aus dem Ewigen
ist kein Ausweg. Wer widerruft
Jubel?

Marc Chagall: Orpheus